In letzter Zeit habe ich mich wieder verstärkt mit Themen wie Nachhaltigkeit und alternativen Wohnformen beschäftigt. Ich habe dabei bemerkt, daß in den USA eine Bewegung zu entstehen scheint, die sich dem Wohnen auf extrem beschränktem Raum verschrieben hat. Natürlich ist dort mal wieder alles extremer, als bei uns. So geht es nicht einfach nur um die vergleichsweise banale Erkenntnis, daß 300qm große “McMansions” ziemlicher Quatsch sind, sondern gleich um eine neue Weltanschauung.
Diese Bewegung hat verschiedene Gesichter. Für uns Europäer sicherlich nachvollziehbar, wenn Cottages, “Shotgun”-Houses oder andere vergleichbare alte, kleine Gebäude renoviert werden und in neuem Glanze erstrahlen. Bei 9qm kleinen “Häusern” von Tumbleweed Tiny Houses oder Tiny Texas Houses fragt sich aber sicher der Eine oder die Andere, was das soll.
Auslöser ist zum Teil sicherlich die Immobilien- und Wirtschaftskrise, aber auch das wachsende Unbehagen gegen die extremen der Konsumgesellschaft. Um aber ernsthaft auf weniger als 20qm wohnen zu wollen und zu können, muss man die übliche westliche Lebensweise hinter sich lassen. Die betreffenden Menschen gingen diesen Schritt meist nicht primär aus wirtschaftlichen Zwängen heraus, sondern aus Überzeugung. Insofern ist es durchaus lohnenwert, sich mit ihren Beweggründen auseinanderzusetzen.
Ein wichtiges Motiv ist der Wunsch, ressourcenschonend zu leben. Mit sehr wenig Platz ist man quasi gezwungen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren und kein unnützes Zeug anzuhäufen. Ein Bewohner eines Microhauses beschrieb, daß er vor dem Umzug seinen Haushalt in 3 Kategorien einteilte: Dinge, die er mindestens einmal in der Woche benutzt, Dinge mit einem hohen emotionalen Wert und ‘anderes Zeug’. Er stellte fest, daß die letzte Kategorie über 80% von seinem Haushalt ausmachte und trennte sich davon.
Kleine Häuser benötigen wenig Material beim Bauen und keine riesigen Grundstücke. Viele dieser “Häuser” sind eigentlich Trailer – also nach deutschem Recht Wohnwagen. Sie benötigen kein Fundament und versiegeln somit auch kein Land. Ein Motiv, daß ich selbst sehr faszinierend finde, das in Deutschland aber eher wenig verbreitet ist, ist der Wunsch ‘off grid’ zu leben. Also unabhängig von den üblichen Ver- und Entsorgungsnetzen.
Wasser und Abwasser können wahlweise normal angeschlossen werden, aber es ist auch ein Tanksystem, wie bei Wohnwagen möglich. Der Heizbedarf für ca. 10qm ist bei normaler Wärmeisolierung minimal. Dee Williams, die sich für das Leben in einem Microhaus entschieden hat, sagte in einem Interview auf ‘Yesmagazine‘, daß die Heizkosten nur $8 pro Monat betragen würden. Sie verzichtete sogar auf einen Stromanschluss, weil die Solarzellen auf dem Dach genügend Strom für die LED-Leuchten, ihr Handy und den Laptop liefert. Mehr bräuchte sie nicht.
Sicherlich sind solche Beispiele extrem, aber sie zeigen, was möglich ist und können Denkanregungen auch auf dieser Seite des Atlantiks liefern.
“Deutschland fehlt der öffentliche Diskurs, die angemessene Gesetzgebung und eine entsprechende Mentalität, um mit den Veränderungen durch das Internet zurechtzukommen.”
Marcel Weiss in “Deutschland degeneriert in ein Entwicklungsland” auf netzwertig.com
In diesem Zusammenhang ebenfalls lesenswert: “Der Kampf der Kulturen“von Ralf Bendrath auf netzpolitik.org.
Es geht nicht um Kinderpornos, nicht um Musik-“piraten”, nicht um den Zeitungsmarkt. Es geht um die prinzipielle Machtfrage in der westlichen Welt. Die alten Eliten versuchen mit allen Mitteln, die Veränderungen durch die offene Kommunikation per Internet zu verhindern, unter Kontrolle zu bringen und Menschen, die davon Vorteile genießen zu illegalisieren. Besser wäre es, wenn sie versuchen würden, den Wandel zu akzeptieren und mitzugestalten. Das ist aber offensichtlich nicht erwünscht. Wenn sich daran nichts ändert, wird es unweigerlich zu einem Kulturkampf kommen. Und ich befürchte, daß dieser lang und schmutzig wird. Am Ende werden wir unsere Wirtschaftkraft verspielt, totalitäre Überwachungsmonstren geschaffen und die Hälfte unserer Bevölkerung in die Illegalität getrieben haben.
