tiny little gizmos

Warnung vor neuen Samsung Handys [Update]

Laut Berichten mehrerer Publikationen (unter anderem von Golem, Areamobile, MobileGeeks und Heise) lassen sich aktuelle Samsung Mobilgeräte, die in Europa gekauft werden, nur noch mit europäischen SIM Karten starten.

Man kann also ausserhalb Europas keine regionale SIM Karte verwenden.
Für Vielreisende sind diese Geräte daher untauglich.

Die ersten Gerüchte hierzu scheinen nun von Samsung bestätigt worden zu sein. Auf der Website All About Samsung ist die Stellungsnahme der Firma dazu zu lesen. Demnach sind die folgenden Modelle von der Regionalsperre betroffen:

  • GALAXY S III
  • GALAXY Note II
  • GALAXY S4
  • GALAXY S4 mini
  • GALAXY Note 3.

Weiter heisst es in der Stellungnahme:

“Geräte, die bereits von Samsung ausgeliefert wurden und sich in Lagern oder bereits bei Endkunden befinden, sind nicht betroffen.”

Immerhin sind die Verpackungen der Geräte mit einem entsprechenden Warnaufkleber versehen.

Dennoch – Es wird aus meiner Zeit, endlich etwas gegen die überhand nehmende Entmündigung der Käufer (Regionalsperren, Anbietersperren, Zwangsaktivierung, Verdongelung, Fernüberwachung und ähnlichen Dreck) aktiv zu werden. Eigentlich alles in klarer Fall für Verbraucherschutz und Kartellbehörden.
Ich freue mich schon auf die Prozesse hierzu – und den Weihnachtmann am 24. Dezember.

Darum: Überlegt lieber zweimal, wem Ihr Eure sauer verdienten Groschen in die Tasche steckt, oder ob es die alte Möhre nicht doch noch etwas länger tut.

[UPDATE 27.09.2013]

Laut Heise (Samsungs Entwarnung: Region-Lock verhindert keine Auslands-SIMs) betrifft der Regionallock wohl nur die erstmalige Inbetriebnahme. Es bleibt die Frage, was der Quatsch denn überhaupt soll?

29C3 – mein Fazit

Der 29C3 ist zu Ende gegangen. Zeit für ein persönliches Fazit. Den Umzug nach Hamburg sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Durch Anreise, Unterkunft und so weiter, ist der Besuch für mich natürlich erheblich teurer und aufwändiger, als wenn ich mal eben von Prenzlauer Berg zum Alexanderplatz fahre. Positiv ist allerdings, dass ich im Gegensatz zu den letzten beiden Jahren überhaupt ein Ticket ergattern konnte und man auf dem Kongress nicht völlig totgetreten wird.

Wer war denn überhaupt da?

Man hat den Eindruck: Alle. Natürlich die Szene-Prominenz, allen voran Konstanze Kurz, die gefühlt alle 10 Minuten irgendein TV Interview gab, Frank Rieger, Fefe, Markus Beckedahl, Jakob Applebaum, Nick Farr und natürlich noch 6000 weitere Menschen.

Darunter die üblichen schwarzgewandeten Nerds, aber auch erfreulich viele Frauen, einige bunte Charaktere. Ein Soldat der imperialen Sturmtruppen lief Patrouille, jemand in einem überdimensionalen Kamerakostum verfolgte willkürlich Leute im Foyer, und jemand skatete mit umgeschnalltem Megaphon durch die Menge, um die Leute vor das CCH zu locken zur „Freedom not Fear“ Demonstration gegen Überwachung.

Language of operation: english. Natürlich aufgrund der Tatsache, dass sehr viele internationale Gäste anwesend sind, darunter auffallend viele Amerikaner. Vorträge, die nur für Deutschland relevant waren (z.B. die Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht, CCC Jahresrückblick), wurden dann aber doch in Deutsch gehalten.

Was fiel auf?

Natürlich – viel Nerdhumor, der ohne Verständnis von Technik oder dem Konsum einschlägiger Medien kaum zu verstehen ist.

Ausgänge auf denen „exit (0)“; steht, Getränke gibt es an der Foo:Bar, Leuchtreklame vom Milliways-Restaurant und so weiter. Für allgemeines Gelächter sorgte eine Durchsage wie auf dem Flughafen, das eigene Gepäck bitte nicht unbeaufsichtigt zu lassen, die bei anderem Publikum vermutlich nicht mal als Witz wahrgenommen worden wäre. Die von einem “Star Wars Sample” eingeeitete Durchsage “Der Stormtrooper wird gebeten, sich am Infotresen zu melden” kam auch gut an.

