Nieder mit dem Fernsehen…
Erst hat es die Musikindustrie erwischt, dann die Zeitungen, das Festnetztelefon und jetzt ist die Glotze dran. Der Vorgang ist immer der gleiche: Erst langsam und dann immer schneller gehen die Kunden verloren. Entsprechende Meldungen kann man z.B. bei Telepolis, oder im Blog von Tobias Bielenstein nachlesen. Die Kunden wandern sicherlich zum Teil ins Internet, aber das ist nicht die ganze Wahrheit.
Ein Grund, weshalb ich z.B. die Ausweitung der Fernsehgebühren auf alle “Neuen Medien” für falsch und sogar Grundgesetzwidrig halte, ist die Entwicklung weg vom Fernsehen. Das möchte ich kurz erläutern.
Das Fernsehen wird völlig anders konsumiert, als in der Vergangenheit. Früher saß die Familie abends gemeinsam vor dem Fernseher und hat zusammen dieselbe Sendung gesehen – am Stück und ohne Werbepausen. Und weil es ja ohnehin nur 3-5 Programme gab, hatte man am nächsten Morgen mit Mitschülern oder Kollegen ein gemeinsames Gesprächsthema: Die “Wetten dass…” Sendung oder die neueste Folge “Dallas”.
Kaum noch vorstellbar!
Die erste Phase der Veränderungen kam mit den Werbepausen im Privatfernsehen. Um sich nicht länger als nötig mit der nervtötenden Werbung auseinandersetzen zu müssen, entwickelten die Zuschauer schnell drei Strategien: Zapping, aufstehen und die Pausen nutzen (Brot schmieren, Bier holen, Pinkelpause, …) oder Videoaufzeichnungen, bei denen man die Werbeblöcke entfernt. Nur so blieb das Fernsehen erträglich. Aber die Werbeindustrie konterte mit immer penetranteren Tricks. Mittlerweile läuft bei Spielfilmen die Werbung im unteren Drittel parallel weiter. Darauf kann man eigentlich nur noch mit Abschalten reagieren. Und das tun immer mehr Leute.
- Manche machen den Fernseher gar nicht mehr an,
- manche gucken Filme und zunehmend auch Serien ausschließlich werbefrei von der DVD,
- Leute, die den Fernseher immer noch angeschaltet lassen, gucken kaum noch hin, sondern sind mit anderen Sachen beschäftigt.
Und diese veränderten Konsumgewohnheiten betreffen nicht nur das schlechte Privatfernsehen, sondern mittlerweile das ganze Medienformat “Fernsehen” inklusive der (ebenfalls schlechten) öffentlich-rechtlichen Sender.
Ein Beispiel von mir selber: Wenn mal eine Sendung im Fernsehen läuft, die mich interessiert, schaffe ich es kaum, zur Sendezeit vor der Glotze zu sein. Ich kann mich auch kaum noch auf eine Fernsehsendung konzentrieren. Meist läuft die Glotze nebenbei und ich arbeite eigentlich am Computer und gucke alle paar Minuten mal hin. Das geht offensichlich nicht nur mir so, wie ich durch den Artikel “Fernsehgucker 2.0” im Mobinauten Blog erfahren habe. Ebenfalls habe ich neulich gelesen (ups, Quelle vergessen), daß sich Flachbildschirme nicht ganz so toll verkaufen, wie gehofft, weil immer weniger junge Leute eine Glotze kaufen, sondern wenn überhaupt, dann nur noch per DVBT-Stick ab und an mal etwas auf dem Rechner sehen.
Ich denke nicht, daß im nächsten oder übernächsten Jahr niemand mehr TV schaut, aber die Relevanz des Medium läßt sehr stark nach, zumal noch am Beginn dieser Entwicklung stehen. Kurz gesagt:
Das Fernsehen ist auf dem Absteigenden Ast.
Und jetzt noch mal zurück zur Frage der Grundgesetzwidrigkeit der Ausweitung der Rundfunkgebührenpflicht. Den Damen und Herren in den öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten ist diese Entwicklung auch aufgefallen und sie fühlen sich bedroht – zu Recht! Und jetzt kommt der Schachzug: Wenn die Zuschauer weglaufen, dehnen wir unseren “Grundversorgungsauftrag” einfach auf alle neuen Medien aus, indem wir behaupten, das seien neuartige Rundfunkgeräte. Und deshalb müssen jetzt alle immerzu zahlen, egal ob sie das Programm interessiert, oder nicht.
Toller Trick!
Es gibt da ein kleines, lästiges Problem: Mein Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Art. 2, Abs. 1 GG) und mein Recht, mich aus allgemein zugänglich Quellen zu unterrichten (Art 5, Abs. 1 GG).
Ich habe also das Recht, mir auszusuchen, welche Medien ich nutze!
Nun zwingt mich zwar niemand dazu, die Glotze einzuschalten, aber ich muss dafür bezahlen (Leistung ohne Auftrag und Gegenleistung! Empfehle Blick ins BGB!). Die Rundfunkgebühr beträgt immerhin fast €20 pro Monat. Dieses Budget steht mir nicht mehr für die Medien meiner Wahl zur Verfügung. Ich hatte fast 15 Jahre lang keinen Fernseher und habe daher auch völlig zurecht keine Fernsehgebühren bezahlt (Rundfunkgebühren schon, denn ein Radio hatte ich).
Dieses Recht der Wahl steht mir auch weiterhin zu. Auf einen Fernseher kann ich ohne Probleme verzichten, auf einen Computer nicht, weil es sich eben nicht um ein “neuartiges Rundfunkgerät” handelt, sondern um ein notwendiges Arbeits- und Kommunikationsmittel.