Das erste Computerzeitalter datiere ich ungefähr bis 1975. Es ist geprägt vom Aufstieg der universellen Rechenmaschinen und deren Verbreitung in Forschung, Wirtschaft und Verwaltung.
So langsam verabschieden sich aber auch bereits die Pioniere des 2.Computerzeitalters, die zwischen 1975 und 1990 Gebrauch der Computer demokratisiert haben. Nach Apple Mitgründer Steve Jobs ist am Ostersonntag auch Jack Tramiel, der Gründer von Commodore gestorben. Der Mann, der mir mit dem VC-20 und dem C-64 in den frühen 80er Jahren neben Sir Clive Sinclair mit dem ZX-81 und dem ZX Spectrum den Einstieg in die digitale Welt ermöglicht hat.
3., ff.
Der Vollständigkeit halber: Ab 1990 beginnt für mich das 3. Computerzeitalter, in dem die einzelnen Maschinen und Nutzer zu vernetzen begannen und seit 2010 wähne ich uns im 4. Computerzeitalter, das durch den Machtkampf um die Kontrolle von Daten und Infrastruktur geprägt wird.
In den letzten Tagen ist in Klein Bloggershausen ja mal wieder die Sau “neues Urheberrecht” durchs Dorf getrieben worden: Den verbalen Ausbruch von Sven Regner neulich in einem Radiointerview fand ich zwar einerseits verständlich, aber dennoch in seiner Undifferenziertheit auch etwas neben der Kappe – oder sagen wir mal: in der Sache wenig zweckdienlich. Dasselbe muss ich aber auch über sehr viele Reaktionen darauf sagen. Insgesamt kann ich da nur den Kopf schütteln über so einige Statements auf beiden Seiten und habe mir mal jeglichen Kommentar dazu verkniffen.
Johnny Haeusler hat sich hingegen geäussert. Er liess sich dafür etwas Zeit und schrieb dafür nun einen – wie ich finde – angenehm ausgewogenen Artikel zum Problemfeld Urheberrecht und neue Medien. In seinem Artikel “Get the balance right” beklagt er einerseits nicht zu Unrecht die Starrköpfigkeit der Wortführer in beiden Lagern. Gleichzeitig erkennt man sein eigenes Ringen um einen ausgewogenen Standpunkt. Kein Wunder – denn einerseits war und ist er ein Musiker, der das alte Verwertungssystem noch kennengelernt hat und andererseits ist er seit Jahren im Bereich “neue Medien” (wie lange sind die eigentlich neu?) in verschiedenster Form aktiv.
Es geht nicht nur um Geld – es geht auch um Respekt
Ich kann dieses Ringen durchaus nachvollziehen. Als Künstler hat man den Wunsch durch seine Werke Anerkennung zu bekommen und natürlich auch Einnahmen. Sven Regner hat sich nicht nur darüber aufgeregt, dass ihm Einnahmen entgehen, sondern auch über die dahinter stehende Respektlosigkeit gegenüber seiner Leistung. Und da gebe ich ihm völlig recht. Interessanterweise ist das ein Punkt, der in dem Geprolle vieler Blogs (á la “wer ist denn überhaupt Sven Regner”) fast komplett ignoriert wird.
Einerseits – und andererseits
Ich habe im Laufe meiner 44 Jahre etliche Zig-Tausend für Unterhaltungsmedien in jeglicher Form ausgegeben und hoffe, dass ein angemessener Teil davon die Urheber erreicht hat. Ich erkenne die Leistung anderer an, so wie ich erwarte, dass meine Leistung anerkannt wird – auch finanziell.
Ich möchte nicht, dass ein Foto, dass ich gemacht habe plötzlich von jemand anderem in einem Zusammenhang gezeigt wird, der meinen eigenen Werten und Vorstellungen zuwiderläuft. Daher akzeptiere auch das Urheberpersönlichkeitsrecht – das es im angelsächsischen Raum überigens nicht gibt.
Andererseits sind nun einmal Aufzeichnungen (Musik, Filme, Bücher) mittlerweile vom Datenträger gelöst – quasi entstofflicht. Die physikalische Kopplung von Nutzungsrechten an einen Datenträger ist somit nicht mehr möglich. Ich möchte die Musik, die ich – nein, nicht “gekauft”, sondern für meinen privaten Gebrauch lizensiert habe – auf dem für mich geeigenetsten Gerät abspielen können. Den Respekt verlange ich von der Industrie. Ich kann ja auch nicht mehr bestimmen, was hinterher mit dem Geld geschieht, das vorher mir gehört hat.