Waffen: Neben dem Bällchenbad fand eine kleine Kabbelei mit Nerf-Guns statt und ein Teilnehmer lief mit einer “Portal Gun” durch die Gegend, wollte sie aber unerklärliherweise nicht vorführen.

Schön war auch ein Spielautomat, auf dem zwei „my little pony“ Figuren aufeinander eindreschen. Das ist doch nicht original, oder? ;-)

Und natürlich T-Shirts. Überall T-Shirts mit Aufdrucken wie „CCC – red pill provider since 1984“, „Venkmann, Stenz and Spengler Sciences“, dem Koffein-Molekül und so weiter, Nett. Ich brauche mehr Nerd-Shirts.

Was aber gar nicht so einfach ist. Bereits am 2. Tag waren die Merchandising Artikel ausverkauft. Lag es an den vielen Teilnehmern, oder daran, dass die Shirts tatsächlich recht schick aussehen?

Schön auch in einem Vortrag über Finanztranaktionen die Frage nach einer möglichen Sicherheitslücke: „is it possible to do […] – Hmm, yes, but that would be illegal.“. Spontanes Lachen von so ungefähr jedem in dem Vortrag.

Technik

Es ist alles andere als selbstverständlich, dass eine so große Konferenz mit derart vielen elektronischen Geräten tatsächlich ein recht gutes WLAN-Netz hat. In Berlin bin ich bei früheren Konferenzen zu Spitzenzeiten nicht in das Netz gekommen. Hier ist das kaum ein Problem. Auf den Displays werden neben den nächsten Veranstaltungen auch immer die technischen Eckdaten des Kongresses angezeigt. Am Samstag Mittag beispielsweise:

  • 2350 WLAN Clients.
  • 2150 Mbit/s downstream, 6520 Mbit /s upstream.
  • 958 Telefone an das interne Telefonnetz angeschlossen.
  • Für den Kongress wurde ein eigenes GSM Mobilfunknetz eingerichtet. Dort waren 890 Handys eingebucht und es wurden knapp 4000 SMS verschickt.

Ich habe gesehen, wie zwei Jungs vor mit aus der S-Bahn mal eben einen bestimmt 50 Kg schweren 19“ Server mitgeschleppt haben.

Die meisten haben aber eher kleine Laptops dabei – lieber 13“ als 15“. Windows habe ich nur einmal gesehen und im Gegensatz zu den Vorjahren ist auch die Anzahl der Apple Geräte wieder deutlich zurückgegangen. Scheint so, dass die Nerds Apple die Produktpolitik und den Umgang mit dem sogenannten „geistigen Eigentum“ übelnehmen. Thinkpads von Lenovo liegen hingegen weiterhin im Trend – mit nahezu jeder denkbaren Form von Linux oder BSD betrieben.

Schön ist es auch im Hackcenter, wo gelötet, gebastelt und programmiert wird, dass es eine Freude ist. Am auffälligsten sind die vielen Basteleien mit Licht, die Animation auf LED Matritzen, Leuchtwänden aus weißen Kunststoffwannen, und sogar auf rotierenden Ventilatoren.

Man hätte hier also die nerdigsten Bilder machen können – es galt allerdings Fotografieverbot. Generell wurde sich aber auf allen Ebenen mit Lichtinstallationen Mühe gegeben, wie diese Aussenanschicht vom Nachmittag zeigt.

Lichtinstallationen beim CCC

Lichtinstallationen beim CCC

Alles in allem war der Kongress wieder sehr informativ und hat Spass gemacht. Man merkt, dass die Themen, die ursprünglich nur ein paar Nerds und schräge Typen interessiert haben, in breiten Teilen der Gesellschaft angekommen sind.

Die Vorträge werden in den nächsten Tagen übrigens wieder auf Youtube verfügbar gemacht. Momentan sind sie dort noch die Rohschnitte zu finden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dort etwas Zeit mit Rumstöbern und Zuhören zu verbringen.

