Retroflash II: Moderne Homecomputer?
Ich gebe zu: Ich vermisse die Zeiten der alten Homecomputer. Irgendwie wünsche ich mir so etwas zurück. Klar – ich bin mittlerweile ein alter Sack, der sich an seine Jugend erinnert und sentimental wird.
Sentimental – ist das alles?
Es gibt aber auch einige sachliche Gründe. Damals musste man sich einfach keinen Kopf um Totalüberwachung, Trojaner, laufende Sicherheitsupdates, Urheberrechtsterror und den ganzen Scheiss machen. Weil man damals ein Spielzeug hatte, dass kein normaler Mensch verstanden hat – sein eigenes Reich. Weil man die recht simple Technik damals noch selber im Griff haben konnte.
Was der Rechner, vor dem ich momentan gerade sitze wirklich alles tut – keine Ahnung. Hoffentlich nur das, was ich will; Vielleicht läuft aber auch still und leise jede Menge Mistsoftware im Hintergrund, die mich ausspioniert.
Werbeindustrie, Softwarehersteller, Medienunternehmen, Sicherheitsbehörden, Kriminelle – irgendwer wird mir (und jedem anderen) irgendwann irgendwas aus irgendwelchen Gründen unerkannt unterschieben. Und es ist dabei gleichgültig, ob man Windows, Mac, Linux nutzt, oder per iPad oder Android ins Netz geht.
Mal ehrlich – wer von Euch, hatte noch keinen Virus auf dem Rechner?
Das nervt!
Gäbe es eine Lösung?
Natürlich gibt es kein Zurück in die “gute alte Zeit”©. Dennoch hatte ich mir vor ungefähr 2 Jahren spasseshalber (per Hand auf Papier!) skizziert, wie heutzutage ein “moderner Heimcomputer” aussehen könnte. Prämisse: Keine Internetspassmaschine. So einfach wie möglich, so billig wie möglich, und sicher.
Dabei kam ein Tastaturcomputer heraus, der nur Anschlüsse für Monitor/Fernseher, Audio in/out und zwei bis vier USB-Schnittstellen hat. Technische Basis wäre irgendein billiges SoC (System-on-a-Chip). Das Betriebssystem ist auf einer tauschbaren, aber nicht beschreibbare Speicherkarte abgelegt.
Dann habe ich Stift und Block aus der Hand gelegt, geseufzt und mir gesagt, dass so etwas ausser mir ja wohl niemanden interessieren würde.
Do-It-Yourself-Computer Revival?
Und dann kam der Raspberry Pi. Ein Minicomputer für weniger als €35,-. Eine einfache Platine im Scheckkarteformat. Kein Designergehäuse. Man muss sich selbst kümmern, die Platine selber irgendwo einbauen, selber das Linux-basierte Betriebssystem auf eine SD-Karte kopieren und einsetzen. Und genau das war beabsichtigt um Kindern Computer näherzubringen. Nicht einfach bedienen, sondern verstehen. Sich selber Wissen aneignen. Das ganze ist ein Non-Profit Projekt und man hatte Sorge, ob man überhaupt die 10.000 Rechner würde verkaufen können, die man mindestens herstellen musste um auf den angezielten Preis zu kommen.
Die Idee schlug ein, wie eine Bombe. Mittlerweile sind deutlich über 100.000 Stück verkauft. Die Projekte, was man mit dem Mini-Rechner so alles machen kann, werden immer mehr.
How low can you go?
So seltsam der Raspberry Pi dem normalen Betrachter auch anmuten mag – es ist immer noch ein vergleichsweise konventioneller Rechner auf Unix-Basis. Doch es geht noch seltsamer und reduzierter.
Geoff Graham hatte offensichtlich ähnliche Gedanken wie ich – und das nötige Fachwissen, so einen Computer selber zu entwickeln. Was er dann auch tat.
Herausgekommen ist der Maximite – ein in Basic programmierbarer Minicomputer mit PIC 32 Bit Prozessor, 128KB Ram dessen Teile zusammen weniger als $20,- kosten.
Faszinierend! Leider bin ich nicht gerade ein Meister des Lötkolbens. Aber dann habe ich entdeckt, dass es diverse (legale) Nachbauten gibt, wie zum Beispiel den Duinomite von Olimex. Sieht spannend aus und brennt finanziell nicht gerade ein Loch in die Tasche. Hmm…