Wien – erster Eindruck
Es war schönstes Reisewetter, als ich in Berlin-Tegel den Airbus A320 der Österreichischen Airline Niki bestieg. Freundlicherweise hielt das auch während des gesamten Fluges an, so dass ich den freien Blick über die Lausitz, Tschechien und Österreich geniessen konnte.
Nach der Landung war mein erster Eindruck, dass der Flughafen Wien zum Teil aussieht, als ob er eine wichtige Kulisse in Krieg der Sterne spielen sollte (riesige schwarze Spiegelglasflächen) und dass der Eingang zur S-Bahn gut versteckt war, damit unachtsame Reisende den um ein vielfaches teureren CAT nehmen. Für einen Fahrpreis von €3,60, anstatt €11,50 lohnt es allerdings, ein bischen zu suchen.
Die Fahrt in die City ist optisch wenig ansprechend; entlang einer grossen Ölraffinerie, vorbei an Gewerbegebieten auf dem Acker, durch Einschnitte und Tunnels, bis man in Wien Mitte ankommt. Nachdem ich in die U4 umgestiegen und an der Kettenbrückengasse wieder das Tageslicht erblickt hatte, erfreuten ein wolkenloser Himmel und ein güldenes Abendlicht Licht meine Seele. Auf dem Weg fiel mir auf, dass hier gefühlt jeder 4. mit einem Instrument unterwegs ist – vorzugsweise mit einer Geige, aber auch allerhand Blasinstrumente werden gern genommen. Eine Gitarre fiel mir hingegen nur einmal auf.
Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, ging ich los um das Viertel zu erkunden. Ich bin im 6. Stadtbezirk gelandet, und da ich etwas Hunger verspürte, ging es gleich zum Naschmarkt. Der macht seinem Namen alle Ehre, denn dort gibt es allerhand essbares, Gewürze, Süsskram und so fort. Also habe ich mir in einem Bistro ein Sandwich und meine erste Melange gegönnt. Letztere hat die Kaffee-Messlatte für die nächsten Tage schon mal verdammt hoch gelegt.
Der Markt ist schmal und langgezogen. Er wird auf beiden Längsseiten jeweils von einer Hauptstrasse begrenzt und an der Seite verläuft der U-Bahngraben. Die Bebauung zu beiden Seite steigt leicht an. Als alter Stadtplaner witterte ich natürlich sofort einen überbauten Fluss – und so ist es auch. Die Stadt Wien hat ihren Namen nämlich von dem Flüsschen Wien, der unter dem Naschmarkt hindurchfliesst.
Beim anschliessenden Schlendern kam ich auch prompt in eine der berühmten Wohnanlage mit mehreren hintereinanderliegenden Höfen. Sie ist gleichzeitig ein Durchgang zu einer der Haupteinkaufsstrassen und mit allerlei kleinen Szene-Läden (für extrem gute Fahrräder, Skateboards, iPod Zubehör, Ganzkörper-Spandexanzüge und so weiter) gespickt. Manche Höfe sind eng wie in Südeuropa, andere erinnern wiederum an winzige Plätze in Kleinstädten.
Scheinbar wurde Wien im zweiten Weltkrieg nicht allzu hart getroffen. Die Bebauung ist hier bis auf Ausnahmen durchwegs mindestens Gründerzeit oder älter. Im Vergleich zu Berlin fällt auf, dass die Häuser noch etwas verschnörkelter und noch ein Stockwerk höher sind. Dafür sind die Strassen erheblich schmaler. Die Strassenquerschnitte und das wirklich tolle Licht haben mir einen Hauch von Südeuropa-Gefühl vermittelt. Sehr nett bis jetzt!