In seiner düsteren und unterhaltsamen Rede “The coming war on general computation” auf dem Chaos Communication Congress (28C3) denkt Cory Doctorow es die aktuelle Entwicklungen im Bereich “geistiges Eigentum” konsequent zu Ende.
Kein wirklich schöner Ausblick.
Der eigentliche Vortrag ist in der ersten Hälfte des Videos zu sehen und in der zweiten Hälfte findet die ebenfalls interessante Frage und Antwort Runde statt.
Da ich Anfang der Woche frei hatte, bin ich nach sehr langer Zeit mal wieder in Berlin zum Webmontag gegangen. Zwischen 2005 und 2009 war ich ein paar mal auf der Veranstaltung im Newthinking Store in Mitte. Mittlerweile findet sie in den Räumen der Coworking Location mobilesuite in der Pappelallee in Prenzlauer Berg statt. Früher war in dem Gebäude das Finanzamt untergebracht.
Der gut besuchte Abend stand unter dem Motto “Crowdsourcing”. Es wurden einige bereits existierende und auch neu Projekte vorgestellt, die auf Crowsourcing Mechanismen basieren. Den Anfang machte Raul Krauthausen von den Sozialhelden. Er erzählte nicht nur von dem mehrfach ausgezeichneten wheelmap.org, in dem rollstuhlgerechte Orte kartiert werden können, sondern auch von den Vorläuferprojekten.
Webmontag - Raul
Ein anderer Vortrag stellte das auch nicht ganz unbekannte Projekt mundraub.org vor, in dem öffentlich zugängliche Obstbäume kartiert werden können. Interessant fand ich vor allem die Liste der Fehleinschätzungen im Laufe des Projektes, angefangen von zu geringer Serverkapazität über die Herausforderungen ein solches Projekt rechtlich und steuerlich abzusichern, als auch über Fehleinschätzungen zu der Erwartung der Nutzer.
Weitere vorgestellte Projekte sind Frage & Antwort Portal reqorder, die Microjob Plattform workhub und noch einige weitere, von denen ich aber aufgrund von Gesprächen nicht soviel mitbekommen habe.
Webmontag - Vortrag
Ich finde es gut, dass der Webmontag in Berlin wiederbelebt wurde. Man kann hier sehr gut einige Anregungen aufgreifen, selbst wenn einem so manche Idee noch nicht ganz ausgereift zu sein scheint. Dass die Abende unter ein Motto gestellt werden, hilft sicherlich. Die Location ist auch recht angenehm, da es hier trotz relativ vieler Teilnehmer nicht so gedrängt zugeht, wie seinerzeit im Newthinking Store.
Ich habe gestern das Buch Nerd Attack! vom Spiegel Autor Christian Stöcker zu Ende gelesen.
Eines vorneweg: Ich habe mich selber selten so gut getroffen gefühlt. Das ging wohl auch anderen so. Ich bin bei einem anderen Blogger über die Aussage gestolpert, dass er streckenweise das Gefühl hatte, jemand hätte seine eigene Jugend nacherzählt.
Es ist ein Buch, das versucht, die Sichtweisen, Gefühlswelten und Werte der “Generation C64” zu beschreiben. Falls der geneigte Leser mit dem Begriff “Generation C64” nichts anfangen kann: Das sind die Heimcomputertypen der 80er Jahre, die heute irgendwas zwischen 35 und 45 Jahre alt sind. Das Buch beschreibt diejenigen, die es heute leid sind, ihr Leben lang wahlweise als verpickelte, vereinsamte, trottelige Teenager, kriminelle Hacker, potentielle Kinderschänder und verrohte Computerspieler dargestellt zu werden, die vermutlich sowieso bald Amok laufen.
Es erklärt, warum eine mittlerweile gesellschaftlich relevante Gruppe, dagegen aufbegehrt, dass von mächtigen Interessengruppen und digitalen Analphabeten (was auf mindesten 90% der Politiker in einflussreichen Positionen zutreffen dürfte) massiv in ihr Leben eingegriffen wird.
Es erklärt, weshalb die Piratenpartei scheinbar aus dem Stand auf 8% Stimmanteil bei Wahlen kommt.