Muss das sein?
Ich bin eben durch Zufall über den Artikel “Update: Web und DNS manipuliert” bei KeenTech gestolpert. Da dachte ich mir “Hoppla – die Zensurtechnik wird ja offensichtlich schon eingesetzt.”
Was ist passiert?
Das Symptom ist folgendes: Ein Vertipper in der URL und man sieht nicht etwa die korrekte Fehlermeldung, daß die Domain nicht existiert, sondern landet ungefragt auf einer Seite der Telekom.
Da ich auch Kunde bei der Telekom bin, habe ich dann auch gleich mal eine nicht-existierende Adresse (www.olmetzer.de) ausprobiert und siehe da: Eine harmlos aussehende Seite der Telekom gibt sich dreisterweise als die gewünschte aus. Der angefragte Domainname steht oben in der Browserleiste und es wird eine falsche Website dazu angezeigt.
Zur Kontrolle habe ich gleich mal auf der Kommandozeile nslookup www.olmetzer.de eingegeben und bekomme als Antwort 80.156.86.78 und 62.157.140.133 – das sind ein Server von der Telekom.
Ui – da wird also unverfrorenerweise der Domain Name Service manipuliert und mir ungefragt eine falsche Antwort untergejubelt.
Wo ist das Problem?
Das Problem ist, daß die Telekom nicht mehr sachlich korrekte, sondern in ihrem Interesse manipulierte Antworten gibt. Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, daß die über meinen Anschluss aufgerufenen Seiten auch wirklich die sind, für die ich sie halte. Dieses Vorgehen ist als Domain-Spoofing bekannt und wird gehört eigentlich zu bekannteren Angriffsmethoden von Hackern.
Die Telekom als Hacker? Super!
Bei dem gezeigten Beispiel mag das noch vergleichsweise harmlos sein, aber damit sind dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Da ja eigentlich alle Internetdienste auf dem Domain Name Service basieren, sind viele lustige Szenarien denkbar:
– Man-in-the-middle Attacken auf sensible Dienste, wie Online-Banking
– Chats, die direkt über Server von Geheimdiensten laufen
– Das Umbiegen von automatischen Updates, um Schadsoftware oder manipuliertes Beweismaterial in Computer einzuschleusen zu können.
– Willkürliche Sperrungen unliebsamer Informationsquellen.
…und noch 1000 weitere Sachen, auf die ich jetzt in der Eile gar nicht komme.
Ich gehe davon aus, daß das nicht “aus Versehen” passiert, sondern im Zusammenhang mit den Zensurbestrebungen unserer herzallerliebsten Regierung steht. Seit einigen Tagen lässt sich ja zum Beispiel auch die Domain Wikileaks nicht mehr aufrufen (siehe z.B. Heise online: “Deutsche Wikileaks-Domain gesperrt).
Trotzdem – oder gerade deshalb: Mir als juristischem Laien stellt sich die Frage, ob hier nicht eine Strafbare Handlung i.S.d. § 303a vorliegt.
Neulich standen wir bei einem größeren PHP Projekt, das auf dem Zend-Framework basiert, vor der Aufgabe, die Systeme so einzurichten, daß eine flexible Releaseplanung möglich wurde. Die übliche Trennung in Live, Staging und Developmentsystem und das SVN Repository reichten nicht mehr aus, weil die Anforderungen gestiegen waren.
Die oberste Priorität bei dem Projekt ist Stabilität. Gleichzeitig hagelt es aber ununterbrochen Sonderwünsche von verschiedenen Fachabteilungen. Der einfache entwickeln-testen-livestellen Workflow genügt so nicht. Was ist also zu tun?
Wir entschieden uns, das Projekt grundsätzlich in einen Entwicklungszweig (devel) und einen stabilen Produktionszweig (stable) zu teilen. Dementsprechend gibt es für den Stable-Branch die übliche Devel-Staging-Live Umgebung. In diesem Zweig werden ausschlißelich Bugfixes gepflegt, während Funktionsänderungen und Ergänzungen ausschließlich in dem Devel-Zweig vorgenommen werden, in dem jeder Entwickler einen eigenen Arbeitsbereich hat.
Das ist zwar schon besser, löst aber noch nicht die Problematik mit den Anforderungen der Fachabteilungen, die häufig nicht auf ein neues Major Release warten wollen oder können. Also haben wir die bisherige Applikation in Fachanwendungen und gemeinsam genutzte Basisfunktionen geteilt. Nun stellte sich die Frage, wie man das bei einer Zend FW-basierten Anwendung macht und wie die Versionsverwaltung dafür aussehen kann. Schließlich liegen alle Controller in einem Verzeichnis, alle Models in einem Verzeichnis und alle Views ebenfalls in einem Verzeichnis.
