tiny little gizmos

eBooks – meine Erfahrung

Während meines Kalifornienaufenthalts im Mai war die iPad-Hysterie auf ihrem Höhepunkt. Seit Monaten überschlugen sich die Medien mit Berichten über die neue Wundertafel. Verleger sahen in ihr den heiligen Gral für die Zukunft des Bezahlcontents, während sich Geeks über die unzulängliche Ausstattung mokierten. Das Gerät war seit 2 Wochen in den USA zu haben – allerdings ständig ausverkauft. Die Hälfte der Produktion musste in der San Francisco Bay Area verkauft worden sein, so häufig sah ich es bereits im Einsatz.

Nach einem kurzen Test kam ich zu dem Schluss, daß es für mich nicht sinnvoll ist. Dafür wurde eine andere Gerätegattung plötzlich billig, für die ich mich schon seit längerem interessiert hatte: Reine eBook Reader. Der Nachteil an eBook Readern ist, daß sie ausschliesslich als Lesegeräte taugen. Der Vorteil ist, daß sie aufgrund des speziellen e-Paper Displays dafür mit weitem Abstand besser geeignet sind, als jedes andere elektronische Gerät. Soviel zur Theorie – nun zur Praxis.

Um eigene Erfahrungen zu sammeln, kaufte ich mir für €100 einen einfachen Sony PRS-300 mit 5 Zoll Anzeige. Das Gerät bietet nur Basisfunktionen. Es hat im Gegensatz zum Amazon Kindle keine Tasten, mit denen man Notizen an die virtuellen Seiten anheften kann. Zudem ist weder weder Mobilfunk, noch WLAN eingebaut. Die Bücher werden per USB von einem PC übertragen, der dazu eine spezielle Verwaltungssoftware benötigt. Das kennen wir ja schon von Apples iTunes. Die Software ist interessanterweise auf dem Reader gespeichert. Wenn man ihn also das erste mal an den PC anschliesst, kann man die Software sofort installieren. Nett.

Das Display ist – wie man es bei ePaper erwarten kann – gestochen scharf und unbeleuchtet. Der Kontrast ist ahnlich wie Druck auf Recyclingpapier. Der Nachteil, daß man abends, genau wie bei richtigen Büchern eine Leselampe benötigt, wird m.E. dadurch mehr als ausgeglichen, daß man problemlos unter freiem Himmel lesen kann, z.B. wenn man zum nächsten Badesee fährt (siehe Foto).

Sony Reader PRS-300

Tageslichttauglich - Sony eBook Reader

Die Bedienung ist einfach: Einschalten, Buch auswählen und dann entweder einfach von vorne loslesen, ein Kapitel anwählen oder zum Lesezeichen springen. Das ‘Umblättern’ dauert eine halbe Sekunde, während der Bildschirm einmal kurz invertiert wird. Man muss allederdings recht häufig umblättern, weil nicht sehr viel Text auf das Display passt. Ein etwas größeres mit 6″ oder 7″ und entsprechend höherer Auflösung würde echtes Buchfeeling aufkommen lassen.

Eine Akkuladung hielt nicht ganz so lange, wie ich es erhofft hatte. Nach einer Woche war Aufladen angesagt. Dazu benötigt man nicht unbedingt ein Ladegerät, weil der Reader auch per USB aufgeladen werden kann.

Eigentlich ist alles soweit fein: Das Gerät ist leicht, kompakt, schlicht und bietet mit seinem Aluminiumgehäuse eine angenehme Haptik. Die Bedienung ist fast Idiotensicher und das Lesen selbst ist recht angenehm. Dennoch verstaubt der Reader gerade etwas. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe:

Das Angebot an Texten, die mich interessieren und die ich lizensieren möchte (von “kaufen” kann ja bei eBooks keine Rede sein) ist einfach unzureichend. Ich bin einfach nicht bereit, für eine Datei, deren Verwendung per DRM (Digital Rights Management) eingeschränkt ist, den selben Preis, wie für ein richtiges Buch zu zahlen.

Zudem habe ich schwere Datenschutzbedenken. Nicht nur, daß mit eBooks nachprüfbar ist, welche Bücher ich überhaupt kaufe, sondern es ist darüberhinaus nachprüfbar, was und wann ich tatsächlich lese. Was würden Grenzbeamte in Zeiten der Terrorhysterie schlussfolgern, wenn ich Beispielsweise Cory Doctorows “Little Brother“, Carl von Clausewitz, Den Koran und ein Buch über “Advanced Chemistry” auf meinem Reader hätte?

So intensiv ich auch das Internet und mobile Geräte nutze – manche Sachen sind analog irgendwie doch besser. Bücher gehören m.E. dazu.