tiny little gizmos

Retro Events in Berlin

Während der letzten Tage gab es einige schöne, kleine Treffen in Berlin mit Retro-Schwerpunkt. Leider musste ich aus terminlichen Gründen auf ein Highlight verzichten: Den Workshop “Racing the Beam…“, bei dem am Samstag an der Humboldt Universität eine Einführung in die Programmierung der seeligen Atari VCS (bzw. Atari 2600) Telespiels gegeben wurde. Sehr ärgerlich, denn darauf hatte ich mich schon länger gefreut.

Am Donnerstag gab es aber bereits einen netten Abend in einem Hackerspace, bei dem an einem Commodore 64 gezockt wurde. Spiele des Abends waren unter anderem Maniac Mansion, ein Galaxian Clone, Great Giana Sisters und Matrix. Etwas bedrohlich ist, dass immer mehr Disketten aus den 80er und 90er Jahren nicht mehr lesbar sind. Da nützt die bestgepflegte Hardware nichts. Hoffentlich sind die Wechselplatten der PDP11 langlebiger…

Links Wechselplatten für PDP11, rechts Galaxians auf C64

Links Wechselplatten für PDP11, rechts Galaxians auf C64

Am Freitag fand an der Humboldt Universität die Veranstaltung “Game Circuits – Operative Computerspielanalyse” statt, die im Wesentlichen eine Ergebnispräsentation eines Workshops des Studiengangs Medienwissenschaften ist. Die Studentinnen (tatsächlich überwiegend Damen) haben sich mit der Technik der Konsolen der 3. und 4. Generation auseinandergesetzt. Bis auf eine Ausnahme war die Original Hardware aufgebaut und es konnte gezockt werden.

Eine meiner absoluten Lieblingskonsolen war 1982 das CBS ColecoVision, weil man darauf Donkey Kong in Automatenqualität spielen konnte – was ich an diesem Abend natürlich tat.

CBS ColecoVision

CBS ColecoVision

Von Atari waren gleich zwei Konsolen aufgebaut, die ich beide noch nie im Original gesehen hatte.

Auf dem Atari 7800 spielte ich eine Runde Asteroids. Das System, das 1986 in Europa auf den Markt kam, hatte ich damals kaum wahrgenommen. Entweder hatte man einen Computer, oder ein Videospiel von Nintendo oder Sega.

Das ungeheuer grosse Atari 5200 aus dem Jahr 1982 kam in Europa nicht auf den Markt. An diesem Abend war es mein heimlicher Favorit, was vor allem an dem genialen Trackball lag, der bei den Spielen Missile Command und Centipede für Original Spielhallenfeeling sorgte.

Atari 5200 (links) und Atari 7800 (rechts)

Atari 5200 (links) und Atari 7800 (rechts)

Es hatte schon etwas Besonderes, wenn man sich ein Videospiel, das man als 11jähriger gerne gehabt hätte, 35 Jahre später von einer charmanten jungen Studentin erklären und vorführen zu lassen. Die Rede ist von Dracula auf dem 1979 erschienenen Mattel IntelliVision. Das erste Spiel, bei dem man die Spielfiguren eindeutig erkennen konnte. Die Spielsteuerung ist zwar etwas zäh, aber Charme hat die Software immer noch. Wir spielten auch noch eine Runde Astrosmash gegeneinander. Hier war die Steuerung recht geschmeidig und ich konnte in dem kleinen Turnier sogar einen Preis gewinnen (Kinderschokolade). Leider gab es diese Konsole nur als Emulation, da die Original Hardware zwei Tage zuvor kaputt ging und erst repariert werden muss.

Dracula auf Intellivision Emulation

Dracula auf Intellivision Emulation

Weiterhin gab es an diesem Abend noch Nintendo SNES, SNK NeoGeoNEC TurboGrafx-16 (alias PC-Engine), MB Vectrex und Sega MegaDrive zu bestaunen und zu bespielen.

