Nerds und Publisher warten gespannt auf das kommende Tablet von Apple, von dem nicht weniger erwartet wird, als den Zeitungs und Buchmark gehörig aufzumischen. Was muss das Gerät bringen, um den (sehr) hohen Erwartungen gerecht werden zu können?
Es soll denselben Lesekomfort, wie Papier bieten, aber auch als (Web-)Surftablett taugen und mindestens auch noch Videos abspielen können. Eine lange Akku-Laufzeit ist natürlich auch unabdingbar. Bisher ist dieser Spagat nicht zu schaffen. Knackpunkt des neuen Gerätes ist das Display.
Der hohe Lesekomfort, wie ihn die E-Ink Displays von E-Bookreadern bieten, kommt einerseits von deren hoher Auflösung und weil sie passiv (also nicht leuchtend) sind. Zudem verbrauchen sie nur beim Umblättern Strom. Eine Akkuladung kann also unter Umständen Wochen halten. Leider sind sie bisher nur in Schwarz/Weiss erhältlich und sehr langsam. Ein Bildwechsel dauert schon mal eine Sekunde. Damit sind keine Videos möglich und selbst normale Menübedienung ist unkomfortabel. Videotaugliche Farbdisplays sind aber bisher einfach zu stromhungrig und beim konzentrierten Betrachten (= lesen) auf Dauer nicht augenschonend.
Was hat Apple also in der Pipeline? Ich wage mal einen Blick in die Glaskugel:
Für denkbar halte ich ein Display, wie es seit geraumer Zeit im OLPC XO eingesetzt wird, aber vielleicht wird es auch ein Mirasol-Display?
Das Pixel Qi Display des OLPC XO hat zwei verschiedene Betriebsmodi: Mit aktiver Hintergrundbeleuchtung scheint es ein ganz normales Farb-LCD zu sein. Sobald man aber die Hintergrundbeleuchtung abschaltet, hat man es mit einem Schwarz-Weiss Display zu tun, das eine dreimal so hohe Auflösung hat, kaum Strom verbraucht und in der Sonne gut ablesbar ist. Hier ist ein Video mit einem Prototypen in einem normalen Acer-Notebook:
Das Mirasol Display von Qualcomm arbeitet hingegen mit winzig kleinen Spiegeln, die jeweils Licht einer bestimmten Wellenlänge (=Farbe) reflektieren. Ein Prototyp wurde gerade auf der CES in Las Vegas vorgeführt:
Ein normales LCD wird jedenfalls höchstwahrscheinlich nicht nicht im iSlate (falls es so heissen wird) verbaut werden. Ich bin auf das Apple Event am 26. Januar gespannt.
So super der Kongress angefangen hat, so schwach hört er – zumindest für mich – leider auf. Gestern war noch gemischt . Der erste Vortrag “Playing with the built city” wurde zwar allgemein gut aufgenommen, leider konnte ich diesem nicht einen einzigen halbwegs neuen Gedanken entnehmen. Vielleicht liegt das daran, daß die anderen Zuhörer eher technisch vorgebildet sind, und ich in meinem früheren Leben als Stadtplaner tätig war.
Der zweite Vortrag “vom Kreationismus zum Kollektivismus” war hingegen sehr unterhaltsam und hätte vermutlich doppelt so lange dauern können. Der Vortragende ist nämlich nicht ansatzweise mit seinen Folien durchgekommen und das Publikum hätte gern noch mehr gehört. Insbesondere weshalb sich viele Menschen Faktenwissen verweigern, wenn sie von der Komplexität überfordert sind, oder die Fakten ihrem eigenen Weltbild widersprechen.
Nach einer Pause, in der ich mich über Microcopter informiert habe (www.mikrokopter.de), hörte ich mir den Vortrag zum Thema “Hosting Online Communities” an. Leider blieb dieser doch arg oberflächlich. die beiden Vortragenden – deren Expertise ich in keiner Weise anzweifeln möchte – hielten sich bei etlichen Allgemeinplätzen auf: RICHTIGE Hardware aussuchen, auf gute, verlässliche und redundante Anbindung achten, Backups und Notfallpläne erstellen und testen, mit allen wichtigen Anprechpartnern bekannt sein, etc…
Den Vortrag über die Sicherheit von Cardreadern habe ich ausfallen lassen, da ich mich am Tag zuvor bei Hardwarethemen bereits genügend gelangweilt hatte.
