Im letzten Jahr habe ich einige interessante Zweiräder ausprobiert – einige noch mit Verbrennungsmotor (Vogue 500, Triumph Trident 660) aber auch einige mit Elektroantrieb. Darunter das geniale Elektro-Off-Road Moped Sur-Ron Firefly (“Der Ritt auf dem Glühwürmchen“), einige Edel-E-Bikes von Schindelhauer (“Fahrrad – das erste mal…“) und mehrere mittelpreisige E-Bikes von Cube und Ampler (siehe zum Ampler Curt: “Noch ein tolles, leichtes Strom-Fahrrad“).
Nach einigem Überlegen habe ich mich dafür entschieden, meinen Fuhrpark um ein E-Bike zu erweitern. Ein zweites Motorrad brauche ich nicht – meine Suzuki ist mir lieb und genügt voll und ganz. Die Sur-Ron hat mich ganz begeistert und bietet viel Fahrspass für relativ viel Geld. Aber für das elektrische Fahrrad finde ich auch mal Mitfahrer, was letztlich den Ausschlag gegeben hat.
Anfang Dezember habe ich das Ampler Curt bestellt. In der Variante mit Kettenschaltung.
Ein neues Fahrrad im Dezember?
Ja. Das hat sich als goldrichtig erwiesen. Das Rad war sofort verfügbar (Lieferung innerhalb 14 Tagen aus Estland) und ich habe einen paar Hundert Euro weniger bezahlt, als die damaligen €2.900,- Listenpreis. Leider hat es am Tag, bevor ich das Bike aus dem neuen Ampler Showroom in Kreuzberg abgeholt habe geschneit. Also gleich bei der Jungfernfahrt das schicke Gerät ordentlich eingesaut. Nun gut – nur die Harten kommen in den Garten.
Erste Eindrücke
So richtig viel bin ich seit Mitte Dezember dank Schmuddelwetter und Homeoffice noch nicht gefahren. Ein paar kurze Fahrten zwischen 5 und 20 km habe ich trotzdem schon gemacht und konnte so erste Eindrücke sammeln.
Verarbeitung
Bei der Übergabe war ich wieder von dem geringen Gewicht von unter 15kg und dem Styling hingerissen: Schick, mattschwarz, minimalistisch. Die Verarbeitung ist sehr gut. Der Aluminiumrahmen hat sehr saubere Schweissnähte, die Lackierung ist einwandfrei. Die Kabel und Bremsleitungen liegen zwar nicht komplett im Rahmen, aber sie stören nirgends. Nichts sitzt schief oder locker und selbst auf fiesem Kopfsteinpflaster klappert nichts. Die 11 Gang Kettenschaltung (Shimano Deore) und die hydraulischen Scheibenbremsen (Shimano 6000) waren einwandfrei eingestellt und der Akku komplett geladen. Los geht’s…
Rahmen, Sitzposition, Komfort
Die Rahmengeometrie bringt einen ein eine recht sportliche, vorn übergebeugte Sitzposition. Der kurze Radstand, der steile Lenkkopfwinkel und der extrem kurze Nachlauf der geraden Carbongabel sorgen für extreme Wendigkeit. Fast schon ein bischen zu viel des Guten. Als ich im Verkehr das erste Mal nach links über die Schulter geschaut habe, hat es mir fast das Vorderrad verrissen. Das Rad verlangt nach Konzentration. Komfort sollte man nicht erwarten, zumal das Rad mit 32mm schmalen Continental Grand Prix 4-Season Reifen ausgeliefert wird, die zwischen 5 und 7 Bar gefahren werden sollten. Das Ding ist bockhart.
Die Schaltung ist dafür exakt und knackig und die hydraulischen Scheibenbremsen ziehen verdammt gut. Davon konnte und musste ich mich nach den ersten 50m Fahrtstrecke bei einer Notbremsung unfreiwillig überzeugen.
Und auch ohne Motorunterstützung ist es immer noch ein leicht laufendes Rad, mit dem man auch spielend leicht deutlich schneller als die 25 km/h fahren kann, bis zu denen die Motorunterstützung zulässig ist. Die lockere, unangestrengte Sonntagsnachmittagsfahrt neulich bin ich stromlos gefahren und war immer noch deutlich schneller, als 60% der anderen Radler. Schön zu wissen, zumal man so keine Angst davor haben muss, irgendwo mit leerem Akku “liegen zu bleiben”. Trotzdem ist die Frage, wie es sich mit Strom fährt natürlich wichtig.
Wie ist das E in E-Bike ?
Bei manchen anderen Pedelecs fühlt es sich an, als ob man gegen eine unsichtbare Wand fährt, sobald der Motor oberhalb von 25 km/h abschaltet. Beim Curt wird die Motorunterstützung wird per Drehmomentsensor im Tretlager gesteuert. Je stärker man tritt, desto mehr hilft der Motor. Das fühlt sich sehr natürlich an. Beim Ampelstart kommt man extrem gut weg und je schneller man fährt, desto mehr lässt die Unterstützung nach. Das ist super, weil man kein plötzliches Abschalten der Unterstützung oberhalb von 25 km/h spürt.
Und genau diese Charakteristik hat mich bei der ersten Fahrt etwas in die Irre geführt. Als ich zu Hause angekommen bin, war ich doch etwas aus der Puste und leicht verschwitzt. Wie kann das bei einem E-Bike sein?
Ich hatte einen GPS Tracker bei der Fahrt mitlaufen lassen und als ich mir das Fahrprofil angesehen habe, fiel mir auf, dass ich die längeren Strecken meist mit 30 km/h oder sogar darüber gefahren bin – also ohne Motorunterstützung. Daher!
Bei späteren Fahrten ins Büro und zurück, bin ich bewußt etwas langsamer gefahren, habe so die kleinen Steigungen nicht mehr gespürt und bin völlig entspannt angekommen. Bei einem guten Durchschnitt von 17 km/h trotz vieler roter Ampeln. So soll es sein.
Reichweite und Akku
Ampler gibt für die Reichweite eine Spanne zwischen 45 km und 100 km an. Im Schnitt sollten ca. 70 km drin sein. Solche Angaben hängen natürlich von der Temperatur, vom Gewicht des Fahrers, dem Geländeprofil, der Fahrweise und dem Unterstützungsgrad ab. Für mich (90 kg) und das Einsatzgebiet Berliner Innenstadt (überwiegend eben, mit einigen leichten Steigungen, ständigen Ampelstopps) scheint das bei 0-9 Grad Temperatur ziemlich gut hinzukommen, wie ein Blick auf die App (dazu später noch ein paar Worte) zeigt:
Ausstattung
Es ist alles dran was man braucht – und nicht ein Teil mehr. Von der kleinen Klingel über die gute Beleuchtung bis hin zu dezenten Schutzblechen ist alles Notwendige an Bord. Ich habe noch Speichenreflektoren, einen Ständer und ein Abus Faltschloss angebracht. Einen Gepäckträger werde ich erst dann montieren, wenn ich ihn wirklich brauche. Immerhin – die Ösen sind am Rahmen vorhanden. Für der Alltag genügt erst mal mein Rucksack.
Smartphone Anbindung
Kurz gesagt: nix mit Smartbike – und das ist gut so. Das Ampler Curt ist so minimalistisch, dass sogar auf ein Display verzichtet wurde. Es gibt zum Ein- Aus- und Umschalten nur einen beleuchteten Knopf unten am Sattelrohr über den man auch die Unterstützungsstufe wählen, das Licht ein- und ausschalten und den ungefähren Akkustand ablesen kann.