Es geht noch älter!

Nicht ganz zum Thema passend (weil zu alt) war auch eine RCA Studio II Konsole aus dem Jahr 1977 zu bespielen. Die Spiele waren allerdings selbst für die damalige Zeit schon etwas mager und nur in Schwarz/Weiß Grafik.

RCA Studio II

RCA Studio II

Nach der Veranstaltung zog sich eine kleine Gruppe in das Signallabor zurück um sich einem wirklich kostbaren Gerät zu widmen: Einer Originalverpackten Magnavox Odyssey von 1972. Das erste verkaufte Videospielsystem überhaupt. Ich hatte das Gerät zwar bereits als Austellungsstück gesehen, aber hier gab es zum ersten Mal die Gelegenheit zum Anfassen und Ausprobieren.

Magnavox Odyssey Originalverpackung

Magnavox Odyssey Originalverpackung

Die Überraschung begann schon beim Auspacken: Zuerst bekommt man nämlich neben sechs Spielmodulen tonnenweise Zubehör zu sehen: Bunte Bildschirmfolien in zwei Grössen, Karten, Spielgeld und so weiter.

Viel buntes Zubehör

Viel buntes Zubehör

Darunter dann endlich das Prachstück in absolut einwandfreiem Zustand ohne Gilb am Gehäuse. Nur das Netzteil ist nicht mehr Original.

Magnavox Odyssey

Magnavox Odyssey

Nachdem das Schätzchen ausgepackt und angeschlossen war, wurde sogleich eine Runde Pong gespielt. Dabei merkt man, dass das Gerät noch nicht Mikroprozessorgesteuert ist, sondern zum grossen Teil aus Analogelektronik besteht. Die sehr dicken Kabel an den Controllern verleiteten jemand zu der scherzhaften Vermutung, dass die Konsole nicht elektrisch sondern “noch mit Hydraulik” gesteuert wird.

Magnavox Odyssey in action

Magnavox Odyssey in action

Abgesehen von der extrem groben Schwarz/Weiß “Grafik” sind aus heutiger Sicht viele Eigenarten etwas irritierend:

  • Man kann nicht gegen die Maschine spielen, da überhaupt keine geeignete Steuerelektronik vorhanden ist.
  • Die Maschine zählt auch keine Punkte. Das müssen die Spieler schon selber machen
  • Das System prüft nicht einmal die Einhaltung der Spielregeln. Ob man bei dem Spiel “Skifahren” auf der Piste bleibt, muss man ebenfalls selbst entscheiden.

Eigentlich ist die Odyssey somit gar kein “richtiges” Videospiel, sondern ein Gesellschaftsspiel, von dem zufällig ein Teil am Fernseher stattfindet. Verblüffende Erkenntnis!

Bewegungserkennung per Webcam

Für ein kleines Projekt stand gerade vor der Aufgabe, Standbilder per Webcam aufzunehmen und zu speichern – aber nur, wenn sich etwas vor der Linse bewegt.
Das klingt zunächst reichlich kompliziert, aber mit den richtigen Werkzeugen ist es tatsächlich verblüffend einfach. Die Werkzeuge der Wahl sind:

  • Python – Eine populäre Skriptsprache
  • OpenCV – Eine Funktionsbibliothek für Bild-, Videobearbeitung, Mustererkennung u.ä.

Den rechten Weg wies mir Matthias Stein mit seinem Artikel “Motion detection using a webcam, Python, OpenCV and Differential Images“. Die Bewegungserkennung funktioniert so, dass drei kurz nacheinender aufgenommene Bilder übereinandergelegt werden und daraus ein Differenzbild errechnet wird. Dort wo sich nichts verändert hat, ist das Differenzbild schwarz. Stellen, die sich verändert haben, werden weiß. Das führt zu recht eigenwilligen, geisterhaften Bildern, wie man in dem Beispielvideo auf Youtube sehen kann.

