Dirk Ollmetzer | Tuesday, 21 February 2012 | Fundstücke
Ich weiss nicht, ob es am Trinkwasser, Erdstrahlen oder an sonstwas liegt; heute färbt Hannover irgendwie auf mich ab. Ich habe mich gerade durch tonnenweise 80er Jahre Musik zweifelhafter Qualität gewühlt, die ich damals in meiner niedersächsichen Jugend gehört hatte und bin im Nachhinein verblüfft, wie viel Italo-Disco dabei war. Irgendwie hatte ich das ganz anders in Erinnerung.
Egal – Ein schönes hat es ja, wenn man älter wird: Irgendwann ist einem nix mehr peinlich. In diesem Sinne hier einige Highlights…
Hier stimmt einfach jedes Detail: Christian “macht was mit Medien”, lebt in Prenzlauer Berg, arbeitet in Mitte, fährt Fahrrad. Der Film selbst und den coolen Soundtrack hat er auf seinem iPhone erstellt. Jedes Klischee wird bedient – und trotzdem ist es authentisch.
Der Webmontag Berlin am 13.02 hatte Outsourcing zum Thema.
Den Opener machte Ivo Bethke von Webcrowd. Er gab einen ersten Überblick über das Outsourcing von IT Leistungen in Länder wie Indien; über die Pros und Contras. Da ich mich aufgrund von negativen Erfahrungen mit diesem Thema schon länger nicht mehr beschäftigt hatte fand ich die Aussage, dass gute Entwickler dort auch schon $25 bis $35 pro Stunde kosten interessant. Vor diesem Hintergrund müssen auch die wesentlich höheren Aufwände des Projektmanagements hier berücksichtigt werden.
Anschliessend gab Ali Shaheen von Coeus Solutions eigene Erfahrungen mit outgesourctem Projekt zum Besten und schloss ebenfalls mit einigen guten Ratschlägen.
Gute Erfahrungen mit dem Outsourcing der Webentwicklung nach Indien hat Daan Löning von Kinderfee.de gemacht. Er erzählte mir in einem anschliessenden Gespräch, dass die Zusammenarbeit mit einem festen Team stattfindet. Der Projektauftakt bestand aus einer gemeinsamen 6 wöchigen Kickoffphase, die interessanterweise beim Dienstleiter in Indien stattfand. Die Zusammenarbeit ist so gut, dass die laufende Betreuung der Site nach dem Launch im letzten Frühjahr weiterhin von demselben Team durchgeführt wird.
Letztlich kann man die Erfahrungen der Referenten wie folgt zusammenfassen:
Das Projektmanagement muss beim Auftraggeber vor Ort sein.
Ebenso muss das Produktdesign aufgrund unterschiedlicher kultureller Erwartungen der Kunden vor Ort stattfinden.
Das Team sollte möglichst gleichbleibend besetzt sein.
Die Akteure auf beiden Seiten sollten sich persönlich kennen.
Die To-Dos müssen sehr genau definiert sein
Das Projektcontrolling muss ständig und umfassend sein. Dinge wie Scrum lassen sich aber nicht gut über die Distanz managen.
Abschliessend gabe es auch noch drei Kurzpräsentationen von fairtrade, einem weiteren Startup, dass ich aufgrund von Gesprächen nicht mitbekommen habe (sorry) und ui-check, mit dessen Gründer Yannis Niebelschütz ich ebenfalls ein kurzes Gespräch geführt habe.
Alles in allem mal wieder in recht interessanter Abend in netter Atmosphäre (siehe Foto).
Als ich hörte, dass John Le Carrés Bestseller Dame, König, As, Spion nochmals verfilmt wurde, war ich zunächst gar nicht begeistert. Die TV-Mini Serie aus den 70ern mit Alec Guiness in der Hauptrolle als George Smiley hatte ich zwar nicht mehr ganz im Kopf, aber das beklemmede Gefühl, die sie damals vermittelte, blieb mir über die Jahrzehnte präsent.
Nun also eine Neuverfilmung. Die Phalanx hervorragender Schauspieler – neben Gary Oldman unter anderem John Hurt, Collin Firth und Tom Hardy – machte mich letztlich doch neugierig und gestern Abend habe ich ihn angesehen. Wenn ich den Film in ein paar Adjektiven beschreiben sollte, würde ich das ungefähr so machen:
Schmutzig graubraun,
spannend,
ruhig,
komplex,
beklemmend,
glaubwürdig
Es ist nicht unbedingt ein Film für jedermann. Man muss schon sehr konzentriert hinsehen und hinhören um die kleinen Hinweise zu entdecken und sich im Beziehungsgeflecht der Handelnden nicht zu verheddern.