Immerhin gibt es eine App, die man per Bluetooth mit dem Fahrrad verbinden kann, falls man solche Dinge wir genauen Akkustand, gefahrene Kilometer etc. erfahren möchte. Über die App kann auch ein Firmware Update gemacht werden.
Sehr gut finde ich, dass die App ohne Cloudanbindung funktioniert. Weniger schön ist, dass die Verbindung häufig nicht richtig klappt. Und sobald die Verbindung zum Rad unterbrochen ist, vergisst die App alle Werte. Wenn man also das Rad im Keller stehen hat und oben in der Wohnung mal kurz nachschauen möchte, wie der Akkustand war, sieht man leider nur den Startbildschirm. Ein “einfrieren und ausgrauen” der letzten übertragenen Werte wäre gut.
Zusammenfassung
Richtig schickes, leichtes Bike. Eher flott als gemütlich. Ziemlich gut geeignet für die täglichen Fahrten in der Stadt, zur Arbeit und so weiter.
Vielleicht nicht so toll für ausgedehnte Ausflüge, viel Gepäck und steile Berge. Da wären dann eher die schweren, gemütlichen Räder á la Cube Kathmandu mit Bosch Mittelmotor und gigantischem 750Wh Akku vermutlich besser geeignet.
Aber so etwas will ich ja nicht. Von daher: Alles richtig gemacht :-)
Dirk Ollmetzer | Saturday, 8 January 2022 | Uncategorized
Mal ein todernstes Thema zum Jahresanfang. Sorry.
Gerade habe ich in einer Spiegel Kolumne gelesen, dass in Deutschland alle zweieinhalb Wochen eine Frau von ihrem Partner oder Expartner getötet wird.
In Deutschland!
Ich hätte nicht gedacht, dass diese Tat bei uns so häufig ist. In dem Artikel wird gefordert, dass man das Problem erst einmal richtig benennen muss und aufhören soll, das ganze als “Familientragödie”, “Ehrenmord” oder ähnliches zu verharmlosen.
Stimmt. Das ist absolut richtig, auch wenn ich das Wort “Femzid” ebenfalls für ungeeignet halte. Ich habe aber gerade auch kein besseres parat, also lassen wir es dabei.
Weiterhin wird gefordert, dass es sowohl legislative, juristische, als auch konkrete Maßnahmen geben muss und als Beispiel wird Spanien hervorgehoben. Auch das ist richtig.
Ich möchte jetzt nicht den Artikel wiedergeben. Den könnt Ihr bei Spiegel selber lesen.
Mir geht es eher um die grundlegende Ursachen. Ich finde es nämlich befremdlich, wie erschreckend viele Menschen Beziehungen verstehen. Wie viel Besitz- und Anspruchshaltung häufig darin liegt.
Und ich denke, genau da müssen wir als Gesellschaft mal rangehen.
Besitz- und Anspruchsdenken
Es ist unfassbar toll, wenn ein Mensch bereit ist, das Leben mit einem anderen zu teilen, etwas für den anderen zu tun, auch wenn man selber vielleicht gerade andere Dinge im Kopf hat. Sich gegenseitig unterstützen und als Team, die Alltäglichkeiten und die Dramen des Lebens zu meistern.
Wow – das klingt groß und ich meine das auch so. Aber so wünschenswert das auch ist – man hat eben leider keinen Anspruch darauf.
Ich mache keinen Hehl daraus, dass mich das heutzutage so angesagte massive verändern an der Sprache ziemlich ankotzt. Aber Ausdrücke wie “meine Frau” oder “mein Mann” habe ich schon immer “irgendwie als falsch” empfunden. Ich kann mit Fug und Recht von “meinem Auto” reden, weil es mir gehört. Bei Menschen geht mir so etwas nicht leicht über die Lippen.
Ebenso irritiert mich ein Brauch, der sich in den letzten 20 Jahren verbreitet hat: Die Vorhängeschlösser mit Herzchen und Initialen oder Namen, die man häufig an Brückengeländern findet. Das ist wohl irgendwie romantisch gemeint, aber für mich ist das total gruselig.
“Andreas und Iris gehören einander”. Sie haben sich hier (symbolisch) zusammen an die Brücke gekettet und den Schlüssel weggeworfen. Falls sie sich wieder trennen wollen, geht das leider nur mit Gewalt (in Form eines Bolzenschneiders).
BOAH – NEE DANKE!
Es wundert mich, dass daraus noch niemand einen Horrorfilm gemacht hat.
Aber selbst, wenn man verstanden hat, dass einem die andere Person nicht gehört, mach einen das leider noch nicht frei von Anspruchsdenken. Nun kann man sich ja viele Dinge von seinem Partner wünschen, aber man hat eben keinen absoluten Anspruch darauf.
Nein, “Deine Frau” gehört Dir nicht. Sie muss Dir nicht für Sex zur Verfügung stehen, nur weil Du gerade spitz bist. Sie muss nicht den Haushalt machen, sie muss sich nicht schick aufbretzeln und sie muss nicht bei Dir bleiben, wenn sie es nicht möchte.
Nein, “Dein Mann” gehört Dir nicht. Er muss nicht bis zum Herzinfarkt ackern, damit Du im Einfamilienhaus wohnen kannst. Und auch er hat das Recht, keinen Bock auf Sex zu haben, er muss nicht das Auto reparieren und er muss nicht bei Dir bleiben, wenn er das nicht möchte.
Ich habe absichtlich die alten Rollenklischees bedient. Denkt Euch gerne neue dazu. Es ist mir wichtig, dass das Problem des Besitzdenkens sowohl bei Männern, als auch bei Frauen besteht, auch wenn sich das sehr unterschiedlich manifestiert.
Einige Männer neigen dazu, ihre vermeintlichen Ansprüche mit physischer Gewalt durchzusetzen und einige Frauen neigen zu Psychospielchen und emotionalen Erpressungen.
Um nicht missverstanden zu werden – ich relativiere ausdrücklich nicht physische Gewalt. Mir geht es um die Ursachen. Und die liegt eben häufig im Besitz- und Anspruchsdenken.
Anspruchshaltung – in alle Richtungen
Der Auslöser solcher Gewalttaten liegt häufig in dem Selbstbild dieser Männer, dass sie “die Kontrolle” behalten müssen (ja, “müssen” – nicht “wollen”). Weil ein “echter Kerl” alles unter Kontrolle haben muss: Dinge, Zustände und andere Menschen.
Es sind eben nicht nur die Ansprüche an andere. Es geht nicht nur darum, dass “sie” nicht selbstbestimmt handeln darf. Es geht genauso an die Ansprüche, sondern auch an sich selbst und dass man es nicht erträgt – nicht akzeptieren will – dass man diesen Ansprüchen nicht genügt. Dass man nach diesen Maßstäben versagt.
Warum sind die Kerle so?
Ich habe natürlich keine wirkliche Antwort darauf. Zumal ich glaube keine Männer zu kennen, die irgendwie gewalttätig sind.
Aber ich habe eine Anekdote:
Als ich in den 70er Jahren Kind war, gab es den Begriff “Mobbing” noch nicht. Wenn man als Junge – sagen wir mal Michael* – zum x-ten Mal von anderen Jungs drangsaliert oder sogar verprügelt wurde, hielten sich die Erwachsenen in der Regel raus. Es hieß dann “Hat dich Sven* schon wieder geärgert?”
Geärgert!
Nicht etwa aufgelauert, den Ranzen geklaut und weggeworfen, mich mit seinem Kumpels durch die Straßen gejagt, sondern “geärgert”.