Die Lösung

Die Methode musste ich nun nur noch etwas ergänzen. Aus dem Differenzbild errechnet die OpenCV Methode countNonZero die Anzahl, der weißen Pixel. Falls dieser Wert oberhalb eines gesetzten Schwellwertes (sinnvollen Wert ausprobieren) liegt, soll das Bild gespeichert werden. Jetzt muss man nur noch dafür sorgen, dass das Ursprungsbild in Farbe vorliegt und nur zur Differenzberechnung in Schwarz/Weiss gewandelt wird. Et voilá…

Für die interessierten ist hier der Code:

#! /usr/bin/python

import time
import cv2

def diffImg(t0, t1, t2):
    d1 = cv2.absdiff(t2, t1)
    d2 = cv2.absdiff(t1, t0)
    return cv2.bitwise_and(d1, d2)

print "Start Capturing"
cam = cv2.VideoCapture(0)

# Threshold for minimum movement
threshold = 130000
targetdir = './'
winName = "MovementIndicator"
cv2.namedWindow(winName, cv2.CV_WINDOW_AUTOSIZE)

# Read three images first:
colorimg = cam.read()[1]
t_minus = cv2.cvtColor(colorimg, cv2.COLOR_RGB2GRAY)
t = cv2.cvtColor(colorimg, cv2.COLOR_RGB2GRAY)
t_plus = cv2.cvtColor(colorimg, cv2.COLOR_RGB2GRAY)

start = time.time()
while True:
    dimg=diffImg(t_minus, t, t_plus)
    cv2.imshow( winName, dimg )

    # save picture, when movement above threshold
    print cv2.countNonZero(dimg)
    if cv2.countNonZero(dimg) > threshold:
        timestamp = round(time.time() - start)
        filename = targetdir + str(timestamp) + ".jpg"
        cv2.imwrite(filename, colorimg)

    # Read next image
    colorimg = cam.read()[1]
    t_minus = t
    t = t_plus
    t_plus = cv2.cvtColor(colorimg, cv2.COLOR_RGB2GRAY)

Firefox: URL vervollständigen ausschalten

Wenn ich etwas hasse, dann sind es Computer, die schlauer als der Nutzer sein wollen. Darunter fällt das unsägliche automatische Ergänzen der URL um www und .com, das Firefox ungefragt vornimmt. Die Grundannahme, dass eine Domain immer mit www. anfängt und mit .com aufhört ist ja totaler Quatsch. Das stimmt schon bei “richtigen” Domains häufig nicht, bei der Entwicklung aber schonmal gar nicht. Ich benutze gerne einfache URLs, wie zum Beispiel http://shop/.

In den normalen Einstellungen von Firefox steht dazu nichts. Wie wird man den Quatsch also los?

Man gibt in der Adresszeile about:config ein und bestätigt, dass man vorsichtig ist. Dann sucht man nach dem Schlüssel keyword.enabled und ändert den Wert von true auf false.

Zur Sicherheit löscht man auch noch die Werte der Schlüssel browser.fixup.alternate.prefix und browser.fixup.alternate.suffix.

Happy browsing!

Jolla Ahoi!

Der Paketdienst hat mir gestern ein heiß ersehntes Päckchen aus Vantaa/ Finnland gebracht. Ein neues Smartphone. Aber nicht irgendein 08/15 iPhone-/ Android-/ Windows-Teil, sondern ein Jolla.

Das schmucke Päckchen aus Finnland

Das schmucke Päckchen aus Finnland

Wer oder was zum Geier ist Jolla?

Jolla ist ein neuer – wie ich finde sehr spannender – Handyhersteller aus Finnland mit Sitz in Helsinki. Das Team rekrutiert sich überwiegend aus ehemaligen Nokia Mitarbeitern, die nach dem Niedergang und Ausverkauf an Microsoft freigestellt wurden. Und anstatt arbeitlos und depressiv zu werden, haben sie sich auf das besonnen, was sie gut können – Handys entwickeln.

