Medienkompetenz – wer ist denn hier eigentlich doof?
Seit den Pisa-Studien wissen wir endlich ganz genau, daß unsere Jugend total doof ist. Schön, daß unsere Bundesregierung mit Nachdruck und geballter Kompetenz tätig wird – siehe z.B. hier: Staatsminister Bernd Neumann startet “Nationale Initiative Printmedien”.
Aha – und wozu das Ganze? Zitat:
Der Initiative geht es darum, Kindern und Jugendlichen den Wert von Zeitungen und Zeitschriften als politische Leitmedien zu vermitteln und das Bewusstsein für die Bedeutung einer freiheitlichen Medienordnung für die Demokratie zu wecken.
Schön schön. Ein tolles Thema für den Geschichtsunterricht. Bereits dieser Absatz macht stutzig. Mein flaues Gefühl wird durch die anschließende Begründung vollends bestätigt:
“Die Nutzung von Printmedien ist gerade bei jungen Leuten seit Jahren stark rückläufig. Ich sehe dies in direktem Zusammenhang zu sinkender Lesefähigkeit und zurückgehendem Interesse an gesellschaftspolitischen Fragen.“
Zitat: Bernd Naumann
AUTSCH!
Ich denke, daß es an der Zeit wäre, unsere Politiker in zentralen Fragen von Gesellschaft und Wirtschaft nachzuschulen. Denkbar wäre zum Beispiel ein Crashkurs in das Thema “Wie und warum verändert das Internet das Kommunikationsverhalten und den Medienkonsum” oder “Wie ausufernde Anspruchshaltung im Bereich der Immaterialgüter Demokratie und Wirtschaft zersetzen.”
Das Ganze am besten im Zusammenhang mit einer verpflichtenden Teilnahme an einem Grundlagenseminar zum Thema “Zweck und Sicherstellung der Bürgerrechte in der Bundesrepublik Deutschland” – mit Abschluprüfung. Wer durchfällt muss sofort sein Mandat zurückgeben, darf nicht über Los und bekommt auch keine €4000,-.
Zu der Pressemitteilung hat übrigens auch Klaus Jarchow auf dem Blog Medienlese einen recht guten Artikel verfasst:
Nationale Initiative Printmedien: Schlechte Medizin. Er verweist z.B. auf die Gefahr, daß Konsensbildung in einer medial zersplitterten Gesellschaft immer schwieriger wird, was ja z.B. auch an den jüngsten Wahlergebnissen abzulesen ist.