tiny little gizmos

Damals war alles besser

Ich stehe dazu: Ich bin ein alter Sack. Alte Säcke neigen dazu verträumt zurückzublicken auf “damals” – wann immer das gewesen sein mag. “Damals” war ja bekanntlich alles besser: Die Luft war sauber (stimmt nicht), die Preise niedriger (stimmt nicht), das Gras war grüner (stimmt nicht) und wir waren immer lustig und vergnügt (stimmt auch nicht). Im Prinzip geht es natürlich nur darum, dass man “damals” jung war (stimmt).

Mein “damals” waren die 80er Jahre. Im Allgemeinen finde ich relativ wenig, was damals wirklich besser war, aber zwei Dinge finde ich schon… hmm, “besser” trifft es nicht ganz – “interessanter” schon eher.

Erstens finde ich in den 80er wesentlich mehr interessante Musik, als heute, und zweitens entdeckte ich damals die Computer. Anfang der 80er waren diese Dinger noch nichts für die breite Masse. Klar, man konnte mit ihnen ja auch noch nicht so viel machen, wie heute. Dafür waren sie perfekt für Sonderlinge, Nerds und Spinner wie mich.

Die einfache Technik hatte auch eine gute Seite: Man konnte sich noch in die Materie reinknieen und verstehen, was im Inneren dieser Kiste passiert. Von diesem Grundwissen profitiere ich noch heute. Im Gegensatz dazu habe ich jetzt aber keinen Schimmer, was die 500.000 Dateien auf meinem aktuellen Rechner machen, mit denen er ausgeliefert wurde.

Heute sind Computer nützlich. Damals fand ich sie interessant. Daran hat sich eigentlich auch nichts geändert. Rückblickend finde ich es spannend, wieviel sich damals mit vergleichsweise minimalem technischen Aufwand machen ließ. Einige andere Sonderlinge finden das scheinbar auch und beschäftigen sich mit den alten Rechenknechten. Seit einiger Zeit gibt es ja schon die Softwareemulatoren, mit denen die Software der historischen Plattformen (Commodore, Sinclair, Atari, Nintendo,…) auf aktuellen Rechnern genutzt werden kann.

Neuer Minimalismus – Homebrew

Seit einiger Zeit scheint sich aber auch eine neue Szene herauszubilden, die minimalistische Hardware neu entwickelt. Als Grundlage dienen meist Microcontroller (billige Chips, die eigentlich für Steuerungsaufgaben gebaut sind), wie Parallax und ATMega oder FPGA-Chips (neutrale Chips, denen ihre Hardwareeigenschaften aufprogrammiert werden) von Xilinx und ATmel.

Neben Steuerungsaufgaben für selbstgebaute Lichtorgeln und kleine Roboter gibt es auch einige Verrückte, die Heimcomputer und Spielkonsolen entwickeln. So habe ich neulich einen Commodore 64 Nachbau auf der Basis eines Xilinx Experimentierboards gefunden. Sehr radikal finde ich die Spielkonsole “uzebox” (hier ein Artikel bei Retro Thing), die sage und schreibe nur aus 2 Chips besteht und damit sogar den alten Sinclair ZX81 mit seinen 5 Chips in den Schatten stellt – von der Rechenleistung ganz zu schweigen.

Völlig sinnbefreit und sehr spannend finde ich die Idee, einen eigenen 8-Bit Heimcomputer zu entwerfen, oder ein neues VT100 Text Terminal (The Briel PockeTerm) oder einen S100-Bus Rechner mit dem man diese sehr spezielle Pac-Man Variante spielen kann…

Irgendwie war ich ja nie der Hardware-Typ, aber sowas reizt mich zugegebenermassen. Es ist so herrlich zwecklos und bekloppt.

…seufz…