Auf der Basis von Linux/ MeeGo hat Jolla das Betriebssystem Sailfish OS entwickelt (für die etwas verwirrende Geschichte verweise ich auf den Wikipedia Artikel) und seit Dezember ist nun das erste Handy der Finnen erhältlich. Man kann es in Deutschland aber nur über die Website von Jolla ordern.

Auf dem 30C3 Kongress in Hamburg hatte ich das Modell bereits in den Händen und führte mit einem der Entwickler eine längere Diskussion. Insbesondere der Ansatz eines offenen Betriebssystems überzeugte mich und so habe ich die €400,- investiert. Bloß weil man an der Software nach Herzenslust rumändern kann, bedeutet aber nicht dass hier ein unfertiges Hackerspielzeug vorliegt, wie wir gleich sehen werden.

Der erste Eindruck

Das schicke Päckchen erfreut und zeigt bereits, dass hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde. Viel auszupacken gibt es indes nicht: Handy, separater Akku (vorbildlich!), Ladegerät mit USB Kabel und eine Mini Anleitung – das wars.
Mehr braucht man aber auch nicht. Kopfhörer sollte man sich ohnehin besser separat zulegen.

Inhalt des Päckchens

Inhalt des Päckchens

Hardware

Die Verabeitung ist tadellos. Touchscreen, Alu-Chassis und Kunststoff-Rückseite sind extrem passgenau. Nichts wackelt oder knirscht. Sehr vorbildlich ist, dass man sehr einfach an der wechselbaren Akku, die Micro-Sim und die Micro-SD Karte herankommt. Genau so muss es sein.
Das Jolla ist trotz seines 4,5″ Displays kaum größer, als das HTC One S mit 4,3″ Display – allerdings eckiger und nicht so ein Handschmeichler. Das Display ist hell und die Auflösung ist mit 960×540 Pixeln absolut ausreichend. Ich konnte nirgendwo Pixeltreppen erkennen.

Jolla vs. HTC One S

Jolla vs. HTC One S

Kamera

Die Kamera hat 8MP Auflösung und zumindest die Bilder, die ich heute auf Stralau in der Wintersonne gemacht habe, sind recht gut: Farbecht und mit guter Dynamik: Sonne auf Schnee überstrahlt nicht und Schatten saufen nicht in Schwarz ab. Wie es bei weniger Licht oder mit Blitz aussieht, weiss ich noch nicht.

Sonnige Winterlandschaft

Sonnige Winterlandschaft

Harte Kontraste zwischen Schatten und Spiegelung

Harte Kontraste zwischen Schatten und Spiegelung

Bedienung

Die Bedienung ist natürlich anders, als bei iPhone, Android oder Windows Phone. Es wird alles mit Wischgesten in alle vier Richtungen gesteuert, wobei es wichtig ist, wo man ansetzt: Auf dem Display (innen) steuert man innerhalb der aktuellen App, wenn man am Rand ansetzt (aussen) steuert man ausserhalb der App. Nach der Inbetriebnahme des Gerätes gibt es dazu eine kleines Tutorial. Die drei Minuten sollte man investieren um nicht im Anschluss verwirrt zu sein. Spätestens nach einer Stunde hat man das System kapiert und kann flüssig arbeiten.

Software

Heutzutag ungewohnt ist, dass das Smartphone softwaremässig nahezu nackt ausgeliefert wird. Nur die Kernfunktionen sind vorhanden: Telefon, SMS, Kamera, Galerie, Webbrowser, Kontakte, Einstellungen und der Jolla Store. Über den letzteren können die wichtigsten Funktionen nachgerüstet werden. Ich habe mir zunächst das Betriebssystem Update installiert und danach Kalender, E-Mail, Wecker, Taschenrechner und Karten (Nokia Here) nachinstalliert.