Und wenn so etwas häufiger vorkam, wurden nicht etwa Sven und seine Kumpels zur Rechenschaft gezogen, sondern Michael hörte Sätze wie “Warum wehrst Du Dich nicht endlich?” oder “Du musst den Sven dann eben mal so richtig hauen”. Und das war es dann.
Was wurde den Jungs also beigebracht?
Sven hat gelernt, dass er gut damit durchkommt, sich mit Gewalt auf Kosten anderer durchzusetzen. Mit 16 hat er nach dem Sport unter der Dusche den anderen erklärt, “wie man die Mädels rumkriegt”
Michael hat gelernt, dass ihm niemand hilft, sondern er als Opfer auch noch mitschuldig wird, wenn er nicht mit Gewalt antwortet.
Michael und Sven sind heute Mitte 50. Und die Mädels, die Sven damals “rumgekriegt” hat auch.
Und ich hoffe für uns alle, für die Frauen und auch für die Männer, dass die Jungs heute nicht mehr so Scheisse erzogen werden.
*) Natürlich hieß der Junge nicht Sven und Michael auch nicht Michael und es ist nicht genau so passiert, aber Ihr versteht hoffentlich, was ich meine.
Mitte Dezember 2021. Draußen ist es kalt und ungemütlich und Corona nervt schon wieder so richtig.
Was hilft?
Zum Beispiel Kerzen auf den Tisch, in eine Decke kuscheln und bei Kaffee und Lebkuchen an etwas schönes zurückdenken. An meine erste kleine, aber feine Motorradreise, die ich im Sommer gemacht habe. Nichts großes, sondern ein verlängertes Wochenende in Niedersachsen. Ich habe eine gute Freundin besucht und bin mit ihr zusammen einen Tag durch das Leinetal kreuz und quer gefahren. Und ich habe nach sehr langer Zeit liebe Verwandschaft wiedergetroffen.
Weshalb das Leinetal?
Weil es dort im Harzvorland schön ist.
Und weil nicht so fürchterlich weit weg ist.
Und weil ich die Landschaft früher, als ich dort als Teenager gewohnt hatte, nicht gewürdigt habe.
Und weil ich als Kind häufig auf den Bauernhöfen meiner Verwandten war und gerne daran zurückdenke.
Und weil es dort kleine, wenig befahrene kurvige Straßen gibt, die mit dem Motorrad Spaß machen.
Und weil eine gute Freundin von mir noch immer dort wohnt und auch Motorrad fährt und die Idee einer gemeinsamen Tour toll fand.
Vorbereitung
Ich fahre ja noch nicht so lange Motorrad und habe noch nie eine längere Tour gemacht. Also haben mich einige Dinge beschäftigt bevor es losging: Wie viel Gepäck kann ich eigentlich mitnehmen (nicht viel) und wie befestige ich das sicher an der Maschine? Welche Klamotten sind für so etwas richtig? Wie stecke ich das Fahren körperlich weg und wird mir so etwas überhaupt Spaß machen?
Zum Gepäck: Ich habe mich für zwei Teile von SW Motech entschieden. Das Rearbag wird auf den Soziussitz gelegt und mit vier Riemen an Soziusfußrasten und Kennzeichenhalter festgezurrt. Der Tankrucksack wird sehr einfach und schnell an einem Kunststoffring am Tankstutzen befestigt. Wenn man bei einer Rast, seine Wertsachen nicht unbeaufsichtigt lassen will, kann man ihn problemlos mitnehmen. Ohne Gepäck bleibt nur der relativ dezente Ring auf dem Tank zurück und nichts stört die Optik.
Für ein verlängertes Wochenende reicht der Stauraum knapp aus. Auf das vollgepackte Bike würdevoll aufzusteigen war aber schon eine kleine Herausforderung… ;-)
Zur Kleidung: Das Wochenende war als wechselhaft vorausgesagt, mit Temperaturen zwischen 15 und 28 Grad, Regen und Sonne. Etwas überspitzt gesagt also irgendwie alles außer Tropenhitze und Schneetrieben. Mach da mal was draus. Ich habe mich für eine wasserabweisende Textilkombi entschieden in der Hoffnung, dass es nicht zu heiß wird. Das hat sich als richtig herausgestellt, auch wenn es hier oder da mal recht warm war, wenn ich nicht gefahren bin. Um den Regen bin ich stets herumgekommen.
Zum Thema Kondition: Motorrad zu fahren ist körperlich anstrengender, als Auto zu fahren. Ich bin ehrlich gesagt körperlich nicht gerade richtig fit und hatte schon etwas Bedenken, aber alles ging gut. Ja der Hintern brummt schon nach 100km und auf der Autobahn drückt bei 130km/h den Helm ordentlich auf die Stirn. Dann fährt man eben etwas langsamer und macht eine Pause mehr. Während des Fahrens habe ich nicht bemerkt, aber am Sonntag war ich doch froh nach zwei Tagen im Sattel einfach nur etwas abzuhängen, bevor ich mich am Montag auf den Rückweg gemacht habe. Meine Freundin fährt in der Regel auch nur kürzere Strecken und war nach einem Tag auf ihrem Chopper auch recht geplättet.
Zum Thema Spass: Ja, war geil!
Genau die richtige Dosis für den Anfang. Und mal abgesehen von dem eher langweiligen Autobahnanteil bei An- und Abreise war die eigentliche Tour am Samstag toll.
Wir sind überwiegend über kleine, wenig befahrene Nebenstraßen durch Dörfer und Kleinstädte gefahren. Schön gemütlich durch die grüne Landschaft gebummelt (meist zwischen 60 und 80 km/h), vorbei an Feldern, Wälder auf den Hügeln im Blick. Und im Gegensatz zu Brandenburg gibt es dort sogar schöne Kurven. Und auch das eine oder andere architektonische Highlight: Die Fagus Werke in Alfeld und die Eisenbahn Hochbrücke bei Greene lagen auf dem Weg, in Einbeck haben wir im historischen Stadtkern zwischen den Fachwerkbauten Eis gegessen.
Emotional – Ein Trip in die Vergangenheit und liebe Menschen
Die jüngste Tochter meiner Freundin ist Anfang 20 und hat uns abends gefragt, weshalb “Leute in einem bestimmten Alter dazu neigen, einen Sentimental Journey zu machen”. Als Antwort bekam sie von ihrer Mutter “weil irgendwann immer mehr Menschen, die einem etwas bedeuten sterben. Und dann möchte man diejenigen, die noch leben noch einmal sehen, weil man merkt wie wichtig sie einem sind.”
BÄM – auf den Punkt!
Blick zurück in die 70er Jahre: Ich war als Kind häufig auf den Bauernhöfen meiner Verwandten. Das Land und die Felder und die Tiere waren das völlige Kontrastprogramm zu meinem Leben in der Innenstadt von Hannover. Ich habe dort gespielt und abends geholfen, die Kühe von der Weide zurück in den Stall zu holen. Ich habe gesehen (und gerochen), wie man Schweine (ordentlich) hält. Ich habe gelernt, wie Silage gemacht wird, was eine Egge ist und habe mit dem Traktor Heu gewendet.
Es ist mir so wichtig, die Dinge erlebt zu haben. Gerade wenn man später durch die Welt gejettet ist um an Millionenschweren IT Projekte zu arbeiten, hilft es einem, halbwegs geerdet zu bleiben.
Ich wollte mir die Orte meiner Jugend noch einmal ansehen. Aber dann dachte ich mir, dass ich nicht einfach dort hin fahren kann, ohne dass dort jemand Bescheid weiß. Wie sieht das aus, wenn plötzlich zwei Motorradfahrer ankommen, vor dem Hof halten und dann vielleicht sogar fotografieren?
