Soeben habe ich etwas getan, was ich noch vor kurzer Zeit für absolut unmöglich gehalten habe: Ich habe bei einer Aktion der CDU mitgemacht – bei dieser hier:
CDU-Mitglieder gegen Einführung von Rundfunkgebühren auf neuartige Rundfunkempfangsgeräte.
Die ganze Diskussion über das Thema regt mich unglaublich auf, weil sie meines Erachtens nach völlig am Kern vorbei geht. Es ist nicht die Frage, ob ein Betrieb nochmal knapp €20,- abführt, sondern es geht darum, daß sich Institutionen in diesem Staat Dinge anmaßen, die ihnen nicht zustehen. Ich entscheide selbst, ob und welche Medien ich konsumiere. Dazu verweise ich mal eben auf Art. 2, Abs. 1 und Art. 5 Abs. 1 GG.
Es ist nicht das Volk verpflichtet, die öffentlich rechtlichen Medien zu alimentieren, sondern die öffentlich rechtlichen Medien sind dazu da, die Meinungsvielfalt in der Bundesrepublik zu gewährleisten. Es sei übrigens einmal darauf hingewiesen, daß ich als Bürger keine Einflussmöglichkeit auf das Programmangebot habe. Weder über Gremien, noch über den Geldbeutel. Ist das eigentlich mit demokratischen Grundsätzen vereinbar?
Privaten Medien kann ich einfach mein Geld vorenthalten, wenn mir das Angebot nicht passt. Bisher hatte man wenigstens die Wahl, ob man sich für Öffentlich rechtliche Medien interessiert, oder nicht, auch wenn die GEZ das häufig nicht so recht einsehen wollte. Ich hatte selbst 15 Jahre keinen Fernseher und war dennoch gut informiert. Gefehlt hat mir nichts – was übrigens ein Hinweis darauf sein könnte, daß das die ÖR Rundfunkanstalten ihrem Auftrag nach medialer Grundversorgung nicht oder zumindest ungenügend nachkommen.
Darüberhinaus bin ich der Meinung, daß sich die ÖR Rundfunkanstalten inhaltlich aus dem Internet herauszuhalten haben. Die Gebühren, die sie bekommen, haben sie für ihren Auftrag – die Grundversorgung in Rundfunk und Fernsehen – zu verwenden. Alles andere ist in meinen Augen Veruntreuung bzw. unerlaubte Zweckentfremdung von Geldern der Zuschauer – also auch meines.
Falls sie neue Medienangebote im Internet anbieten wollen: Fein – aber bitte unter denselben Bedingungen, wie alle anderen auch. Ich bekomme schließlich auch kein Geld, bloß weil jemand meine Website aufrüfen könnte.
Es gibt überhaupt keine Nachvollziehbare Grundlage für die Forderung nach gebührenfinanzierten Internetangeboten. Der öffentlich rechtliche Rundfunk wurde aus der Taufe gehoben, um möglichen Meinungsmonopolen entgegenzuwirken. Das war zur Zeit der Massenmedien und extremen Beschränkungen der Übertragungskapazität auch sinnvoll. Im Internet ist die Meinungsvielfalt gewährleistet.
Kleine Nachhilfe für Politiker: Internet ist kein Rundfunk!
Rundfunk sendet – Internetangebote werden abgerufen. Das ist kein unbedeutendes technisches Detail, sondern impliziert einen völlig anderen Umgang mit dem Medium. Der Zuschauer bestimmt selber, wann er welche Information wünscht. Und genau davor haben die Herrschaften Angst. Denn es könnte sich ja herausstellen, daß die Angebote der öffentlich rechtlichen ABSOLUT BELANGLOS sind.
Vielleicht ist es ja dem Einen oder der Anderen bereits aufgefallen, daß sich unsere Gesellschaft immer mehr teilt. Dazu gehört nicht einfach nur “oben” und “unten”, “arm” oder “reich”. Die gesamte Gesellschaft zerfällt in immer mehr Subgruppierungen. Es gibt immer weniger Werte und Normen, die als Grundkonsens akzeptiert werden. Die jüngsten Wahlen bestätigen diesen Trend. Einerseits scheint es in einigen Teilen Deutschlands schon wieder völlig normal zu sein, offen staatsfeindlich zu sein und auch so zu wählen. Andererseits erodiert die Basis der sogenannten “Volksparteien”. Ergebnisse um die 30% scheinen für SPD und CDU zur Normalität zu werden.