Ich finde diesen schlanken Ansatz sehr gut, weil man so keinen unnötigen Mist mitschleppt. Ich denke mit Grausen an den ganzen Sch… auf dem HTC. Permanent poppt irgendwas auf und nötigt den Nutzer:

“Nein, ich will NICHT den Twitter Client nutzen, Nein ich will NICHT die scheiss Facebook App nutzen, nein, ich will NICHT Google Now nutzen, nein ich will NICHT Google Plus nutzen – ach so, dann geht auch sonst nix mehr? Herrgott, wenn es denn sein muss…”.

Gängelei ohne Ende auf Android. Ab-so-lut zum Kot….
Hier wesentlich besser gelöst. Ich kann nur sagen: DANKE JOLLA!

Alles wichtige habe ich jetzt also an Bord. Manchmal fehlen mir aber doch noch ein paar Features. Z.B. möchte ich in der Galerie mehrere Bilder markieren um sie in einem Rutsch per Bluetooth zu senden. CardDAV und CalDAV möchte ich haben, damit ich meine Kontaktdaten und den Kalender endlich von Google wegekomme, aber ich denke, dass das alles demnächst kommen wird. Das iPhone konnte ja am Anfang ausser Internet auch nahezu nichts richtig – von der grottigen ersten Andriod Version ganz zu schweigen…

An das erste Andriod Gerät (HTC G1) erinnert mich aber das grösste Manko – der unglaubliche Stromverbrauch. Vollgeladen hielt das Jolla kaum mehr als einen halben Tag durch. Das Problem ist aber bekannt (liegt am NFC Sensor, der permanennt Strom zieht) und soll mit dem nächsten Software Update behoben werden.

Der Eindruck nach einem Tag ist recht gut. In ein paar Tagen werde ich mal Bilanz ziehen.

The next big (little) things?

In den letzten 3-4 Jahren las man immer mal wieder etwas über 3D Druck. In technischen Veröffentlichungen ging es meist um die Technik an sich und in den normalen Medien wurde – wie leider mittlerweile üblich – wieder nur stupide Stimmungsmache und Panik verbreitet. Beide Arten der Veröffentlichungen finde ich mindestens sinnlos, wenn nicht sogar eher schädlich, weil sie eine sachliche Diskussion verhindern.

Einerseits, werden keine möglichen positiven Anwendungen, wie z.B. die Herstellung selten gebrauchter Ersatzteile gezeigt. Die Suche nach Chancen findet mal wieder nicht statt.

Andererseits werden aber die wirklich relevanten Herausforderungen, wie die möglichen Umwälzungen auf Produktion und Beschäftigung ebenfalls nicht thematisiert. Stattdessen werden ausschliesslich sensationsheischende Schlagzeilen wie “Waffen aus dem 3D Drucker” thematisiert. Mein Gott! Als ob man Waffen nicht aus allem möglichen Zeug herstellen kann, wenn man es denn darauf anlegt. 3D Drucker sind da schon vom Metrial her eher nicht geeignet, wie ein Praxistest gezeigt hat, den die Zeitschrift C’t in Zusammenarbeit mit einem Büchsenmacher durchführte.

Wo liegen denn nun mögliche Einsatzzwecke?

Der eigentliche Witz beim 3D Druck ist, dass das Open Source Prinzip nach der Software nun auch in der Harware angekommen ist. Das wiederum gibt einem weiteren, interessanten Zukunftsthema weiteren Schwung: Der Robotik.

Robotik an sich ist zwar keinesfalls ein neues Gebiet, aber die Entwicklung erfolgte bisher Top-Down. Konzerne mit millionenschweren Forschungsbudgets und Universitäten haben sich hier hervorgetan und auch bereits beachtliches geleistet. Der wirkliche Durchbruch in der Alltagswelt der Menschen wird aber vermutlich eher durch eine Bewegung “von unten” vorangetrieben werden. Genauso, wie erst die zunächst belächelten Microcomputerbasteleien einiger Freaks in den 70er Jahren den Computer als Alltagsgerät für die Massen ermöglichte.