Also habe ich meiner Patentante einen Brief geschrieben und uns angekündigt. So richtig mit Füller auf Papier! Das hat mich etwas Mut gekostet. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass wir sehr(!) lange keinen Kontakt mehr hatten. Aber meine Bedenken waren unbegründet. Die Freude war groß und mir wurde gesagt “Biker sind uns immer willkommen”. Es stellte sich nämlich heraus, dass meine Patentante und ihr Mann beide begeisterte Motorradfahrer waren und aus gesundheitlichen Gründen damit aufhören mussten.
Wir wurden also mit offenen Armen empfangen und hatten einen sehr schönen Nachmittag, mit grillen, klönen und ich habe mich gefragt, weshalb ich mich nicht schon viel früher gemeldet habe. Aber besser spät, als nie.
Und was ist mit der Umwelt?
Die Frage nach der Klimabilanz darf heute natürlich nicht fehlen. Am Besten wäre es natürlich, wenn man gar keinen Urlaub machen würde. Also für die Umwelt. Für mich aber nicht. Diese kleine Reise war mir 1000 mal wichtiger, als alle blöden Businesstrips der letzten 10 Jahre zusammen. Und mit dem Motorrad ist es sogar halbwegs harmlos. Klar – ich habe Benzin verbraucht – aber relativ wenig. Nicht nur im Vergleich zu einem Flug ans Mittelmeer, sondern auch im Vergleich zum Auto. Mit meinem Auto hätte ich auf der Tour ungefähr 70 Liter benötigt. Das Motorrad kam mit knapp 40 Liter aus. Wäre ich weniger Autobahn gefahren, hätte es auch nochmals deutlich weniger sein können. Das merke ich mir für das nächste Mal, zumal Autobahn auf zwei Rädern keinen Spaß macht. Die Ökobilanz dieses Kurzurlaubs halte ich also für vertretbar, zumal ja auch die Eisenbahn noch längst nicht Klimaneutral fährt und mit ihr hätte ich die Fahrt so gar nicht machen können.
Heute habe ich eine Probefahrt mit der Sur-Ron Firefly gemacht – einem elektrisch angetriebenen Zweirad. Mein Fazit in vier Worten: Es war echt lustig.
Doch bevor ich mich in Details verliere, ein kurzer Rückblick. Dass die Zukunft der Verkehrsmittel elektrisch ist, war mir bereits seit langem klar. Ich habe bereits 2007 orakelt, dass den deutschen Autoherstellern sehr schwere Zeiten bevorstehen (Artikel “Passt bloß auf…“).
Nun haben zwar sowohl mein Auto, als auch mein Motorrad noch Verbrennungsmotoren (die sind beide noch zu neu um sie zu ersetzen), aber immerhin habe ich vor fast vier Jahren meine ersten Gehversuche (oder Rollversuche?) in der E-Mobilität gemacht. Ich hatte mir seinerzeit ein elektrisches Moped gekauft – die Super Soco TS1200 (siehe “Weg vom Benzin (Teil 3) – Ich fange jetzt mal klein an“).
Zunächst war ich ganz begeistert darüber, völlig lautlos durch die Stadt zu gleiten, aber nach und nach setzte die Ernüchterung ein. Die Reichweite war mit 40km nur halb so weit wie versprochen und auch der Durchzug war zwar gegenüber einer 50ccm Vespa ganz ordentlich, aber die elektrischen Leihroller von Emmy und Coup ließen mich damals an der Ampel sehr deutlich zurück. Flott war anders.
In der Zwischenzeit habe ich auch das eine oder andere Pedelec ausprobiert und fand sie gar nicht mal so schlecht. Der Vorteil dieser Geräte ist, dass es sich rechtlich gesehen um Fahrräder handelt und man damit nahezu überall fahren darf (Radwege, Feld- und Waldwege etc.). Der Nachteil ist, dass es sich rechtlich um Fahrräder handelt und man damit relativ langsam unterwegs ist.
Und heute habe ich eben auch noch die Firefly (“Glühwürmchen”) von Sur-Ron ausprobiert. Was ist das denn nun für ein Gerät?
Technisch gesehen ist das eine Mischung aus Downhill-Fully-Mountainbike und einem kleinen Crossmotorrad – aber mit elektrischem Antrieb. Das Ding gibt es in einer offenen Version ohne Straßenzulassung für den Geländesport. Es gibt etliche Videos auf Youtube, die zeigen, dass dieses filigrane Gerät auf engen Geländestrecken ziemlich gut mit “richtigen” Crossmotorrädern mithalten kann. Kein Wunder bei nur knapp 60Kg Gesamtgwicht inkl. Akku und fast 80Km/h Höchstgeschwindigkeit.
Ich bin die Version mit Straßenzulassung gefahren. Das Fahrzeug haben mir die Scooterhelden in Berlin Schöneberg zur Verfügung gestellt, die auf elektrische Kleinfahrzeuge spezialisiert sind. Es ist als L1e-B (“Zweirädriges Kleinkraftrad” – entspricht 50 cm³-Benzinmotorrad) klassifiziert. Das bedeutet nur 45Km/h Höchstgeschwindigkeit, aber dafür benötigt man nur ein Versicherungskennzeichen und man darf sie ab 16 Jahren mit Führerschein AM oder dem normalen Autoführerschein fahren.
Also eigentlich dasselbe, wie damals meine Super Soco – bloß sehr viel lustiger!
Das fängt schon mal mit dem Aussehen an. Ich finde die filigrane Maschine richtig schick und die schrillen Rahmenfarben (Blau, Gelb, Lindgrün, Orange) fetzig. Trotz meiner ca. 190cm Größe finde ich gut Platz auf dem kleinen Glühwürmchen. Da das gute Stück lange Federwege hat, geht es bei meinen 95Kg etwas in die Knie, aber es bleibt noch ordentlich Federweg übrig. Auf Kopfsteinpflaster hat man seine Ruhe. Das Fahrwerk ist übrigens einstellbar!
Die Bedienung ist sehr simpel. Einschalten mit einem Schlüssel, Blinker am linken Griff, rechts per Drehgriff “Strom” geben, ordentliche Rückspiegel – alles wie beim Motorrad. Es fehlen aber die Fußhebel, weil es keine Schaltung gibt und der Hebel am Lenker die Hinterradbremse anstelle der Kupplung ist. Wer schon mal Moped oder Motorrad gefahren ist, kommt sofort klar. Das Sitzgefühl ist dennoch insgesamt deutlich mehr Fahrrad, als Motorrad.
Das ändert sich in dem Augenblick, in dem man mal richtig am Kabel zieht. Die Beschleunigung bis 35Km/h ist wirklich krass und mir ist sogar zweimal kurz das Vorderrad abgehoben. Und es geht munter weiter, bis bei 51Km/h laut Tacho abgeriegelt wird. Das werden real ca. 47Km/h sein – also die Toleranzgrenze ausgeschöpft.
Jawoll – so macht Moped fahren Spaß!
Im normalen Berliner Stadtverkehr sollte das auf alle Fälle reichen. Erst recht, seit hier eine Straße nach der anderen auf 30Km/h begrenzt wird. Und das Ding ist wendig wie ein Fahrrad.
Woher kommt der Unterschied der spritzigen Firefly zur eher betulichen Soco? Die technischen Daten sind fast identisch. Beide haben einen 60V Akku (Super Soco 28Ah, Sur-Ron 32 Ah) und ca. 2 KW Leistung (Super Soco 2,4 kW max., Sur-Ron 2,05 kW Dauerleistung).