29C3 – Lötkolben, Nerf Guns, Quattrocopter und Politik

So könnte man die ersten Eindruck des 29C3 – des 29. Jahreskongresses des Chaos Computer Clubs – zusammenfassen. Der Kongress findet in diesem Jahr nicht mehr in Berlin statt, sondern ist nach Hamburg umgezogen. Das CCH bietet sehr viel mehr Platz, als das BCC am Alexanderplatz, was deutlich zu spüren ist. Es ist zwar voll, aber nicht derartig überfüllt, wie sonst in Berlin – und das, obwohl nun 6000 statt 4000 Besucher anwesend sind.

Leider heißt das noch nicht automatisch, dass genau der Vortrag, den man selber gerne besuchen würde, nicht überfüllt ist, wie ich heute bereits zwei mal feststellen musste. Manche Dinge bleiben eben. Zum Beispiel auch der jährlich Vortrag über das gerade aktuelle „Sicherheitswahnsinnsgesetz“.

Wie üblich berichteten Konstanze Kurz und Frank Rieger vor sehr großem Publikum von ihren Abenteuern in Karlsruhe vor dem Verfassungsgericht. Der diesjährige Vortrag hatte das Thema „Die Antiterrordatei“ und hinterließ insbesondere vor dem Hintergrund der extremen Verfehlungen der Verfassungsschutzbehörden im Fall der NSU Morde einen sehr strengen Nachgeschmack.

Die wesentlichen Kritikpunkte an dem Gesetz:

  • Aushebelung des Trennungsgebotes zwischen Polizei und Geheimdienst sowohl auf organisatorischer, als auch auf technischer Ebene.
  • Das Gesetz soll quasi als Blaupause für andere „Problempersonen Dateigesetze“ dienen.
  • Ein Antiterrorgesetz das auf eine Definition des Begriffs „Terror“ verzichtet ist ohnehin handwerklich sehr bedenklich.
  • Erfassung nicht nur von Verdächtigen, sondern auch von Kontaktpersonen – also Unschuldigen
  • Behörden werden verpflichtet, jede möglicherweise wichtige Information zu hinterlegen, aber…
  • Es gibt keinerlei Möglichkeiten, Einträge überprüfen und korrigieren oder löschen zu lassen, wenn sie falsch sind.
  • Es haben nicht nur -zig Behörden in Deutschland Zugriff auf diese Daten – sondern auch ausländische Geheimdienste.
  • Die zentrale Speicherung der Daten bietet einen „Single point of failure“ und einen der interessantesten Angriffpunkte für böse Menschen. Sei es um Daten abzugreifen oder zu verändern.
  • Es gibt eine „verdeckte Speicherung“. D.h. Polizeibehörden dürfen zwar bestimmte Daten nicht einsehen, aber die Geheimdienste sehen, dass die Polizei versucht hat, die Daten abzurufen.

Genau letzteres beweist, dass das vorgebrachte Argument „Die NSU Affäre wäre mit der Antiterrordatei nicht passiert“ geradezu infam ist – weil es ja genau die Geheimdienste waren, die eine polizeiliche Aufklärung gezielt behindert haben.

Der CCC hat ja bereits recht recht viel Erfahrung mit Anhörungen des Bundesverfassungsgerichts zu IT und „Sicherheits“gesetzen. Kurz fand es bemerkenswert dass diesmal alle namhaften Vertreter der Sicherheitsbehörden und sogar der Bundesinnenminister anwesend waren. Das Gesetz scheint den Herrn also sehr am Herzen zu liegen.

Bin gespannt, was ich im Laufe der Konferenz noch so zu hören bekomme. Hier sind jedenfalls erstmal ein paar visuelle Eindrücke:

Ankunft Hamburg Dammtor

Ankunft Hamburg Dammtor

Anstehen fürs Bändchen

Anstehen fürs Bändchen

Hübche Plakate haben sie ja schonmal

Hübche Plakate haben sie ja schonmal

Nerdzeug Anno Domini

Nerdzeug Anno Domini

Ostblock Nerdzeug - Galaksija

Ostblock Nerdzeug - Galaksija

Saal 1 - fast voll

Saal 1 - fast voll

Instagram? Muhahaha…

Letzte Woche gab es einen Sturm im Wasserglas: Instagram verkauft DEINE Bilder.

Zunächst mal stimmte das so nicht ganz. Deutscher “Qualitätsjournalismus” eben. Instagramm hat sich bestimmte Nutzungsrechte eingeräumt – was auch schon nicht nett ist und sicherlich auch nicht gerichtsfest. Aber Leute – hey – der Laden gehört zu Facebook. ’nuff said.

