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Warum hat eigentlich jeder ein Handy?

Handy, Mobile, Cellphone. Vor 16 Jahren hieß das noch Autotelefon, wog etliche Kilo und war meist fest eingebaut. Von den ersten Autotelefonen in den 50er Jahren, bis zum GSM-Standard hatten die Entwickler wichtige Menschen als potentielle Kunden im Visier.
Klar, die erweiterte Erreichbarkeit verschaffte ihnen die Möglichkeit, in wichtigen geschäftlichen Dingen das entscheidende Stückchen schneller zu sein und somit mehr Geld zu verdienen. Das mussten sie allerdings auch, weil für die Geräte und den Betrieb prohibitive Preise verlangt wurden.

Aber so richtig mobil war das eigentlich noch nicht. Man hatte zusätzlich zum Telefon auf dem Schreibtisch nun noch eines im Auto. Klar, das Auto ist zwar beweglich, aber am Ende mußte man zum telefonieren im Auto sitzen, fast wie zuvor am Schreibtisch im Büro.

Der eigentliche Quantensprung war erst das Telefon, das man in die Tasche stecken konnte. Erst damit war es möglich, wirklich immer und überall erreichbar zu sein.

Interessanterweise wurde dies für Privatpersonen viel wichtiger, als für die wichtigen Personen. Nach den üblichen anfänglichen Abwehrhaltungen (“So wichtig bin ich nicht”, “ich muß doch nicht überall quatschen können”, “ist eh nur was für Wichtigtuer”) hat sich diese Technik in der ganzen Bevölkerung extrem schnell durchgesetzt. Damit hatten selbst Optimisten nicht gerechnet. Ungefähr 15 Jahre nach dem Start der GSM Netze liegt in den meisten entwickelten Staaten die Handyquote bei 100%, häufig sogar noch höher.

Warum eigentlich?

Sind die Leute alle soooo wichtig, daß sie immer und überall erreichbar sein müssen? Selbst Leute, die gar nicht viel unterwegs sind, nutzen Handies. Warum? Es ging doch vorher auch ganz gut ohne.

Der Schlüssel zum Verständnis des Phänomens liegt woanders. Der primäre Erfolgsfaktor liegt nicht in der Mobilität, sondern darin, daß das Handy ein persönliches Telefon ist. Wenn man ein Festnetztelefon anruft, ruft man einen Ort an, in der Hoffnung, daß sich die gewünschte Person gerade dort aufhält. Das ging früher ganz gut, als die meisten Menschen feste Tagesabläufe hatten und die Gesellschaft weitgehend synchron lief. Von 7:30 bis 16:00 war man im Büro, bis spätestens 18:30 noch etwas einkaufen und um 20:00 kam die Tagesschau.

Wir haben zwar noch nicht die 24/7-Gesellschaft, aber die Trennschärfe zwischen Nutzungszeiten verschwimmt immer mehr. Man weiß nicht mehr, wann jemand wo erreichbar ist. Also ruft man keinen Ort an, sondern den gewünschten Menschen direkt.

Das ist das eigentliche Killerfeature: Die 1:1 Zuordnung zwischen Person und Telefonnummer. Das Handy sichert die Erreichbarkeit in einer Gesellschaft, die immer mehr aus dem Gleichtakt kommt.

Darum haben alle ein Handy.