Veränderungen der Medienrezeption
In Deutschland sind zwischen 60% und 65% der Bevölkerung online – ganz aktuelle Zahlen habe ich gerade nicht zur Hand. Umso erstaunter bin ich über die verhältnismäßig konventionelle Mediennutzung in diesem Land. Sicherlich schrumpft die Bedeutung von Zeitungen und TV von Jahr zu Jahr etwas, aber vom großen medialen Knall sind wir hierzulande noch deutlich entfernt.
Schon mal einen Browser bedient zu haben ist das eine – die Veränderungen der eigenen Medienrezeption zu reflektieren eine andere. Kürzlich ist mir das an mir selber aufgefallen – und ich bin immerhin jemand, der seit fast 30 Jahren Computer nutzt, seit mehr als 15 Jahren online ist und auch selber programmiert, schreibt und (sehr selten) etwas Musik oder kurze Videos zusammenbastelt. Kurz gesagt: mir ist plötzlich klargeworden, wie sehr sich meine Anspruchshaltung an Medien bereits verändert hat und wie sehr sich das von Leuten unterscheidet, die nicht so internetaffin sind.
Es ist nicht nur so, daß ich keine Zeitungen mehr lese (Fachzeitschriften schon) und kaum noch fernsehe. Der Auslöser für meine Überlegungen war die Erkenntnis, daß ich kaum noch Filme sehe – weder im Kino, noch im Fernsehen oder auf DVD. Ich fange mittendrin an, mich zu langweilen. Insgesamt habe ich an mir folgendes beobachtet:
- Ich habe eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als früher. 100 Minuten am Stück langweilen mich.
- Weg von linearen Mustern; Medien werden vernetzt konsumiert. Hin- und herspringen, schnell noch mal ‘ne Quelle checken oder eine Zusatzinfo ranholen. Das hat man nun von 15 Jahren Hypertext.
- Bücher lese ich trotzdem noch gerne
- Weg von fremdbestimmten Zeitmustern. Ich will mich nicht festlegen – und kann es auch kaum noch.
- Ich konsumiere nicht nur, sondern produziere auch.
- Die sich selber so nennenden Qualitätsmedien regen mich mit ihrem nicht eingelösten Anspruch an Ausgewogenheit und sauberem Journalismus nur noch auf – eben weil sie davon meilenweit entfernt sind.
- Einen immer größereren Teil meines Zeitbudgets investiere ich stattdessen für die Rezeption semiprofessioneller Veröffentlichungen.
- Alles was ich mache ist von ständiger Kommunikation durchzogen.
Und dann sehe ich laufend diese alten Männer, die laut erklären warum Fernsehen und Tageszeitungen so wichtig sind und die Politker, die nichts davon verstehen und das Internet immer noch als Betriebsunfall sshen, der man schnell in den Griff bekommen muss…
Geht einfach weg und macht das Licht aus!