Berliner Motorrad Tage 2020
Am Wochenende vom 7. bis 9. Februar fanden wieder die Berliner Motorrad Tage in den Hallen der Station am Gleisdreieck statt. Trotz Sturmwarnung für den späten Sonntag Nachmittag haben Sonne und 12 Grad viele Besucher dazu veranlasst hat, selber mit dem Motorrad anzureisen.
Leider fehlten auch diesmal wieder Honda, Harley Davidson, Royal Enfield und Zero. Schade. Dennoch war das Angebot an interessanten Motorrädern wieder groß. Auch diesmal gab es beim Probesitzen für mich die eine oder andere Überraschung und ich habe mich tatsächlich auch für mehrere Probefahrten angemeldet.
Von Suzuki werde ich hoffentlich am 10 Mai beim Motorradgottesdienst in Friedrichswalde die eine oder andere Maschine zur Probe fahren. Auch wenn es seit Jahren keine echten Neuheiten mehr von der Firma gibt: die Vierzylinder sind ja immer noch echte Sahnestücke.
Von Triumph finde ich die komplette Modellpalette klasse. Egal welches Modell – stilsicher bis zur letzten Schraube. Optisch spricht mich zwar die Klassik Linie am meisten an, am Ende habe ich mich aber für eine Probefahrt auf der neuen Street Triple RS angemeldet. Ich bin einfach auf diesen legendären Dreizylinder gespannt. Und auch diese Maschine glänzt mit wunderschönen Detaillösungen und einem extrem gelungenen Finish.
Ich bin eigentlich kein Fan von BMW – weder bei Autos, noch bei Motorrädern: Zuviel Klimbim und Schnickschnack. Aber da BMW die meisten Motorräder in Berlin baut, gebe ich dem Stand einen Heimatbonus und schau mal drüber. Etwas unerwartet und überraschend war, dass ich die neue BMW F900XR nicht uninteressant fand. Nicht so ein überladener Riesenklumpen, wie die große GS 1250, sondern ein Tourensportler mit super Sitzposition. Probefahrt folgt.
Wenn sich die Gelegenheit schon mal bietet, nimmt man auch gerne auf Maschinen Platz, die nicht unbedingt dem eigenen Beuteschema entsprechen (zum Beispiel Sportler). Dabei hatte ich auch die eine oder andere Überraschung:
Mit ihrer Bikini-Verkleidung liegt die APRILIA Tuono V4 Factory irgendwo zwischen Supersportler und Nakedbike. Die 175PS aus dem 1100ccm V4 Motor verheißen Wahnsinn. Dafür sitzt man verblüffend zivil auf der zierlichen Maschine. Material, Design und Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben. Auch wenn das definitiv nichts für mich ist – ein wunderschönes Stück italienischen High-End Maschinenbaus für €20.000,-
Bei Ducati hatte ich letztes Jahr auf einigen Scrambler Modelle zur Probe gesessen und war etwas ernüchtert. In diesem Jahr habe ich ein Modell anvisiert, dass ich zwar optisch schön finde, das mich mit dem Namen “Supersport” jedoch eher abgeschreckt hat.
Nun – der Name ist etwas irreführend. Die Ducati Supersport sieht mit ihrer Verkleidung zwar recht sportlich aus und ist mit dem 937ccm großen und 110PS leistenden Motor auch sicherlich kein Schwächling, aber zur echten Supersportlerin Panigale V4S mit sage und schreibe 214 PS fehlt dann doch noch so einiges. Die ausgestellte Maschine gab mit den montierten Seitenkoffern dann auch den richtigen Hinweis: Sie ist ein Sporttourer – für Singles. Die Sitzposition ist zwar schon etwas nach vorne gebeugt, aber noch sehr zivil. Fun Fact: Es gibt sie auch mit 48PS für A2 Führerscheininhaber.