Deutschland ist ruhig, hier brennen nachts keine Autos wie in Paris, hier geht niemand auf die Strasse, bloß weil Politiker vor der Wahl bewußt gelogen haben, wie in Budapest. Davon gehen wir sowieso aus. Hier läuft der Umsturz langsam und gesittet ab. Der untere Rand der Gesellschaft wird immer breiter. Es hungern und frieren zwar noch nicht allzu viele Menschen, aber wenn man ohne mit der Wimper zu zucken hinnimmt, daß 1/3 der Gesellschaft aus Sicht der Wirtschaft wertlos sind und Staat und Parteien jetzt auch noch dazu übergehen, die Menschen selbst dafür verantwortlich zu machen und unter Druck zu setzen, darf man sich nicht wundern, wenn die sich irgendwann abwenden und den Staat ablehnen.
Die Reichen und die Konzerne haben sich schon lange aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung verabschiedet und die Mittelschicht wir immer dünner und muß alles bezahlen. Wenn jemand 3000 Euro Brutto verdient, verursacht er seinem Arbeitgeber ca. 3600 Euro Personalkosten. Ausgezahlt werden ihm ca. 1700 Euro. Berücksichtigt man die diversen Konsumsteuern, so verbleibt ab dem nächsten Jahr eine reale Kaufkraft von etwas über 1400 Euro. Entgegen landläufiger Meinung liegen die Abgaben auf Erwerbsarbeit somit nicht bei “ungefähr der Hälfte”, sondern bei über 60%!
Die Politik quer durch alle Parteien tut nicht nur nichts dagegen, sondern verschärt die Situation immer weiter. Das untere Drittel der Gesellschaft resigniert und wählt -wenn überhaupt noch- rechts. Das ist schlimm. Genauso schlimm, aber noch kaum beachtet ist die Abwanderung unserer Fachkräfte. Von meinem Semester geht 1/3 ins Ausland. Im letzte Jahr verließen immerhin knapp 150.000 Menschen Deutschland. Rechnet nicht damit, daß viele zurückkommen. Höre ich da “niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten”?
So sehr ich mich auch persönlich für meine Freunde freue, daß sie glücklich werden, so schlecht finde ich das für unser Land. Ich bin in der Bundesrepublik geboren und aufgewachsen. Ich fand – bei aller vorhandenen Kritik – diese Land gut und schön. Ich habe immer gerne hier gelebt und will nicht auswandern. Aber ich habe zunehmend das Gefühl, daß die Vorteile verschwinden und zwar zunehmend schneller.
Mir wird mein Heimat gestohlen!
Bin ich jetzt ein typischer Deutscher Schwarzseher? Bin ich ein Nörgler und Jammerlappen, bloß weil mir die Entwicklungen hier so langsam richtig Sorgen machen?
Marco fragt in seinem Weblog “Are you ready for mobile ads?” und bezieht sich auf diesen Artikel. Ich bin am zweifeln, ob die Frage aus Konsumentensicht relevant ist. Mich hatte damals in den 90ern auch niemand gefragt “Are you ready for web-ads?” oder in der 80ern “Are you ready for TV-ads?”. Die Werbung wurde einfach eingeführt und ist die Pest!
Andererseits müsste man sonst für jeden kleinen Kram bezahlen. Was man aber vermutlich nicht täte. Deshalb würde es viele durchaus sinnvolle Anwendungen nicht geben.
Daher ist für mich die Antwort klar: Werbung in mobilen Diensten wird Standard werden. Sie ermöglicht es erst, diese Dienste zu finanzieren. Viele schöne, sinnvolle Dienste und Anwendungen werden so möglich. Wenn es genügend viele Anwendungen mit Mehrwert für die Nutzer gibt, werden sich diese auch verstärkt dem Medium “mobile” zuwenden (siehe “Mobile – Einfach unseriös?“). Insofern lautet meine Antwort:
Ja, gebt mir Werbung in mobilen Diensten. Ich will Affiliate-Programme, ich will Google Ad-Sense und den ganzen Kram. Ich will es hier und jetzt und gleich!
Ich finde weniger die Frage interessant, ob es Werbung in mobilen Diensten geben wird, sondern eher welche Art von Werbung es sein wird und wo die Akzeptanzschwelle (oder besser Penetranzschwelle) liegt.