3D Druck als Bottom-Up Treiber in der Robotik

3D Drucker selbst sind ja bereits eine spezielle Art von Robotern. Bei den meisten Modellen sind auch bereits viele Teile selbst per 3D Druck hergestellt, die Steuerelektronik basiert meist auf offenen Hardwarespezifikationen, wie dem Arduino und die Software von der Konstruktion bis zum Hardwaretreiber sind ebenfalls meist Open Source.

Dieses bei dieser mittlerweile bewährten Art der offenen Entwicklung durch eine motivierte Gruppe enstandene Know-How, wird nun zunehmend auf andere Bereiche der Mechatronik transferiert. Zwei wie ich finde interessante Projekte sind Shellmo und Poppy.

Während sich das insektenähnliche Shellmo eher als ein interessantes technisches Spielzeug darstellt, merkt man dem humanoiden Poppy Project sein ambitioniertes Ziel deutlich an. Viel Spass beim Ansehen.

 

 

 

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Nachtrag, 20.01.2014

Kommentieren geht wieder

 

30c3 – DIY, Kunst, Überwachung, Reflexion

Die Nerdkultur wird im Kern von zwei Wünschen vorwärts getrieben: Das Verstehenwollen komplexer Vorgänge und dem Wunsch selbst tätig zu werden. So kann es auch kaum verwundern, dass auf dem Kongress neben Software auch andere Dinge hergestellt werden, die irgendwo im Bereich zwischen Kuriositäten, Handwerk und Kunst anzusiedeln sind. So wurden im Laufe der Konferenz immer mehr Geländer und Türgriffe einer textilen Verschönerung unterzogen.

Guerillaknitting

Guerillaknitting

Im Garderobenbereich wurden die Eintretenden von einer Gruppe – hmmm – “solarbetriebener Technopinguine” begrüsst, die zunächst kollektiv “wiwiwiwiwi” fragen und gleich darauf in abwertendem Tonfall mit “Nangnangnangnang” antworten.

wiwiwi - nangnangnang

wiwiwi - nangnangnang

Es gab aber auch Kunst, die sich mit der Rezeption der Überwachung und der Beseitigung von Bürgerrechten beschäftigt.

Selbstreflexion in Hamburg

Selbstreflexion in Hamburg

Neben dem ausgestellten “Gedankenscanner”, den ich in dem Artikel “30c3 – Tag 1” gezeigt habe, liefen einige Besucher mit Kappen und Hüten aus Alufolie herum. In der Szene werden Menschen die paranoide Angst vor Überwachunghaben haben nämlich als “Aluhüte” bezeichnet. Leider hat die Realität mittlerweile selbst die fantastischsten Ängste bestätigt. Insofern ist das Tragen eines Aluhutes natürlich als politisches Statement zu verstehen. Auf die Spitze getrieben haben es zwei Personen, die mit Burka aus alubedampften Stoff herumliefen.

In dieselbe Richtung ging auch ein Stand, auf dem der Aktionskünstler Aram Bartholl textile Hüllen für Handys zum Kauf anbot. Diese sind aus metallhaltigem Stoff gewebt, der elektromagnetische Strahlung abhält. Somit ist das Handy in einem faradayschen Käfig vor Überwachung geschützt – und funktioniert natürlich auch nicht mehr.

