tiny little gizmos

MBC09 – Tag zwei

Der zweite Tag der mbc09 ist für mich nun auch vorbei. Ich schreibe diesen Artikel während ich wieder im ICE nach Berlin sitze. Die Veranstaltung war klasse. Das Catering ebenso. Großes Lob an den Organisator Cem Basmann.
Hier ist eine Zusammenfassung des heutigen Tages:

Journalismus und Twitter
Im heutigen Eröffnungspanel zeigten sich Zeitungsmenschen hin- und hergerissen zwischen dem Zwang zur Geschwindigkeit und der Notwendigkeit zu journalistischer Recherche. Durchaus interessant, auch wenn man selber wenig mit der Branche zu tun hat. Der Kommentar auf der Twitterwand (sinngemäß) “…das Problem ist, daß sich die Zeitungsleute immer noch als Gatekeeper verstehen – das sind sie aber nicht mehr” greift meines Erachtens nach zu kurz. Gatekeeper sind sie vielleicht nicht mehr, aber ich denke, daß es dennoch weiterhin wichtige Gründe für Journalismus gibt.

Spam
Sehr interessant fand ich auch eine Session zum Thema Twitter-Spam. In meinen Augen schien das Thema nicht so richtig wichtig zu sein, aber das Panel begann mit der Vorstellung einer Twitter-Spam-Aktion, die von dem Vortragenden kürzlich zu Demonstrationszwecken durchgeführt wurde: Der virtuelle MdB Jacob Mierscheidt, der mir vor Tagen angebeblich auch auf twitter folgte. Ich fands ja eher lustig. Die Frage, ob man das wirklich noch als Spam werten kann, ist aber nachrangig, weil mit dieser Methode natürlich erfolgreich Aufmerksamkeit erzeugt wurde. E-Mail Spam hatte mich ganz zu Beginn auch nicht sehr gestört.

Spielzeuge
Lustig war die “Mobile Gadget Show” im ersten Stock, die Nicole Simon initiierte. Ein Netbook war da noch das größte und klobigste Gerät. An diese UMPC Klötzchen glaube ich aber nicht so recht. Damit sitzt man m.E. zwischen den Stühlen. Sie sind wesentlich unhandlicher als ein Smartphone, laufen meist mit Windows, was wiederum bedeutet, daß die Software mit Tastatur und Maus bedient werden will. Genau dafür sind die Teile dann aber wieder zu klein.

Wo ist die Kohle?
Etwas später sammelte der bekannte Herr mit dem roten Iro eine Schaar Menschen mit der Frage “Wie kann man Microblogging monetarisieren?” um sich. Ich hatte wenig Lust, mich mit in die Besenkammer die Sprinklerzentrale den kleinen Konferenzraum zu quetschen.

Mehr Idealismus
Stattdessen habe ich ein interessantes Gespräch mit Evan Prodromou, dem Entwickler von laconi.ca/identi.ca zum Thema Open-Source Microbloggingsysteme geführt. Wir waren uns beide darin einig, daß es – zumindest zur Zeit – noch keinen Markt für viele unterschiedliche Systeme gibt, sondern daß es in erster Linie darum geht, eine freie Alternative zu twitter zu etablieren. Das Ziel ist “so etwas wie WordPress” für Microblogging zu entwickeln.

Laconi.ca hat da schon mächtig was auf dem Kasten, wobei ich für mich selbst immer noch wichtige Features vermisse. Als ich Evan dann die Features von zzap gezeigt habe, meinte er, “wow, this looks really advanced”.

Cool – das geht runter Öl.

Mal sehen, vielleicht ist da ja irgend eine Zusammenarbeit möglich. Dann wäre meine Arbeit der letzten Jahre wenigstens nicht völlig umsonst gewesen. Beiderseitiges Interesse schien jedenfalls vorhanden zu sein.

Alleine das war für mich Reise wert. Aber ich habe auch wichtige Anregungen für den Einsatz von Microblogging gehört. Wichtig ist die Erkenntnis, daß Microblogging im kommerziellen Einsatz vor allem in zwei Bereichen sinnvoll zu sein scheint:

  • In der internen Kommunikation als Ergänzung zu Wikis und sonstigen Knowledge Management Tools.
  • In der Aussenkommunikation vor allem als Medium zum Zuhören (“Märkte sind Gespräche”) und gezielten Antworten.

So und jetzt hör ich mal auf zu schreiben und genieße den Rest vom Wochenende.