Historische Elektronik en Masse
Am letzten Wochenende fand das zweite Vintage Computing Festival Berlin im Pergamon Palais der Humboldt Universität Berlin statt. Auch in diesem Jahr gab es wieder einen Game-Room, eine Löt- und Reparierecke und diverse Heimcomputer aus den späten 70er und frühen 80er Jahren zu sehen.
Im Gegensatz zu der Ausstellung im letztem Jahr gab es zwar keinen Apple Room, aber dafür eine Sonderausstellung mit Analogcomputern. Analogcomputer, wurden vorwiegend zwischen den 50er und 80er Jahren genutzt. Im Gegensatz zu ihren digitalen Brüdern und Schwestern sind sie keine Universalmaschinen sondern auf die Lösung von Differentialgleichungen spezialisiert. In diesem eng umrissenen Spezialgebiet haben sie für bestimmte Aufgaben der Meß- und Regeltechnik oder zur Lösung finanzmathematischer Probleme durchaus Vorteile gegenüber Digitalrechnern, wie Prof Dr. Bernd Ulmann in einem Vortrag und einem Workshop verdeutlichte.
Der erste von diversen guten Vorträgen handelte davon, wie für die neue Dauerausstellung “Das Netz” des Deutschen Technikmuseums eine Interpretation der MEMEX gebaut wurde. Die MEMEX ist eine niemals realisierte teschnische Vision von einem Gerät zum Speichern, Verwalten, Verknüpfen und Austauschen von Informationen auf Basis von Mikrofilmen und analoger Technik, die der amerikanische Wissenschaftler Vannevar Bush im Jahr 1945 veröffentlichte.
Interessant war der Vortrag “Die Geschichte von UNIX 1969 bis OpenSolaris” von Jörg Schilling, der einen Überblick über die technische, wirtschaftliche und juristische Achterbahnfahrt bei der Entwicklung des erfolgreichsten Betriebssystems der letzten 40 Jahre bot.
Wolfgang Stiefs Vortrag “Wie das Supercomputing auf die Welt kam”, handelte vom den Ideen und Konzepten, die Seymour Cray bei der Konstruktion der schnellsten Großrechnern der 50er und 60er Jahre einführte.
Am unteren Ende der Leistungsskala ist der 65C02 basierte Einplatinencomputer MOUSE angesiedelt, von dessen Entwicklung Mario Keller berichtete.
Die Vorträge wurden aufgezeichnet und können unter http://media.ccc.de/browse/conferences/vcfb/2015/index.html angesehen werden.
Die Besucher honorierten das Selberbauen, so dass der Publikumspreis an Oscar Vermeulen und seine PDP-8 Replika ging, auf der das erste Videospiel der Welt lief: Spacewar! von 1961.
Die von immerhin 1000 Gästen besuchte Veranstaltung war auch in diesem Jahr wieder sehr interessant. Ein Vintage Computing Festival 2016 ist daher sehr wahrscheinlich.
Hier sind noch einige Fotos weiterer Spezialitäten zu sehen: