tiny little gizmos

OMFG!!! Was für ein Schwachsinn

Berichte in alten Medien über Internet, Computerspiele u.ä. sind ja seit Jahren meist tendenziös, reisserisch, unausgewogen und merkbefreit. Das kennt man. Aber dieser Artikel – immerhin selbst im Internet publiziert – ist einfach derart schwachsinnig, daß ich es gar nicht glauben mag:

Selbstmord des schülerVZ-Hackers – Abschiedsbrief in Codesprache aufgetaucht“.

Zunächst mal wird mit überhaupt nicht klar, was der Autor mit seinem Artikel überhaupt zum Ausdruck bringen will.

Die einzigen korrekten Behauptungen in dem Artikel sind, daß es ein Ausspähen von Accounts bei der VZ-Gruppe gegeben hat und daß der Tatverdächtige jetzt tot ist. Was da nun genau passiert ist, darüber gibt es unterschiedliche Berichte und Gerüchte und ich möchte mich da nicht an Mutmassungen beteiligen. Wen es interessiert, den möchte ich eher auf Netzpolitik.org verweisen.

Ansonsten ist nahezu alles andere in dem Artikel inhaltlich völliger Stuss. Beispiele gefällig?

Der Hacker (aus dem Englischen ‘to hack’ = alles kurz und klein hacken) hatte eine Kopie der Passwortliste bereits weitergegeben und erhoffte sich damit Ruhm und Reichtum unter seinen Artgenossen in der Computerwelt.

Zunächst mal sind Hacker Menschen (häufig Programmierer), die kreativ mit Technik umgehen, indem sie sie oft für andere Zwecke nutzen, als ursprünglich vorgesehen. Manchmal ist das das Aufdecken von Sicherheitslücken in Computern.

Leute die alles kurz und klein Schlagen nennt man hingegen Vandalen, Hooligans oder einfach Vollidioten.

Und was der verstorbene nun wirklich mit seiner Aktion bezweckt hat, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten, die gegenwärtig juristisch aufgearbeitet werden. Insofern sollte man hier sehr vorsichtig mit angeblichen Tatsachenbehauptungen sein.

Weiter unten heisst es:

Der Internet-Kriminelle war ein Jugendlicher, ein Kind“.

Ja was denn jetzt? Kind oder Jugendlicher? Das macht juristisch gesehen ja einen ziemlichen Unterschied. Wie alt, war der Bengel denn nun wirklich?

Jetzt, knapp einen Monat nach dem Freitod des Web-Hackers, wurde sein Abschiedsbrief veröffentlicht – geschrieben in einer Programmiersprache

// no comment //

Aber es geht so immer weiter:

Bei dem Code handelt es sich hierbei um die berüchtigte Programmiersprache C++, in der schon Metzel-Games wie Warcraft III und Doom 4 geschrieben wurden.

Ähhhm, ja, und auch weitere gefährliche hinzersetzende Software, wie z.B. Microsoft Word und sogar ganze Betriebssysteme. Ich finde C++ zwar auch ‘berüchtigt’, aber eher wegen der rudimentären Speicherverwaltung. Mann!

Kopfschütteld habe ich dann auch noch diese Zeilen gelesen:

In der IT-Szene wird C++ häufig für Websites und gewaltverherrlichende Computergames verwendet.

Streichen Sie in diesem Satz bitte “Websites” und “gewaltverherrlichende”. Erst dann macht er Sinn.
Und weiter geht es:

“Es bietet dem Coder sehr viele Möglichkeiten, ist dafür aber auch die schwierigste Programmiersprache der Welt! Ohne jahrelanges Studium und die richtigen Bücher ist da nichts zu machen.”

Na guck mal an – Programmieren ist schwierig und man braucht lange, um es zu lernen. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich habe die letzten 29 Jahre damit verbracht, programmieren zu lernen – und lerne immer noch.
Nun ist C++ sicherlich nicht an einem lauen Wochenende zu lernen, aber es gibt sicherlich noch sehr viel schwierigere Programmiersprachen.

Das Problem an diesem Artikel ist, daß hier mal wieder ahnungslosen und besorgten Eltern die Weltverschwörung im bösen, bösen Internet suggeriert wird. Dazu werden einige Reizworte, Halbwahrheiten und völlig falsch erläuterte Fachbegriffe wild zusammengemixt.

Dieser Artkel ist einfach derart schlecht, daß ich ihn nur noch als zynische Satire betrachten kann. Wirklich unglaublich…
Lesenswert sind dann die Kommentare.