Vorsicht: DSL Drücker
Eben hat es an der Tür geklingelt. Da ich niemanden erwarte wollte ich auch nicht aufmachen. Meine liebe Mitbewohnerin hat aber doch die Wohnungstür geöffnet und ich habe mich dann mal vorsichtshalber gleich danebengestellt.
Ein junger Mann mit einer geöffneten Dokumentenmappe stand vor uns und sagte, er käme nochmals wegen der bevorstehenden Umstellung unserer DSL Leitung auf Glasfaser.
[Hä? ‘nochmals’ ? Umstellung? Habe ich schon irgendwie einen Brief bekommen? Nö – aber lass ihn mal ruhig weiterreden…]
Er fragt, ob wir das Paket für €35,- ohne Fernsehen hätten, und schaut dabei in seine Papiere, als ob er da eine Liste abgleicht.
Meine werte Mitbewohnerin bejaht das und beschwert sich gleich über die mittlerweile häufigen Störungen.
Er hakt da gleich ein und meinte, das würde besser werden, weil ja wie gesagt von Kupfer auf Glasfaser umgestellt werden wird. Damit würden dann die 6.000er Anschlüsse automatisch 16.000er und der Preis auf 29,95 sinken.
[Nachtigall, ick hör’ Dir trapsen. Mehr Leistung für weniger Geld? Automatisch? Und da steht jemand vor der Tür, der uns das ganz selbstlos erzählt?]
Er zeigt uns dann die ‘neuen’ Tarife in einen Prospekt, der mir mit verdächtig wenig Magenta/Grau und dafür auffällig viel kräftiges Rot enthält. Er zeigt uns alle tollen Verbesserungen lässt beiläufig in einem Nebensatz fallen, dass wir ihm das Gespräch noch bestätigen sollten.
Ich tue interessiert und frage, ob ich den Prospekt mal eben haben könnte.
“Natürlich”, sagt er.
Mein Blick fällt gleich auf die Abbildung eines DSL-Routers, der zufälligerweise nur von Vodafone vertrieben wird.
Ich gebe ihm das Papier zurück und meine nur ganz trocken “Netter Versuch!”
Er tut völlig unschuldig: “Wieso netter Versuch?”
“Sie sind nochmal von welchem Anbieter?”
“Ich bin von Vodafone. Wieso?”
“Weil wir bei der Telekom sind. Schönen Tag noch.”
Tür zu. Von wegen kurz die Umstellung bestätigen.
Meine Mitbewohnerin meinte dann ganz zerknirscht, dass sie vermutlich drauf reingefallen wäre. Nun gut, ich gebe zu, dass der Mensch ja auch ziemlich geschickt war. Aber dass Vodafone solche Methoden nötig hat, schockt mich doch etwas. Immerhin hatte ich sie zwischendurch auch mal ernsthaft als neuen DSL-Anbieter für mich in Betracht gezogen.
Abschliessend stelle ich mal einige Vermutungen auf:
- Ich glaube kaum, dass uns die liebe Telekom ganz selbstlos frühzeitig aus dem DSL-Vertrag herausgelassen hätte, bloss weil uns noch jemand an der Wohnungstür einen Vodafone Vertrag untergeschoben hat.
- Genausowenig glaube ich, dass Vodafone problemlos das gesetzlich garantierte Rücktrittsrecht bei Haustürgeschäften akzeptiert hätte, wenn wir tatsächlich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen unterschrieben hätten
- Möglicherweise hätte man sich mit der Auftragsbestätigung auch soviel Zeit gelassen, bis die Frist für den Rücktritt abgelaufen wäre.
- Vielleicht hatte sich der junge Mann ja auch nur in der Tür geirrt, und die Nachbarn haben tasächlich einen 6.000er Anschluss von Vodafone, der demnächst umgestellt wird… ;-)
Aber das sind natürlich alles nur völlig unbegründetete Vermutungen meinerseits.