Handyhüllen aus Metallgewebe

Handyhüllen aus Metallgewebe

Bartholl hat sich auf diese Art Absurditäten spezialisiert, die der Technikszene und der Gesellschaft den Spiegel vorhält. In seinem Vortragstellte er seine Aktionen vor. Am bekanntesten ist sicherlich sein falsches Google Car, mit dem er Reaktionen von Passanten provozierte und seine “Dead Drops” – an öffentlichen Plätzen eingemauerte USB-Sticks. Auf denen man mit unbekannten Personen Daten tauschen kann. Diese sind als konsequente Antithese zum Internet und dem Allways-On Paradigma zu verstehen – und weniger als ernstgemeinter Lösungsvorschlag.

Generell scheint auch eine Art Ratlosigkeit vorzuherrschen. 35 Jahre nach der Microcomputer Revolution stehen wir vor einem digitalen Scherbenhaufen aus verwundbaren Systemen und technischer Totalüberwachung. Die Fragen “Wie gehen wir damit um und wo stehen wir selbst?” durchziehen den Kongress beinahe bis in jeden Winkel – auch abseits der grossen Keynotes. Echte, überzeugende Antworten hat zur Zeit leider noch niemand.

30c3 – Just make it

Beim Rundgang durch die Assemblies und den Hackspace wird ein Trend der letzten Jahre immer deutlicher: Nach der virtuellen Welt, wendet man sich verstärkt der dinglichen Welt zu.

Buchscanner

Buchscanner

Neben Buchscannern, Schneidplottern, Nähmaschinen, Strickmaschinen, und sogar einem 2D Lasercutter sind überall 3D Drucker in verschiedenen Größen und Ausführungen zu sehen. An einem besonders großen 3D Drucker wurde sogar das Druckmaterial kurz vor dem Druck in einer eigenen Retorte synthetisiert.

Der 3D Druck steht heute dort, wo Microcomputer Mitte der 70er Jahre waren

Auf die Frage “Was stellst Du mit den dem Gerät denn konkret her” gab der Konstrukteur eines 3D Druckers zu, dass der praktische Nutzwert der Geräte zur Zeit noch gering ist. Das liegt primär daran, dass das 3D Modelling kompliziert und langwierig ist. So etwas, wie einen kaputten Waschmaschinenknopf zu ersetzen, sei aufgrund des hohen Aufwands zur Zeit noch nicht ökonomisch. Austauschplattformen wie Thingiverse helfen nur bedingt, da dort überwiegend “Spielkram” zu finden ist.

typische 3D Drucker

typische 3D Drucker

Immerhin wird die Genauigkeit immer größer und die möglichen Strukturen immer filigraner, wie ich an einigen Exponaten sehen konnte. Auch wenn der reale Nutzwert ist noch nicht hoch ist – so hat die Microcomputerrevolution Mitte der 70er Jahre schließlich auch begonnen.

Dünne, semitransparente Prints

Dünne, semitransparente Prints

Der Vortrag “make machines that make” von der MIT Mitarbeiterin Nadya Peek ging in dieselbe Richtung. Die heutigen 3D Drucker und
sonstige Maschinen funktionieren zwar bereits, aber sind für die praktische Anwendung noch zu kompliziert, weil Funktion und Bedienung von professionellen Werkzeugmaschinen abgeleitet sind.

Hobbygeräte müssten neu gedacht werden, damit sie bedienbarer werden und nicht das Wohnzimmer verschandeln. Sie stellte das Aufgabenfeld als eine Pyramide mit mehreren Ebenen dar. An der Spitze steht das eigentliche Bearbeitungswerkzeug (Extruder, Fräskopf, o.ä), darunter die Führungsmechanik, einige weitere Schichten und schließlich die unteren beiden Ebenen die Bearbeitungsbeschreibung in G-Code und die CAD Software. Diese ganze Kette ist zur Zeit noch nicht anwenderfreundlich genug.

Auf dem Weg zum Besseren stellte Nadya modulare Elektronik und Mechanik, sowie passende Python-Module zur Programmierung vor.

