31c3 – Mein Fazit
Auch in diesem Jahr war der Chaos Communication Congress wieder eine Reise wert. Man konnte in einer interessanten, bunten und lustigen Umgebung interessante Vorträge hören, mit netten Leuten reden und spannende Basteleien bewundern.
Neben einer überwiegend guten Netzwerkanbindung gab es ein internes Telefonnetz, in das man sich sowohl mit einem normalen DECT Schnurlostelefon, als auch mit einem GSM Mobilfunktelefon einbuchen konnte. Das Netz wird primär zur internen Organisation genutzt, man konnte darüber aber auch Simultanübersetzungen der englischen Voträge ins Deutsche lauschen oder irgendwelche Spielereien damit machen.
Obwohl die Veranstaltung wie üblich vier Tage dauerte, konnte man nur einen Bruchteil erfassen, denn sie ist mit mittlerweile über 10.000 Besuchern und vier parallelen Tracks und unzähligen Workshops einfach riesengross geworden. Die Vorträge kann man sich aber auch später ansehen, weil sie bald ordentlich geschnitten auf Youtube CCC Kanal zu finden sein. Es ist ohnehin unglaublich, wie professionell eine derart große Veranstaltung von den ehrenamtlichen Helfern organisiert ist. RESPEKT!
Die Übersichtskarte (Link zur Originaldatei) kann einen groben Eindruck von der Größe der Veranstaltung geben. Das Gewusel und die tausend liebevollen Details kann man dagegen leider kaum vermitteln, auch weil in den optisch besonders spannenden Bereichen nicht fotografiert werden darf.
In mehreren Hallen und Räumen sowie auf den Zwischengeschossen (zusammen etliche tausend Quadratmeter) stehen im Halbdunkel Tisch an Tisch an denen dicht gedrängt Leute irgendwelches spannende Zeug machen: Programmieren, schreiben, diskutieren, 3D Modelle erstellen und ausdrucken. Es sind Vinycutter, Industrienähmaschinen, Strickmaschinen, Lasercutter im Einsatz. Es werden Lichspielereien mit LEDs gezeigt, Anzeigetafeln und mechanische Displays zur Anzeige von irgendwas genutzt. Erwachsene Menschen tummeln sich im Bällchenbad und über allem kreisen hin- und wieder Quattrocopter. Liebevoll gestaltete Banner und Schilder zeigen, welche Gruppen an den Tischen sitzen.
Zwei Freunde, die zum ersten mal den Kongress besuchten, waren von der Kreativität der Besucher begeistert. Ständig umlagert war zum Beispiel der riesige Drumcomputer, der sich optisch an der klassischen Roland TR-808 von 1980 orientiert, jedoch mit echten Instrumenten ausgestattet ist. Die Besucher konnten an zwei Tabletcomputern live die Rhytmen ändern, die die Maschine spielte.
Leider noch keine Morgendämmerung
Soweit war alles unterhaltsam, schön und lustig. Ein Wehmutstropfen bleibt allerdings: Den Optimismus, den das diesjährige Motto “a new dawn” verbreiten sollte, konnte ich leider nicht ganz teilen. Der Snowden Schock sitzt tief, auf politischer Ebene lässt sich kein Wille zur Korrektur der Fehlentwicklungen der letzten Jahre ausmachen und die Technik ist noch immer auf allen Ebenen angreifbar. Es werden zwar kryptographische Methoden genauer, als früher analysiert, die Frage gestellt, wie Verschlüsselung für normale Menschen verständlich gemacht werden kann und es gab auch Ansätze, die Struktur der gegenwärtigen IT Systeme grundlegend zu entrümpeln, aber ehe diese Massnahmen greifen, werden noch mehrere Jahre ins Land gehen, während schon die nächsten Alpträume, wie Smarthomes und “Industrie 4.0” und “Smart-Cars” vor der Tür stehen.
Off Topic:
Lobend möchte ich die Hamburger Bäckereikette von Allwörden erwähnen, bei denen ich morgens zu frühstücken pflegte. Dort gibt es richtig gute belegte Brötchen in einer Qualität, wie ich sie zuletzt vor 30 Jahren bekommen habe: Knusprig gebacken, die richtige Größe, weder zu luftig, noch zäh und geschmiert mit echter Butter und nicht diesem besc… Remoulade-Zeug, wie man es bei den ganzen ekligen Billig-Backshop Ketten vorgesetzt bekommt. Teurer ist es zudem auch nicht.