Das Buch könnte zum Verständnis dejenigen jenseits des grossen digitalen Grabens, der unsere Gesellschaft spaltet, beitragen. Leider wird es das vermutlich aus zwei Gründen nicht tun:
Erstens werden es vermutlich nur die lesen, die – so wie ich – der beschriebenen Gruppe angehören und sich bestätigt fühlen.
Zweitens werden es “die anderen”, selbst wenn sie es lesen, vermutlich trotzdem nicht wirklich verstehen. Sie werden alle Fakten zur Kenntnis nehmen und trotzdem in allen fundamentalen Dingen anderer Meinung bleiben oder sich sogar bestätigt fühlen.
Ein Beispiel: Es ist jemandem, der nie selbst eine Diskettenbox mit 200 Datenträgern voller illegaler Spiele hatte nicht wirklich nahezubringen, wieso man das tut, obwohl es verboten ist und man das auch weiss und trotzdem kein ausgprägtes Unrechtsbewusstsein hat. Weshalb die Gleichsetzung von Urheberrechtsverstössen mit Diebstahl physischer Dinge Unsinn ist. Jeder Teenager damals wusste, dass er 500 raubkopierte Spiele haben konnte und den Spielfirmen trotzdem kein nennenswerter tatsächlicher Schaden entstanden ist. Deshab war es eigentlich auch egal, ob man 20, 100 oder 500 raubkopierte Spiele hatte.
Das wussten übigens auch grosse Softwarehersteller, wie Microsoft und Autodesk. Die sind nämlich unter anderem deshalb Marktführer geworden, weil sie jahrelang bei Privatkopien beide Augen zugedrückt haben. Besser, die eigene Software wird kopiert, als dass die Software der Konkurrenz gekauft wird. Als ihre Software dann endlich von allen benutzt wurde, fing das Gejammer um die angeblich so grossen Schäden an.
Diese Grunderfahrung haben wir seit Jahrzehnten verinnerlicht und stehen deshalb der beständigen Ausdehnung von Copyright und weiteren Immatrialgüterrechten so ablehnend gegenüber. Jemand der diese Erfahrungen nicht hat, sagt einfach nur “Diebstahl ist nunmal strafbar. Was regt Ihr Spinner euch eigentlich so auf?”
Nichtsdestotrotz finde ich das Buch ausgesprochen gut gelungen. Ein treffendes Portait einer Generation. Sehr lesenswert!
Ich bin gerade eben erst auf den Tollen Vortrag von Peter Kruse auf der republica 2010 aufmerksam geworden. Er erläutert, weshalb des Diskurs über das Internet in der Gesellschaft so hart und und so unfruchtbar geführt wird. Es ist kein Generationenproblem. Es ist auch nicht das Problem, dass die Generation 45+ das Internet nicht versteht.
Das Problem ist nicht die Erkenntnisebene, sondern die Werteebene.
Diese Sichtweise erklärt übrigens unausgesprochen auch sehr viele andere Dinge, wie Bürgerrechte vs. Terrorhysteriker und so weiter. Absolut sehenswert!
Ich werde mich gleich mal auf die Socken machen – rüber ins Wahllokal.
Man hat in Berlin zwei Stimmen: Eine für die Partei und eine für den Kandidaten. Wie bei der Bundestagswahl. Welche Partei ich wähle war für mich seit einiger Zeit klar, aber beim Kadidaten haderte ich noch etwas. Erstaunlich, dass eine Auflistung der Direktkandidaten für die Wahlkreise nicht so einfach aufzutreiben ist, aber letztlich habe ich dann doch noch diese Kandidaten gefunden:
Irgendwo gab es auch noch weitere Namen gefunden, aber ich denke, dass in diesem Wahlkreis z.B. die CDU auch eher unter “Splitterpartei” rangiert.
Wenn wir schon mal bei Berliner Besonderheiten sind:
Ich verstehe nicht so ganz, weshalb sich Renate Künast als Bürgermeisterkandidatin hat aufstellen lassen. Auch wenn die Grünen vermutlich ein sehr ansehnliches Ergebnis erzielen werden – dafür wird es dann wohl doch nicht ganz reichen. Abgesehen davon ist sie in der Bundespolitik besser aufgehoben.
Mich hat im Vorfeld der Wahl auch ziemlich gestört, dass die Piraten so hochgejubelt werden. Auch wenn sich stadtbekannte Blogger wie Johnny und der Schockwellenreiter mit für mich nachvollziehbaren Argumenten vorsichtig pro Piraten ausgesprochen haben – die notwendigen Stimmen müssen sie erstmal bekommen. Wir werden sehen.
