OXID Commons 2014 – Menschen, Geschäft und Technik
Diese Woche fand in Freiburg wieder die OXID Commons statt. Wie in den letzten Jahren (2011, 2012, 2013) war ich auch 2014 wieder beim “eCommerce Klassentreffen” und habe mir das obligatorische T-Shirt von Oxid und einen schicken Hoodie von SysEleven abgeholt. Von den Textilien abgesehen, war auch in diesem Jahr der Mix aus Menschen, Geschäft und Technik anregend.
Menschen – nettes Wiedersehen
Neben der Konferenz am Donnerstag und der Uncoference am Freitag sind vor allem die informellen Treffen und Gespräche am Rande interessant. Da die Anreise von Berlin nach Freiburg recht aufwändig ist, kam ich – wie auch viele Bekannte, ehemaligen Kollegen und Geschäftspartner – bereits am Vorabend an. Bei schönstem Sommerwetter traf man sich zur Einstimmung auf einen entspannten Plausch in der Altstadt.
Geschäft – es wird ernst
Trotz noch immer wachsender Umsätze, waren sich dennoch viele der Anwesenden einig, dass die Gründerzeit im E-Commerce so langsam vorbei ist. Die Branche ist erwachsen geworden, was man im Guten an der immer höheren Professionalität der Beteiligten bemerkt. Gleichzeitig bedeutet das aber auch steigenden Wettbewerb und Verdrängung. Daher war die Suche nach möglichen Alleinstellungsmerkmalen und klarer Marktpositionierung ein spannendes Thema. Jahrelange Daueroptimierung macht Online Shops eben auch sehr ähnlich, wie ein Beispiel erschreckend deutlich machte:
Es wurden Kategorieseiten von drei bekannten Kleidungsmarken nebeneinandergestellt – allerdings ohne den Headerbereich mit Logo zu zeigen. Die Seiten waren nahezu identisch. Layout, Farbpalette, Styles und selbst die Kleidung konnte man eigentlich nicht auseinander halten. Wenn man nicht erkennt, wofür eine Marke steht, bleibt sie aber auch nicht im Gedächtnis, wie eine Studie unter Käufern zeigte. Auf die Frage, wo sie denn bestellt hätten, haben die meisten nicht etwas wie es das Publikum erwartet hatte mit “Zalando” oder “Amazon” geantwortet, sondern mit “Idealo”. Leider ist Idealo gar kein Shop, sondern ein Portal für Preisvergleiche. Johannes Altmann brachte es in seiner launigen Art auf den Punkt:
“Ich habe bei Idealo bestellt, dann kam der DHL Mann. Und dazwischen? Öhhh, war irgendwie Strom…”
Technik – viel Bewegung
Die technischen Vorträge während der Konferenz überzeugten mich leider weniger. Manchmal waren sie nicht wirklich technisch, einmal dachte ich sogar “Thema verfehlt, bitte setzen”. Eine Meinung, die ich auch von anderen Teilnehmern häufiger hörte, war, dass die technischen Vorträge besser ebenso wie die Businessvorträge auf Deutsch gehalten werden sollten. Durch den Zwang zum Englisch werden viele Vorträge sehr zäh – selbst wenn das Thema an sich spannend ist.
Auf der Unconference am Freitag scheint Englisch hingegen kein Problem zu sein. Dort sind die Techniker unter sich und verstricken sich schnell in lebendige Diskussionen.
Für die Unconference hatte ich einen Vortrag zum Thema “Content Workflow” vorbereitet. Leider fiel er aufgrund zu geringen Interesses bei den Entwicklern aus. Vielleicht sind sie auch einfach nicht das richtige Publikum für dieses Thema, dass eher das Category Management anspricht.
Im Bereich Technik gab es dieses Jahr ohnehin eine unerwartete Fülle interessanter Neuheiten und Ankündigungen.
Frontend
Die Standardoberfläche “Azure” soll aktualisiert und auf responsive Design umgestellt werden.
Unterbau
Der technische Unterbau von Oxid wird sich ebenfalls ändern. Mit dem nächsten Major Release wird eine schrittweise Migration auf Symfony2 stattfinden. Das Symfony2 und das bisherige Oxid Framework nicht allzuviele Gemeinsamkeiten haben, bin ich gespannt, wie der Umbau ohne große Schmerzen vonstatten gehen soll.
Backend
Die Diskussion um “Admin 2.0” hatte in den letzten Jahren so langsam den Status eines Running Gags bekommen. Doch nun wird es scheinbar ernst: Oxid wird ein neues Administrationsbackend bekommen. Dabei geht es nicht nur um ein optisches Auffrischen, sondern um bessere Unterstützung der Arbeitsabläufe, mehr Interaktivität und Flexibilität. Das Administrationbackend auf der Basis von angular.js und REST Services wird sich – falls gewünscht – nun auch leicht auf einem separaten Server betreiben lassen.
Tools
Die Entwickler sollen bessere Tools an die Hand bekommen, um Module in höherer Qualität und besserer Verträglichkeit untereinander entwickeln zu können. Es wird eine nue VM auf der Basis von Vagrant und Puppet geben.
Performance
Ein echtes Highlight für Shops mit extrem hohen Anforderungen an Geschwindigkeit und Skalierbarkeit ist die Vorstellung von Foxx. Hierbei handelt es sich um einen optimierten Katalogserver auf der Basis von Elasticsearch und Symfony2, der Oxid teilweise ersetzt und gleichzeitig einen Full Page Cache überflüssig macht. Yatego.de setzt Foxx bereits ein. Das Produkt habe ich mit großem Interesse betrachtet, weil ich seinerzeit bei CBR ein ähnliches Konzept anstelle eines Varnish einsetzen wollte.
Um die zweieinhalb Tage zusammenzufassen: Handel ist Wandel und es bleibt spannend. Unter dem Strich hat sich auch dieses Jahr wieder die Reise nach Freiburg gelohnt.