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26C3: One Laptop Per Child

Der zweite Tag der Konferenz begann für mich mit einem Vortrag zum gegenwärtigen Stand des “One Laptop Per Child” Projektes. Der Referent begann seinen Vortrag mit einer Einführung in die Idee und die Änfänge zu dem Projekt.

Für diejenigen, die das Projekt nicht kennen: Zur Überwindung der Wissenskluft zwischen erster und dritter Welt, hat der damilige Leiter des MIT Medialab Nicolas Negroponte vorgeschlagen, daß jedes Kind in Entwicklungsländern einen eigenen Laptop zum Lernen bekommen sollte. Die Geräte müssten robust sein und dürften nicht mehr als $100 kosten.

Die Idee wurde sehr kontrovers aufgenommen, aber der sehr gut vernetzte Negroponte scharte brilliante Köpfe und interessiert Industrievertreter um sich und das Projekt gewann schnell an Fahrt. Auch wenn aus den ursprünglich anvisierten $100 letztlich $188 geworden sind – seit 2006 läuft das Projekt (OLPC-Homepage) und es ist an der Zeit für ein Zwischenfazit.

Das Programm läuft heute in -zig verschiedenen Ländern rund um den Erdball. In dem Vortrag wurden die Länder Uruguay als vergleichsweise wohlhabendes Land mit einer Analphabetenquote von unter 2% und Nepal, als eines der ärmsten Länder der Welt mit einer Analphabetenquote von 50% verglichen.

In Uruguay hat tasächlich jedes Kind von der ersten bis zur sechsten Klasse einen X0 (ca. 400.000 Stück) bekommen und sie werden intesiv genutzt. Defekte Geräte können einfach bei der Post abgegeben werden und das Kind bekommt ein repariertes Gerät zurück. Die tatsächlichen Kosten (TCO) über 4 Jahre betragen $276.

In Nepal gibt es nur verhältnismäßig wenige X0 (ca. 2200 Stück), aber auch diese werden intensiv genutzt, wobei die Schulen eine Art logistischer Hub sind. Hier können die Akkus geladen werden und die Kinder können per WLAN digitale Bücher vom Schulserver herunterladen.

Die Erfahrungen sind in allen Ländern sehr positiv. Die Kinder lernen mehr und williger, das interesse überhaupt in die Schule zu kommen ist stark gestiegen und Missbrauch der Geräte (z.B. durch die Eltern) kommt so gut wie nicht vor.

Das hat auch damit zu tun, daß der X0 ganz anders, als ein herkömmlicher Laptop konstruiert wurde und somit nicht für “erwachsene” Anwendungen, wie Office genutzt werden kann.

Sowohl bei der Hardware, als auch bei der Software wurden radikal andere Ansätze, als bei normalen Notebooks verfolgt. Die Hardware musste robust und leicht sein, durfte kaum Strom verbrauchen und sich einfach reparieren lassen. Immerhin hat uns dieser Paradigmenwechsel nebenbei die Netbooks beschert (z.B. den, auf dem ich gerade schreibe). Die Software hat nichts mit den bisher bekannten Ansätzen zu tun. Die Kinder werden nicht mit den abstrakten Konzepten von Betriebssystem (obwohl unter der Haube ein stark modifiziertes Linux arbeitet), Programm, Datenspeicher usw. überfordert.
Alles dreht sich statdessen um Aktivitäten, wie schreiben, lesen, rechnen, malen und musizieren. Wer sich dafür interessiert: Die sehr interessante Software “sugar” lässt sich auch auf normalen Rechnern ausprobieren, indem man sie auf einen USB-Stick aufspielt: Sugar-on-a-stick.

Nachdem das Projekt in den Entwicklungsländern gut angelaufen ist, werden auch in den westlichen Ländern zunehmend OLPC Versuche unternommen. Genannt wurden Projekte in Österreich, England und auch in Berlin.

Zum Schluss erging an die Anwesenden ein Aufruf, sich an dem Projekt zu beteiligen, z.B. durch Übersetzungen, oder auch nur Propaganda. Selbst wenn man sich nicht für Erziehung interessieren sollte, gibt es gibt viele interessante technische Herausforderungen.