So deutlich hat es bis jetzt kaum jemand ausgedrückt: “Zerschlagt das Internet” hat Zeit vermutlich seinen Artikel zunächst genannt und dann die etwas konstruktiver klingende Schlagzeile “Baut ein neues Internet” geändert. Das folgere ich jedenfalls aus der Diskrepanz zwischen Schlagzeile und SEO-optimierter URL. Jedenfalls ist das wohl der feuchte Traum unserer strauchelnden “Eliten”.
Wie dem auch sei – etwas Wahres ist schon dran an dem Artikel. Auch ich finde es bedenklich, dass immer mehr und wichtigere Teile unserer Infrastruktur vom Funktionieren des Internets abhängt und damit die Bedrohung durch Cyberkriminelle jeglicher Couleur im realen Leben enorm zunimmt.
Ob am 5. November tatsächlich Facebook platt gemacht wird, wie es einige grosspurige Hacker ankündigen, interessiert mich dabei eigentlich eher wenig. Wenn Ingenieure mit glänzenden Augen erzählen, dass die Steuerelektronik in teuren Autos automatisch per Funk upgedatet werden kann, ohne dass der Wagen in die Werkstatt muss, kann ich eigentlich nur noch den Kopf schütteln, genau sowie bei Themen wie Gesundheitskarte und RFID-Personalausweis.
Gänzlich am Verstand einiger Beteiligter zweifele ich aber, wenn ich über die Pläne vom Smartgrid lese – also der Stromversorgung der Zukunft, die per Internet gesteuert werden soll. Ohne eine stabile und verlässliche Stromversorgung können wir Deutschland doch gleich zumachen.
Insofern ist dem Artikel zuzustimmen:
“Die wichtigste Infrastruktur unserer Zeit wird zur Gefahr für Wohlstand und Sicherheit.”
Nur – ist das Internet daran Schuld? Oder sind es die “schlampigen” Digital-Hippies, die seit Ende der 60er Jahre das Internet gebaut haben (immerhin ursprünglich im Auftrag des Pentagon – DARPA um genauer zu sein)? Oder sind es die heutigen Cyberkriminellen? Oder ist nicht streng genommen der alltäglich Missbrauch des Internets die Hauptschuld daran?
Alltäglicher Missbrauch des Internet?
Damit meine ich eigentlich fast alles, wofür wir das Internet heute so benutzen. Das Netz ist einfach nicht für die Steuerung von Industrieanlagen, Banktransaktionen oder Onlineshopping konzipiert worden. Es ist für den denkbar einfachen und offenen Austausch von Informationen gedacht gewesen.
Um mal einen hinkenden Vergleich zu konstruieren:
Vor 40 Jahren wurde das digitale Equivalent zu einem Fahrrad erfunden: Vergleichsweise leicht und elegant, bringt es Menschen zueinander. Und heute beschweren wir uns, dass dieses dumme Fahrrad unsicher ist, wenn wir es mit 280Km/h und drei Tonnen Gepäck auf dem Rücken über Feldwege peitschen wollen.
Wo liegt hier also der Fehler?
Zur Zeit verdiene ich mein Geld mit dem Internet – und dennoch ist mir extrem unwohl, wenn ich an unsere ständig steigende Abhängigkeit denke. Eigentlich wünsche ich mir eine schlichte Holzhütte mit weitestgehender Unabhängigkeit (off-grid, wie es die Amerikaner nennen) – sozusagen als mein persönliches “Back-up”, falls es irgendwann zum Crash kommen sollte.
Das Internet war toll – damals, als wir noch unbefangen damit rumspielten und es nicht allzu ernst genommen haben. Aus dieser Zeit stammt auch die Behauptung “the internet is for porn”.
Eigentlich muss die Forderung nicht heissen das Internet zu ersetzen, sondern alle wichtigen und ernsthaften Anwendungen daraus wieder zu entfernen.
Wir haben in den letzten Tagen erfahren, dass sich die Krawall-Chaoten, die London verwüstet haben, per Blackberry verabredet haben. Das ist natürlich ein ziemlicher Missbrauch der Technik.
