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“Was ist eigentlich in den USA los?” fragen sich viele Menschen, die besorgt die wirtschaftliche Entwicklung dort verfolgen.
Von der derzeitigen extremen Dollarschwäche kann man eigentlich nur überrascht sein, wenn man in den letzten Jahren nicht auf die Entwicklung der Fundamentaldaten der amerikanischen Wirtschaft geschaut hat. Sowohl die privaten, als auch die öffentlichen Haushalte hatten sich seit den frühen 70er Jahren in einem Umfang verschuldet, daß Experten schon vor Jahren gesagt hatten, eine Tilgung dieser Schulden wäre nicht einmal mehr theoretisch möglich. Auf gut Deutsch: Das Land ist eigentlich Bankrott.
Des Kaisers neue Kleider
Aufgrund des Gewichts, das die US-Wirtschaft noch immer in der Welt hat, mochte das nur einfach niemand zugeben, weil dadurch eine weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst werden könnte. Also tat man erstmal so, als wäre nichts. Lautes Pfeifen im Walde. “Oh schaut – die prächtigen neuen Kleider des Kaisers…”
Mit einer kompetenten, weitblickenden Regierung hätte für die USA an dieser Stelle die Möglichkeit zu einer weichen Landung bestanden. Nach 9/11 den Binnenmarkt mit Liquidität zu fluten um eine Panik zu verhindern war ja durchaus keine Dumme Idee. Nur ist aber auch klar, daß man irgendwann die zusätzlichen Ausgaben auch wieder einsparen muss oder die Einnahmen entsprechend erhöhen.
Genau das Gegenteil war der Fall. Ein Ausgabenrekord jagt den anderen und mittlerweile gehen angeblich 48% der Staatsausgaben in den Komplex Militär und Homeland Security. Gleichzeitig verrottet die Infrastruktur des Landes, weil dafür kein Geld mehr zur Verfügung steht. Das Bildungssystem ist marode, genauso wie Verkehrswege, Energieversorgung und das Gesundheitssystem. Das Land ist in eine gefährliche soziale Schieflage geraten.
Der Blick in die Kristallkugel
Ich wage mal eine Prognose für die nähere Zukunft – vielleicht so 10-15 Jahre weit. Die gegenwärtige Situation:
- Die USA sind hoffnungslos überschuldet
- In den USA findet immer weniger materielle Wertschöpfung statt, aber man leistet sich einen unglaublichen Verbrauch.
- Die Energieeffizienz ist extrem niedrig. Europa schafft dieselbe Wirtschaftsleitung mit der Hälfte der Ressourcen – und wir sind schon verschwenderisch!
- Die USA leisten sich einen unnötigen Krieg (gegen den Terror, gegen Afghanistan, gegen Irak, gegen den Islam), der so niemals gewonnen werden kann.
- Es ist nicht die Spur Einsicht bei der politischen und wirtschaftlichen Führung zu erkennen, daß alles aus dem Ruder läuft. Das Vertrauen in die Führungsfähigkeit der USA ist daher international auf einem Tiefpunkt.
- Die Gläubiger sind nicht mehr länger bereit, diesen Kurs mitzutragen.
Solange das so bleibt, hat der Dollar keine Chance und er wird weiter im freien Fall bleiben. Nunmehr stehen die USA aber vor einem Dilemma, das noch größer ist: Der Dollar verliert der Charakter der internationalen Leitwährung. Genau dasselbe ist dem Pfund Sterling nach dem erstem Weltkrieg passiert und der Grund war derselbe: Staatsbankrott.
Der bisherige Ausweg, durch ständige Abwertung die Schulden teilweise auf die eigenen Gläubiger abzuwälzen wird den USA dadurch verwehrt werden. irgendwann ist Zahltag. Und ich glaube, daß dieser nicht mehr weit weg ist.
Für die USA wird das sehr bitter werden. Insbesondere psychologisch. Sie werden ihre Führungsrolle verlieren, es wird erhebliche soziale Not im eigenen Land geben und auch die militärische Stärke wird zurückgehen, weil der Apparat nicht mehr unterhalten werden kann. Das ist die Entwicklung, die auch andere Reiche vorher bereits durchgemacht haben: von Rom über Frankreich, Grossbrittanien und die Sowjetunion.
Und der Rest der Welt?
Es wird zunächst sicherlich eine kräftige Delle in der Weltwirtschaft geben. Dann wird sich die Einsicht durchsetzen, daß ein verstärkter Handel unter den verbliebenen Wirtschaftsregionen Europa, BRIC, Indien, China, Russland und Asien den Ausfall der USA locker kompensieren kann. Insbesondere dann, wenn die nächste industrielle Revolution Fahrt aufnimmt: Effizienz und Re-Lokalisierung. Die Rolle des Dollars als Leitwährung wird vorübergehend vom Euro übernommen, aber langfristig werden die Chinesische, indische und die bereits angedachte arabische Einheitwährung wichtiger.