Für jemanden, der Le Carrés Bücher nicht kennt, ist diese Mischung aus Langsamkeit, Komplexität, totalem Vertrauensverlust und kurz aufblitzender, realistischer Gewalt vermutlich sehr gewöhnungsbedürftig. Sie passt irgendwie nicht zu den Spionagefilmen, die man sonst so zu sehen bekommt. Kein High-Tech, keine beeindruckenden Verfolgungsfahrten und Explosionen, kein strahlender Held, keine malerischen Locations, keine Trennung zwischen Gut und Böse.
Der Film zeigt die schmutziggraue Realität der Geheimdienste im kalten Krieg. Der dem Film zugrundeliegende Roman ist zwar fiktiv, jedoch stark von der realen Äffäre um Kim Philby inspiriert. Die Glaubwürdigkeit des Films liegt auch darin begründet, dass der bis 1964 selbst im britischen Auslandsgeheimdienst MI6 tätige Le Carré selber ausführender Produzent war.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 12 February 2012 | Unterwegs
Das Wochenende des Wassers: Samstag abend im Ruderclub feiern und am Sonntag auf Stralau bei strahlendem Sonnenschein die zugefrorene Rummelsburger Bucht bewundern. Schön wars!
Im Augenblick werden mal wieder einige interessante Filme im Kino gezeigt. In dieser Woche habe ich mir gleich zwei sehr unterschiedliche davon angesehen: Rubbeldiekatz und Drive.
Rubbeldiekatz
Als ich im Vorfeld die Geschichte hörte, überkam mich ein leichter Gähnanfall: Armer Schauspieler nimmt weibliche Hauptrolle an, um überhaupt ein Engagement zu bekommen. Super, dachte ich. Die Geschichte wurde ja noch nie verfilmt – ausser in Victor und Victoria, Tootsie, Manche mögens heiss, und und und…
Andererseits liebe ich die Filme von Detlev Buck für ihre leichte Schrulligkeit. Und genau so war es hier auch: Die Storyline ist von der ersten Minute an klar, aber die Umsetzung lebt von der Darstellung der Schauspieler, insbesondere Matthias Schweighöfer. Nett sind auch die vielen Anspielungen bei den Drehabeiten in dem Film. Die Geschichte im Film im Film ist grob die von Aimee und Jaguar, aber der amerikanische Regisseur, der fasziniert alles als so ‘real german’ empfindet ist die Karrikatur von Quentin Taratino, als er Inglorious Basterds in Babelsberg gedreht hat.
Ich fühlte mich gut unterhalten und habe gelacht. Hier ist der offizielle Trailer:
Drive
Voller Anspielungen und Zitate steckte auch Drive. Die Fahrszenen und die Wortkargheit des Hauptdarstellers Ryan Gosling sind mehr als nur ein Zitat von Steve Mc Queen in Bullit. Die Geschichte und die Stimmung erinnern mich an den kargen und sehr harten Krimi der große Coup von Don Siegel mit Walter Matthau und die Inszeniserung und Ausleuchtung ist Fim Noir. Der coole Soundtrack erinnert mich wiederum an Lost in Translation und die Erzählung schwankt wie in Hana Bi zwischen sehr ruhigen Szenen und den unvermittelten extremen Gewaltausbrüchen.
Man kann Drive also durchaus als eine Collage aus Filmzitaten sehen. Und die Collage funktioniert!
Der Film ist spröde und nichts für empfindsame Seelen. Die zarte Zuneigung der beiden Hauptdarsteller ist sehr behutsam in Szene gesetzt, hat aber in der durch Kriminalität und Gewalt durchtränkten Umwelt keine Chance. Es gibt zwar kein Happy End, aber eine Spur von melancholischer Hoffnung. Ich fand es gut.
ACTA ist ein Handelsabkommen. ACTA ist daber vor allem das Ermächtigungsgesetz der Industrie gegenüber den Bürgern in der EU und in der Welt. ACTA gefährdet Demokratie, Meinungsfreiheit, Ernährung und Gesundheit. ACTA wird durch Lobbygruppen hinter verschlossenen Türen durch Umgehung der demokratischen Gremien durchgedrückt und führen im Expresstempo in die Totalüberwachung.
Dieser kurze Film erläutert das recht anschaulich:
Es geht übrigens nicht nur um das Internet – sondern um alles, was angebliches “geistiges Eigentum” ist: Medikamente, Saatgut, Sprache und so weiter.
Und denkt bloss nicht “Dieser Wahnsinn wird ja doch nie durchkommen” – ACTA wurde bereits vom EU Ministerrat verabschiedet.
Und falls das Vorhaben scheitern sollte – die nächsten Angriffe auf die offene und demokratische Gesellschaft sind bereits im anrollen: Arstechnica: Beyond ACTA.
Ich mag sinnbefreite mechanische Spielereien, wie Murmelbahnen und Rube-Goldgerg Maschinen. Und Lego Technik funde ich natürlich auch toll. Beides zusammen ist natürlich noch besser. Gerade habe ich auf dem Kugelbahnblog dieses tolle Video gefunden: