tiny little gizmos

Glædelig jul!

Ich habe ein Nikolauswochenende im hohen Norden verbracht – bei den Dänen in Flensborg. Nun könnte man mit einigem Recht einwenden, dass Flensborg doch eigentlich Flensburg heisst und in Deutschland liegt. Das ist zwar einerseits richtig, aber andererseits auch wieder nur die halbe Wahrheit. Die Stadt war seit ihrer Gründung bis zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 dänisch und es gibt es noch immer eine aktive dänische Minderheit in der Gegend mit eigenen Schulen, Kirchen und ähnlichen Einrichtungen.

Glædelig jul

Glædelig jul – die mittlerweile fast leere Fußgängerzone am Abend

Meine Bemerkung zielt aber eigentlich darauf ab, dass die Innenstadt am Wochenende geradezu von Dänen überflutet war, die ihre Weihnachtseinkäufe tätigten und sich (wie die Deutschen natürlich auch) einen ordentlichen Schluck Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gönnten. Flensburg ist nämlich nicht nur Oberzentrum für die deutschen Gemeinden, sondern auch für die Region Syddanmark.

Während der vier Tage, die ich dort war, blies ein ordentlich steifer Wind, der teilweise sogar Sturmstärke erreichte. Der große Weihnachtsbaum am Nordermarkt ist trotz großem Betonständer umgefallen. Ein sehr gemütliches Wetter – wenn man drinnen in der warmen Stube sitzt und fasziniert zusieht, wie draußen das halbe Dorf vorbeiweht. Daher hielt sich mein Aufenthalt im Freien bis auf die obligatorische Umrundung von Holnis auch sehr im Rahmen.

Aber mein Thema in diesem Artikel sind ja die Dänen in der Flensburger Innenstadt.

Bei einem Kunstevent am Samstagnachmittag in der Galerie Kruse wurde mir ein Stück Puddingkranz angeboten, der sensationel gut schmeckte. Auf meine Frage, wo man so etwas bekommen kann, wurde mir die Dänische Bäckerei Migge am Nordermarkt empfohlen. Also kämpfte ich mich durch die Menschenmassen vom Südermarkt durch die Fussgängerzone zum Nordermarkt. Es war wirklich voll. Man konnte keine zwei Schritte gehen, ohne mit jemand anderen fast oder tatsächlich zusammenzurempeln.

Als ich bei der Bäckerei ankam, gab es leider nichts mehr, und der Laden wurde bereits ausgefegt. Es wurde aber angeboten, die Bestellung für den nächsten Tag anzunehmen. Das passte ganz gut, da für den nächsten Nachmittag ein Besuch bei Freunden geplant war. Also bestellte ich den Puddingkranz für Sonntag.

Als ich das ersehnte Gebäckstück am Sonntag Mittag abholen wollte, wurde mir erklärt, dass überhaupt keine Puddingkränze gebacken wurden und die Bedienung vom Vortag das eigentlich hätte wissen sollen. Einigermaßen enttäuscht, hielt ich nach Ersatz Ausschau und wurde fündig: Ein Schoko-Bananenkuchen. Die Brote der Bäckerei wurden am Vortag ebenfalls gelobt, also wollte ich gleich auch noch eines mitnehmen. Die Bedienung gab mir ein ordentliches Stück Brot zum probieren, hat aber irgendwie nicht auf meine Fragen zu den verschiedenen Brotsorten antworten können. Also habe ich eines mitgenommen, dass als Vollkornbrot bezeichnet wurde. (Nebenbemerkung: Es gab weder Namen, noch Angaben zu den Zutaten, noch Preise an den Waren).

Ich mache es kurz: Der Kuchen hat tatsächlich ganz gut geschmeckt – aber auch nicht besser, als der selbstgebastelte Schoko-Bananenkuchen bei mir zu Hause. Das Brot war aber ein Totalausfall. Im Prinzip ein Weissbrot, an das ein paar Körner geklebt wurden. Das geschmackloseste Brot, das ich seit meinem Rom-Besuch gegessen habe.

Sorry – ab in die Tonne.

Ich bin etwas ratlos, was ich von einem Laden halten soll, der solch ein uneinheitliches Qualitätsniveau und so verpeiltes Personal hat.

Egal – die Besuche bei den Freunden waren nett und jetzt geht es zurück nach Berlin um den Jahresendspurt hinzulegen.

 

Linux als Audio Workstation

Vor ungefähr einem Jahr bin ich endgültig von Apple Macintosh auf PC/Linux umgestiegen. Da ich seit 2004 fast ausschließlich freie Software nutze, die auf allen Betriebssystemen verfügbar ist, war der Umstieg unproblematisch. Es blieb nur ein Sorgenkind:

Die Musiksoftware.

Ich nutze die Audio Workstation Reason seit der Version 3.0 – damals noch unter Windows XP – bis zur Version 8.0 auf dem Mac. Für Linux sah es aber düster aus. Es ist fast keine kommerzielle Musiksoftware für das System verfügbar.

Vor einger Zeit hörte ich von einer neuen Firma, die eine Audio Workstation neu entwickelt, die nicht nur wie üblich auf Windows und Mac läuft, sondern auch auf Linux. Da diese Firma – die übrigens ganz bei mir in der Nähe im Prenzlauer Berg sitzt – zum Teil aus ehemaligen Mitarbeitern von Ableton besteht, hatte ich schon mal ein Grundvertrauen in deren professionalität. Vor einem Monat habe ich mir dann Bitwig Studio in der Version 1.3 gekauft und seitdem spiele ich damit rum.

Bitwig Studio 1.3

Bitwig Studio 1.3

Die Software ist schnell installiert, recht intuitiv bedienbar, läuft stabil und klingt gut. In diesem Artikel soll es aber um eine andere Frage gehen:

Wie geht professionelle Audio Verarbeitung unter Linux?

Im Gegensatz zu Windows oder Mac OS gibt es Linux in 1000 unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und auf unterschiedlichster Hardware. Darum soll hier erstmal die Basis geklärt werden: Bitwig ist freigegeben für Ubuntu Linux auf normaler PC Architektur mit X86 Prozessoren.

Ich nutze ein Lenovo Thinkpad der T-Serie mit Intel i5 Prozessor und 8GB RAM. Als Betriebsystem kommt Linux Mint 17.2 zum Einsatz. Unter der Haube ist das im Wesentlichen Ubuntu was der breiten Hardwareunterstützung zugute kommt, und die Benutzeroberfläche Cinnamon ist in meinen Augen erheblich angenehmer als das bei Ubuntu eingesetzte Unity.

Musik Setup

Musik Setup

Alsa, Pulseaudio, Jack – WTF?

Die Standardinstallation von Ubuntu/Mint nutzt als Audiosystem ALSA und Pulseaudio und alles funktioniert out-of-the-box. Nachdem ich Bitwig Studio installiert und ALSA als Audiosystem eingestellt hatte, konnte ich auch sofort damit loslegen. Zum Ausprobieren und für die ersten Schritte ist das auch absolut in Ordnung, wenn man aber richtig loslegen will reicht das leider nicht. Es gibt zwei Probleme: Hohe Latenz (Also Zeitversatz zwischen dem Einspielen einer Note und dem Klang selber) und Aussetzer, wenn die Musik komplexer wird.

Professionelle Audiosysteme unterstützen mehrere Soundkarten mit jeweils mehrere Ein- und Ausgängen, wie man sie benötigt, wenn man auch mal ein Mikrofon, eine Gitarre oder sonstige Instrumente anschließen möchte. Sie bieten internes Audiorouting, geringe und zudem einstellbare Latenzzeit und gehen auch bei komplexen Arrangements nicht in die Knie.

Beim Mac ist sowas fest im Betriebssystem eingebaut, bei Windows muss man es nachrüsten (ASIO) und für Linux ist ebenfalls ein solches System verfügbar. Es nennt sich Jack (wie Stecker).

Welches Audiointerface?

Professionelle Audiointerfaces gibt es wie Sand am Meer. Von RME, Roland, Tascam, Focusrite, M-Audio und etlichen anderen Anbietern. Mit Firewire, USB oder Lightning Anschluss. Mit wenigen oder vielen Audioanschlüssen, von günstig bis sehr teuer.

Allerdings nicht für Linux – zumindest nicht offiziell unterstützt.

Nachdem ich mich lange in den entsprechenden Foren herumgetrieben habe, fiel meine Wahl auf das Focusrite Scarlett 2i2. Ein kleines USB Audio Interface mit Ausgängen für Monitore und Kopfhörer sowie zwei Eingängen, die wahlweise als Line/Instrumen oder Microfoneingang mit Phantomspeisung geschaltet werden können. Es kostet ca. 140,- und funktioniert tatsächlich ohne weitere Treiberinstallation mit Jack.

focusrite Scarlett 2i2

focusrite Scarlett 2i2

Get Jack

Jack lässt sich einfach per Synaptic oder apt-get nachinstallieren. Herauszufinden welche Pakete das sind, hat mich allerdings einen kompletten Abend und meine gute Laune gekostet. Man benötigt eigentlich nur:

jackd2 – Jack Audio Verbindungs-Kit
libjack-jackd2-0 – Die Libraries
qjackctl – Benutzerschnittstelle zur Kontrolle des Jack Soundservers

Damit nun ein richtig knackiges Timing der Audiosignale hinbekommt, muss man dem Betriebssystem mitteilen, dass Jack bitte auch entsprechend Rechenzeit und eine hohe Priorität beim Multitasking bekommt. Früher brauchte man dafür einen speziell kompilierten Kernel, aber jetzt genügt ein richtige Konfiguration. Dazu bearbeitet man mit Rootrechten die Datei /etc/security/limits.conf. Dazu gibt man im Terminal ein:

sudo gedit /etc/security/limits.conf

Am Ende der Datei, aber noch vor der Zeile # End of file gibt man folgende Zeilen ein:

# Settings for real time audio
dirk             -       rtprio          99
dirk             -       memlock         unlimited
dirk             -       nice            -10

Mein Unix Benutzername ist – wenig originell – dirk. Hier muss natürlich jeder seinen eigenen Account verwenden und dabei auf Groß/Kleinschreibung achten. Man kann die Rechte auch Gruppen zuweisen (z.B. mit @audio).

Jetzt den Rechner neu starten und es kann losgehen. Man startet das Kontrollinterface von Jack und wählt in den Einstellungen die neue Soundkarte für Ein- und Ausgabe. Bevor man nun auf Start klickt, sollte man zumindest beim erstan Mal das Fenster für die Meldungen öffnen. Falls Jack nicht startet ist meist die Ursache, dass versucht wird, die Soundkarte zu verwenden, die bereit von ALSA belegt ist.

jack_settings

Wenn bis hierher alles gut gegangen ist, kann man Bitwig Studio auf Jack umschalten und sich über ein professionelles Setup freuen. Toll ist, dass die herkömmliche Soundausgabe für Systemsounds oder den MP3 Player Banshee weiter auf der eingebauten Soundkarte läuft.

…irgendwas ist ja immer

Ein Wehmutstropfen bleibt jedoch: Youtube Videos und alles, was normalerweise sonst noch aus dem Browser heraus tönt, bleibt stumm. Irgendwie verhaken sich dabei ALSA, Jack und Pulseaudio. Der Versuch, dem Rechner das nun auch noch beizubringen hat mich den gesammten Sonntag gekostet. Ich habe 10 verschiedene Tutorials durchgearbeitet, die angeblich das Problem lösen, dabei die Benutzeroberfläche zerschossen, so dass ich den Cinnamon Desktop neu installieren musste und letztlich habe ich aufgegeben.

Das Problem habe ich nicht gelöst, aber einen Workaround gefunden: Ich schaue Youtube Videos jetzt einfach über den VLC Player. Der funktioniert nämlich weiterhin einwandfrei… ;-)

Nachtrag [24.12.2015]

Das Youtube Problem lässt sich ganz einfach lösen: Durch das Deinstallieren des Flash-Plugins.
Wenn der Browser kein Flash unterstützt, liefert Youtube die Videos nämlich im MP4 Format aus, was von allen modernen Browsern direkt abgespielt werden kann.

Wer Flash nicht gleich völlig deinstallieren will, kann auch erst einmal zum Zweibrowser greifen (bei mir war das Chromium) und Flash dort deaktivieren.

Ruhe bewahren – es ist eine Falle!

NEIN!

Ich weigere mich Panik zu bekommen. Wenn ich aus Furcht oder Hass mein Verhalten ändere, dann haben SIE gewonnen. Ich werde auf Weihnachtsmärkte gehen und Rockkonzerte besuchen, wenn ich Lust dazu habe. Ich werde mich in Strassencafes setzen, die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und so viel am öffentlichen Leben teilnehmen, wie es geht. Und zwar in vollem Bewusstsein, dass der nächste Anschlag bei mir um die Ecke in Berlin sein könnte.

Jetzt erst recht!

Ich habe gestern beim Frühstück die Nachrichten überflogen und mir ist der Bissen im Hals steckengeblieben. Ich war zunächst fassungslos, als ich die Berichte gelesen habe, dann habe ich tatsächlich geweint. Das ist mir seit 2001 nicht mehr passiert.

Und dann habe ich Angst bekommen. Nicht Angst vor dem nächsten Terroranschlag, sondern vor den Reaktionen bei uns und davor, dass sich der Westen weiterhin so dumm verhält, wie seit den Anschlägen in New York.

Es ist eine Falle!

Die Terroristen haben uns 2001 in New York eine riesige Falle gestellt und wir sind mit Elan und Schwung in diese Falle reinmarschiert. In den letzten 14 Jahren hat der Westen in der Terrorbekämpfung so ungefähr alles falsch gemacht, was möglich ist. Wir haben alles getan, was die Terroristen wollten und provoziert haben:

Unnötige und dumme Kriege geführt, zugesehen wie ein Land nach dem anderen kollabiert, Märtyrer geschaffen, unsere Grundwerte verraten, Unruhe und Besorgnis in der eigenen Bevölkerung bestärkt, Freiheitsrechte eingeschränkt und die Totalüberwachung eingeführt.

Es hat nichts gebracht. Gar nichts! Im Gegenteil. Die Lage wird immer beschissener.

Und jetzt dieser Anschlag in Paris. Schon wieder Paris.

Ein Anschlag, der willkürlich vollkommen harmlose Menschen getroffen hat, die nur einen netten Abend verbringen wollten. Ein Anschlag, bei dem nicht mal mehr so getan wird, als ob es einen Grund gäbe, wie noch im Januar bei Charlie Hebdo. Die Attentäter liefern nicht mal mehr eine Rechtfertigung – egal wie dünn, dümmlich und ideologisch verdreht sie sein würde.

Dieser Anschlag hat nur ein Ziel: Unsicherheit, Panik und Angst und Hass zu schüren.

Ja, Hollande hat Recht – wir sind im Krieg. Und dieser Krieg findet in den Köpfen statt. Die radikalen Islamisten brauchen Zulauf. Sie brauchen frustrierte junge Männer, die sich ausgestossen und gedemütigt fühlen und nach einem Sinn im Leben suchen.

Der Pariser Anschlag ist wieder eine riesige Falle, wie schon der Anschlag in New York. Es ist kein Zufall, dass das gerade jetzt passiert, da Europa mit einer riesigen Welle von Flüchtlingen aus den Kriegsregionen konfrontiert wird.

Wir sollen dazu verleitet werden, jeden Moslem als potentiellen Terroristen zu fürchten und ihn entsprechend zu behandeln. Wir sollen tiefer in die Kriege im nahen Osten verstrickt werden. Wir sollen weiterhin aus Dummheit versuchen, den Brand im arabischen Raum mit Benzin zu löschen, so wie in den letzten 14 Jahren, damit der Nachschub an frustrierten jungen Männern nicht ausbleibt, die sich einen Sinn im Leben erhoffen, den sie anders offensichtlich nicht finden.

Diesen Gefallen dürfen wir den Terroristen einfach nicht mehr tun.

Der Freitag Abend ist die Bankrotterklärung der bisherigen “Sicherheitspolitik”. Wir brauchen keine “Hardliner” mehr. Sie haben krachend versagt.

Wir brauchen jetzt smarte Menschen, die erfolgreich um “die suchenden Seelen” werben, auch wenn das ein langer und schwieriger Prozess ist. Und wir müssen ruhig und besonnen bleiben, weiterhin Freiheit, Demokratie und Lebensfreude bewahren, auch wenn zu befürchten ist, dass es weitere Anschläge geben wird.

Ansonsten haben SIE gewonnen und wir alles verloren.

Erkältungszeit – Retrocomputing Zeit

Am Dienstag hat mich die Erkältung doch noch erwischt. Also brav im Bett mit Wärmflasche schwitzen und ordentlich ausschlafen. Den Rest des Tages muss man aber auch irgendwie rumbringen. Neben ständigem Nase putzen, Musik hören und etwas lesen bleibt noch mein liebstes Hobby – Retrocomputing.

Beim herumstöbern durch das Zwischennetz bin ich auf einen Blog aufmerksam geworden, den ich noch nicht kannte; “Jungsis Corner – Ein Blog über Retro-Computer. Und Retrokram. Und Anderes.” . Thematisch geht es einmal quer durch den Retro-Gemüsgarten, aber Gerhard Jungsberger scheint einen gewissen Schwerpunkt auf Tests von neuen(!) Spielen für den Sinclair ZX Spectrum zu legen. Mir war gar nicht klar wie viele neue Spiele für den Speccy erscheinen und wie hoch das technische Niveau heutzutage liegt. Im Gegensatz zu früher sind das heute ja Hobbyprojekte und fast alles wird kostenlos angeboten. Daher musste ich gleich einmal einige vielversprechende Titel ausprobieren.

Wirklich umgehauen hat mich “Wanderers – Chained in the Dark” für den ZX Spectrum 128K. Ein RPG (Role Playing Game) im Stil von Legend of Zelda. Wäre das Spiel vor 30 Jahren erschienen, hätte es definitiv zu den Top10 Spectrum Titeln gehört und wäre heute Legende.

Wanderers - Dialog

Wanderers – Dialog

Wanderers - Im Untergrund

Wanderers – Im Untergrund

Das Programm hat lediglich 69(!)KB und spielt sich wirklich flüssig. Wie schwierig es ist, so viel Story in so wenig Speicher zu packen, habe ich selber lernen müssen, als ich 2003 mein Spiel Kings Castle für Nokia Serie 40 Telefone entwickelte und dort ebenfalls nur 64KB Speicher zur Verfügung hatte.

Das Prinzip “Grosser Spielspass in winzigem Speicher” kann man aber noch weiter auf die Spitze treiben. Das Spiel “Demons of Dex” für den Commodore VC-20 ist ein Hack’n Slay Spiel, wie das berühmte und beliebte Diablo. Es gehört somit zur Reihe der “Roguelikes” bei denen der Verzicht auf Grafik nichts ungewöhnliches ist. Dass ein komplettes Rollenspiel in winzige 3,5 KB (genauer: 3.585 Bytes) Speicher passt, ist trotzdem bemerkenswert.

demonsofdex

Falls jemand wissen will, wie das geht: Petri Häkkinen hat die Entwicklung offen diskutiert (http://sleepingelephant.com/ipw-web/bulletin/bb/viewtopic.php?f=10&t=7618) und den Code bei Github unter https://github.com/petrihakkinen/demons hinterlegt.

Ich habe zwar eine kleine Heimcomputer Sammlung, aber ich hole natürlich nicht jedesmal die Original Hardware raus, wenn ich mal eben ein Programm ausprobieren möchte. Einen VC-20 besitze ich nicht einmal mehr im Original. Die Spiele probiere ich in einem Softwareemulator aus. Erstens ist das praktischer und zweitens werden einige meiner guten Stücke so langsam etwas zerbrechlich. Trotzdem ist es natürlich nicht das richtige Feeling, wenn man ein Spiel für den ZX Spectrum (256×192 Pixel in 16 Farben) in einem Fenster auf einem HD Monitor spielt. “Richtige Hardware” ist da schon cooler.

MIST Computer

MIST Computer

Vor einiger Zeit bin ich in der C’t auf einen Computer mit dem etwas ungüstigen Namen MIST aufmerksam geworden. Es handelt sich um einen FPGA-Rechner in kleinem, eher unscheinbaren Blechgehäuse, der es aber ganz schön in sich hat. Aufgrund seiner umprogrammierbaren Hardware kann er eine ganze Reihe historischer Heimcomputer und Videospiele emulieren. Zur Zeit sind das Atari ST, Commodore Amiga, Sinclair ZX 81 und ZX Spectrum, MSX, Apple ][, Colecovision, Sega Genesis und weitere Geräte kommen dazu. Commodore 64, Atari 8 Bit und Schneider CPC sind bereits in Beta Qualität vorhanden. Das ganze finde ich sehr spannend und die Erfahrungsberichte klingen durchwegs positiv. Also habe ich heute spontan solch ein Gerät beim Hersteller Lotharek bestellt. Ich bin gespannt und werde berichten. Bis dahin gibt Euch dieses Video einen ersten Eindruck.

Historische Elektronik en Masse

Am letzten Wochenende fand das zweite Vintage Computing Festival Berlin im Pergamon Palais der Humboldt Universität Berlin statt. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Game-Room, eine Löt- und Reparierecke und diverse Heimcomputer aus den späten 70er und frühen 80er Jahren zu sehen.

Im Gegensatz zu der Ausstellung im letztem Jahr gab es zwar keinen Apple Room, aber dafür eine Sonderausstellung mit Analogcomputern. Analogcomputer, wurden vorwiegend zwischen den 50er und 80er Jahren genutzt. Im Gegensatz zu ihren digitalen Brüdern und Schwestern sind sie keine Universalmaschinen sondern auf die Lösung von Differentialgleichungen spezialisiert. In diesem eng umrissenen Spezialgebiet haben sie für bestimmte Aufgaben der Meß- und Regeltechnik oder zur Lösung finanzmathematischer Probleme durchaus Vorteile gegenüber Digitalrechnern, wie Prof Dr. Bernd Ulmann in einem Vortrag und einem Workshop verdeutlichte.

Zwei Analogrechner mit Plottern

Zwei Analogrechner mit Plottern

Der erste von diversen guten Vorträgen handelte davon, wie für die neue Dauerausstellung “Das Netz” des Deutschen Technikmuseums eine Interpretation der MEMEX gebaut wurde. Die MEMEX ist eine niemals realisierte teschnische Vision von einem Gerät zum Speichern, Verwalten, Verknüpfen und Austauschen von Informationen auf Basis von Mikrofilmen und analoger Technik, die der amerikanische Wissenschaftler Vannevar Bush im Jahr 1945 veröffentlichte.

MEMEX Schema

MEMEX Schema

Interessant war der Vortrag “Die Geschichte von UNIX 1969 bis OpenSolaris” von Jörg Schilling, der einen Überblick über die technische, wirtschaftliche und juristische Achterbahnfahrt bei der Entwicklung des erfolgreichsten Betriebssystems der letzten 40 Jahre bot.

Wolfgang Stiefs Vortrag “Wie das Supercomputing auf die Welt kam”, handelte vom den Ideen und Konzepten, die Seymour Cray bei der Konstruktion der schnellsten Großrechnern der 50er und 60er Jahre einführte.

Am unteren Ende der Leistungsskala ist der 65C02 basierte Einplatinencomputer MOUSE angesiedelt, von dessen Entwicklung Mario Keller berichtete.

Die Vorträge wurden aufgezeichnet und können unter http://media.ccc.de/browse/conferences/vcfb/2015/index.html angesehen werden.

Die Besucher honorierten das Selberbauen, so dass der Publikumspreis an Oscar Vermeulen und seine PDP-8 Replika ging, auf der das erste Videospiel der Welt lief: Spacewar! von 1961.

PDP-8 Replika mit Space War

PDP-8 Replika mit Spacewar!

Original PDP-8 zum Vergleich

Original PDP-8 zum Vergleich

Die von immerhin 1000 Gästen besuchte Veranstaltung war auch in diesem Jahr wieder sehr interessant. Ein Vintage Computing Festival 2016 ist daher sehr wahrscheinlich.

Hier sind noch einige Fotos weiterer Spezialitäten zu sehen:

SOL 20 und Osborne 1

SOL 20 und Osborne 1

Meilensteine: Commodore PET 2001, Apple ][, IBM XT

Meilensteine: Commodore PET 2001, Apple ][, IBM XT

DEC VT100 und Bedienpanels

DEC VT100 und Bedienpanels

Nachtrag: Mal kurz in den Norden

Das Wochenende steht vor der Tür. Der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung lockt vermutlich enorme Besuchermassen nach Berlin. Mich interessiert eher die MakerFaire und das Vintage Computing Festival 2015. Doch bevor es so weit ist, möchte ich einen Rückblick auf das letzte Wochenende geben, das ich für einen Kurzurlaub an der Ostsee genutzt hatte. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen bis 18 Grad konnte ich Stralsund, Greifswald und Rügen genießen. Bevor ich zuviel ins Schwärmen komme, lasse ich doch einfach die Bilder sprechen:

Stralsund - Runddgang mit Architekten

Stralsund – Runddgang mit Architekten

Stralsund - Henning Mörder Straße

Stralsund – Henning Mörder Straße

Stralsund - Nicolaikirchhof

Stralsund – Nicolaikirchhof

Rügen - Blick auf Stralsund

Rügen – Blick auf Stralsund

Rügen - Mini Haus

Rügen – Mini Haus

Übernachtet habe ich auf Rügen in diesem lustigen Mini-Haus in Altefähr. Von innen wirkt es übrigens erheblich größer, als von außen. Das hat mich ein wenig an das malerische Holzhaus erinnert, dass ich vor fünf Jahren in Oulu/Finnland hatte.

Rügen - Inselbrauerei in Rambin

Rügen – Inselbrauerei in Rambin

Braukessel und Verkaufsraum

Braukessel und Verkaufsraum

baltic_triple

Interessant war die Führung durch die vor kurzem eröffnete Inselbrauerei in Rambin mit anschließender Bierverkostung. Der Besuchergruppe wurde ein spannender Einblick in die Welt der Spezialbiere geboten. Es werden dort 12 sehr individuelle Sorten hergestellt, die sich durch das verwendete Getreide (z.B. Hafer), unterschiedliche Hopfensorten (z.B. aus Tasmanien), spezielle Hefekulturen (z.B. Champagnerhefe) und Herstellungsverfahren (offene Gährung, Flaschenreifung) unterscheiden. Der Braumeister Markus teilte sie in drei Gruppen ein. Das sind sinngemäß: “noch tauglich für ungeübte”, “ab hier macht es Spass” und “spezielles Bier für Kenner”.

Was ich verkosten durfte war sehr schmackhaft. Daher habe ich drei 0,33er Flaschen “Baltic Triple” zu €3,- mitgenommen. Der Preis lässt einen schon kurz zurückzucken, aber die Tropfen sind ohnehin nicht dazu da um sie in Mengen zu trinken und immerhin bekommt man bis zu 9,5% dafür…

Rügen - Putbus Circus

Rügen – Putbus Circus

Greifswald - Ryck

Greifswald – Ryck

Greifswald - Markt

Greifswald – Markt

Auf der Rückfahrt habe ich zum ersten Mal das malerische Städchen Greifswald besucht, das ca. 38 km südöstlich von Stralsund liegt. Die Stadt hat mich gleich mehrfach überrascht: Zunächst liegt sie gar nicht direkt am Wasser, sondern ein paar Kilometer landeinwärts. Wenn man von Stralsund mit dem Auto kommt, fährt man über das platte Land direkt bis vor die Altstadt und hat den (falschen) Eindruck, dass es überhaupt keine neuen Gebäude gäbe. Daher dachte ich, Greifswald wäre extrem klein. Tatsächlich hat es so viele Einwohner wie Stralsund, fühlt sich aber ganz anders an. Wegen der Universität sind überwiegend junge Leute und kaum Touristen anzutreffen, was zu einem deutlich besseren Gastronomieangebot führt.

Insgesamt war das ein sehr schönes und interessantes Wochenende.

Positions Art Fair 2015

“Diesmal genau richtig” war mein Gedanke, als ich Donnerstag Nacht von der Positions Art Fair nach Hause fuhr. Kunstmessen in Berlin sind so ein Ding für sich:

  • Es gibt viele. Vielleicht zu viele.
  • Die Veranstalter sind häufig um originelle Orte bemüht, was dazu führt, dass entweder das Flanieren über die Stände zu beschwerlich ist oder der Ort der Kunst die Show stiehlt.
  • Menge und Qualität des gezeigten stehen auch häufig nicht so recht in Relation.
Positions 2015

Eingang zur Positions 2015 an der Arena

Die Positions fand ich angenehm. Sie fand vom 17. bis 20. September in der Arena statt. Ein Ort, der für Berliner Verhältnisse etabliert ist und für Besucher von ausserhalb noch alternativ genug wirkt. Die Halle ist angenehm luftig und die Menge an Menschen und Kunst war genau richtig. Man konnte sich entspannt einen guten Überblick verschaffen, und wenn man mit Künstlern oder Galeristen ins Gespräch kam, stand man nicht automatisch im Weg.

Viel PLatz jenseits der Ausstellungsfläche

Viel Platz jenseits der Ausstellungsfläche

Die Menge der Exponate ist genau richtig für einen Abend. Es gab vieles, was mich ansprach und nur sehr wenig, was ich für völlig daneben hielt.

Der Kunstbetrachter

Der Kunstbetrachter

Mein Fazit, ein angenehmer, anregender Abend.

Zauberwürfel

Ich war zwölf und das Ding trieb mich in den Wahnsinn – wie wahrscheinlich fast jeden damals. 1980 machte der Zauberwürfel des ungarischen Erfinders/ Bildhauers/ Architekten/ Designers Ernő Rubik die Leute kirre. Fast jeder hatte einen und ging durch zwei Phasen der Verblüffung:

  1. Wieso dreht sich alles ohne dass der Würfel auseinander fällt?
  2. Wie bekomme ich die Farben wieder richtig sortiert?