Ich denke neben dem um 20Kg geringeren Fahrzeuggewicht ist es das Getriebe. Die Soco hat einen Nabenmotor von Bosch im Hinterrad. Daher kein Getriebe, keine Untersetzung, keine Pflege und kein Geräusch. Die Soco fährt völlig lautlos.
Bei der Firefly wird das Hinterrad per Kette angetrieben und zwischen Kettenritzel und Elektromotor sitzt nochmals eine Untersetzung per Zahnriemen. Das sorgt vermutlich für das sportliche Temperament der Firefly. Allerdings muss man den Antriebsstrang natürlich auch pflegen und die Maschine ist zwar nicht laut, aber doch deutlich hörbar. Letzteres sehe ich allerdings eher als Sicherheitsfeature gegenüber Fußgängern und Radfahrern.
Bleibt die Frage der Reichweite. Sur-Ron sagt bis zu 69Km. Die Aussage der Scooterhelden war “realistisch zwischen 40 und 50Km je nach Fahrweise”. Das glaube ich mal.
Schwachpunkte
Ihr merkt schon, dass mir die Firefly ziemlich Spass gemacht hat und ein tolles Fahrzeug für die Stadt ist. Bleibt die Frage nach den Schwachpunkten. Mir fallen drei ein.
Konstantfahrruckeln. Wenn man auf – sagen wir mal – 35Km/h beschleunigt hat und die Geschwindigkeit halten will, ruckelt es im Antrieb. Das kann auf Dauer nervig sein.
Diebstahlgefährdung. Dadurch, dass die Maschine so leicht ist, kann man sie in nullkommanix wegtragen. Man müsste sie also ständig wie ein Fahrrad irgendwo anschließen.
Der Preis. Knapp €5.000,- ist für ein 45Km/h Moped echt viel Geld. Normale 50er kosten knapp die Hälfte. Man bekommt für tausend Euro weniger einen 125ccm Roller, der 100km/h schnell ist und weiter kommt – allerdings einen Benzinmotor hat. Andererseits habe ich in diesem Jahr auch E-Bikes (Pedelecs) in derselben Preisregion gefahren. Ist also alles relativ. Trotz hohem Spaßfaktor ist die Firefly jedenfalls kein Spontankauf.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 17 October 2021 | Gizmos, Unterwegs
Bereits seit einiger Zeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, mir eine “Zweitmütze” zuzulegen. Und jetzt habe ich es getan. Nach viel Fachlektüre, Tests und Abwägen habe ich mir an diesem Wochenende einen HJC i90 gekauft.
Weshalb einen zweiten Helm?
Man sagt, dass man Helme aus Sicherheitsgründen nicht länger als 5 Jahre nutzen sollte. Wetter und UV Strahlung machen den Kunststoff langsam spröde. Das Innenfutter weitet sich langsam und der Schweiß setzt der Schaumstoffinnenschale zu. Meinen Shoei GT Air habe ich mir vor ca. 3 1/2 Jahren gekauft, als ich mit dem Motorradführerschein angefangen habe. Da er von Verarbeitung und Material (Kein Spritzguss, sondern Faserverbundwerkstoff) deutlich besser als der Durchschnitt ist, kann ich ihn sicherlich noch locker 2 Jahre nutzen.
Aber ein paar Dinge stören mich insbesondere bei einfachen Stadtfahrten, z.B. morgens ins Büro. Die Belüftung im Stand ist nicht gut. Bei kälteren Temperaturen beschlägt das Visier trotz Atemabweiser und Pinlock Innenvisier sehr schnell. Der Helm ist mattschwarz, und dadurch nicht gerade auffällig (potentielles Sicherheitsrisiko) und am letzten Punkt, der mich nervt bin ich selber schuld: Ich habe ein Sena 10C Evo eingebaut (siehe “Der elektrische Helm“) – eine Mischung aus Gegensprechanlage, Handyverbindung, um sich z.B. Routen von Google Maps ansagen zu lassen und einer Kamera. Das Ding ist eigentlich ganz cool. Aber im Alltags- und Berufsverkehr habe ich keine Mitfahrer zum Unterhalten, den Weg kenne ich auswendig und ich filme nur Fahrten, die irgendwie besonders sind. Also ist das Gerät meist schlicht überflüssig, hängt aber seitlich etwas klobig am Helm mit Kabeln, die unter dem Innenfutter zu Lautsprechern und Mikrofon verlaufen und die Halterung habe ich fest angeschraubt. Das Teil mal eben abnehmen ist nicht.
Und weshalb genau diesen?
Ich habe schon seit längerem recherchiert und mir gedacht, dass ein Klapphelm eigentlich ganz praktisch ist. Den Helm jedes mal abfummeln wenn man sich unterwegs mal schnell die Nase putzen muss oder zum Bezahlen in die Tanke geht, ist nervig. Passform ist natürlich Top-Priorität, Pinlock und Sonnenblende ist ein Muss, der Helm muss trotz Klappmechanismus stabil sein und er sollte optisch besser erkennbar sein und falls möglich farblich zu meiner Maschine passen (weiß/rot/schwarz).
Nach meiner Recherche hatte ich folgende Kandidaten auf meiner Liste: Shoei Neotec II, Shuberth C3, Shuberth C4 und X-lite X-1005 Ultra Carbon. Also am Samstag auf zu Tante Louise und die Mützen dort mal aufsetzen.
Ich fing mit dem Shoei an. Der Helm macht einen sehr hochwertigen Eindruck und die Passform ist klasse. Ich fühle mich gleich wie zu Hause. Alles super – bis auf den Preis. Ich gebe für hochwertige Qualität gern ein paar Euro mehr aus. Allerdings kosteten die Dekors, die mir zusagten alle deutlich über €700,- !
Puh…
Der X-lite war dagegen mit €500,- trotz Karbonschale schon fast preisgünstig. Allerdings saß der nicht so richtig gut auf meinem Kopf und die Sonnenblende kam mit etwas schepperig vor. Den Schuberth habe ich auf- und sofort wieder abgesetzt. Der Verkäufer meinte nur trocken “Hätte mich gewundert. Wem Shoei passt, der kann in der Regel keinen Schuberth tragen und umgekehrt.”
Na super – und jetzt?
Also haben wir zusammen die Regale gescannt. Billiganbieter möchte ich nicht, Darth-Vader Look oder Dekors, die 18 jährige krass finden bitte auch nicht. Dann habe ich den HJC aufgesetzt und – sitzt gut!
Bei dem niedrigen Preis von nur €234,- wurde ich zunächst etwas misstrauisch. Also lieber noch mal genauer hinsehen. Aber ich finde keine sichtbaren Macken. HJC ist bei weitem kein No-Name, die Verarbeitung machte einen guten Eindruck und was geil ist – das Dekor passt zu meiner Maschine “wie Arsch auf Eimer”. Die einzige Erklärung für den günstigen Kurs ist, dass die Schale aus Polycarbonat-Spritzguss ist. O.K., kann ich mit leben.
Also einpacken und mitnehmen. Inklusive dem Versprechen “wenn der Helm nach einer Probefahrt doch drückt oder ernste Macken hat, kannst Du ihn zurückgeben”.
Der Praxistest – mein erster Eindruck
Sonntag habe ich also den i90 aufgesetzt (Sturmhaube drunter – damit ich ihn nicht gleich vollschwitze und ggf. als neuwertig zurückgeben kann), mich auf die GSX geschwungen und habe eine Runde gedreht. 1 1/2 Stunden langsam (30er Zonen) und zügiger (Ausfallstrassen) durch die Stadt, ein bisschen über die Autobahn (mal kurz bis 140 Km/h), Zwischenstopp an der Spinnerbrücke und am (Ex-)Flughafen Tegel und dann wieder nach Hause.
