Standortpolitik
Gedankenspiele
In Gesprächen, die ich während meiner USA-Reise geführt habe, wurde auch die Frage nach einem geeigneten Firmenstandort thematisiert. Dabei ging es vor allem um die Frage “Deutschland oder USA?”. Ich fasse mal kurz aus meiner Sicht zusammen:
Deutschland pro
– Ich beherrsche die Sprache
– Ich habe den Alltag im Griff
– Ich habe einen relativ guten Überblick über die wichtigsten Regelungen und Gesetze
– Ich brauche weder Aufenthalts- noch Arbeitserlaubnis
– (Noch) recht vernünftiges und ausgewogenes Patentwesen. Geringes Prozessrisiko
– Geringere Kosten (Gehälter und Mieten)
Deutschland contra
– Innovationsfeindliches Klima
– Kaum vorhandenen Start-up Szene. Wenig Vernetzung
– VC-Finanzierung vermutlich schwieriger
– Für Web 2.0 Projekte sehr hohes Abmahn- und Prozessrisiko aufgrund ausufernder Rechtssprechung zum Thema Mitstörerhaftung
USA pro
– Sehr gut vernetzte Szene in der San Francisco Bay Area
– Alle wichtigen Leute sind dort (incl. der wichtigen Deutschen)
– Höhere Bereitschaft, Neues auszuprobieren
– Wesentlich mehr Gründerkapital im Umlauf
USA contra
– Die Sprache beherrsche ich nicht gut genug. Mein Level: gut durchschlagen als Tourist und Smalltalk
– Ich bräuchte ein Visum (was zur Zeit Zeit nicht so leicht ist)
– Der Alltag in USA ist voller z.T. noch unbekannter Stolperfallen (Credit-history, Miete, Versicherungen, etc…). Das bindet viel Energie
– Ich bin nicht mit dem Rechtssystem vertraut
– Ich bin nicht mit dem Arbeitsmarkt vertraut
– Amoklaufendes Patentsystem bedroht Tech-Firmengründungen
– Geschätzter Finanzbedarf ca 1,8 mal so hoch wie in Deutschland
Möglicherweise liegt die Wahrheit auch ganz woanders. Zum Beispiel hat Malta angeblich eine für Internetfirmen sehr angenehme Rechtssprechung. Die Welt ist groß. Oder man splittet: Die Technik wird in Deutschland gemacht, Geschäft in den USA und die Durchführung auf den Azoren oder in Norwegen. Wer weiß…