Während es Mittags im BCC noch erträglich war, nahm die Anzahl der Besucher zum Abend hin immer mehr zu. Die letzten beiden Vorträge, die mich interessiert hätten, “I, Internet” und “Location Tracking” habe ich mir dann geschenkt, weil bereits eine halbe Stunde vor Beginn deratig viele Leute vor Saal 2 warteten, daß man kaum noch durch den Gang kam.
Heute hatte ich eigentlich nicht mehr viel vor, aber selbst das wollte nicht so recht gelingen. In dichtem Schneetreiben machte ich mich um 11:00 auf den Weg zum BCC um mir einen letzten Vortrag anzuhören. Da ich in der letzten Zeit viel für eine Bank gearbeitet habe, interessierte mich das Thema IBM AS400. Ich kam rechtzeitig und fand auch einen guten Sitzplatz. Kaum hatte ich mich eingerichtet, trat auch schon jemand auf die Bühne um den Vortrag abzusagen. Suuuper!
Die Cafeteria-Lounge, in der ich mein Netbook anwerfen wollte, machte mittlerweile leider einen arg vernachlässigten Eindruck: Entweder waren die Plätze von Schlafenden belegt (12:00 Mittags!), oder sie waren versifft. Ich verstehe einfach nicht, weshalb man keimige Pappteller nicht einfach in die kaum 2m entfernte Mülltonne werfen kann.
Dazu kommt, daß ich mich – obwohl es noch verhältnismäßig leer ist – an keinem der 8 WLAN Accesspoints anmelden konnte. Dann eben doch den UMTS-Surfstick herausholen. Irgendwie bin ich heute bedient. Wenigstens konnte ich noch ein paar Punkte für CACert sammeln.
Dennoch möchte ich für mich ein positives Fazit ziehen: Nirgendwo bekommt man so konzentriert einen Eindruck, wie es augenblicklich um die Informationsgesellschaft bestellt ist: Technik, Sicherheit, Datenschutz, Bürgerrechte. ein großer Teil der Probleme mit diesem Kongress kommt eben auch daher, daß er zu Recht total überlaufen ist. Mal sehen, wie das in den nächsten Jahren gehandhabt werden soll.
Die gestrigen Vorträge über selbstgebaute Videohardware auf FPGA-Basis und Advanced Microcontroller Programming haben mir selbst nicht sehr viel gebracht. Einerseits aufgrund nicht ausreichend vorhandenem Grundwissen, andererseits habe ich festgestellt, daß mich die Frage, in welchen Taktzyklen man DRAM Speicher auslesen sollte, damit die Videotransformation synchron zum Bildaufbau durchgeführt werden kann, einfach nicht so recht interessiert.
Ich bin einfach nicht der Hardware-Guy.
Der letzte Vortrag, den ich mir gestern Abend anhörte handelte vom Stand des Verfahrens der Verfassungsklage gegen die Vorratsdatenspeicherung. Es wurde ein Bischen zum Verfahrensablauf selbst, den vom Gericht angeforderten schriftlichen Stellungnahmen und ausführlich über die sechseinhalbstündige Anhörung berichtet. Der CCC hat ja nun schon einige Erfahrung als Gutachter für das BVerfG und insofern versuchten die Vortragenden ein Wenig in der Glaskugel zu lesen, in welche Richtung das Gericht wohl tendieren wird. Es gibt zu der Veranstaltung bereits eine gute Zusammenfassung bei Netzpolitik.
Kurz gesagt: Die Chancen, daß das BVerfG die Vorratsdatenspeicherung ganz oder wenigstens in Teilen kippen wird, stehen wohl gar nicht mal so schlecht. Die Argumente gegen das Gestz sind erdrückend und es wurden keine stichhaltigen Gründe dafür vorgebracht, was von dem Gericht sogar verwundert kommentiert wurde.
Hoffen wir mal das Beste für unser Land.