Der i90 sitzt straff, verursacht aber nirgendwo unangenehme Druckstellen (hängt natürlich von der Kopfform ab). Die Ausdünstungen von dem neuen Kunststoff halten sich sehr im verträglichen Rahmen. Die Rastung vom Visier ist recht leichtgängig. Nach den ersten paar hundert Metern kam mir der Helm ziemlich laut vor – und das bei 50 Km/h, aber auf der Autobahn wurde es nicht wesentlich schlimmer. Die Belüftung ist im Gesicht schon deutlich spürbar – auch bei geschlossenem Lufteinlass. Dafür hatte ich keine Problem mit beschlagendem Visier an den Ampeln. Und das mit dem Klappmechanismus ist schon genial, weil man nicht für jeden Furz Zwischenhalt gleich den Helm abnehmen muss und dann nicht weiß, wohin damit.
Ich werde den Helm behalten. Für die Stadt und kurze Trips ist er auf jeden Fall gut. Auf längeren Strecken werde ich vermutlich weiterhin den leiseren Shoei aufsetzen – und dann auch filmen. Also eine gute Ergänzung für einen schmalen Taler.
Mein kleines digitale “Musikstudio” basierte bis zum letzten Wochenende auf einem 2014er Mac Mini. Darauf liefen im Wesentlichen die DAWs Bitwig 4 und Reason 11 und etliche virtuelle Instrumente von Arturia. Als Audiointerface nutze ich das Scarlett 212 von Focusrite und als Keyboard das KeyLab 88 von Arturia, das eine wunderbare, gewichtete Klaviatur hat. Beide sind per USB an den Mac angeschlossen. Das ist ein sehr zweckmäßiges Setup, mit dem ich wunderbar arbeiten kann. Lediglich die Startzeit der Software hat den Spaß gedämpft. Vom Hochfahren des Rechners, bis ein Song mit mehreren virtuellen Instrumenten geöffnet war konnten locker 5 Minuten vergehen.
Ich hätte den Mac mit einer SSD nachrüsten können, habe mich aber dazu entschieden, gleich auf einen Mac Mini M1 mit 16GB RAM und 512GB SSD aufzurüsten. Damit habe ich ein paar Monate gewartet, weil es immer etwas wackelig ist, wenn Apple die Prozessorarchitektur wechselt (seit 1984 immerhin zum dritten Mal). Ältere Software läuft dann zwar meist dank der Rosetta Emulation weiter, aber Audiosoftware ist aufgrund des Timings gerne mal etwas zickig und so habe ich lieber ein, zwei Updates abgewartet.
TL;DR – das Update ist geglückt
Einen neuen Rechner einzurichten dauert normalerweise sehr lange: Software neu installieren, Daten rüberkopieren, Einstellungen manuell nachziehen und irgendwas Wichtiges übersieht man immer. Aber Apple hat mir das Wochenende mit einer genialen Software gerettet: Dem Migrationsassistent.
Dieser kopiert alle Programme, Daten und Einstellungen in einem Rutsch auf den neuen Rechner. Das läuft nach dem Start automatisch und hat in meinem Fall knapp zwei Stunden gedauert. Funktioniert tadellos.
Bitwig und Reason starteten sofort, das Audiointerface wurde sofort erkannt. Dennoch lief aber nicht alles auf Anhieb. Für die Softwareinstrumente von Arturia musste die Rosetta Emulation nachinstalliert werden. Die VST-Bridge, mit der die externen Instrumente in Bitwig geladen werden startete zunächst nicht, weil sie nicht von Apple signiert ist. Die Berechtigung muss man manuell einstellen, was aufreizend umständlich war (Dateiberechtigungen innerhalb eines Archivs ändern – echt jetzt?).
Das größte Problem war jedoch, dass das Keyboard nicht funktioniert hat, obwohl es korrekt erkannt wurde.
Riesiger Schreck und Verbindungsprobleme
Das führte auch zu einem wirklichen Schreckmoment. Da ich zunächst keine Lösung für das Problem mit dem Keyboard fand, habe ich mich zu einem Firmware Update des Keylab 88 entschlossen. Und das misslang! Das Update fror bei 11% ein und danach war das € 700,- Keybord gebrickt und ließ nicht nicht mehr starten und zurücksetzen.
WAHHHHH!!!
Nachdem ich dreimal laut fluchend durch das Zimmer gesprungen bin, habe ich mich langsam(!!!) wieder beruhigt habe, beschloss ich, das Firmware Update nochmal von meinem alten Mac Mini zu versuchen. Und siehe da: es funktionierte!
Ende gut – alles funktioniert
Im Nachhinein glaube ich, dass es gar nicht am Rechner selbst gelegen hat, sondern daran, dass ich das Keyboard zusammen mit der Tastatur über einen USB Hub am gleichen USB-A Anschluss hängen hatte und das Timingprobleme verursacht hat. Der M1 hat nämlich nur noch zwei statt vier USB-A Buchsen und ich brauchte drei für Keyboard, Audiointerface und Tastatur. Jetzt hängt das Audiointerface an einem der beiden USB-C Ports und alles läuft wunderbar und sehr zügig.
In zwei Wochen ist Wahl. Falls man in Berlin lebt sind es sogar gleich mehrere: Bundestagswahl, Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung und um die Sache abzurunden auch noch einen Volksentscheid zur Enteignung von Immobilienkonzernen.
Insgesamt 5 Stimmzettel für sechs Kreuzchen. Ich hoffe, dass alle Wahlberechtigten in dem Papierwust (siehe Foto) den Überblick behalten und wissen wofür sie abstimmen. Und schon bin ich beim eigentlichen Problem: Wofür abstimmen? Ich meine inhaltlich. Seit Monaten quält mich die Frage – so wie das halbe Land.
Nur dass es in Berlin eben nicht nur darum geht, wen man aus dem “Trio der Blamage” man am wenigsten unfähig für das Amt des Bundeskanzlers hält – sondern eben auch noch darum, welchen Vögeln man die Möglichkeit gibt, die Bundeshauptstadt noch weiter runterzuwirtschaften.
Hat gerade irgendjemand gesagt, dass ich negativ klinge? Na gut, bei zwei der sechs Kreuzchen bin ich mir immerhin sicher: Beim Volksentscheid und der Bezirksverordnetenversammlung.
Beim Abgeordnetenhaus und beim Bundestag ist meine Grundhaltung jeweils, dass es auf keinen Fall so weitergehen darf wie bisher. So weit, so klar. Aber wie dann? Mittlerweile hilft mir nicht mal mehr die deprimierende Strategie, das kleinste Übel zu wählen. Ich sehe nirgends Personal, dem ich vertrauen würde.
Ich empfinde das bräsige “weiter so” Grinsen von Laschet nicht mehr nur für ärgerlich, sondern mittlerweile für gefährlich für Deutschland. Genauso gehört für mich aber der Rot-Rot-Grüne Senat in Berlin zu den schlechtesten, die es je gab. Und das will etwas heißen. Um im Berliner politischen Niveaulimbo beständig neue “Bestmarken” nach unten zu setzen, muss man sich schon ganz schön anstrengen. Berlin ist für mich mittlerweile eine “failed city”.
Schöner Scheiss. Und jetzt?
