tiny little gizmos

1A Service der Bahn

Gestern dachte ich noch, daß meine Bindehautentzündung und der fast fünfstündige Aufenthalt im Wartezimmer der Augenäztin der (negative) Höhepunkt der Woche wären. Aber auf eines kann man sich wirklich verlassen: die Unverfrorenheit der Bahn AG. Was ist passiert?

Es fängt mir meiner eigenen Schusseligkeit an: Gestern abend habe ich bemerkt, daß ich meine Bahncard 100 verloren habe. Schlecht. Um 21:00 ist natürlich auch niemand mehr im Callcenter zu erreichen. Schlecht. Also bin ich heute morgen um 6:00 aufgestanden, damit ich vor Fahrtbeginn eine Ersatzkarte im Kundencenter beantragen kann. Kein Problem: kurzer Check Personalausweis und Kartennumer, Antrag geschrieben, kostet 30 Euro.

Happig! Aber gut – eigene Schuld. Jetzt brauche ich natürlich noch eine provisorische Fahrkarte auf der steht, daß ich Bahncard 100 Kunde bin, weil ich ja ansonsten einen regulären Fahrschein lösen müsste. Das nachfolgende Gespräch ist verkürzt und sinngemäß widergegeben.


Wie bitte?”
“Das kann ich nicht machen. Sie müssen jetzt einen Fahrschein kaufen.”
“Ähm… Entschuldigung, ich habe bereits für die Beförderung bezahlt. Das waren immerhin €3500,-”
“Ich weiß, aber das ist nunmal so”
“Nein, das ist nicht so. Ich habe das Geld dafür bezahlt, daß Sie mich von A nach B transportieren. Das Geld haben Sie bereits. Ich bin nicht willens für eine Leistung doppelt zu bezahlen. Zumal es nicht um eine Fahrt geht. Ich muss heute Abend auch wieder zurück. Das gleiche gilt für den Rest der Woche”
“Da kann ich nichts machen”
“Das ist nicht akzeptabel”
“Da kann ich nichts machen”
“Ich muss ins Büro. Wie soll ich das meinem Chef beibringen?”

Ab hier dreht sich das Gespräch ca. 3 min. im Kreis

“Wie lange wird es dauern, bis ich die Ersatzkarte bekomme?”
“Das kann ich Ihnen nicht sagen. Bei der zuständigen Stelle ist um diese Uhrzeit auch noch niemand.” (Es war mittlerweile 7:15)
“Ich soll also €140,- pro Tag ausgeben, damit Sie eine Leistung erbringen, die ich Ihnen bereits bezahlt habe, bis Sie mir gnädigerweise den ziemlich teuren Ersatzausweis schicken?”
“Ja, das geht nicht anders”
“Ich fasse mal zusammen: letzte Woche konnte ich nicht ins Büro fahren, weil der Zug, den ich nehmen muss, jeden Tag ausfiel. Diese Woche kann ich nicht ins Büro fahren, weil Sie mit die Ausstellung eines provisorischen Fahrscheins verweigern und im Frühjahr kann ich vier Monate nicht ins Büro, weil die Strecke nach Hamburg gesperrt ist. Können Sie mir bitte mal erklären, wozu ich Ihnen das viele Geld bezahlt habe?”
“Wieso, die ICE fahren doch wieder?”
“Ja aber nicht im Frühjahr”
“Doch, die ICE fahren doch wieder. Nicht nur IC …”
“Ihnen ist nicht bekannt, daß die Strecke nächstes Frühjahr gesperrt wird?”
Dummes Gesicht auf der anderen Seite. Kurze Pause
“Also wollen Sie jetzt einen Fahrschein kaufen?”

An der Stelle habe ich mich umgedreht un bin gegangen, weil ich sonst handgreiflich geworden wäre. Das Ganze ist übrigens am first-class Schalter passiert. Meine juristische Laienmeinung dazu:

Es scheint den Mitarbeitern irgendwie nicht so recht bewust zu sein, daß es zwischen der Bahn AG und Herrn Ollmetzer einen rechtsgültigen Vertrag gibt (siehe Bürgerliches Gestzbuch). Gegenstand dieses Vertrages ist nicht eine Plastikkarte im Wert von ca.€1,-, sondern die Leistung, meinen Hintern jederzeit von A nach B zu befördern. Ich habe meinen Teil der Vereinbarung erbracht. Dieses Leistungsversprechen der Bahn wird wiederholt nicht erbracht und mir heute morgen sogar vorsätzlich verweigert. Weder interne Dienstanweisungen noch die AGB der Bahn stehen über dem Vertragsrecht nach BGB.

Sehe ich da irgendwas falsch?

Nachtrag [04.11.2008, 14:00]
Auf Nachfrage bei der Bahncard 100 Servicehotline wurde mir zugesichert, daß heute morgen eine vorläufige Bahncard 100 (also ein Papierticket) an mich geschickt wurde. Immerhin. Die richtige Plastikkarte kommt dann ca. in zwei Wochen oder so. Hoffen wir also, daß morgen früh das Ticket ankommt. Trotzdem: Warum konnte ich diesen blöden Papierschnipsel nicht gleich heute morgen bekommen?