Der Blackberry wurde schliesslich nicht da erfunden, “dass junge Schlägertypen zur Randale in London verabreden”
“Sie sind für seriöse Menschen gedacht, die das weltweite Finanzsystem in den Abgrund stürzen“
Gefunden bei “Alex” auf Financial Times Deutschland
Jedenfalls für mich. Am Anfang war das für mich ein nettes kleines Tool. Irgendwann später so eine Art Hub um kurze Statements oder Hinweise auf neue Blogposts unter das Volk zu bringen, das mich kennt. Das hat auch gut funktioniert.
Und dann kamen die Marketingfuzzis.
Jedesmal, wenn ich einen Tweet schreibe, habe ich 5 neue Follower am Hacken. Immer irgendwelche SEO-Spacken oder Firmen, die sinnfrei auf irgendein Keyword in einer Kurznachricht anspringen. Schreibt man, man sei am Strand, hat man gleich 3 Touristikseiten dabei, Twittert man über sein Handy, folgen einem gleich 5 dubiose Elektronikversender usw. …
Das ist ÄTZEND!
Ich haue mittlerweile täglich bis zu 5 Pseudo-Follower in die Blocklist. Es wäre natürlich hilfreich, die Liste auf privat zu stellen. Nur dann würde mich ja kaum noch jemand aus meinem erweiterten Bekanntenkreis zufällig finden können. Das ist ein Dilemma, für das ich zur Zeit keine Lösung habe. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Nützlichkeit von Twitter für mich durch diese Dinge zunehmend herabgesetzt wird. Vielleicht bin ich da ja nach 2500 Tweets einfach weg. Mal sehen.
Wenn ich schon mal bei einer Neubewertung von Social Media Diensten bin, kann ich ja gleich mal weitermachen. Wo habe ich denn noch so Accounts und wie nutze ich sie?
Facebook
Ich hasse Facebook. Die Firma wurde von einem denkbar unsympathisschen Schnösel gegründet und missachtet systematisch und vorsätzlich den Anspruch der Nutzer auf ein Minimum an Privatsphäre. Die Website selbst finde ich umständlich und unattraktiv. Auf meinem Telefon funktioniert sie die Hälfte der Zeit nicht richtig, weil laufend etwas verschlimmbessert wird.
ABER: Alle sind drin. Das ist nun mal der aktuelle Marktplatz der Eitelkeiten.
Zunehmend problematisch ist, dass man Freunde und Berufliches nicht mehr sauber trennen kann.
MeinVZ
Da habe ich mal ‘nen Account angelegt. Mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen.
Google+
The wannabe Facebook. Technisch sauber, optisch zurückhaltend. Noch nie habe ich in einem Netzwerk so schnell alle üblichen Verdächtigen meiner Peergroup zusammengehabt. Aber ehrlich – das war es auch schon. Genau diese Kontakte habe ich auch schon in fast allen anderen Netzen. Kurze und knapp: Google+ ist für mich momentan einfach irrelevant.
XING
Seit Anfang 2004 bin ich bei Xing (damals noch openBC) nicht zahlendes Mitglied mit dem Ziel Geschäftskontakte im Blick zu behalten. Einmal die Woche ein kurzer Check-up ist seitdem üblich. Etwas böse gesagt ist das mein Adressbuch, das sich von selbst aktuell hält, aber das funktioniert gut.
LinkedIn
Das amerikanische Pendant zu XING. Da ich auch etliche Leute kenne, die Kontakte in USA haben, bin ich auch hier vertreten, nutze es aber so gut wie nie. Für mich eigentlich ohne Belang.
Flickr
Da habe ich die erlaubten 200 Fotos abgelegt, aber seit Ewigkeiten auch keine neuen mehr. Ab und an nehme ich das mal zur Motivrecherche oder zum Kameravergleich.
Yahoo Groups
Jahrelang haben ehemalige Kollegen hier Kontakt gehalten. Mittlerweile sind alle geschlossen in einer Facebook Gruppe gelandet. Ich hielt die Mailingliste für praktischer, aber nun ja…
Wie sieht es denn mit Eurer Social Media Nutzung aus?
Es hätte mich nicht gewundert, wenn in der letzten Woche bei mir oben im vierten Stock mal kurz der eine oder andere Fisch vorbeigeschwommen wäre. Soviel zum Thema Urlaub – nix mit entspanntem abhängen am See und in den Berliner Cafés. Notgedrungen habe ich mich also ersatzweise einigermassen nützlichen Tätigkeiten, vorzugsweise im digitalen Universum, zugewandt.