Refactoring
Die Lösung ist, alle Controller einer Fachanwendung in ein eigenes Unterverzeichnis zu packen und dasselbe mit den Models und den Views zu tun. Dementsprechend ändert sich selbstverständlich die Benamung von Dateien, Klassen und URLs. Ein fiktives Beispiel:
Der Controller ‘Abrechnung‘ gehört zur Fachanwendung ‘Bestellungen’. Nun lag also bisher im Verzeichnis ‘application/controllers/‘ die Datei ‘AbrechnungController.php‘ mit der Klasse ‘AbrechnungController‘. Die URL lautete dementsprechend ‘http://servername/abrechnung/‘.
Nach dem Umbau liegt die Datei ‘AbrechnungController.php‘ in dem Verzeichnis ‘application/controllers/Bestellungen‘ und die Klasse heißt nunmehr ‘Bestellungen_AbrechnungController‘. Die URL ist daher nun ‘http://servername/bestellungen_abrechnung/‘.
Versionskontrolle
Da nun die einzelnen Applikationteile getrennt sind, können sie jeweils in separate Subversion Repositories gepflegt werden. Genauer gesagt, gibt es weiterhin nur eines, das aber wie folgt eingerichtet wird: Im Repository gibt es für jeden Applikationsteil (Basis und Fachanwendungen) ein eigenes Unterverzeichnis. Innerhalb dieses Unterverzeichnisses folgt die üblich Einteilung in ‘trunk’ (Hauptzweig), ‘branches’ (Release) und ‘tags’. Das sieht dann ungefähr so aus:
repos/
base/
branches/
tags/
trunk/
bestellungen/
branches/
tags/
trunk/
rechnungswesen/
branches/
tags/
trunk/
Ein Release ist nun ein Branch von ‘base’ in das bestimmte Releases der jeweiligen Fachaanwendungen per svn:external eingebunden wird. Es ist also bspw. möglich, eine Version 1.2 mit ‘Bestellungen 0.7’ und ‘Rechnungswesen 1.4’ zusammenzustellen.
In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob die Praxis hält, was wir uns in der Theorie so schön ausgedacht haben.
Dirk Ollmetzer | Friday, 10 April 2009 |
Fundstücke
Ich bin vor ‘ner Stunde über diesen wirklich sehr liebevoll gemachten Blog (http://clockworker.de/cw/) zum Thema Steampunk gestolpert. Seitdem stöbere ich durch die Artikel und bin begeistert. Klasse Bilder, seltsame Maschinen, schräge Videos und hin und wieder auch mal ‘ne attraktive Frau. Ich finde diese Genre einfach toll.
Ahhhh, 4 Tage frei.
So langsam verblasst der gestrige Strassenwahnsinn. Um 17:15 Feierabend in Hamburg – um 22:15 zu Hause in Berlin. Bis zur Autbahn im “weniger-als-Schritt-Tempo” um dann nahtlos in einen 15 KM-Stau überzugehen und die restlichen ca. 250 Km bis Berlin Stoßstange an Stoßstange. Das brauche ich nicht so häufig.
Aber nu ist erstmal Ruh’!
Marco von cleantechies.com hatte mich neulich für Anfang Mai zu einem Workshop nach Kalifornien eingeladen. Zeitlich passt das gerade ganz gut und thematisch finde ich die Fragestellung, wie Onlinemarketing im Umwelttechnologiesektor eingesetzt werden kann auch recht spannend. Schlechtestenfalls gibt es interessante Gespräche und bestenfalls haufenweise Ideen oder sogar ein kleines neues Tool. Warum also nicht mal wieder nach Kalifornien fliegen?
Ich habe einen erstaunlich günstigen Flug bekommen und der Mietwagen reisst auch keine allzugroßen Löcher ins Budget. Die Motelpreise machen mir allerdings noch etwas Kopfzerbrechen. In den letzten zwei Jahren haben diese recht beachtlich angezogen, aber Marco meinte, daß wir da schon eine Lösung finden werden.