Heute habe ich so nebenbei mitbekommen, daß Apple seit OS X 10.6 (Snow Leopard) standardmäßig eine Positionsbestimmung des Gerätes durchführt. Ohne das Verfahren jetzt im Detail erklären zu wollen – die Ortung wird im Prinzip folgendermaßen vorgenommen: Der Rechner sendet die Information, welche WLANs er im Moment empfangen kann (die eindeutigen MAC-Adressen, nicht die Namen!) an die Firma Skyhook Wireless und diese ermitteln anhand einer großen Datenbank, wo auf der Welt diese Kombination von WLAN Netzen vorhanden ist.
“Wir wissen wo Du bist”
Das Problem daran ist (im Gegensatz zu GPS), daß nicht nur der Rechner weiss, wo er ist, sondern leider weiss das auch Skyhook. Interessanterweise sind diese weltweiten Daten sehr genau und aktuell. Wie die Firma das hinbekommt? Indem Millionen (un)freiwillige Helfer unterwegs sind, die die Informationen über verfügbare WLAN Netze mit GPS-Daten abgleichen: die Nutzer von iPhones, die mit WLAN und GPS unterwegs sind.
“Wo ich bin geht Euch aber einen feuchten Kehricht an!”
Es reicht mir, daß ich aufgrund der Funkzellenortung meines Handies ohnehin schon ständig einen Peilsender bei mir trage. Das geht nun mal nicht anders, weil das Mobilfunknetz wissen muss, wo das Gerät ist – sonst funktioniert es schlicht nicht. Okay. Aber mein Rechner muss das nicht auch noch ungefragt allen möglichen Firmen mitteilen.
Wie schalte ich den Sch… also aus? Eine Möglichkeit ist natürlich, das WLAN abzuschalten, aber es geht auch anders, wie ich im Folgenden zeige:
Systemeinstellungen
Systemeinstelungen - Datum und Zeit
Man öffne die Systemeinstellung und sorge zunächst bei “Datum und Uhrzeit” dafür, daß die Zeitzone nicht automatisch bestimmt wird. Danach wende man sich den Sicherheitseinstellungen zu.
Systemeinstellungen - Sicherheit
Hier muss man zunächst das Schlossymbol anklicken und das Passwort eingeben um die Änderungen durchühren zu dürfen. Dann kann man die Ortungsdienste deaktiveiren.
Ich hoffe, daß ich dem Einen oder der Anderen mit diesem Hinweis behilflich sein konnte.
Dirk Ollmetzer | Monday, 28 December 2009 |
Gizmos
Der zweite Tag der Konferenz begann für mich mit einem Vortrag zum gegenwärtigen Stand des “One Laptop Per Child” Projektes. Der Referent begann seinen Vortrag mit einer Einführung in die Idee und die Änfänge zu dem Projekt.
Für diejenigen, die das Projekt nicht kennen: Zur Überwindung der Wissenskluft zwischen erster und dritter Welt, hat der damilige Leiter des MIT Medialab Nicolas Negroponte vorgeschlagen, daß jedes Kind in Entwicklungsländern einen eigenen Laptop zum Lernen bekommen sollte. Die Geräte müssten robust sein und dürften nicht mehr als $100 kosten.
Die Idee wurde sehr kontrovers aufgenommen, aber der sehr gut vernetzte Negroponte scharte brilliante Köpfe und interessiert Industrievertreter um sich und das Projekt gewann schnell an Fahrt. Auch wenn aus den ursprünglich anvisierten $100 letztlich $188 geworden sind – seit 2006 läuft das Projekt (OLPC-Homepage) und es ist an der Zeit für ein Zwischenfazit.
Das Programm läuft heute in -zig verschiedenen Ländern rund um den Erdball. In dem Vortrag wurden die Länder Uruguay als vergleichsweise wohlhabendes Land mit einer Analphabetenquote von unter 2% und Nepal, als eines der ärmsten Länder der Welt mit einer Analphabetenquote von 50% verglichen.
In Uruguay hat tasächlich jedes Kind von der ersten bis zur sechsten Klasse einen X0 (ca. 400.000 Stück) bekommen und sie werden intesiv genutzt. Defekte Geräte können einfach bei der Post abgegeben werden und das Kind bekommt ein repariertes Gerät zurück. Die tatsächlichen Kosten (TCO) über 4 Jahre betragen $276.
In Nepal gibt es nur verhältnismäßig wenige X0 (ca. 2200 Stück), aber auch diese werden intensiv genutzt, wobei die Schulen eine Art logistischer Hub sind. Hier können die Akkus geladen werden und die Kinder können per WLAN digitale Bücher vom Schulserver herunterladen.