Ich hatte soeben einen kleinen Chat auf ICQ mit einem langjährigen Bekannten darüber, was wir beide denn gerade so tun. Als ich ihm das Thema meiner Diplomarbeit nannte, meinte er recht schnell, das das alles an ihm vorbeigeht. Zugegeben, das geht vielen so.
Schlimm daran finde ich, daß das Thema “mobile” für ihn generell negativ besetzt ist. Dabei ist er kein dröger Technikverweigerer, sondern selbst Entwickler. Er schreibt momentan ein ziemlich effizientes AJAX-Framework. Der Grund für seine Abneigung ist die Klingeltonbranche, insbesondere die Werbung, das Geschäftsgebaren einiger Firmen und die Produkte an sich. Er formulierte das (freundlicher als es gemeint war) so: “kostenintensive Spielerei ohne Nährwert”.
Die Erfahrung habe ich schon öfter gemacht. Als ich auf der Suche nach Autoren für einen handybasierten Kurzgeschichtenservice war, erntete ich ziemliche Skepsis. Ich wollte Autoren einfach eine zusätzliche, neue Publikationsplattform bieten. Die anvisierte Zielgruppe: Erwachsene mit Interesse am Lesen. Die angesprochenen Autoren waren jedoch alles andere als begeistert – sie hatten Angst um ihr Image, wenn ihre Geschichten auf dem Handy erscheinen. Einer sagte mir direkt ins Gesicht, daß er “diese ganze Abzocke mit den Handies” ohnehin am liebsten verbieten würde. Anmerkung: Der Mann hat Kinder mit Handies…
Das extrem negative Image der Klingeltonbranche färbt auf den ganzen (potentiellen) Markt ab und hemmt die Entwicklung. Weil das Image mies ist, und aus Angst, aus Versehen teure Abos zu bestellen, die man schwer wieder los wird, will niemand mobile Dienste nutzen. Aber auch die Netzbetreiber kommen bei der Beurteilung durch ihre Kunden nicht gut weg. Horst Evers brachte dies in einem Sketch auf den Punkt: Wer auf einer Party lästigen Smalltalk effektiv beenden will, solle einfach behaupten, er wäre “Telefontarifdesigner”. Das Gegenüber wird sich so schnell es geht abwenden und ein anderes Opfer suchen.
Weil die Abneigung gegen das Medium so stark ist, werden kaum sinnvolle und seriöse Dienste entwickelt. Ohne sinnvolle Serviceangebote wird sich die Meinung zu dem Medium kaum ändern. Wenn das Image so schlecht ist – wie können sich seriöse mobile Anwendungen durchsetzen?
Sie werden sich durchsetzen, aber langsam. Ein kurzer Blick zurück:
Vor fast 25 Jahren kaufte ich meinen ersten Computer. In den 80er Jahren besaß ich klassische Geräte wie den “ZX81”, den “ZX Spectrum” oder den “C64”. Für Viele aus meiner Generation eröffneten sich mit der neuen Technik neue Horizonte und wir schauen heute gerne mit verklärtem Blick auf “die goldene Zeit der Heimcomputer” zurück.
Ich kann mich jedoch auch noch sehr gut an die Vorurteile erinnern, die für lange, lange Zeit mit diesem Hobby verbunden waren. “Computer sind schlecht”. Sie degradieren Menschen zu Zahlen und dienen der Unterdrückung des Individuums. Sie steuern Atomraketen und andere High-Tech Waffen. Computer zerstören Arbeitplätze. Alles schlecht, alles “bäh”. Computer waren nichts für normale Menschen. Wer sich dennoch freiwillig mit diesen wiederwärtigen Kisten auseinandersetzte, konnte nicht ganz klar im Kopf sein. Programmieren war nur etwas für häßliche, dicke, unsportliche und verpickelte Jungs mit sozialer Dysfunktionalität und sexuellen Störungen.
Heute nutzen über 60 Prozent der Deutschen das Internet. Es kann also nicht alles so schlecht sein.
Der langsame Sinneswandel wurde durch immer neue, sinnvolle Anwendungen erzielt. Erst schreiben (Wordstar) und rechnen (Visicalc), hier und dort eine kleine Datenbank (dBase II), später einfacher Computersatz (Desk Top Publishing), Kommunikation per E-Mail und letzlich die ganze Spannbreite an Multimedia – Grafik, Musik, Video.
Der Schlüssel: Sinnvolle Anwendungen! Eine nach der anderen. Anwendungen mit Mehrwert für Erwachsene.
