Diese Jugend von heute…
Als Mitglied im CDAS (Club der alten Säcke) ohne eigenen Nachwuchs, habe ich leider nicht allzuviel Gelegenheit, mit jüngeren Menschen in Kontakt zu kommen. So habe ich ehrlich gesagt kaum eine Ahnung, wie sie denn so ticken. Gestern abend ergab sich unerwartet eine ausgiebige Gelegenheit zum Dialog. Die jüngste Schwester (17) einer guten Freundin kam zu uns in die Kneipe um dies und jenes private Problem zu besprechen. Im Anschluss kam noch ein befreundetes Pärchen im selben Alter dazu und man es ergab sich ein interessantes Gespräch. Ich war – wie recht häufig, wenn ich den Nachwuchs von Bekannten treffe – begeistert, wie gebildet, offen, freundlich und neugierig sie sind – was sicherlich auch viel mit dem jeweiligen Elternhaus zu tun hat.
Ich konnte mir diese Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen lassen und habe die drei nach Ihren Mediengewohnheiten gefragt. Meine Fragen wurden ausführlich beantwortet, aber natürlich nachgefragt, warum mich das denn interessiert. Ich begründete die Neugier mit meinem Beruf und meinem Studium, woraufhin sich noch einige Betrachtungen zu Medienkonsum heute und “damals”, West und Ost, sowie in verschiedenen Bildungsschichten ergaben. Natürlich ist dies nicht repräsentativ, zumal alle eine der besseren Schulen in Berlin besuchen, aber interessant war es allemal. Die Erkenntnisse zusammengefasst:
- SchülerVZ und StudiVZ : Nutzte keiner – und zwar ganz bewußt. Als Gründe wurden genannt: “Warum soll ich denen all meine Daten geben?” und “Ich kann diesen Gruppendruck nicht leiden. Deshalb mache ich es erst recht nicht“.
- Andere Communityanwendungen: ebenfalls Fehlanzeige. Mal ein bischen auf Myspace rumgesurft, wegen der Musik. Aber passiv, ohne eigenes Profil.
- Social Media: Youtube wird ab und an genutzt um ein oder zwei Musikvideos anzusehen. Flickr überhaupt nicht. Es hat auch noch keiner etwas selber online gestellt. Begründung: “Wozu sollte ich das machen?“
- Blogs werden selten gelesen, niemand schreibt selber. Wiederum: “Wozu?“
- “Twitter – was ist das denn?“
- Onlinenutzung geschätzt zwischen 1 und 2 Stunden pro Tag. Mit einigen Ausreissern, wenn man sich mal in irgendeinem Thema verliert. Überwiegend Recherche für die Schule oder aus eigenem Interesse.
- ‘iPod’ ist, was früher ‘Walkman’ war – ein Gattungsbegriff. Gemeint ist nicht unbedingt das Gerät von Apple sondern irgendein MP3 Player
- Offline: Zeitung wird durchaus gelesen, aber eher “Die Zeit”, als Tagespresse. Allerdings liegt die ohnehin in der Schule aus. Ob sie auch gezielt gekauft würde ist somit nicht sicher.
- Handynutzung: Telefonieren und SMSen. Mobiles Internet wird aufgrund vermuteter hoher Kosten nicht mal in Erwägung gezogen. “Ich brauche das nicht unterwegs. Schaue lieber zu Hause im Internet nach. In Ruhe, mit großem Monitor und viel billiger.” Ausnahme: Kostenkontrolle im Mobilfunkportal des Betreibers, aber das kostet nichts extra.
Starker Tobak für Onlinejunkies, wie uns, oder?