tiny little gizmos

(Wieder) fotografieren lernen

Das Jahr 2025 ist erst ein paar Tage alt, aber ich habe mich gleich daran gemacht, meinen Vorsatz für das neue Jahr umzusetzen. Ja, tatsächlich den einen Vorsatz:

Wieder fotografieren zu lernen.

Das kam so:
Zwischen den Festen war es sonnig und frostig und ich wollte ein paar schöne Bilder in den ehemaligen Rieselfeldern in der Nähe von Buch aufnehmen. Ich sah schon Bilder von Galloways, Wisenten und Koniks in der Sonne vor Rauhreif vor mir. Also habe ich mir meine gute Kamera (siehe unten) geschnappt und los ging es.

Das Wetter machte mir gleich den ersten Strich durch die Rechnung. Als ich ankam, war die Sonne verschwunden, der Himmel dunkelgrau und der Rauhreif taute gerade weg. Mit den Tieren hatte ich mehr Glück. Ich habe eine kleine Herde flauschiger Koniks gesehen und kam auch recht nah heran. Zwei dieser niedlichen Pferdchen haben auch schön Modell gestanden und mich lieb angeguckt. Und bei den Wisenten gab es sogar Nachwuchs, der im Stroh neben der Krippe lag. Was für ein Glück!

Leider stellte ich zu Hause fest, dass ich die meisten Bilder komplett verhunzt hatte. Motiv und Blickwinkel waren meist noch gut, aber die Belichtung so mies, dass ich auch mit digitaler Nachbearbeitung nichts mehr retten konnte. Gerade um die Bilder mit den kleinen Wisenten war es wirklich schade.

Ich habe keine ernsthaften Ambitionen als Amateurfotograf, aber immerhin war ich damals in der Schule in der Foto AG und hatte meine S/W Fotos selbst in der Dunkelkammer belichtet. Mein Opa hatte mir sogar eine Praktika TL1000 Spiegelreflexkamera mit ein paar Objektiven geschenkt. In den folgenden Jahrzehnten hatte ich mir auch hin- und wieder mal ein aktuelles Modell zugelegt. Darunter waren Canon EOS 1000F (analog Spiegelreflex) , Nikon F90 (analog Spiegelreflex) oder Nikon D40 (digitale Spiegelreflex) und seit ein paar Jahren eine Olympus OM-D E-M10II (digitale MFT Systemkamera). Alles nicht ganz High-End, aber wenn man damit schlechte Bilder macht, ist das Problem hinter dem Sucher.

Also – wie konnte das passieren?

Ich habe in den letzten Jahren einfach nur noch mit dem Smartphone fotografiert geknipst. Ist ja auch praktischer, als eine sperrige Fotoausrüstung. Das Ding hat man halt immer dabei und es ist schnell. Einfach Bildausschnitt wählen, draufhalten abdrücken und fertig.

War da sonst noch was?
Brennweite? Ist fix. ISO, Blende, Belichtungszeit? Egal! Das Foto wird sowieso automatisch schöngerechnet.

Und so hatte ich den ganzen Kram über die Jahre vergessen. Ärgerlich!
Also habe ich mir vorgenommen, die Theorie wieder aufs Neue zu lernen und auch gleich mal angefangen. Zum Beispiel mit Objekten (hier ein kleines Kunstobjekt von Petra Tödter).

ISO 200, 42mm, f/5,6, 1/10 Sekunde
ISO 200, 42mm, f/10,0, 1/3 Sekunde

ISO 200, 42mm, f/20,0, 1 Sekunde

Was habe ich hierbei (wieder) gelernt:

  • Der Fokus auf das nahe Objekt (ca. 1/3 Abstand zum Objekt und 2/3 zum Hintergrund)
  • Offene Blende und kurze Belichtung zum Freistellen mit unscharfem Hintergrund
  • Geschlossene Blende und lange Belichtung für Tiefenschärfe.

Auf dem Spaziergang durch den Park fiel mir auf, dass die Haselnussbäume bereits Samen bilden. Nach mehreren Versuchen gelang mir dieses Bild:

ISO 400, 42mm, f/5,6, 1/100 Sekunde

Das Freistellen mit Brennweite und Blende gelang gut. Die Belichtungsmessung habe ich auf mittenbetonte Integralmesseung verstellt und da der Autokus konsequent die Baumrinde spannender fand, habe ich ihn ausgeschaltet und manuell scharfgestellt.

Auch nicht ganz ohne – Nachtaufnahmen. Die ersten beiden Bilder habe ich mit einem Zoomobjektiv (Panasonic Lumix 14-42mm 1:3,5-5,6) geschossen und das letzte mit einer lichtstärkeren Festbrennweite (Panasonic Lumix 14mm 1:2,5).

ISO 200, 16mm (Zoom), f/4,5, 10 Sekunden
ISO 800, 14mm (Zoom), f/4,5, 3 Sekunden
ISO 800, 14mm (Festbrennweite), f/2,8, 1 Sekunde

Interessant an der Bildserie, wie schnell sich der Mond bewegt. Die Aufnahmen habe ich innerhalb weniger Minuten gemacht. Beim ersten Bild bewegen sich die Wolken so schnell, dass sie unscharf sind. Beim letzten Bild habe ich mir leider Reflexionen (zwei rote Punkte links vom Mond) eingefangen.

Was habe ich hier gelernt:

  • Bei Nachtaufnahmen scheint ein möglichst kurze Belichtungszeit positiv zur Bildschärfe und Farbechtheit einzuzahlen.
  • Eine höhere Empfindlichkeit ist daher von Vorteil. Andererseits nimmt bei richtig hohen Empfindlichkeiten das Bildrauschen zu. Viel hilft also nicht viel, aber ISO 800 ist ein guter Kompromiss.
  • Wenn der Fokus auf unendlich geht, ist auch eine offene Blende besser, weil sie die Belichtungszeit weiter verkürzt.

Schon die ersten Übungen haben die grundlegenden Zusammenhänge wieder in mein Gedächtnis zurückgeholt. Genauso wichtig ist aber auch, die eigene Ausrüstung besser kennenzulernen. Bis jetzt habe ich nur mit Blendenautomatik gearbeitet, musste mir aber schon zusammensuchen, wo man die Belichtungsempfindlichkeit einstellt, die Art der Belichtingsmessung und den Autofokus-Modus. Und die Verstellmöglichkeiten an einem Stativ sind auch nicht völlig selbsterklärend. Aber mit der Zeit und etwas Übung kommt das wieder zurück.

Also werde ich weiterhin üben und die Kamera auch wieder häufiger auf Ausflüge mitnehmen.