Die Erfahrungen sind in allen Ländern sehr positiv. Die Kinder lernen mehr und williger, das interesse überhaupt in die Schule zu kommen ist stark gestiegen und Missbrauch der Geräte (z.B. durch die Eltern) kommt so gut wie nicht vor.
Das hat auch damit zu tun, daß der X0 ganz anders, als ein herkömmlicher Laptop konstruiert wurde und somit nicht für “erwachsene” Anwendungen, wie Office genutzt werden kann.
Sowohl bei der Hardware, als auch bei der Software wurden radikal andere Ansätze, als bei normalen Notebooks verfolgt. Die Hardware musste robust und leicht sein, durfte kaum Strom verbrauchen und sich einfach reparieren lassen. Immerhin hat uns dieser Paradigmenwechsel nebenbei die Netbooks beschert (z.B. den, auf dem ich gerade schreibe). Die Software hat nichts mit den bisher bekannten Ansätzen zu tun. Die Kinder werden nicht mit den abstrakten Konzepten von Betriebssystem (obwohl unter der Haube ein stark modifiziertes Linux arbeitet), Programm, Datenspeicher usw. überfordert.
Alles dreht sich statdessen um Aktivitäten, wie schreiben, lesen, rechnen, malen und musizieren. Wer sich dafür interessiert: Die sehr interessante Software “sugar” lässt sich auch auf normalen Rechnern ausprobieren, indem man sie auf einen USB-Stick aufspielt: Sugar-on-a-stick.
Nachdem das Projekt in den Entwicklungsländern gut angelaufen ist, werden auch in den westlichen Ländern zunehmend OLPC Versuche unternommen. Genannt wurden Projekte in Österreich, England und auch in Berlin.
Zum Schluss erging an die Anwesenden ein Aufruf, sich an dem Projekt zu beteiligen, z.B. durch Übersetzungen, oder auch nur Propaganda. Selbst wenn man sich nicht für Erziehung interessieren sollte, gibt es gibt viele interessante technische Herausforderungen.
Der erste Tag des 26. Chaos Communication Congress hat begonnen. Die Tickets waren bereits am frühen Morgen ausverkauft, des BCC platzt aus allen Nähten, das WLAN funktioniert nur teilweise, obwohl alle 5m ein Access Point hängt. Für Besucher, die nicht mehr eingelassen werden konnten, wird an Orte, wie die C-Base ein Videostreaming angeboten. So weit, so schlecht. Nun zum Positiven:
Frank Rieger erläutert in der Keynote das diesjährige Motto “Here be Dragons”. Es bezieht sich auf die Erforschung des Unbekannten. In früheren Zeiten waren auf alten Seekarten unbekannte Gebiete mit Drachen gekennzeichnet; hier lauerten unbekannte Gefahren, aber es lockte auch das Neue und die Aussicht auf Ruhm und Reichtum. Nerds und Hacker sind mit ihren kleinen Booten dem Mainstream immer etwas voraus und wagen sich aus steter Neugier auf neue Terretorien.
Im Gegensatz dazu sieht er die Politiker, die hilflos sieht, wie die Grundlagen der westlichen Gesellschaft und Wirtschaft schwächer werden. Sie sind mut- und ideenlos und suchen ihr Heil darin den scheinbar so erfolgreichen chinesischen Weg aus wirtschaftlicher Properität und politischer Unterdrückung nachzuahmen.
Rieger mutmaßt, daß die Besucher in dem Saal vermutlich mehr Science Fiction gelesen haben als die gesamte Poltische Klasse. Deshalb, und weil sie seit Jahren den Cyberspace bewohnen und bauen, sind ihnen die Herausforderungen und Mechanismen der modernen Welt weitaus besser vertraut. Niemand hier ist überrascht, über die gegenwärtigen umwälzenden Veränderungen, weil die möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen bereits vor Jahrzehnten durchdacht und beschrieben wurden.
Die Freiräume, die Nerds sich im Cyberspace gebaut hatten, werden jetzt bewusst zerstört, weil mit den Massen der Normalos, die sich nun nicht für Wissenstransfer, sondern für Bild.de interessieren die Begehrlichkeiten der Führenden nach Kontrolle und Zensur geweckt wurden. Er sagte:
“Das einzige, was noch zwischen uns und dem Überwachungsstatt steht, ist die technische Inkompetenz der Überwacher und das Bundesverfassungsgericht”.
Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die vom BVerfG gesetzten Grenzen in der Praxis von der Exekutive oftmals nicht verstanden und akzeptiert werden.
Er gab einen Rundblick über die Gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen für Freiheit und Demokratie, die auch teilweise aus überraschenden Ecken kommen werden, wie der Gegensatz zwischen Umwweltschutz und Datenschutz, durch den Einsatz moderner Technologien, wie intelligenten Stromzählern oder der Berechnung der individuellen CO2-Emissionen aus Kreditkartendaten.
Rieger rief dazu auf, daß die Fachleute nicht mehr nur einen beständigen Abwehrkampf gegen die beständigen Angriffe auf Demokratie und Freiheit leisten müssen, sondern offensiv Forderungen stellen und propagieren müssten.
Das Recht auf ungehinderte und private Kommunikation ist unabdingbar für eine offene, demokratische Gesellschaft.
Missachtung von Datenschutz darf kein Kavaliersdelikt mehr bleiben. Egal ob Staat, Firmen oder sonstige Organisationen: Wer persönliche Daten speichert und verarbeitet muss Rechenschaftspflichtig werden. Bei Verstössen müssen die Zuständigen persönlich haftbar gemacht werden können.
Weitere Themen waren der Ruf nach einem modernen Urherberrecht und entsprechenden Vergütungsmethoden, da weder die gegenwärtig aufgestellten Forderungen der Contentindustrie noch die bei einigen vorherrschende “Ich will alles umsonst haben” Haltung gesellschaftlich akzeptabel sei.
Für die politsch weniger interessierten Besucher hatte er noch den Aufruf parat
“Wenn Ihr keine Bock auf Politik habt, macht wenigstens die Software besser”.
Insgesamt war die Keynote eine sehr gelungene Einstimmung auf die Themen des Kongresses.
Gestern abend (oder soll ich besser sagen heute Nacht?) ist es mir gelungen, ein Ticket in Form eines Armbändchens für den 26. Chaos Communication Congress zu besorgen. Ursprünglich sollten die Kassen ab 17:00 geöffnet sein, aber als ich um halb sechs am Berliner Congress Center am Alexanderplatz eintraf, hiess es: Sorry – erst ab 22:00.
Als ich um kurz nach 10 dann wieder im BCC war, war die Schlange vor den Kassen so lang, daß sie vom Eingang durch die Kantine, wieder zurück in den Flur, hinten um eine Treppe herum und wieder durch das Foyer ging. Ich schätze mal, daß das gut 300m waren. Um 23:40 hatte ich dann endlich meine Trophäe in der Hand. Das ist auch gut so, weil ich eben schon gelesen habe, daß die Tickets bereits ausverkauft sein sollen.
Jeder war nach dem Ankommen erst mal erschreckt, wie lang die Schlange war, aber die Leute waren diszipliniert und nahmen es mit Humor. Auf die Frage, wie lange das wohl dauert, reichte jemand einen Zettel nach vorne, auf dem nur ‘PING’ stand. Knapp 20 Minuten später kam der mit der Ergänzung “TTL Timeout” zurück. Geek-Humor!
Insiderwitze, wie natürlich auch die üblichen T-Shirts; Am Ende der Schlange stand jemand, auf dessen Rücken EOF! stand, jemand hatte eine Umhängetasche, aus der Yoda herausguckte, irgendjemand klebte einen Zettel auf den Boden neben der Warteschlange “Ab hier nur noch 42 Stunden”, in der Schlange vor mir nutzte jemand die Wartezeit, um schnell mal wichtige Änderungen an seinem Linux neu zu compilieren – überhaupt nutzte jeder dritte die Zeit, um irgendwas am Laptop oder seinem Smartphone zu machen, während über dieses erste Gemeinschaftserlebnis fleissig getwittert wurde. Der passende Hashtag ist übrigens #26c3.
