Jolle, Ziegelstein und Frühstücksbrett – Neues aus der Smartphonesammlung
Dieses Wochenende gab es mal wieder Bewegung in meiner Sammlung von Smartphones von der ich kurz berichten möchte.
Die Jolle dümpelt im Brackwasser
Seit Anfang des Jahres besitze und nutze ich das Jolla Smartphone. Jolla war und ist in meinen Augen ein Hoffnungsschimmer im Meer der Trostlosigkeit aus iOS, Android und Windows Smartphones. Die einzige europäische Firma, der ich es zutraue, ein den Amerikanern mindestens gleichwertiges Smartphonesystem entgegenzusetzen. Daher habe ich den Finnen einen Vertrauensvorschuss gegeben und zunächst über die vielen, teils wirklich nervigen Unzulänglichkeiten (siehe “Jolla – Das Nerd-Smartphone“) hinweggesehen.
Nach dem mittlerweile vierten Update des Betriebssystems Sailfish werde ich aber doch langsam ungeduldig, weil noch kein einziger der Schnitzer behoben wurde, die die Benutzung stören: Noch immer kein Datenaustausch über USB, noch immer werden im Mailclient Bilder automatisch nachgeladen, noch immer keine Möglichkeit mit mehreren ausgewählten Bildern irgendetwas sinnvolles zu tun, außer diese zu löschen, und so weiter und so fort. Nichts davon ist ein Killerargument gegen Jolla, aber in der Summe nervt das im Alltag gewaltig, zumal ich nicht den Eindruck habe, dass diese Probleme überhaupt mal angegangen werden.
Versuch einer Entscheidung
Kurz und knapp: Ich möchte endlich wieder ein Smartphone mit fluffiger Benutzeroberfläche. Auf meinen Arbeitsrechnern komme ich schon seit Jahren ohne Windows aus, also macht Windows Phone für mich keinen Sinn. Apple steht bei mir auch auf der Abschussliste – also auch kein iPhone. Bleibt Android. An und für sich ein gutes System – aber ich wollte ja gerade von der Zwangskopplung an Google weg und kein Telefon haben, dass mit Bloat- und Schrottsoftware (Facebook, Twitter, Dropbox, …) vollgemüllt ist, wie es bei meinen bisherigen HTC Modellen der Fall war.
HTC One S + Cyanogenmod = Ziegelstein
Die Hardware von meinem HTC One S fand ich schon immer gut: Flaches, extrem hochwertiges Alugehäuse, brauchbare 8MP Kamera und ausreichende Performance. Darauf ein Android, dass ohne überflüssigen Schnickschnack und Google daherkommt wäre fein. Und tatsächlich gibt es so etwas ja auch, u.a. bei Cyanogenmod. Ein entsprechendes ROM (Version 10.2) war schnell gefunden, von ernsthaften Problemen, wie seinerzeit der Kamera-Bug beim HTC Desire S (siehe “Cyanogenmod auf HTC Desire S“) war auch nichts zu lesen, also los gehts…
Um einen kompletten Nachmittag Flucherei auf den Punkt zu bringen: Beim Flashen des Betriebssystems ist so ungefähr alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Ich habe das Telefon gebrickt – es ist endgültig kaputt.
MIST!
Was nun? Die neuen Android Smartphones sind ja alle vollgemüllt – ausser man nimmt eines mit dem Originalsystem. Nachdem ich mir einige Tests durchgelesen hatte, ging ich zum Elektronikhändler um mir das NEXUS 5 (das offizielle Google Handy) anzusehen. Da es sich gut angefühlt hat und €20,- billiger war, als direkt bei Google, habe ich es mitgenommen.
Von Handies und Frühstücksbrettern
Die Hardware finde ich etwas zwiespältig. Ich fange mal mit der Nörgelei an: 5″ sind mir eigentlich viel zu groß, aber das Gerät ist sehr dünn und leicht und liegt gerade eben noch gut in der Hand. Den Trend zu Telefonen im Format von Frühstücksbrettern werde ich aber nie verstehen. Das Gehäuse ist leider nur aus Plastik – aber stabil und knarzt nicht. Drei leider schon übliche Konstruktionsfehler weist das Teil ebenfalls auf: Fest eingebauter Akku, keine Speicherkarte und die Micro Sim lässt sich nur mit einem winzigen Spezialwerkzeug öffnen, das man in ungefähr einer Sekunde unwiederbringlich verloren hat. Das geht alles deutlich besser, wie der Blick auf das Jolla zeigt.
Gut hingegen ist das Display mit Full HD Auflösung (1920×1080), die 8MP Kamera und die schiere Rechenpower der 2,2GHz Quadcore CPU. Da hakt und ruckelt nichts, der Browser ist blitzschnell und die Bedienung ist unglaublich fluffig.
Gesamteindruck der Hardware: Nicht richtig High-End, aber für €330,- sehr wohlfeil.
Vanilla Android 4.4
Ein Vorteil der jeweiligen Google Referenzgeräte ist, dass sie mit der aktuellsten Android Version ausgeliefert werden und auch als erste mit Updates versorgt werden. Ein weiterer wichtiger Vorteil ist das Fehlen von ungewollter Zusatzsoftware. Beim HTC haben mich die Facebook-App, Twitter-App, Dropbox und weiterer vorinstallierter Mist genervt. Besonders schlimm wurde es dadurch, dass sich das Zeug nicht deinstallieren ließ, man immer darauf hinwegiesen wurde, doch bitte die Facebook App zu nutzen, anstelle der mobilen Website und die Kontaktdaten aus verschiedenen Quelle ungefragt durcheinandergewürfelt wurden.
Hier ist das nicht der Fall. Es gibt nur die üblichen Google Apps. Wer mehr will, muss es eben nachinstallieren. Gut so.
Bleibt noch das Problem Google…
Google entschärfen
Android bietet mittlerweile unglaublich viele Komfort-Features, deren Nutzung sich Google mit den persönlichen Daten bezahlen lässt. Ein wenig gegenhalten kann man aber, wenn man weiß wie.
Das Backup von Daten bei Google habe ich deaktiviert.
Google Hangout habe ich für Google+ blockiert und nutze es nur für SMS.
Google+ und Gmail sind zwar aktiviert, aber ich nutze beides nicht. Meine Kontakte und Termine habe dort ich mittlerweile gelöscht und nutze stattdessen einen eigenen Owncloud Server um meine Geräte zu synchronisieren. Dazu benötigt man noch zwei kleine Softwarepakete (CardDAV und CalDAV).
Dann habe ich noch den Mailclient K9 installiert, die wichtigsten Widgets eingerichtet und nun ist alles fein. Der Alltag kann kommen und ich bin auf die Ausdauer des Akkus gespannt…