Okay, ich bleibe entspannt. Das ist ohnehin die richtige Grundhaltung für “cali”. Ich freue mich auch schon auf die leckeren Lebensmittel von Trader Joe’s – hmmm…
Seit einiger Zeit muß man sich ja vor der Einreise in die USA online registrieren. Irisscan und Fingerabdruck haben sie ja von mir schon seit meiner letzten Reise. Jedesmal ein neuer Spass – sind schon lustig die Jungs und Mädels von der “homeland security”. Wenn man deren Registrierungsseite aufruft, bekommt man erstmal ein wirklich riesiges Popup zu sehen, daß einen erstmal ein wenig einschüchtert. Aber eines muss man den Amis lassen – ehrlich sind sie. Da könnte sich das BKA mal eine Scheibe von abschneiden.
Beachten Sie bitte die Warnhinweise
Das Registrieren an sich ist aber selbst für Berufsparanoiker wie mich völlig harmlos und eigentlich komplett überflüssig. Als Deutscher nimmt man ja i.d.R. am Visa Waiver Program teil, d.h. man muss vor der Einreise kein Visum beantragen, wenn man nicht vorhat länger als drei Monate in den USA zu bleiben oder dort zu arbeiten. Bei der Onlineregistrierung muss man nun im Prinzip genau dieselben Daten angeben, die man früher auch schon auf diese grünen Zettel schreiben musste, die man im Flugzeug bekommen hat. Name, Ausweisdaten, Adresse in den USA und eine handvoll Fragen, die man gar nicht glauben mag, wenn man sie zum ersten mal liest (“Sind Sie Krank, drogenabhängig oder planen Sie terroristische Anschläge…?“). Letztlich aber gar nichts Neues.
Jedenfalls freue ich mich schon und vielleicht schaffe ich es ja diesmal auf ‘nen Golfplatz oder mir wenigsten einige interessante alternative Wohnformen (Hausboote usw.) anzusehen.
Obwohl ich selbst seit mehr als zwei Jahren bei diesem Microblogging/Groupmessaging Zeug mitbaue und mitmache, ist mein Verhältnis dennoch etwas ambivalent.
Einerseits halte ich solche Tools prinzipiell für genial, weil sie meiner Meinung nach ein tatsächlich vorhandenens Kommunikationsbedürfnis auf einfache Art befriedigen.
Andererseits kommt es immer darauf an, was die Menschen draus machen. Das ist aber genau der Knackpunkt. Und das war auch schon das Problem bei Newsgroups und E-Mail: Zwei Dienste, die man heutzutage kaum noch vernünftig benutzen kann.
Michael Seemann hat auf seinem Blog vor einiger Zeit eine “nur” emotional begründete Kritik vorgebracht: “Twitter stinkt!“. Die Kritik halte ich trotzdem für relevant, weil Emotionalität in Kommunikationsfragen über hopp oder top entscheiden kann. Jetzt hat er aber auch noch eine sachlich begründete Kritik geschrieben: “Das Ende von Twitter“.
Die Kernthese ist: Twitter ist eine “Sendeblase”: “niemand hört irgendwem noch zu. Jedenfalls tendentiell.”
Wie jedes Medium das eine relavante Reichweite erreicht hat, wird nun auch twitter von Neugierigen und Geschäftemachern vereinnahmt und zunehmend missbraucht. Das kann die Idee zerstören, noch bevor sie bei dem breiten Publikum überhaupt angekommen ist.
Mal wieder Clay Shirky: “Newspapers and Thinking the Unthinkable“. Klasse Artikel über die Zukunft der Zeitungen – und eigentlich jeglicher Mediendistributionskanäle. Die Quintessenz für mich:
“It makes increasingly less sense even to talk about a publishing industry, because the core problem publishing solves – the incredible difficulty, complexity, and expense of making something available to the public – has stopped being a problem.“
Ich wollt’ ja nix dazu schreiben. Diese ganze Amoklauf-Scheiss und das abgrundtief eklige Mediengewichse danach. Verlogen bis sonstwohin. Dieses falsche Betroffenheitsgetüter – damit meine ich natürlich nicht die wirklichen Betroffenen. Mein tieftes Beileid. Ehrlich.
Natürlich hat der Junge auch Ballerspiele gespielt (wie fast jeder in dem Alter) und so weiter. Jedesmal dieselbe Leier. Ein guter Grund für einen Amoklauf ist übrigens die Medienberichterstattung danach. Ein anderer Grund ist, daß man als Jugendlicher irgendwann feststellt, in welche gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mechanismen und Strukturen man reingepresst werden soll. Wenn man nicht völlig abgestumpft ist, erzeugt das natürlich extremes Unwohlsein. Das in einer Zeit, in der man mit sich selber schon nicht klarkommt. Und dann ist da natürlich der Horror schlechthin: die Schule selbst. Was für ein gottverdammter Alptraum, wenn ich daran zurückdenke.
Und genau dazu habe ich gerade einen guten Artikel auf dem Blog “Graubrot” gefunden: “unfassbar?“. 100% Zustimmung.
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