Was saufen, Fernsehen und Wikipedia gemeinsam haben…
Ich bin soeben durch zwei verschiedene Personen und Kanäle (Mario Sixtus auf seinem Blog und Nicole Simon per Twitter) auf diese hervorragende Rede, die Clay Shirky am 23. April 2008 auf der Web 2.0 Expo hielt, aufmerksam geworden. Es fängt mit einer harmlosen Frage an:
“Woher nehmen die Leute eigentlich die ganze Zeit für die Pflege von Wikipedia, die Programmierung von Open Source Software usw.?“
Danach folgt ein Gleichnis: Die einsetzende Industrialisierung im 19. Jahrhundert war für die ländlich geprägten Gesellschaften zunächst ein Schock, der als Bedrohung empfunden wurde. Ein großer Teil der Menschen konnte mit den Veränderungen nichts anfangen und betäubte sich mit Alkohol. Suff als Realitätsflucht.
In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die westlichen Gesellschaften mit einem neuen Phänomen konfrontiert, mit dem viele ebenfalls nichts anfangen konnten: Freizeit. Für dieses bedrohliche Phänomen wurde das Fernsehen als Lösung gefunden. Es entstand eine völlig aufgeblasene Medienindustrie. Die Veränderungen des frühen 21. Jahrhunderts gab den Konsumenten nun erschwingliche Werkzeuge in die Hand und viele stellten fest:
“Hey – das kann ich ja auch!”.
Und so wird ein immer größerer Teil des Zeitbudgets für Medien von den alten “nur-Konsum” Medien abgezogen. Es erfolgt ein Paradigmenwechsel im Umgang mit Medien.
Anstatt ausschließlichem Konsum ist zunehmend die Dreifaltigkeit von Konsum, (selber) Produzieren und teilen / tauschen maßgeblich.
Die Rede kann man als Transcript auf herecomeseverybody.org lesen oder sich gleich hier ansehen und -hören.
DAS sollten sich Herr Naumann und Frau Merkel mal reinziehen, anstatt auf das permanente und penetrante Gejammer und Geheule der Medienindustrie zu hören und sich “aufgeschlossen” für deren dummdreiste und immer unverschämtere Forderungen zur Gängelung und Bevormundung der Gesellschaft zu zeigen.