Für heute habe ich mir 4 Vorträge herausgesucht, die ich für spannend halte. Gleich mache ich mich auf den Weg, um mir die Keynote anzuhören.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 26 December 2009 |
Gizmos
Als ich vor zweieinhalb Jahren in San Francisco das erste Mal einen eBook Reader in der Hand hatte, fragte ich mich ob so ein Gerät Sinn macht oder nicht. Vorher war ich mir sicher daß es totaler Quatsch ist, aber als ich das gestochen scharfe E-Ink Display sah, war ich mir nicht mehr ganz so sicher. Jetzt, wo diese Geräte auch in Deutschland in größerer Anzahl erhältlich sind bin ich noch immer etwas unentschlossen.
Einerseits bin ich noch natürlich wie immer an neuen Gadgets und Publikationsformen interessiert – andererseits bin ich auch ein Fan von echten Büchern und habe mittlerweile mehr als genug elektronisches Spielzeug zu Hause rumfliegen. Wie dem auch sei: Die Antwort auf die o.g. Frage ist vermutlich ein entschlossenes “Ja, aber…”.
Ich versuche mal die Vor- und Nachteile so wie ich sie sehe aufzuzählen und abzuwägen. Für diejenigen, die noch nie solch ein Lesegerät in der Hand hatten, fange ich mal mit den Vorteilen an.
Vorteile gegenüber Büchern
- Größe und Gewicht. Die Anzeigen sind bei fast allen Readern ungefär A5 (6″) groß. Die Geräte sind ziemlich dünn und wiegen meist zwischen 200 und 300g. Sobald man mehr als ein Buch dabei hat, ist der Reader unschlagbar. Auf einen Reader passen meist mehrere hundert Bücher. Man hat also quasi ein komplettes Bücherregal in der Hand. Für Menschen, die viel unterwegs sind, ist das ein starkes Argument.
- Bequemlichkeit. Man muss nicht in einen Buchladen gehen und ggf. eine Bestellung aufgeben, sondern kann sich das Buch sofort herunterladen. Klingt trivial, ist aber nicht zu unterschätzen, wie ich an meinem Kaufverhalten in iTunes bemerke.
- Suche und Notizfunktion. In eBooks kann man suchen, mehrere Lesezeichen setzen und die Reader erlauben Notizen an Textstellen zu heften – ganz ohne Eselsohren und Post-Its.
Vorteile gegenüber Computer, PDA und Smartphone
- E-Ink Display. Verglichen mit dem Lesen am Computerbildschirm strengt das Lesen von einem eBook Reader kaum an. Das liegt an der gestochen scharfen Auflösung und daran, daß das Display passiv (also nicht beleuchtet) ist. Die Darstellung ist Schwarz auf Hellgrau und vergleichbar mit einem Druck auf Recyclingpapier. Hochwertiger, als normaler Zeitungsdruck, aber es kommt nicht ganz an guten Buchdruck heran. Qualität und Format sind m.E. vergleichbar mit einem Taschenbuch. Aber Vorsicht: Reader mit Touch-Display sind erheblich schlechter in der Darstellungsqualität.
- Minimaler Stromverbrauch. Ebookreader verbrauchen offline nur beim Umblättern Strom. Eine Akkuladung kann so problemlos mehrere Wochen halten.
Nachteile
- Datenschutz. Wenn eBooks nur über per DRM verrammelte Onlineshops verfügbar sind – also so, wie sich die Verleger das wünschen – ist es schlecht um den Datenschutz bestellt. So ist theoretisch nicht nur herauszubekommen, welche Bücher ich gekauft habe, sondern auch welchen Titel und welche Seite ich wann, wie lange und an welchem Ort (falls es ein Gerät mit eigebautem Funkmodem ist, wie der Amazon Kindle) lese. Ich bin ja schon recht offenherzig mit meinen Daten, aber irgendwann reicht es auch mal! Einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge gibt es bei der Electronic Frontier Foundation: “An E-Book Buyer’s Guide to Privacy“
- Archivierbarkeit. Ein Buch kann ich nach 20 Jahren aus dem Regal ziehen und sofort darin lesen. Ich gehe nicht davon aus, daß ich das mit einem eBook auch kann. Einerseit werden die Datenträger andere sein, zudem ändern sich Dateiformate ständig und wenn das eBook auch noch per DRM geschützt ist, kann ich es nicht einfach auf neue Geräte herüberziehen. Ich muss sogar damit rechnen, daß mir der Zugriff untersagt wird, weil der Lizenzserver mittlerweile abgeschaltet wurde. So etwas ist schon mehrfach bei Musikanbietern geschehen.