Die erste Frage ließ sich mit Gewalt lösen – indem man so ein Ding einfach mal auseinander nahm. Die zweite Frage war schon kniffeliger. Ehrlich gesagt habe ich es erst geschafft, nachdem mir ein (nicht ganz trivialer) Algorithmus in die Hände fiel. Den habe ich auswendig gelernt und konnte dann den Würfel in weniger als einer Minute lösen.

Alles was der Mensch mit Regeln machen kann, kann eine Maschine auch – und zwar meist besser. Roboter, die den Zauberwürfel lösen gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle. Dieser hier ist aber besonders schön gemacht.

 

Spass mit alten Computerterminals

Ein Terminal ist die Kombination aus Tastatur und Bildschirm. Diese “dummen” Ein-/Ausgabe Geräte waren seinerzeit über eine (meist serielle) Schnittstelle an Großcomputer im entfernten Rechenzentrum angeschlossen. Ihre größte Verbreitung hatten Terminals zwischen den späten 60er bis in die 80er Jahre.

Umso lustiger ist es, wenn heute jemand diese Technik aus dem Computermittelalter nutzt, um sie mit aktueller Technik zu verbinden. In den beiden Beispielen ist das jeweils ein Raspberry Pi – also ein Bastelcomputer für ca. €35,- der nur etwas größer als ein Scheckkarte ist.

Einerseits finde ich es spannend, dass es überhaupt möglich ist, Hardware zu koppeln, die zeitlich 35 Jahre auseinanderliegt. Andererseits passt das auch ganz gut, weil des Raspberry Pi mindestens so viele Rechenpower hat, wie ein damaliger Großrechner.

Die beiden Beispiele finde ich so wunderbar versponnen, dass ich sie Euch gleich mal vorstellen möchte.

 

Das zwischen 1979 und 1983 gebaute VT100 Terminal gehörte zu den meistgenutzten Terminals überhaupt. Dieses an einen Raspberry Pi anzuschliessen und Linux über die Kommandozeile zu bedienen ist eigentlich schon fast etwas langweilg – aber darüber die Stereoanlage zu steuern hat dann doch etwas spezielles, wie ich finde.

 

Im zweiten Beispiel ist die Anwendung selber eher trivial; Lynx als textbasierter Internetbrowser. Dafür ist die Hardware allerdings relativ exotisch: Ein Minitel Terminal. Diese Geräte funktionierten nur als Endgeräte für den französischen Onlinedienst Mintel, der zwischen 1983 und 2012 bis zu 25 Millionen Anwender hatte. Durch die Abschaltung des Dienstes wurden die Geräte quasi alle zu Elektroschrott.

Sehr schön, wenn jemand die solide Hardware kreativ weiterverwendet. Das Ergebnis der Bastelei ist, dass sich aktuelle Webseiten so anfühlen, als wären sie 30 Jahre alt. Spannend.

 

Chaos Communication Camp 2015

Das Chaos Communication Camp findet seit 1999 alle vier Jahre im Berliner Umland statt. Bei den letzten beiden (2007 und 2011) war ich jeweils beruflich verhindert. Dieses mal sollte es jedoch klappen und die Freude war groß, als ich das Ticket hatte und mein Urlaub genehmigt war.

Das Eintrittsbändchen zum Camp

Das Eintrittsbändchen zum Camp

Um das Fazit vorwegzunehmen – die Erfahrung war beides gleichzeitig: super und mist.

Ich hatte mich seit Wochen vorbereitet, den kompletten Mittwoch Zeug zusammengepackt und bin am Donnerstag Morgen losgefahren. Die Fahrt von Prenzlauer Berg zum ca. 80Km nördlich von Berlin gelegenen Ziegeleipark Mildenberg dauert etwas über eine Stunde. Die Brandenburger Landschaft ist nur recht spärlich besiedelt, aber mit viel Wald und Wasser sehr schön (siehe Video weiter unten). Die Strecke zum Ziegeleipark war gut ausgeschildert und der letzte Hinweis ist wirklich gelungen… :-D

Hier geht's zum Internet

Eindeutig: Hier geht’s zum Internet

Nach der Anreise machte ich auf dem Gelände das BER-Village ausfindig, in dem sich einige Berliner Vereine zusammengetan hatten um zusammen zu zelten und eigene kleinere Vorträge stattfinden zu lassen.

Der "Eingang" zum BER Village

Der “Eingang” zum BER Village

Eine handvoll Leute davon kenne ich, also stellte ich mein Zelt in das Village und verlegte Strom- und Ethernet Kabel. Nachdem mein Zelt endlich voll ausgestattet war, machte ich mich erst mal auf den Weg über das Gelände.

Das Zelt steht (zum ersten Mal) und ist komplett connected

Das Zelt steht (zum ersten Mal) und ist komplett connected

Der Rundgang war toll – überall interessante Leute aus aller Herren Länder, spleenige Basteleien (Ein Roboter, der Crepes herstellt, ein elektrisches Fahrzeug aus zwei Getränkekisten, …) und nerdiger Humor. Leider ist fast überall Fotografieren unerwünscht, deshalb hier nur ein kleiner Rundblick.