Zudem: Ich habe nie kapiert, was an dem Ding toll sein soll. Ein Service, der schlechte Schnappschüsse vergilbt aussehen lässt. Toll! Nicht.
Ansonsten gilt wie immer bei Diensten im Internet:

Wenn Du für einen Dienst nicht zahlst, bist Du nicht der Kunde, sondern die Ware.

In diesem Sinne möchte ich mal wieder auf den hervorragenden Webcomic von XKCD verweisen, der das Thema mal wieder voll auf den Punkt bringt:

…same procedure as every year

Ich wollte nichts drüber schreiben. Was soll man auch schon sagen angesichts des Horrors.

Es ist ja leider nicht so, dass derartiges nicht auch in Europa passieren würde (Oslo, Winnenden, Erfurt,..). Aber ich habe den Eindruck, dass es in den USA mindestens einmal pro Jahr einen Amoklauf geben würde. Und ziemlich sicher wird die NRA auch diesmal zu verhindern wissen, das irgendwie das Waffenproblem entschärft wird.

Was aber wirklich auffällig ist – egal ob in USA oder Europa – ist das vollkommen homogene Täterprofil:

  • männlich, jung
  • weiss, Mittelschicht, gebildet
  • stilles zurückgezogenes Wesen
  • Kaum soziale Kontakte

Vielleicht sollte man hier mal ansetzen.

Und natürlich endlich diese ganzen scheiss Waffen unschädlich machen.

Der Glaube an den Weihnachtsmann (und so…)

Herrlich!

Habe gerade den Artikel “Kleine Anmerkung zum Weihnachtsmann” im Blog Herzdamengeschichten gelesen. Eine wunderschöne Parabel. Vordergründig geht es um Kinder und den Weihnachtsmann – tatsächlich ist der Text ziemlich politisch. Toll. Der Kernsatz für mich ist dieser:

“… die Kinder sind kleine Denker, sie denken wie wir, mit den gleichen Mechanismen, ganz ähnlichen Schlussfolgerungen und verdammt ähnlichen Trugschlüssen. Sie sind keinesfalls dümmer als wir. Sie denken nur auf einer viel kleineren Informationsmenge herum.”

Toll!

Noch mehr Mobile-Mist

Ich hatte mich ja neulich schon mal darüber ausgelassen, dass mir die ganze Entwicklung mobiler Betriebssysteme nicht schmeckt. Unsere ach-so-tollen Hyper-Super-Duper-Hi-End-Smartphones schmiessen neuerding immer mehr Funktionen raus, die seit mindestens 10 Jahren (in Mobilfunkzeit: “schon immer”) Standard waren. Neueste Entdeckung:

Android kann offensichtlich nur noch normale HTTP(S) Links.

Ich hatte gerade mir JQuery Mobile versucht, mir ein kleines Telefonbuch zu basteln und musste feststellen, dass alle Links, die mit tel:// sms:// oder mailto: anfingen, nicht mehr unterstützt werden.

Wirklich grossartiges Krüppelzeug, Ihr Arschlöcher!

Kann Nokia mal bitte wieder vernünftige Handies bauen – ich sehne mich wirklich danach, diesen unausgegorenen Ami-Rotz (Apple, Google, Microsoft, RIM) wieder loszuwerden.

Webmontag Berlin #69: E-Learning

Der 69. Webmontag fand am 12.11.2012 wieder in den Räumen der Mobilsuite in der Pappelallee statt. Das Thema des Abends war E-Learning. Auch diesmal war der Anteil der neuen Besucher erstaunlich hoch; ebenso wie der Frauenanteil.

Los – lern!

Den ersten Vortrag mit dem Title “The future of textbooks” hielt Stefan Bayer von Sofatutor – einer Plattform, die im weiteren Sinne auf Nachhilfeunterricht mit Videos, Tests und Chats für Schüler anbietet.
Interessant fand ich unter anderem, dass sich die Angebote auf one-to-one Kommunikation konzentrieren, während sich der Lerncommunities oder Gamification Ansätze nicht bewährt hätten. Die Schüler kommen mit einer gezielten Nachfrage, wie “Ich will die nächste Matheklausur bestehen” und konzentrieren sich daher auf direkte Kommunikation mit dem Lehrer.

