Ende der Globalisierung?
Ich habe in der Financial Times eine interessante Kolumne von Wolfgang Münchau gelesen: Es kommt dicke
Zunächst geht er davon aus, daß die Finanzkrise noch sehr viel länger und härter wird, als das gegenwärtig viele glauben. Seine Beobachtung, daß die Krisen des internationalen Finanzmarktes immer heftiger werden und in immer kürzeren Abständen kommen ist sicherlich zutreffend. Spannend ist, was man daraus ableitet. Münchau geht davon aus, daß es am Ende zu einem erheblichen Machtverlust der Banken und zu einer sehr viel stärkeren Regulierung der Finanzmärkte kommen wird.
Offensichtlich war das ökonomische Leitbild der weltweit freien Finanzmärkte doch nicht so positiv, wie es uns immer verkauft wurde. Ungebremst hin- und herschwappende Flüssigkeiten können Tanklaster zum Umkippen und Schiffe zum Kentern bringen. Ungebremst hin- und herschwappende globale Finanzströme lassen früher oder später (eher früher) die Weltwirtschaft kentern. Das ist keine neue Erkenntnis, sondern die Grundlage der alten und mittlerweile sehr aktuellen Forderung nach der Tobin-Steuer.
Auch kann sich die Börsenentwicklung doch nicht dauerhaft von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten abkoppeln, obwohl Finanzgurus immer von neuen Höchstständen der Indizes fantasierten. Die Frage von Münchau ist berechtigt:
“Wie kann es sein, dass ein Aktienindex jährliche Wachstumsraten von über zehn Prozent aufweisen soll, wenn es die Volkswirtschaft nur in den wenigsten Jahren schafft, um nominal fünf Prozent zu wachsen?“
Die Regierungen täten gut daran nicht die fallenden Investmentbanken zu stützen, sondern die Realwirtschaft. Der kleinen Mann und richtige Betriebe, die richtige Wertschöpfung betrieben. Nur so kommen wir mit einem blauen Auge aus der Krise.
Interssant finde ich auch diese Sätze von Tomasz Konicz in dem Telepolis Artikel “Am Abgrund mit der Dollarflut : Der Kapitalismus muss Gewinne jenseits der warenproduzierenden Sphäre realisieren”
Die ganze Bandbreite neoliberaler Politik – wie Lohndumping, Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, Steuerentlastungen für Unternehmen, Privatisierungen oder eben die Deregulierung der Finanzmärkte – sei ein Krisenreflex kapitalistischer Eliten, die sich fundamentalen, systembedrohenden Veränderungen gegenüber sehen, deren Ursachen nicht erfasst hätten. Der Kapitalismus befindet sich also nicht in der Krise, weil ein Paar Spekulanten sich verzockt haben, sondern umgekehrt, die Spekulation ist Ausdruck einer fundamentalen, tiefer liegenden Krise der kapitalistischen Wirtschaftsweise.
Auch wenn ich dem dahinterstehenden Gedanken, daß wir uns in der Endphase des Kapitalismus befinden viel abgewinnen kann, glaube ich dennoch nicht, daß jetzt bereits der große Systemzusammenbruch bevorsteht. selbst wenn das kapitalistische System gegenwärtig nur noch durch ständig beschleunigte exogene (in andere Länder) und endogene (in alle Lebensbereiche) Expansion überleben kann – wir sind mental einfach noch nicht bereit für die Phase danach. Niemand hat eine realistische Idee, was nach dem Kapitalismus sein könnte.
Ich glaube, daß sich die USA schlicht und ergreifend überhoben haben und gerade den letzten Rest ihrer Vormachtstellung einbüßen. Das finde ich umso erstaunlicher, weil sie in ihre eigene Falle getappt sind. Anfang der 80er Jahre war der Plan der rechtskonservativen, die Sowjetunion durch das Wettrüsten in den ökonomischen Kollaps zu treiben. Das hat bekanntermaßen geklappt. Danach gab es eigentlich keinen Grund mehr für die Exorbitanten Rüstungsausgaben – auch wenn man seine Streitkräfte nicht so verrotten lassen sollte, wie es Deutschland gerade tut. Aber ausgerechnet ein paar fanatisierte Bombenleger lassen dieses Land komplett ausflippen? Inwieweit sollen 178 Flugzeuge für unglaubliche $345 Mio. (pro Stück!!!) gegen islamischen Terror helfen? Zwischen 40% und 50% der weltweiten Militärausgaben entfallen auf die USA. Das ganze bei ständg sinkender realer Wertschöpfung und zügellosem privatem Konsum.
Igendwann ist einfach mal Zahltag.