Die alten Geschäftsmodelle funktionieren einfach nicht mehr. Das ist Fakt. Ob man das eher gut oder schlecht findet hängt vom Standpunkt ab. Es wird neue, andere Geschäftsmodelle geben müssen. Immerhin war ja auch früher nicht alles gut für die Künstler. Stichworte Knebelverträge, Total-buy-out, GEMA Veträge und so weiter.
Bei allem Verständnis für die schwierige Lage bin ich einfach aber auch nicht bereit, die Antworten der Verwerterindustrie auf die neue Situation zu akzeptieren:
Abmahnwahn bei Privatnutzern
Knebelung und Entmündigung der Nutzer durch DRM (Digital Rights Management)
Einführung der Totalüberwachung des Internet Verkehrs
alle möglichen weiteren Kontrollen und Repressionen – you name it.
Ferner sollte dringend die beständige Ausweitung des sogenannten “Geistigen Eigentums” auf Kosten der Allgemeinheit begrenzt werden. Ein besonders übles Beispiel ist m.E. das geplante Presse-Leistungsschutzrecht, das das gesellschaftlich wichtige Zitatrecht zum Teil aushebelt.
Leistung soll honoriert werden – aber nicht jeder Rülpser hat genügend Schöpfungshöhe
Auch die Extreme zeitliche Ausweitung der Leistungsschutzrechte auf mittlerweile 70-Jahre nach dem Tod des Künstlers ist weit jenseits von Gut und Böse.
Ich bekomme ja auch nicht das Gehalt von meinen Grosseltern weitergezahlt.
Newton sagte “Wir blicken weit, weil wir auf den Schultern von Giganten stehen”. Das gilt für Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, für jeden Bereich des Menschlichen Seins.
Fast niemals wird etwas vollständig Neues erfunden. Alle bedienen sich aus dem allgemein zugänglichen Pool von Ideen, ändern hier und dort etwas, kombinieren Dinge neu, interpretieren anders. So funktioniert nun mal Kultur. Irgendwann – nach einer angemessenen Frist – muss man auch seine eigenen Werke der Allgemeinheit zurückgeben.
An einem einzigen Tag zu vermelden, dass das Leistungsschutzrecht für Verlage kommen soll, als auch eine Alterskennzeichnung “B” für Blogs (also ab 18) vorzuschlagen, das muss man erst mal fertigbringen. Ich frage mich so langsam, was für Drogen diese Politikclowns eigentlich alle nehmen. Kann die bitte mal irgendjemand ins richtige Leben zurückholen? Oder echte Profis engagieren, z.B. SOAP Darsteller? Schlimmer kann es ja eigentlich nicht mehr werden.
Falls das sogenannten Leistungsschutzrecht (“Harz 4” für Zeitungsverleger) tatsächlich kommen sollte, wird es allerdings lustig. Ich hole mir mal ‘ne Tüte Popcorn und mache es mir auf dem Sofa bequem…
So eine Idee ist ja neulich schon in Belgien in die Hose gegangen. Das Gesetz hielt dort ca. zwei Tage. Google hat den Verlegern dort nämlich nichts bezahlt, sondern die betreffenden Verlage schlicht und einfach aus dem Index geschmissen. Das dürfte weh getan haben – allerdings nicht Google.
Andererseits wäre solch ein Unterfangen eine super Gelegenheit, schnell ein Konkurrenzprodukt zu Google News hochzuziehen. Man kann allerdings getrost davon ausgehen, dass das aus zwei Gründen nichts wird:
Erstens haben viele Zeitungsverleger genau die Leistungsmoral, die sie permanent den Langzeitarbeitslosen unterstellen: Jahrelang jammern, rumgammeln und die Hand aufhalten, aber den Arsch nicht hochbekommen und was eigenes auf die Beine stellen.
Zweitens würde dann deutlich, dass alle nahezu identischen Content (umgeschriebene Agenturmeldungen) veröffentlichen.
Letzteres würde dann allzu deutlich machen, dass ein Leistungsschutzrecht gar nicht gewährt werden kann, da es überhaupt keine schützenswerte Schöpfungshöhe bei den Zeitungen gibt.
Oh mann, ich merke, dass ich gerade so richtig in Fahrt komme…
Hier stimmt einfach jedes Detail: Christian “macht was mit Medien”, lebt in Prenzlauer Berg, arbeitet in Mitte, fährt Fahrrad. Der Film selbst und den coolen Soundtrack hat er auf seinem iPhone erstellt. Jedes Klischee wird bedient – und trotzdem ist es authentisch.