Etwas verblüfft war ich tatsächlich, dass in meinem Wahlkreis Martin Sonneborn als Direktkandidat aufgestellt ist. Mir war nicht klar, dass er Brüssel mit Berlin tauschen möchte. Früher habe ich meine Erststimme ja Hans Christian Ströbele gegeben. Nicht weil ich die Grünen wählen wollte, sondern weil ich IHN im Bundestag sehen wollte. Nicht weil ich in allem mit seiner Sicht übereinstimmte, sondern weil ich ihn stets für eine integre Person gehalten habe, die auch abends alleine mit dem Fahrrad (natürlich!) auf den Weg durch die Biergärten gemacht hat um mit den Bürgern zu reden. Das sahen viele im Wahlbezirk genau so. Er war der einzige grüne, der per Direktmandat gewählt wurde.
Vor ungefähr sechs Wochen hatte ich drei schicke, teure E-Bikes (Pedelecs) von Schindelhauer ausprobiert (“Fahrrad – das erste mal…“). Sie fuhren toll, sahen traumhaft aus und wären im Fall eines Kaufs ein mittlerer Vermögensschaden. Alleine der Gedanke, solches Edelmetall abends in Friedrichshain an irgendeine Laterne anzuschließen versetzt mich innerlich in Aufruhr. Vandalismus, Diebstahl, pinkelnde Hunde oder Menschen oder sonstiges wenig erquickliches ist hier ja leider nicht unüblich.
Zwei Wochen später habe ich auch noch ein Cube Hybrid mit Bosch Mittelmotor und 635Wh Akku gefahren. Fetter Motor, fetter Akku und leider ist das Gewicht dementsprechend: 25kg!
Jetzt weiß ich, welche Art von E-Bike ich interessant finde. Möglichst schlicht, leicht (bitte deutlich unter 20 kg), auch ohne Motorunterstützung gut fahrbar und mit Schaltung. Das Schindelhauer Arthur VI war da ziemlich nahe dran – aber €4.700,- sind schon sehr sehr heftig.
Heute bin ich das Ampler Curt in der Version mit 11 Gang Kettenschaltung gefahren, das vom Grundprinzip ähnlich zum Arthur, allerdings mit €2.900,- entspannte €1.800,- günstiger ist. Das liegt zum Teil daran, dass die verbauten Teile etwas weniger exzentrisch sind.
Anstatt wie Schindelhauer einen Zahnriemenantrieb von Gates mitsamt Pinion Getriebeschaltung im Tretlager einzubauen, setzt Ampler auf eine 11 Gang Shimano Deore Kettenschaltung. Gebremst wird mit hydraulischen Shimano M6000 Scheibenbremsen. In beiden Rädern sind LED Rücklichter von LightSKIN in die Sattelstütze eingebaut, das Schindelhauer versteckt auch noch die vordere Lampe dezent im Lenker, während das Ampler auf ein konventionelles Licht von Busch+Müller setzt. Das Arthur ist mit edlem Ledersattel und Ledergriffen ausgestattet.
Bei Ampler alles etwas weniger teuer aber beileibe nicht schlecht. Immerhin wird im Curt eine Carbongabel verbaut um das Gewicht zu senken und tatsächlich ist das Rad mit 14,4 kg sogar noch etwas leichter, als das Arthur, das mit 15,7 kg auch noch zu den leichtesten E-Bikes zählt. Und das, obwohl der Akku mit 336Wh sogar größer ist, als der 250Wh Akku im Arthur.
Bei dem Preisunterschied erstaunt es nicht, dass das Ampler im Finish optisch etwas weniger edel wirkt, als das Schindelhauer, aber das finde ich für den Alltag in der Stadt eigentlich sogar besser, weil es sich vermutlich positiv auf die Vandalismus- und Diebstahlwahrscheinlichkeit auswirkt. Darauf zählt auch die mattschwarze Farbe ein. Vom Fahrgefühl liegen beide recht dicht zusammen.
Beide haben einen 250W Nabenmotor im Hinterrad und werden über einen dezenten Knopf mit LED Lichtring bedient. Der Drehmomentsensor im Ampler sorgt dabei für eine sehr natürliches Fahrgefühl. Man fährt ganz normal Fahrrad, aber mit etwas Rückenwind. Das ist sehr angenehm.
Beide haben eine sehr sportliche Rahmengeometrie und beide verführen dazu, schnell zu fahren. Für ausgedehnte Touren im Mittelgebirge sind sind diese Räder dagegen nicht zu empfehlen.
Beide sind auch als Singlespeed Variante mit Gates Karbonriemen statt Kette erhältlich. Beide kann man mit dem Handy koppeln und per App weitere Einstellungen vornehmen und Updates einspielen. Leider ebenfalls gemeinsam ist, dass der Akku nicht entnehmbar ist und daher das komplette Rad zum Aufladen an die Steckdose muss. Und da ich im Keller leider nicht über eine Steckdose verfüge ist das für mich bei beiden das größte Manko.
Am letzten Samstag Nachmittag hatte ich die Gelegenheit, kurz die neue Triumph Trident 660 zu fahren. Es hat leider nicht zu einer richtigen Testrunde gereicht, aber einen ersten Eindruck habe ich bekommen – inklusive einer echten Überraschung.
Triumph ist eine der ganz wenigen Hersteller, bei denen ich beinahe die komplette Modellpalette toll finde. Aber als die Trident vor ungefähr einem Jahr angekündigt wurde, war ich zunächst gar nicht begeistert. Irgendwie sah mir die Maschine auf den Fotos zu nett und knubbelig aus.
Stilsicher und mit Liebe zum Detail
Jetzt, das ich sie live gesehen, angefasst und gefahren habe, muss ich mich korrigieren. Auch hier ist den Engländern wieder ein richtig hübsches Motorrad gelungen. Stilistisch ein gelungener Spagat zwischen Retro und modern. Und obwohl sie mit deutlich unter €8.000,- Einstiegspreis die günstigste Triumph ist, stimmt auch hier wieder jedes Detail. An keiner einzigen Stelle hat man das Gefühl, dass etwas billig gemacht wäre.
Mit meinen 1,88 sitze ich gut und entspannt auf der Maschine. Was sofort auffällt ist das geringe Gewicht von 189 kg fahrfertig. Die Trident ist kompakt, leicht und fährt super wendig. Und der Motor ist klasse. Beim Losfahren freue ich mich über den typischen Dreizylinderklang – irgendwo zwischen Turbine und Porsche 911, aber in absolut verträglicher Lautstärke. Die Trident hat zwar “nur” 81 PS, fühlt sich aber stärker an. Zumindest in der Stadt ist sie genau so flott, wie meine GSX-S mit 114 PS. Kupplung, Schaltung und Bremse sind wie zu erwarten tadellos. Alles schick und macht wirklich Freude.
Die unerwartete positive Überraschung
Die Trident war mit dem aufpreispflichtigen Schaltassistenten ausgestattet. Abgesehen vom Anfahren und Anhalten muss man beim Gangwechsel nicht mehr kuppeln. Mein erster Gedanke war: “naja, netter Schnick-Schnack”, aber als ich dann ein paar Ampeln hinter mir hatte war ich völlig begeistert. Stadtverkehr sieht ja normalerweise so aus:
Kupplung, erster Gang anfahren, Kupplung, zweiter Gang, Kupplung, dritter Gang, Kupplung, vierter Gang, Kupplung, fünfter Gang, zehn Sekunden rollen, Bremsen, Kupplung, vierter Gang, Kupplung, dritter Gang, Kupplung, zweiter Gang, Kupplung, anhalten, Leerlauf. Und bei Grün dann wieder alles von vorn.