Elektroantrieb kam ein wenig zu kurz. Zero fehlte und da Harley Davidson ebenfalls nicht vertreten war, gab es auch keine Livewire zu sehen. Aber Energica war mit einem Stand vertreten. Die Italiener zeigten verschiedene Modelle. Auf der Energica Eva konnte ich dann auch Platz nehmen. Sie sieht aus, wie ein normales, kräftiges Motorrad. Und das ist sie auch. 145PS, krasse 200Nm Drehmoment. Natürlich hat sie weder Kupplung, noch Schaltung, was sich zunächst etwas seltsam anfühlt. Leider hat sie noch einige der typischen Nachteile von Elektrofahrzeugen: Hoher Preis, hohes Gewicht und geringe Reichweite.
Je nach Modell und Ausstattung liegen die Energica Modelle zwischen €24.000 und €30.000,-.
Das Gewicht von ca. 260Kg merkt man schon, sobald man die Maschine etwas ankippt. Immerhin hat sie einen Rückwärtsgang, der beim Rangieren helfen kann.
Die Reichweite ist mit “bis zu 200km” angegeben. Laut mehreren Berichten sollen ca. 130km realistisch sein. Immerhin verfügt die Maschine über eine Typ 2 Ladebuchse und kann daher an Ladesäulen für E-Autos in ca. 20min voll geladen werden.
Ich habe die Triumph Rocket III zum ersten mal live gesehen und war platt. Die Maschine ist ein Monster. Ein Dreizylindermotor mit 2,5 Liter Hubraum. 300Kg. Drehmoment wie ein kleiner Traktor. Völlig sinnbefreit, aber lustig. Würde ich nie fahren – aber aufsitzen musste ich aus Neugier doch mal. “Gelandet” bin ich in einem englischen Clubsofa. Unfassbar bequem. Zum Ohrensessel am Kamin fehlt da nicht mehr viel.
Am Stand von Yamaha habe ich auf drei Modellen Probe gesessen. (Sorry für die blöden Bildausschnitte – der Stand war sehr eng und voll.)
Zunächst habe ich auf der Yamaha MT 09 SP Platz genommen. Das Naked Bike ist mit einem kraftvollen Dreizylindermotor und Öhlins Fahrwerk für nur €10.300 fast schon ein Schnäppchen. Leider zwingt sie einen mit dem breiten Lenker in eine sehr seltsame Sitzposition, irgendwo zwischen Sportler und Enduro.
Sehr viel angenehmer war die Sitzposition auf der Yamaha Tracer 900 GT, die denselben Dreizylindermotor hat, aber als Tourenmotorrad ausgelegt ist. Man sitzt dort höher, aufrechter und recht bequem.
Noch aufrechter, aber nicht ganz so bequem ist die Yamaha Ténéré 700. Die vielgelobte Neuheit aus 2019 huldigt dem Prinzip “weniger ist mehr” und ist weniger für den Toureneinsatz, sondern eher für Abstecher ins Gelände gedacht. Durch die langen Federwege ist sie sehr hoch. Es ist die erste Maschine auf der ich die Knie nicht anwinkeln muss, wenn ich die Füße auf den Boden stelle. Nichts für kleine Menschen!
…und sonst so?
Ansonsten gab es wieder alles Mögliche rund um das Motorradfahren: Klamotten jeglicher Art, Schuhe und Stiefel, Helme, Handschuhe èn Masse. Polizei und Bundeswehr waren vertreten, Stände an denen Fahrsicherheitstrainings angeboten wurden und andere, mit Touristischen Angeboten für Motorradfahrer. Clubs stellten sich vor, Motorsport verschiedenster Art (Speedway, Dragster, Kindercross, usw.).
Ich habe herumgeschaut, ob ich Leute aus der Berliner Moto-Vlogger Szene erkenne. Die “jungen Wilden” wie Dukein oder Kawaque habe ich nicht gesehen, aber Pepe Lila. Sie war allerdings im Gespräch und daher habe ich sie nicht angesprochen.
Als ich dann Nachmittags wieder aus der Station rauskam und das Wetter noch immer freundlich war, musste ich natürlich noch eine kleine Runde fahren. Nachdem ich an diesem Tag so viele interessante und hübsche Maschinen gesehen und angefasst habe – meine Suzi gefällt mir noch immer. Auch wenn ich die eine oder andere Probefahrt im Frühjahr machen werde, glaube ich nicht, dass ich sie so schnell eintauschen werde.