Digitale Hygiene
Zunächst habe ich mich um die ca. 1000 Fotos auf dem Handy gekümmert. Runterladen, sortieren, archivieren. Was sich so mit der Zeit alles ansammelt…
Sagte ich eigentlich schon mal, dass ich mein Nokia N8 für eines der besten Handies halte, die momentan auf dem Markt sind? Die Hardware ist wirklich erstklassig! Aber ich schweife ab.
Da ich nun schon mal dabei war, habe ich im Anschluss auch gleich noch den iMac aufgeräumt, ziemlich viel Zeug gelöscht (45GB) und danach ein neues Vollbackup gefahren.
Suche nach strategische Alternativen
Meine Macs gefallen mir übrigens auch immer noch sehr. Extrem schöne und solide Geräte mit einem tollen Betriebssystem. Allerdings gefällt mir Apples Geschäftsgebaren immer weniger. Daher halte ich seit einiger Zeit mal wieder Ausschau nach einer zukünftigen Alternative.
Es war also Zeit, sich mal wieder um die aktuellen Linux Distributionen zu kümmern. Anlass hat mir das aktuelle Linux Magazin gegeben, das ich mir neulich in Finnland zugelegt hatte (UK-Ausgabe). Aufmacher ist ein Vergleich verschiedener aktueller Distributionen (ArchLinux, Mint, Debian, OpenSUSE, Ubuntu, Fedora, …), der mit einer beigelegten DVD ergänzt wurde.
Also habe ich die Virtual Box angeworfen, Ubuntu, Fedora und Suse installiert und versucht, mir eine Arbeitumgebung (LAMP, Eclipse, Firefox, Mail, Kalender, Office, Drucker) aufzubauen.
Virtual Box Test
Schön war, dass sich alle Distributionen prinzipiell einfach zum Laufen bringen liessen, ohne dass man schon zu Beginn im System rumrühren muss. Aber die (zeitfressenden) Unterschiede liegen im Detail.
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: der eindeutige Sieger ist für mich noch immer Ubuntu.
Bei Suse 11.4 (http://de.opensuse.org) stört mich die langsame Installation und der extrem ungewohnte Desktop. KDE ist irgendwie nicht so recht mein Ding. Kann man sicherlich anpassen, aber wozu, wenn man passendere Lösungen out-of-the-virtual-box bekommen kann?
Fedora 15 (http://fedoraproject.org/de/) war schnell installiert und glänzt mit einem aufgeräumten und gefälligen Desktop. Nicht so schön war, dass sich Updates nicht ohne manuelle Nacharbeit installieren liessen. Auch mein Drucker (HP OfficeJet Pro 8500 am Netzwerk) liess sich zunächst genausowenig einrichten, wie Eclipse. Sicherlich ist das alles machbar, aber es geht eben nicht sofort.
Ubuntu 11.04 (http://www.ubuntu.com/) lief dagegen sofort, liess sich ohne Probleme mit Updates versorgen, erkannte den Drucker, nachdem ich seine IP Adresse eingegeben hatte und installiert den richtigen Treiber. Auch Eclipse PDT und XAMPP liessen sich innerhalb von Minuten installieren. Fein – so soll es sein.
Ein auf guter Hardware sauber aufgesetztes Ubuntu System könnte meine Apple also durchaus leicht ersetzen, wenn sich die Jungs aus Cuppertino nicht bald mal wieder von dem fortschreitenden Kontrollwahn verabschieden. Bin sicher nicht der Einzige mit solchen Gedanken. Consider this, Steve.
Die Überschrift ist eigentlich etwas zynisch gemeint – aber nur ein bisschen.
Ich bin seit fast 20 Jahren Onliner. Damals, im letzten Jahrtausend bin ich noch mit DOS PC und 19.200er “High Speed” Modem durch die Mailboxen gehirscht und habe E-Mails per FidoNet verschickt (wir waren jung und hatten ja nichts anderes…) Einerseits extrem cool, dass so ein gigantisches Netzwerk fast nur von Hobbyisten betrieben wurde. Aber eigentlich waren alle scharf auf das Profi-Zeug, das Unis und Konzerne nutzten.