Interessant war auch, dass sich Sofatutor zwar auf den unregulierten “afternoon market” konzentriert, weil im “morning market” Freigaben von den Kultusministerien der Länder erforderlich sind, sich die Angebote aber trotzdem eng an die jeweiligen Lehrpläne anlehnen (müssen).

Für die weitere Zukunft ist laut Bayer geplant, das Angebot sukzessive auf den Hochschulbereich auszudehnen.

Spielend lernen

Den zweiten Vortrag hielt Christian Knop von Outermedia. Sein Vortrag handelte von den Herausforderungen bei der Erstellung von Lernspielen. Sowohl die zu vermittelnden Lerninhalte, als auch die Art der Präsentation müssen auf die jeweilige Ziegruppe und ihre Motivation zugeschnitten werden; es war von Charakterdesign und “Flow” die Rede.

Knops Credo lautet “Learning should be fun”. Da möchte ich zwar nicht widersprechen – ob aber Spiele dafür der richtige Ansatz sind, erscheint mir eher zweifelhaft. Ich selbst habe mich im zarten Alter von 12 Jahren durch extrem trockene Computer Fachliteratur durchgebissen – freiwillig und hartnäckig. Es hat mir deshalb Spass gemacht, weil sofort versucht habe, das Gelernte umzusetzen. Das Wichtigste war aber, dass ich interessiert war und den ganzen scheinbar trockenen Kram wirklich lernen wollte.

Im Gegensatz dazu habe ich viele Dinge, die ich lernen sollte, nie vollständig verstanden – weil es mir einfach vollkommen gleichgültig war. Eine spielerische Darbietung hätte da vermutlich auch nicht viel geholfen. Aber bei anderen Menschen mag das ja durchaus anders sein.

Exzellenz für Millionen

Den letzten Vortrag des Abends hielt Hannes Klöpper von iversity. Er stellte die Frage nach der Universität des 21. Jahrhunderts und erzählte viel über die Erfolge der offenen E-Learning Angebote der amerikanischen Ivy League Universitäten wie Stanford und dem MIT, die zu einer Demokratisierung hochwertiger Lehre führen könne. Das sei notwendig, weil sich anders die explosionsartig ansteigende Nachfrage nicht befriedigen liesse.

Im Nachgang zu dem Vortrag kam es zu einigen berechtigten, kritischen Nachfragen.

Wenn diese hochwertigen Kurse umsonst angeboten werden und von jedermann belegt werden können – was bedeutet das für die Zukunft kleinerer Universitäten, wie z.B. Ilmenau oder Kansas State?

Letzlich geht es hier ja um eine Rationalisierung der Hochschulausbildung. Ein sehr berechtigter Einwand war, dass sich so zwar prinzipiell die Qualität der Lehre steigern liesse, es aber wahrscheinlicher ist, dass diese Effizienzsteigerung eher dazu missbraucht würde, weitere massive Einsparungen an den Universitäten durchzuführen.

Einig war sich das Publikum, dass zu einem wissenschaftlichen Studium nicht nur die Aneignung von Faktenwissen, sondern auch der Diskurs mit möglichst guten geistigen Sparringspartnern gehört. Das könne mit diesen Angeboten nicht abgedeckt werden.

Alles in allem war auch dieser Webmontag wieder recht anregend.

Two Tribes – Studiosession 2012

Trevor Horn war mir “nur” als Produzent extrem knalliger Popsongs aus den 80ern bekannt (Art of Noise, Franke goes to Hollywood, Propaganda,…). Nach über 25 Jahren habe ich heute zwei Dinge gelernt:

  1. Der Mann ist ja tatsächlich richtiger Musiker und hat 1979 mit den Buggles (Video killed the radio star) selber auf der Bühne gestanden.
  2. Einige Songs, die man schnell als Plastikpop abtut, haben es musikalisch ganz schön in sich, wenn man mal genauer hinhört.

Der zweite Punkt wird deutlich, wenn man sich dieses wirklich schöne Video ansieht. Bei den Filmaufnahmen zu “The Producers” kam die Diskussion auf, ob der Basslauf von Frankie goes to Hollywoods Megahit “Two Tribes” damals live in einem Stück eingespielt wurde. Kurzerhand schnappte sich Trevor Horn zusammen mit Lol Créme, Stephen Lipson und Ash Soan die Instrumente und los ging es…

Happy Birthday Deutschland

Hurra, Deutschland feiert!