Mit dem Schaltassistent:
Kupplung, erster Gang anfahren, Gas stehen lassen, Zack (hochschalten), Zack, Zack, Zack, rollen lassen, Gas zudrehen, Zack (runterschalten), Zack, Zack, Kupplung, anhalten, Leerlauf.
BÄM – das ist genial! Nimmt so viel Stress aus der Gurkerei in der Stadt raus. Und die Schaltvorgänge sind kaum zu spüren, so lange man nicht völlig niedertourig fährt.
Fazit
Die kleine Triumph ist schick, wendig, fährt super und ist absolut bezahlbar. Kein Wunder, dass sie für dieses Jahr bereits ausverkauft ist.
Meinen Urlaub habe ich in Angeln im Nordosten von Schleswig Holstein verbracht. Diese wunderschöne Landschaft an der Ostsee und der Schlei ist zum Teil verblüffend hügelig, die Felder und Weiden sind durch Knicks und viele Bäume gegen den Wind geschützt und die vielen hübschen Dörfer verbindet ein Netz aus schmalen, kurvenreichen Straßen. Das lädt geradezu dazu ein, hier bei gutem Wetter mit dem Motorrad locker herumzucruisen.
Ich war allerdings mit dem Auto angereist und meine Maschine schlummerte zu Hause in Berlin auf dem Hof. Abhilfe musste her. Ein Blick ins Internet und schon hatte ich drei Firmen ausgemacht, die Motorräder vermieten. Eine davon allerdings nur Harley Davidson, was überhaupt nicht mein Stil ist. In der zweiten Firma wurde ich so einsilbig und unfreundlich behandelt, dass ich ich mich nach 30 Sekunden mit einem “Jo danke, schönen Tach noch…” umgedreht und den Laden verlassen habe.
Die dritte Anlaufstelle war dann allerdings goldrichtig. Bei Bruno’s Moto Company wurde ich sehr freundlich empfangen. Die Firma führt einige eher unübliche Marken, wie z.B. Zero, Benelli oder Vogue. Man hat sich dort richtig Zeit genommen mir die Modelle zu zeigen, die als Mietfahrzeug zur Verfügung standen, und einen Schnack über dies und jenes war auch noch mit drin. Eigentlich hat es mich gereizt, die elektrische Zero SR/F auszuprobieren. Neben der recht üppigen Miete (die Maschine kostet ja immerhin €22.000), hielt mich aber letztlich die Frage ab, ob eine Akkuladung reichen würde, um die Tour, zu der ich mit einem Bekannten verabredet war, zu fahren. Wie sich im Nachhinein herausstellte, wäre das auch wirklich knapp geworden.
Also habe ich mich für die Vogue 500 DS Adventure entschieden. Die Maschine im Stil eines Adventure Bikes ist genauso positioniert, wie die sehr ähnliche HondaCB500 X. Sie hat ebenfalls einen Zweizylinder Reihenmotor mit 471ccm und 47PS. Der Verkaufspreis von €5.700,- liegt €1.000,- unterhalb der Honda, die Ausstattung ist mit Gepäckvorbereitung, farbigem Graphik-Display (mit automatischer Hell/Dunkel Umschaltung je nach Umgebungslicht) USB-Steckdose und Bluetooth Anbindung aber besser.
Vogue ist eine Marke des chinesischen Loncin Konzerns, der unter anderem für BMW die Einzylindermotoren der G-Baureihe und die Zweizylinder für die F-Modelle herstellt. Es war also nicht zu befürchten auf minderwertigem muckeligem Material die Straße entlangzueiern.
Ganz im Gegenteil. Die Qualitätsanmutung ist gut. Sowohl Material, als auch die Verarbeitung wirken solide. Die Sitzbank hat eine Höhe von 835mm und ist bequem. Die Sitzposition ist aufrecht, für meine 1,89 sehr bequem. Die Spiegel bieten eine gute Sicht nach hinten, Kupplungs- und Bremshebel ließen sich in der Weite einstellen. Die Scheibe musste ich auf die untere Position verstellen, um keine Verwirbelungen am Helm zu haben. Die Schraube dafür ist leider etwas fummelig. Das war aber schon der einzige Punkt, den ich zu bemängeln habe.
Die Vogue hatte gerade einmal 25 km auf dem Tacho, als ich sie übernommen habe. Also habe ich die Tour mit Rücksicht auf Motor, neue Bremsen und Reifen vorsichtig angehen lassen. Die Kupplung ist nicht übermäßig leichtgängig, aber in Ordnung. Die Schaltung funktionierte gut. Stets war eindeutig zu spüren, wenn der Gang einrastete und den Leerlauf musste ich auch nie suchen. Das Handling ist durch die aufrechte Sitzposition und den breiten Lenker leicht und spielerisch. Die Bremsen von Nissin (vorne 298mm Doppelscheibe und und hinten 240mm) fand ich auf den ersten km etwas fade, aber die Beläge und Scheiben waren ja auch noch neu. Im Laufe der Fahrt wurde das besser. Der Motor ist gemessen an meiner GSX-S 750 natürlich ziemlich zahm und vibriert auch ein bisschen, aber das ist bei zwei Zylindern und fast 70PS weniger auch nicht anders zu erwarten. Nach einigen km Fahrt hatte ich mich daran gewöhnt und dann machte es richtig Spaß mit der Maschine über die schmalen, kurvigen Nebenstrecken zu wuseln.
Grund dafür ist die Kombination aus der kommoden Sitzposition, dem guten Handling und dem komfortablen Fahrwerk. Möglich, dass es bei mehr Zuladung und forscherer Fahrt etwas zu weich ist, aber mir kam das so gerade recht. Das fabrikneue Triebwerk habe ich natürlich im unteren Drehzahlbereich bewegt, dafür war der Durchzug aber erfreulich. Interessant wäre der direkte Vergleich mit der CB500X, aber damit kann ich leider nicht dienen.
Die vollgetankt 205 kg schwere Maschine ist mit einem Verbrauch von 4,2 l/100km angegeben. Ich bin beim gemütlichen cruisen sogar mit nur 3,5l hingekommen. Mein Bekannter, der mit seiner 20 Jahre alten 1100 Boxer BMW vorneweg gefahren ist, hat 5,5 l/100km auf der Runde benötigt. Dafür war seine Maschine sehr leise und die Vogue akustisch deutlich präsenter. Sie ist mit 98dB Standgeräusch angegeben, also leider nicht Tirol-tauglich.
Fazit
Wer ein A2 taugliches Adventure Bike sucht, der sollte sich neben den “üblichen Verdächtigen” Honda CB500X und KTM 390 Adventure ruhig einmal die Vogue genauer ansehen. Das Motorrad ist nicht billig, sondern günstig. Welcher Name auf dem Tank klebt und ob das Bike aus China oder Thailand kommt (wie die Honda und die KTM), halte ich nicht für so wichtig. Bei mir würde im Zweifelsfall die Nähe einer kompetenten und freundlichen Werkstatt den Ausschlag geben und da ist man bei Bruno’s in Flensburg sicherlich gut beraten.
Nachtrag
Als ich diesen Artikel im Urlaub geschrieben habe, meinte ich, dass man diese Maschine mit der Honda CB500X vergleichen sollte. Kaum wieder zu Hause stelle ich fest, dass die Zeitschrift Motorrad in der Ausgabe 18/2021 genau das getan hat. Das Ergebnis lautet wenig überraschend, dass die beiden Bikes sehr ähnlich sind, die Vogue recht gut ist, aber die Honda in Details immer noch etwas besser abschneidet, dafür aber eben auch 20 Prozent mehr kostet.