- Kompatiblität. So erfolgreich der Amazon Kindle in den USA auch sein mag – Amazon nutzt ein eigenes Datenformat, daß nur der Kindle versteht. Im Gegenzug kann ich keine Bücher Im epub Format auf das Gerät bringen. Wenn ich einen Reader habe, möchte ich aber Bücher jedes Verlages darauf lesen können. Ich will keine künstlichen Mauern, mangelhafte Konverterprogramme oder ähnliches. Alles muss überall funktionieren.
- Noch ein Gerät mehr.
- Preis. Wenn ich schon zwischen €200,- und €300,- für einen Reader bezahle, müssen die eBooks deutlich billiger sein, als Bücher aus Papier. Weshalb auch nicht? Die Produktions und Distributionskosten betragen ja nur einen Bruchteil. In den USA sind eBooks für Amazons Kindle tatsächlich erheblich billiger. So rechnet sich das Gerät für Vielleser. In Deutschland hat man die Buchpreisbindung auf eBooks ausgedehnt und somit den Markt kaputtgemacht, bevor er sich entwickeln kann.
Jetzt habe ich einige schöne Vorteile aber auch sehr gewichtige Argumente gegen eBooks. Was mache ich nun damit?
Grundsätzlich habe ich schon Interesse daran, mir einen Reader mit e-Ink Display zuzulegen. Hochwertige Bücher, die mir wichtig sind, würde ich vermutlich auch weiterhin auf Papier kaufen. “Gebrauchsliteratur” oder Fachbücher kann ich mir aber gut in elektronischer Form vorstellen. Alles steht und fällt aber letzten Endes mit dem Angebot an eBooks. Dabei sind mir folgende Dinge wichtig:
- Angebotsbreite. Idealerweise sollte jedes Buch auch als eBook erhältlich sein und nicht nur eine kleine Auswahl.
- Preis. Ebooks müssen deutlich billiger als Papierbücher sein, damit sich der Gerätepreis rechnet.
- Einheitliches Dateiformat. Alle Herausgeber sollten dasselbe Dateiformat verwenden, das von allen Geräten unterstützt wird. Mit dem offenen ePub ist hier sicher schon mal ein guter Anfang gemacht.
- Kompatible Bücherläden. Niemand wird alles anbieten. Deshalb ist es wichtig, daß ich mit einem Gerät bei allen Händlern einkaufen kann.
- Verzicht auf DRM. Ich will Bücher verschenken, auf andere Geräte transferieren, archivieren und nach 20 Jahren noch lesen könnnen. Das geht nur ohne Kopierschutz. Für mich DAS Killerargument.
Ob die Buchverleger aus dem Desaster der Musikindustrie gelernt haben? Bis jetzt habe ich da starke Zweifel. Schaun’ wir mal…
Grosse Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Der 26. Chaos Communication Congress wird vom 27. bis zum 30. Dezember unter dem Titel “Here be Dragons” im Berliner Congress Center am Alexanderplatz stattfinden. Der Kongress der vom Chaos Computer Club ausgerichtet wird, bietet auch dieses Jahr wieder aktuelle Themen aus dem Spannunggebiet Technik, Sicherheit und Politik. Es stehen genügend interessante Veranstaltungen in dem Fahrplan, die mich zu einer Teilnahme animieren.
Nun habe ich relativ wenig Lust, mein schönes 15″ MacBook mitzunehmen, weil dieser Kongress extrem wuselig ist und ich nicht so auf versehenlich über Tastaturen verschüttete Getränke stehe. Zudem wiegt das Teil immerhin 2,5Kg, was etwas nervt, wen man den ganzen Tag damit rumläuft. Aber ganz ohne angemessene Technik möchte ich dann auch wieder nicht erscheinen.
Da erinnerte ich mich darin, daß noch ein fast unbenutztes Netbook in meinem Schrank liegt: Ein sehr anständiges Lenovo S10. Um ein bischen zu bloggen, Mails zu schreiben, zu twittern und so reicht das doch locker aus. Mal sehen – einschalten, Windows XP bootet – und das Gerät ist erstmal 40 Minuten mit Updates beschäftigt nur um hinterher extrem lahm zu laufen. Hmpf… :-/
Vielleicht doch mal Linux als Desktop?