Der Webmontag Berlin am 13.02 hatte Outsourcing zum Thema.
Den Opener machte Ivo Bethke von Webcrowd. Er gab einen ersten Überblick über das Outsourcing von IT Leistungen in Länder wie Indien; über die Pros und Contras. Da ich mich aufgrund von negativen Erfahrungen mit diesem Thema schon länger nicht mehr beschäftigt hatte fand ich die Aussage, dass gute Entwickler dort auch schon $25 bis $35 pro Stunde kosten interessant. Vor diesem Hintergrund müssen auch die wesentlich höheren Aufwände des Projektmanagements hier berücksichtigt werden.
Anschliessend gab Ali Shaheen von Coeus Solutions eigene Erfahrungen mit outgesourctem Projekt zum Besten und schloss ebenfalls mit einigen guten Ratschlägen.
Gute Erfahrungen mit dem Outsourcing der Webentwicklung nach Indien hat Daan Löning von Kinderfee.de gemacht. Er erzählte mir in einem anschliessenden Gespräch, dass die Zusammenarbeit mit einem festen Team stattfindet. Der Projektauftakt bestand aus einer gemeinsamen 6 wöchigen Kickoffphase, die interessanterweise beim Dienstleiter in Indien stattfand. Die Zusammenarbeit ist so gut, dass die laufende Betreuung der Site nach dem Launch im letzten Frühjahr weiterhin von demselben Team durchgeführt wird.
Letztlich kann man die Erfahrungen der Referenten wie folgt zusammenfassen:
Das Projektmanagement muss beim Auftraggeber vor Ort sein.
Ebenso muss das Produktdesign aufgrund unterschiedlicher kultureller Erwartungen der Kunden vor Ort stattfinden.
Das Team sollte möglichst gleichbleibend besetzt sein.
Die Akteure auf beiden Seiten sollten sich persönlich kennen.
Die To-Dos müssen sehr genau definiert sein
Das Projektcontrolling muss ständig und umfassend sein. Dinge wie Scrum lassen sich aber nicht gut über die Distanz managen.
Abschliessend gabe es auch noch drei Kurzpräsentationen von fairtrade, einem weiteren Startup, dass ich aufgrund von Gesprächen nicht mitbekommen habe (sorry) und ui-check, mit dessen Gründer Yannis Niebelschütz ich ebenfalls ein kurzes Gespräch geführt habe.
Alles in allem mal wieder in recht interessanter Abend in netter Atmosphäre (siehe Foto).
Als ich hörte, dass John Le Carrés Bestseller Dame, König, As, Spion nochmals verfilmt wurde, war ich zunächst gar nicht begeistert. Die TV-Mini Serie aus den 70ern mit Alec Guiness in der Hauptrolle als George Smiley hatte ich zwar nicht mehr ganz im Kopf, aber das beklemmede Gefühl, die sie damals vermittelte, blieb mir über die Jahrzehnte präsent.
Nun also eine Neuverfilmung. Die Phalanx hervorragender Schauspieler – neben Gary Oldman unter anderem John Hurt, Collin Firth und Tom Hardy – machte mich letztlich doch neugierig und gestern Abend habe ich ihn angesehen. Wenn ich den Film in ein paar Adjektiven beschreiben sollte, würde ich das ungefähr so machen:
Schmutzig graubraun,
spannend,
ruhig,
komplex,
beklemmend,
glaubwürdig
Es ist nicht unbedingt ein Film für jedermann. Man muss schon sehr konzentriert hinsehen und hinhören um die kleinen Hinweise zu entdecken und sich im Beziehungsgeflecht der Handelnden nicht zu verheddern.
Für jemanden, der Le Carrés Bücher nicht kennt, ist diese Mischung aus Langsamkeit, Komplexität, totalem Vertrauensverlust und kurz aufblitzender, realistischer Gewalt vermutlich sehr gewöhnungsbedürftig. Sie passt irgendwie nicht zu den Spionagefilmen, die man sonst so zu sehen bekommt. Kein High-Tech, keine beeindruckenden Verfolgungsfahrten und Explosionen, kein strahlender Held, keine malerischen Locations, keine Trennung zwischen Gut und Böse.
Der Film zeigt die schmutziggraue Realität der Geheimdienste im kalten Krieg. Der dem Film zugrundeliegende Roman ist zwar fiktiv, jedoch stark von der realen Äffäre um Kim Philby inspiriert. Die Glaubwürdigkeit des Films liegt auch darin begründet, dass der bis 1964 selbst im britischen Auslandsgeheimdienst MI6 tätige Le Carré selber ausführender Produzent war.
