Besuch bei den Blumen-Nerds
Nerds sind nach allgemeiner Lesart Leute die sich so gut mit Computern auskennen, dass sie für normale Menschen etwas spleenig erscheinen. Ich finde, dass das irgendwie auch für Menschen anderer Fachrichtungen gelten sollte. Neulich bin ich zum Beispiel über die Bezeichnung Kaffee-Nerd gestolpert.
Heute war ich bei den Blumen-Nerds. Genauer gesagt habe ich die Weltmeisterschaft der Floristen, den Fleurop-Interflora World Cup Berlin 2015 besucht, der vom 11. bis 13. Juni 2015 in Berlin stattfindet. Als jemand der Blumen eher beiläufig zur Kenntnis nimmt (“hmmm, sieht ganz hübsch aus – wie heisst die Pflanze nochmal?“), fand ich die Ankündigung zunächst recht kurios, aber ich war auch neugierig. Und so habe ich mich trotz Heuschnupfen in die Arena in Treptow begeben.
Eine charmante Mitarbeiterin von Fleurop gab mir eine ausführliche Einführung in die Blumen-Szene und erzählte einiges über Hintergründe und Ziele der Veranstaltung.
Der World Cup besteht aus mehreren Einzelwettbewerben. Als thematische Klammer dienen die Besonderheiten des Austragungsortes Berlin (Mauer durchbrechen, Freiheit, Aufbruch,…). Der zweistündige Wettbewerb, von dem die Bilder stammen, lief unter dem Motto “100 Prozent persönlich”.
Von der etwas naiven Vorstellung, dass es hier um Blumengebinde für den Wohnzimmertisch geht, habe ich mich gleich nach betreten der Halle verabschiedet. Man denkt hier in etwas größeren Dimensionen.
Schlicht
Ich gebe zu, dass ich einen schlichten Geschmack habe, was Blumen angeht; einfach und natürlich finde ich reizvoller als üppig und extravagant. So sagte mir der Beitrag aus Schweden zu und irgendwie fand ich ihn auch “schwedisch”.
Auch der Beitrag von Weißrussland hat mich ästhetisch angesprochen. Die Bilder habe ich übrigens alle noch ziemlich zu Anfang aufgenommen. Daher sind die Gestecke noch etwas kahl. Die Idee ist aber immer schon gut zu erkennen.
Den Beitrag aus Griechenland fand ich wegen seiner Natürlichkeit hübsch.
Extravagant
Der Wettbewerb hatte aber aus meiner Sicht auch seine kuriosen Seiten. Als Gerüst oder Unterlage für die Gestecke und Gebinde dienen eigentlich immer irgendwelche organische Materialien, wie Holz. Gerne in Form von Treibholz. Manche denken da aber auch etwas ausgefallener.
Auch wenn das zunächst etwas befremdlich erscheint, kann das Gesamtarrangement im Ergebnis dennoch ansprechend werden.
Üppig
Natürlich gab es auch Beiträge aus der Rubrik edel und üppig, wie den der Schweiz
In dieser Hinsicht eher etwas enttäuschend fand ich Beiträge der Länder, die eine üppige, tropische Vegetation haben, wie Brasilien und Malaysia. Vielleicht war das auch einfach eine Anti-Haltung. Wer dort massenweise Orchideen sehen will, geht einfach in den Wald?
Die Arena war gut mit Besuchern aus aller Welt gefüllt. Nicht nur Europäer, wie es zu erwarten war, sondern auch Amerikaner, und Asiaten waren überraschend zahlreich vertreten. Überall wurde genau zugesehen und fotografiert, so dass kaum ein Durchkommen war.
Insgesamt habe ich hier eine Veranstaltung erlebt, die (zumindest aus meiner Sicht) mal so ganz anders ist. Dem Motto “Die Welt braucht Blumen” kann ich nur zustimmen. Sie sieht dann schöner aus und riecht viel besser (auch wenn meine Nase von dem Blütenstaub juckt) ;-)