Vor 15 Jahren war es für mich eine Herausforderung, als Privatperson überhaupt an einen bezahlbaren Internetanschluss zu kommen.
Vor 10 Jahren war es eine Herausforderung einen schnellen Internetanschluss zu bekommen ohne Katastrophen beim Anschluss zu erleben
Vor 5 Jahren war es eine Herausforderung, einen schnellen, bezahlbaren mobilen Netzzugang zu bekommen.
Heutzutage scheint es zunehmend schwieriger, an einen verlässlichen Internetanschluss zu kommen. Ein paar Beispiele:
Zuhause
Telekom DSL 6000. Eigentlich der VW Golf unter den Anschlüssen – langweilig, aber zuverlässig. Nein, nicht wirklich. Dass die Telekom YouTube so weit runterbremst, dass man es kaum noch nutzen kann ist ja bereits bekannt. Leider sind wir zusätzlich von extrem häufigen Netzaussetzern betroffen. Das kann eine kurzer Disconnect sein, oder auch schon mal wie heute zu einem Tag Quasi Komplettausfall führen. Das ist schon blöd, wenn man nur ein wenig privat rumsurft, aber wenn man über RSA / VPN Tunnel auf mehreren Servern arbeitet geht es gar nicht. Jeder Disconnect lässt alle offenen Verbindungen zusammenbrechen und man benötigt dann 5-10 Minuten, um alles wieder neu aufzubauen und sich einzuloggen. Ernsthaft und konzentriert arbeiten kann man so eigentlich nicht.
Unterwegs
Ich nutze seit mehreren Monaten regelmässig einen UMTS-Stick von Vodafone. Die haben ja angeblich das beste Netz. Wenn man erst mal eine Verbindung hat, kann ich mich (abgesehen von Preis und Datenvolumen) auch nicht beklagen. Allerdings kann es extrem enervierend sein, überhaupt einen Connect hinzubekommen. Teilweise habe ich mehr als 20 Minuten gebraucht und musste dazu die Software oder sogar den ganzen Rechner mehrer Male neu starten.
Andere Stimmen
Von Freunden und Kollegen höre ich ähnliches. Regelmässige Ausfälle bei Kabel Deutschland, Versatel und so weiter. Das geht sozusagen einmal quer durch den Providergarten.
Man kann jetzt natürlich trefflich über die Ursachen spekulieren: Extremer Kostendruck, Fachkräftemangel im Infrastrukturbereich, immer komplexere Netztopologien, Hackerangriffe, Eingriffe der Zugangsprovider in den Netzwerkverkehr (DNS-verbiegen, Zwangsproxys,…), staatliche Eingriffe durch Regulierung oder Abhörmassnahmen, Vorratsdatenspeicherung und so – was weiss denn ich? Wahrscheinlich ist es von allem etwas.
Die Frage ist, was man selber nun machen kann. Mindestens sollte man die Abhängigkeit von einer einwandfrei funktionierenden Netzanbindung reduzieren. Solch ein Mist, wie Cloud-Services und verkrüppelte Endgeräte, wie das iPad ist daher eigentlich schon mal völlig Tabu. Als Firma sollte man ernsthaft überlegen, zentrale Dienste wieder inhouse zu holen.
Privat wäre vielleicht auch ein Blick zurück angebracht, zum Beispiel zu Fido. Das war damals nach heutigen Massstäben ja nur Hybrid-Online. Mails und Foreneinträge hat man offline gelesen und geschrieben und ist nur online gegangen um seinen Kram zu verschicken und nach Neuem zu gucken. Das sparte Telefongebühren und – wichtiger – half die Ports der Mailboxen freizuhalten.
Das klingt für junge Ohren wahrscheinlich unerträglich (Opa twittert vom Krieg).
Andererseits – wozu benötigen wir denn tatsächlich die ständige Verbindung? Geht das nicht auch alles asynchron?
Die ganze Social Media Funktionalität von Facebook gabe es ja damals im Prinzip ja auch schon. News lesen? Man kann Channels abonnieren und zwei- drei mal pro Tag pollen. Für Mails war das ja ohnehin jahrelang Standard. Banking ist auch denkbar ohne eine stehende Verbindung. Chatten, Skypen und Actionspiele sind dann nicht drin. Was habe ich vergessen?
Irgendwie ein interessanter Gedanke – mal wieder völlig gegen den Mainstream, aber das kennt man ja von mir.