Panorama. Ca. 1/6 des Camp Geländes

Panorama. Ca. 1/6 des Camp Geländes

Foodcourt

Foodcourt

Schlafzelte stehen fast überall

Schlafzelte stehen fast überall

Auf dem Gelände stehen natürlich die Artefakte der alten Ziegelei; Ringöfen, Bagger und alle möglichen Spezialgebäude. Zudem ist das ganze Areal mit einem Gleisnetz der Ziegeleibahn durchzogen. Ein Rundkurs wurde sogar regelmäßig mit einer Museumsbahn befahren. Insbesondere nachts mußte man ziemlich aufpassen, wo man hintrat. Gleise, Kabel (Ethernet oder Strom) oder provisorische Wasser und Abwasserleitungen. Die komplette Infrastruktur für die 4500 Besucher mußte extra für das Camp aufgebaut werden.

Ringofen mit Bahnschienen

Ringofen mit Bahnschienen

Das kleine Vortragszelt

Das kleine Vortragszelt

400KVA - zwei von etlichen Dieselgeneratoren

400KVA – zwei von etlichen Dieselgeneratoren mit insgesamt 2,5MW Leistung

Nach Sonnenuntergang verwandelte in einen fast magischen Ort: Alles wurde bunt beleuchtet und die Stimmung war super. Auch hier merkt man, dass irrsinnig viel Arbeit mit Liebe zum Detail investiert wurde.

Foodcourt und Dancefloor

Foodcourt und Dancefloor

Grosses Vortragszelt und Umgebung

Großes Vortragszelt und Umgebung

In dem Eintrittspreis war auch ein elektronisches Spielzeug enthalten, dass ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Nach einer etwas verwirrenden Schnitzeljagd über das halbe Gelände und langem Anstehen hatte ich nach knapp zwei Stunden um 23:00 auch mein Rad1o-Badge bekommen. Jetzt wollte ich mich in mein Zelt zurückziehen, noch etwas rumbasteln und dann schlafen.

Denkste!

Bei den Vorbereitungstreffen hieß es, dass die Ecke des BER Village aufgrund der Nähe von Anwohnern leise sein würde und die Party auf der anderen Seite des Geländes stattfindet. Tatsächlich feierten im BER 50-100 Leute zu lauter und, basslastiger Musik. Mein Zelt stand gefühlt mitten auf der Tanzfläche. An Schlaf war – egal ob mit oder ohne Ohrenstöpsel – nicht zu denken. Um 2:00 Morgens war immer noch kein Ende in Sicht und wir bekamen die Auskunft “Das geht mindestens noch bis 5 Uhr. Und das bleibt die nächsten Tage auch so”.


Übersicht über das Gelände und die Umgebung

 

Eigentlich hätte ich an der Stelle bereits nach Hause fahren können. Sich mitten in der Nacht, todmüde, ohne richtiges Licht einen neuen Platz für das Zelt zu suchen – nachdem alle einigermaßen brauchbaren Flecken bereits belegt waren, macht so richtig Spaß. Nämlich gar keinen. Die ganze Aktion hat eine Stunde gedauert. Am Ende stand mein Zelt fast genau am Haupteingang, ohne Strom, ohne Netzwerk und alle Klamotten wild durcheinandergeworfen.

Um halb vier bin ich dann stinksauer eingeschlafen und um kurz nach acht wieder aufgewacht, weil das Zelt in der Sonne bereits brütend heiss wurde. Den Tag habe ich unausgeschlafen, mit Kopfschmerzen und angesäuert verbracht. Bei 35 Grad habe ich den ganzen Tag geschwitzt ohne Ende, was durch den Sandstaub, der über das Gelände wehte auch nicht besser wurde. Zudem merke ich, dass mich diese provisorischen Sanitäreinrichtungen kolossal stören und dass beim Programmieren im Hackcenter Zelt Staub und Legionen von Ameisen in den Laptop eindringen wollen, finde ich auch nicht so richtig prall.

Ich habe dann abends beschlossen, nach Hause zu fahren, bevor ich fünf Tage schlechte Laune habe. Dass ich auch in Berlin nicht zur Ruhe gekommen bin, weil ich mein Telefon verloren habe steht noch mal auf einem anderen Blatt.

Am Sonntag bin ich dann wieder auf das Camp zurückgekehrt und noch ein bisschen Nerdkultur zu inhalieren und den einen oder anderen zu treffen, aber irgendwie hatte ich mir das im Vorfeld anders vorgestellt.

Versteht mich nicht falsch: Die Orga hat einen Super Job gemacht. Ein Gelände mitten in der Pampa mit Mobilfunk, leistungsfähigem Internet, richtig viel Strom, Wasser und einer Abwasserlösung für über 4000 Menschen zu versorgen ist eine echte Herausforderung und sie wurde mit Bravour gemeistert. Ein interessantes Programm zusammenzustellen (die Vorträge kann man hier ansehen: http://media.ccc.de/browse/conferences/camp2015/index.html), den Foodcourt, die Feuerwehr und den Behördenkram zu organisieren…

Alles war wirklich klasse gemacht – aber Camping nervt mich einfach total. Das hatte ich im Vorfeld leider vollkommen unterschätzt.

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