“Jaja Du Schlaumeier. Und was soll das sein?” höre ich schon. Gemach, wir arbeiten dran.
Mobile Spielzeuge boomen seit Jahren. Insbesondere das Handy hat mittlerweile (statistisch gesehen) jeder Deutsche in der Tasche. In weniger als 15 Jahren von der Markteinführung bis zur 100% Marktdurchdringung. Das ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte von der selbst Optimisten Anfang der 90er Jahre nicht zu träumen wagten. Die Industrie hat mit dem Kunden dennoch ihre liebe Not. Dinge und Dienste erleben entweder einen unglaublichen Boom oder funktionieren gar nicht.
Die Vorhersage scheint dabe enorm schwierig zu sein. Die unglaubliche Erfolgsgeschichte der SMS hat niemand vorausgesagt. Sie ist quasi “aus Versehen” passiert. Geplante Services wie MMS, WAP, UMTS oder Handyspiele nimmt der Kunde hingegen sehr zögerlich oder gar nicht an.
Woran kann das liegen?
Über 10 Jahre Tätigkeit im Onlinebereich haben auch bei mir einiges an Skepsis bei neuen Angeboten wachsen lassen. Dem liegen durchaus auch eigene Erfahrungen zugrunde.
Mein Ausflug in den Bereich der mobilen Spiele brachte nicht den erhofften Markterfolg. Obwohl ich den führenden europäischen Dienstleister für Mobile Content an meiner Seite hatte, war es nicht möglich, die für das Erreichen des Break-Even notwendige Anzahl von 10.000 Downloads zu erzielen. Es blieb bei enttäuschenden 3.500 Downloads in ganz Europa.
Nun kann dieser einzelne Mißerfolg natürlich mannigfache Ursachen haben: Ein uninteressantes Spiel, ungenügende Handwareunterstützung, keine ausreichende Werbung oder 1000 andere Ursachen. Bei der Lektüre von Fachpublikationen wie z.B. Gamasutra wurde jedoch schnell deutlich, daß sich die komplette Branche verrechnet hatte. Zwar stiegen die Anzahl der verkauften Handyspiele, aber nicht so stark wie erhofft. Die Produktionskosten stiegen wesentlich schneller.
Zudem bevorzugte der Kunde andere Produkte, als es die Branche vorausgesagt hatte. Große Namen von Konsolen- und PC-Spielen auf Handies zu bringen scheint weniger erfolgsversprechend. Gut verkaufte Produkte waren einfache Knobel- und Geschicklichkeitsspiele. Diese Fehleinschätzung hat nach meiner Meinung die selben Ursache, wie der Misserfolg von WAP und ich prophezeie für Mobile-TV ebenfalls einen Flop.
Die Wünche des Kunden nicht zu kennen ist dabei weniger schlimm – er kennt sie ja zunächst selber nicht. Als ich Anfang der 80er Jahre sehr viel Zeit mit Heimcomputern verbracht habe, erntete ich dafür nur Kopfschütteln. “Soviel Zeit mit diesen blöden Kisten zu verbingen – das ist doch sinnlos”. Dasselbe passierte, als ich mir 1993 ein Mobiltelefon zulegte (“Blödes Yuppie-Getue”), mit dem Computer Online ging und eine zentrale Wissensdatenbank für Stadt- und Regionalplaner vorschlug (“Wozu soll das denn gut sein?”). Heutzutage nutzt fast jeder Computer, Internet und Mobiltelefon.
Der Grund für den Mißerfolg vieler mobiler Angebote liegt nicht darin, die Wünsche des Kunden nicht zu kennen, sondern vielmehr darin, die Natur des Mediums nicht vollständig zu verstehen. Die o.g. Misserfolge beruhen alle auf derselben Fehleinschätzung, daß erfolgreiche Angebote einfach auf das Handy übertragbar sind. Dabei wird völlig übersehen, daß mobile Medien völlig anders genutzt werden, als stationäre.
Nicht nur das Medium selbst unterscheidet sich durch Größe von Bildschirm und Tastatur, sondern vor allem auch Ort, Zeit und Zweck der Nutzung. Diese zuletzt genannten Parameter scheinen den entscheidenden Grund für Erfolg oder Mißerfolg mobiler Angebote darzustellen.
Diese Aspekte mobilen Lebens werde ich in folgenden Artikeln näher beleuchten.
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