Ich gehe derweil mal kotzen. Nicht wegen der Wiedervereinigung – die finde ich trotz aller Schwierigkeiten immer noch gut. Was mich wütend, ohnmächtig und traurig macht, ist der Weg auf dem sich dieses Land befindet. Der innere Zustand. Was ich damit meine, mache ich mal an einem aktuellen Beispiel fest: Dem Ausgang der Verfassungsbeschwerde zur GEZ Pflicht.

Die Urteilsbegründung kann man nur noch als haarsträubend bezeichnen. Ich bin bei nahezu jeder einzelnen Aussage genau entgegengesetzter Meinung. Es fand scheinbar überhaupt keine Abwägung statt. Das Urteil klingt, als wäre es von den Hausjuristen der Landesmedienanstalten geschrieben worden. Mal abgesehen von dem unglaublichen Stuss, ein PC sei ein Rundfunkempfangsgerät, der schlicht und einfach technisch falsch ist finde ich interessant, dass das Gericht zwar durchaus anerkennt, dass der Klagende in seinen Grundrechten behindert wird – das aber letztlich egal sei.

WOW! Etwas zugespitzt sagt das Bundesverfassungsgericht: “Grundrechte? Scheiss drauf!”

Warum? Geht es hier um Fragen der nationalen Sicherheit? Steht der Fortbestand Deutschlands auf dem Spiel? Bei dem neulich verkündeten, ebenfalls durchaus nicht unumstrittenen Urteil zur Rechtmässigkeit des sogenannten Euro-Rettungsschirms kann man ja durchaus noch von Staatsräson ausgehen, weil die Folgen für die europäische Volkswirtschaft bei einem anderen Ausgang unabsehbar wären.

Nein, hier geht es nur um die blöde Glotze. Genauer gesagt geht es um ein System, das irgendwas zwischen 7 und 9 Mrd Euro pro Jahr einnimmt und dabei da Facto keiner echten Kontrolle oder Rechfertigung unterliegt. Das Urteil, so das BVerfG sei nötig, um “Die Flucht aus den Rundfunkgebühren” zu stoppen.

Ja guck mal – genau darum geht es eigentlich. Selbst über den eigenen Medienkonsum und den eigenen Geldbeutel bestimmen zu können. Und das darf ich offensichtlich nicht, obwohl es im GG steht. Wo kämen wir denn hin? Möglicherweise würde ich dann mit dem Geld auch noch etwas sinnvolles anfangen, oder mir gar eine echte eigene Meinung bilden. Ganz nebenbei wird so über den ökonomischen Hebel übrigens auch effektiv die Bildung einer echten, unabhängigen Medienberichterstattung behindert. Wie praktisch!

The big picture

Aber dieses Urteil – so ärgerlich es ist – ist letztlich nur ein Mosaiksteinchen in einem grossen, hässlichen Bild. Und dieses Bild ist, dass sich Organisationen ALLES herausnehmen können, jederzeit unbegrenzten Zugriff auf unser Geld haben und Bürgerrechte – falls überhaupt – nur noch auf dem Papier stehen, aber de facto nicht mehr durchsetzbar sind. Passend dazu sei auf die jüngsten Beschlüsse des Deutschen Juristentags im Bereich Strafrecht verwiesen. Anonymität? Ist strikt abzulehnen. Totalüberwachung der Kommunikationswege ist unabdingbar usw…

Starker Tobak!

Das entspricht wiederum nur konsequent die Haltung, die alle westlichen Staaten seit dem Zusammenbruch des Ostblocks in tausenden kleinen Entscheidungen, Gesetzen und im Handeln zeigen: Weg mit Bürgerrechten, Einrichtung totaler Überwachung jeder Bewegung, ständig erweiterte Sonderrechte für Militär und Sicherheitsapparate usw.

Ich erinnere mich noch, wie wir in der Schule beim Thema Drittes Reich gefragt haben, wie es passieren konnte, dass ein Staat in die Diktatur abkippt. Die Antwort war damals: Weil es weite Teile der Funktionselite (Justiz, Verwaltung,…) so wollte und es der Bevölkerung bis auf wenige egal war.

So, ich gehe jetzt mal Luft holen. Wer Zynismus in meinem Artikel findet, darf ihn übrigens gerne behalten und mit nach Hause nehmen.

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