Da erinnerte ich mich daran, daß das aktuelle Ubuntu Linux (Version 9.10) angeblich Netbooks sehr gut unterstützen soll. Ich möchte allerdings die normale Version und nicht Netbook Remix einsetzen. Also schnell mal das Disk-Image runtergeladen (http://www.ubuntu.com/getubuntu/download). Zur Vorbereitung habe ich noch die Festplatte defragmentiert, damit anschliessend die Windows-Partition problemlos verkleinert werden kann.
Mangels CD-Brenner muss die Installation per USB-Stick vorgenommen werden. Dazu habe ich das Ubuntu Disk-Image per UNetbootin (zu finden bei Sourceforge) auf einen leeren 4GB-USB Stick installiert und anschliessend von diesem das Netbook neu gestartet. Die Hardware wurde sofort korrekt erkannt, Linux läuft und auf dem Desktop findet sich das Icon, mit dem Ubuntu auf der Festplatte installiert werden kann. Windows lasse ich 50GB übrig, den Rest bekommt Linux. Zack!
Nach der Installation zickt das WLAN noch ein bischen. Es muss unter “Systemverwaltung/Hardware-Treiber” noch der Broadcomm-STA Treiber aktiviert werden und nach einem Neustart funktioniert alles einwandfrei. Ich bin beeindruckt. Aber noch bin ich ja nicht fertig…
Noch ein paar Einstellungen angepasst und jetzt werde ich kühn: Wäre doch schön, wenn man von dem Rechner aus auch drucken könnte. Ich habe einen HP OfficeJet Pro 8500, der im Netzwerk hängt. Ich bin ehrlich verblüfft – nach knapp drei Minuten habe ich erfolgreich die Testseite gedruckt. Das liegt vermutlich daran, daß Linux und Apple das selbe Drucksystem (CUPS) verwenden. Super!
Jetzt gibt es noch eine Hürde: Den UMTS-Stick zum Laufen zu bringen, damit man Online gehen kann, falls das WLAN auf der Konferenz wieder überlastet ist. Ich habe einen Stick von Vodafone (Huawei K3520) und befürchte das Schlimmste, weil ich mich noch an den Krampf erinnere, das Ding am Mac zum Laufen zu bringen. Aber siehe da: Unter “Einstellungen/Netzwerkverbindungen/Mobiles Breitband” wird der Stick erkannt, jetzt noch Vodafone Websessions auswählen – und läuft!
Zum Schluss noch mit der Aktualisierungsverwaltung die Pakete auf den neuesten Stand gebracht, und zwei lebenswichtige Programme installiert: Das süchtigmachende Spiel “Gweled” per Paketverwaltung installiert und Skype runtergeladen und per Doppelklick installiert. Selbstverständlich funktionieren Lautsprecher, Mikrofon und Webcam sofort.
WOW – wenn ich daran denke, wie Linux mal angefangen hat: 30 Disketten Slackware 0.99 neukompilieren des Kernels. Alles im Textmodus, weil ich die Timingeinstellungen der Grafikkarte nicht kannte…
Ach ja, es funktioniert übrigens nicht nur alles einwandfrei, sondern auch zackig schnell. Wozu hatte ich eigentlich nochmal Windows auf der Kiste?
Dirk Ollmetzer | Wednesday, 16 December 2009 |
Misc
Einer der wichtigsten Filme meiner Jugend war Tron, der 1982 in die Kinos kam. Der Film hat mich damals in seiner Thematik (‘Leben’ im Computer) und vor allem in seiner unglaublichen visuellen und akustischen Ästhetik umgehauen.
Nach 28 Jahren kommt Teil 2 in die Kinos. Wieder mit Jeff Bridges und Bruce Boxleitner. Der Trailer lässt leider befürchten, daß es sich bloss um einen High-Tech Hochglanz Action Film handelt. Ich werde mir den Film aber dennoch auf alle Fälle ansehen und hoffe, daß es deshalb so lange gedauert hat, weil man sich sehr viel Mühe mit dem Drehbuch gegeben hat.
Da Disney bei Youtube das Einbetten deativiert hat (wie blöde muss man als Medienmanager eigentlich sein?), hier der Link zum Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=1AwvuirSEAA
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