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Hat Twitter Zukunft?

In den letzten Tagen hat Klein-Bloggersdorf ein zentrales Thema: Twitter. Mit dem üblichen Jahr Verspätung kommt der Trend aus dem Silicon Valley nun also auch bei uns mit voller Wucht an. Thomas Knüwer stellt in dem Artikel “Twitter vor dem Blasenplatzen – oder dem Durchbruch?” die Frage, ob der Dienst jetzt den Durchbruch schafft, oder den Hype-Höhepunkt erreicht hat und danach eingeht. Es ist schwer, Twitter zu erklären. Leute, die diesen Dienst zum ersten Mal sehen, halten ihn in der Regel für sinnlose Zeitverschwendung. “Das braucht doch niemand”.

Natürlich braucht das niemand. Nun sagt mir allerdings meine Erfahrung, daß vor 20 Jahren die Meisten meiner Freunde meine Beschäftigung mit Computer für Zeitverschwendung hielten. Vor 15 Jahren hatte ich mein erstes Handy und wurde für einen Wichtigtuer gehalten. Vor 12 Jahren verstand niemand, was ich im Internet will. Meine persönliche Fehleinschätzung war SMS: schwachsinniges, überflüssiges und umständliches Geschreibsel. SadoMasoSchreiben eben. Halte ich für total nervigen Mist – Millionen andere aber offensichtlich nicht.

Und jetzt ist eben Twitter überflüssig? Ich glaube nicht.

Twitter schließt nämlich eine Lücke im Kommunikationsangebot und bedient eine Nische, in der bis jetzt kein anderer einfacher Dienst zu finden ist. Ob es ihnen gelingen wird, das Bedürfnis nach ubiquitärer asynchrone Gruppenkommunikationzu monetarisieren, ist eine ganz andere Frage.

Ubiqui… – was für’ Dings?

In meiner Diplomarbeit (2006) hatte ich die heutzutage gebräuchlichsten medialen Kommunikationsformen für unterwegs mittels eines morphlogischen Kastens verglichen. Die Attribute waren dabei:

  • Die räumliche Reichweite (lokal, regional, national, global)
  • Das Sender-/Empfängermodell (one-to-one, on-to-many, many-to-many)
  • Das Interaktionsmodell (synchron, asynchron)
  • Nachrichtenübermittlung (push, pull)
  • Archivierung (keine, userbasiert, communitybasiert)

Als Kommunikationskanäle habe ich Telefonie, SMS, E-Mail, Instant Messaging und WAP gegeneinander gehalten. Ich folgerte, daß noch kein einfacher Kommunikationskanal für eine zeitversetzte Kommunikation mit einer Gruppe für unterwegs bestand. Noch bevor ich die Arbeit abgab, erschien Twitter.

Die wirtschaftliche Zukunft von Twitter steht zwar in den Sternen, aber die Firma ist da mittlerweile recht gut aufgestellt, da es einen Mikrokosmos an Tools und Zusatzdiensten um sich herum aufgebaut hat, der nicht zu unterschätzen ist.