Vortrag: Machines that make

Vortrag: Machines that make von Nadya Peek

Auch wenn das umfangreiche Feld der Werkzeugmaschinen damit nur oberflächlich angekratzt ist (was ist mit Drehbänken, Verformung, Materialien jenseits von Kunststoff, Oberflächenveredlung,…) – das Thema wird zunehmend spannend.

30c3 – Tag 1

Weihnachten ist vorbei – Zeit für den Kongress. Also ab nach Hamburg.

CCH, korrigiertes Logo, Rakete und Radom

CCH, korrigiertes Logo, Rakete und Radom

Ankommen, einchecken, staunen. Der 30c3 ist tasächlich nochmals größer als der 29c3 geworden. Diesmal sind wohl sagen und schreibe 8000 Tickets verkauft worden – NSA Affäre sei “dank”. Dementsprechend nehmen die politischen Themen einen breiten Rahmen ein. Die Keynote wurde von Glenn Greenwald, der für die Veröffentlichungen der Snowden Papiere beim Guardian verantwortlich war, per Skype gehalten. Der riesige Saal 1 reichte bei weitem nicht aus, so dass parallel auch in den ebenfalls großen Saal 2 übertragen wurde.

Greenwald Keynote in Saal 1

Greenwald Keynote in Saal 1

Die zunehmende Überwachung wird auf verschiedene Weise thematisiert – auch Kunstaktion mit zynischem Unterton.

Scan your thought

Scan your thought

Abseits der politischen Themen gibt es natürlich auch wieder reichlich Nerdkultur geboten. Die schönsten Bilder, die die Stimmung super rüberbringen, hätte man im Hackcenter machen können. Aber dort ist Fotografieren wie in jedem Jahr nicht gestattet. Aber auch an anderen Orten findet man interessante Motive, wie z.B. diverse Lichtspielereien.

Lichtinstallation aus Mate Flaschen

Lichtinstallation aus Mate Flaschen

Neben dem Internet (Das WLAN funktioniert hervorragend) wird auch mit anderen Arten der Nachrichtenübermittlung herumexperimentiert. Zum ersten Mal wird das CCH mit einer selbstgebauten Rohrpostanlage aus Entwässerungsrohren und Staubsaugern durchzogen. Spannend zu sehen und zu hören, wenn Büchsen mit LED Beleuchtung durch die Rohre flitzen.

Selbstgebaute Rohrpost

Selbstgebaute Rohrpost

Dieses Mal war ich so schlau, mir ein extra Handy mitzunehmen, in das ich eine spezielle 30c3 SIM Karte gesteckt habe. Der Kongress verfügt nämlich über ein eigenes GSM Netz mit Sprach- und SMS Übertragung über das man zum Beispiel die Vorträge oder Übersetzungen mithören kann.

30C3 SIM Card

30C3 SIM Card

Bei den Amateurfunkern hatte ich interessante Gespräche. Über das Hobby an sich, über den Radom, den sie auf der Terasse aufgebaut haben und der von einer ehemaligen Abhörstation des CIA in Bayern stammt und mit einem Entwickler von Jolla aus Helsinki. Ich hatte das Telefon selbst in der Hand und habe so einiges über die technischen Hintergründe erfahren. Ich denke, ich habe bald ein neues Handy…
Es hat mir sehr gefallen und ich wurde gleich dazu eingeladen, an den Open-Source Tools mitzuarbeiten.

Abends ändert sich die Stimmung. Die Vorträge werden leerer, dafür kommt etwas mehr chillige Unterhaltung ins Spiel. Das wird schon von außen durch das Lichttuning der CCH Fassade deutlich.

Lichttuning

Lichttuning

Im Laufe des Abends wurde dann auch die große Halle geöffnet und bot eine tolle Clubatmosphäre mit elektronischer Musik und liebevoller Dekoration.

Clubfeeling in der Halle

Clubfeeling in der Halle

Charmante Deko: Unfallszene und Wasserwerfer

Charmante Deko: Unfallszene und Wasserwerfer

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