Im Augenblick werden mal wieder einige interessante Filme im Kino gezeigt. In dieser Woche habe ich mir gleich zwei sehr unterschiedliche davon angesehen: Rubbeldiekatz und Drive.
Rubbeldiekatz
Als ich im Vorfeld die Geschichte hörte, überkam mich ein leichter Gähnanfall: Armer Schauspieler nimmt weibliche Hauptrolle an, um überhaupt ein Engagement zu bekommen. Super, dachte ich. Die Geschichte wurde ja noch nie verfilmt – ausser in Victor und Victoria, Tootsie, Manche mögens heiss, und und und…
Andererseits liebe ich die Filme von Detlev Buck für ihre leichte Schrulligkeit. Und genau so war es hier auch: Die Storyline ist von der ersten Minute an klar, aber die Umsetzung lebt von der Darstellung der Schauspieler, insbesondere Matthias Schweighöfer. Nett sind auch die vielen Anspielungen bei den Drehabeiten in dem Film. Die Geschichte im Film im Film ist grob die von Aimee und Jaguar, aber der amerikanische Regisseur, der fasziniert alles als so ‘real german’ empfindet ist die Karrikatur von Quentin Taratino, als er Inglorious Basterds in Babelsberg gedreht hat.
Ich fühlte mich gut unterhalten und habe gelacht. Hier ist der offizielle Trailer:
Drive
Voller Anspielungen und Zitate steckte auch Drive. Die Fahrszenen und die Wortkargheit des Hauptdarstellers Ryan Gosling sind mehr als nur ein Zitat von Steve Mc Queen in Bullit. Die Geschichte und die Stimmung erinnern mich an den kargen und sehr harten Krimi der große Coup von Don Siegel mit Walter Matthau und die Inszeniserung und Ausleuchtung ist Fim Noir. Der coole Soundtrack erinnert mich wiederum an Lost in Translation und die Erzählung schwankt wie in Hana Bi zwischen sehr ruhigen Szenen und den unvermittelten extremen Gewaltausbrüchen.
Man kann Drive also durchaus als eine Collage aus Filmzitaten sehen. Und die Collage funktioniert!
Der Film ist spröde und nichts für empfindsame Seelen. Die zarte Zuneigung der beiden Hauptdarsteller ist sehr behutsam in Szene gesetzt, hat aber in der durch Kriminalität und Gewalt durchtränkten Umwelt keine Chance. Es gibt zwar kein Happy End, aber eine Spur von melancholischer Hoffnung. Ich fand es gut.
ACTA ist ein Handelsabkommen. ACTA ist daber vor allem das Ermächtigungsgesetz der Industrie gegenüber den Bürgern in der EU und in der Welt. ACTA gefährdet Demokratie, Meinungsfreiheit, Ernährung und Gesundheit. ACTA wird durch Lobbygruppen hinter verschlossenen Türen durch Umgehung der demokratischen Gremien durchgedrückt und führen im Expresstempo in die Totalüberwachung.
Dieser kurze Film erläutert das recht anschaulich:
Es geht übrigens nicht nur um das Internet – sondern um alles, was angebliches “geistiges Eigentum” ist: Medikamente, Saatgut, Sprache und so weiter.
Und denkt bloss nicht “Dieser Wahnsinn wird ja doch nie durchkommen” – ACTA wurde bereits vom EU Ministerrat verabschiedet.
Und falls das Vorhaben scheitern sollte – die nächsten Angriffe auf die offene und demokratische Gesellschaft sind bereits im anrollen: Arstechnica: Beyond ACTA.
Gerne und ausführlich wird von Zeitungsverlegern bei Politikern über die angebliche ach so schädliche “Free-Culture” im Internet geklagt.
Das ist natürlich der blanke Unsinn.
Es gibt nunmal nichts umsonst, denn wir bezahlen mit unseren Daten, was mittlerweile auch ziemlich viele Leute verstehen. Dumm nur, dass wir den
Wechselkurs nicht kennen.
Eine sehr schöne Einführung in die Monetarisierung von Aufmerksamkeit gab es auf dem 28C3 im Vortrag “Datenvieh oder Daten-Fee”. Was sind meine Daten wert?
Nette Ideen aus der anschliessenden Diskussion: Ein Cookie Sharing Tool oder Scrambling Plugins um Ad-Server durcheinanderzubringen und Profilbildung zu behindern.