tiny little gizmos

Nine Inch Coffin Nails

Strike!!!
Nein, ich meine nicht “Streik”, obwohl die Vorkommnisse bei der Bahn die nächsten Tage für mich spannend werden lassen. Morgen früh werde ich mich jedenfalls wieder zum Bahnhof begeben.

Die Gruppe Nine Inch Nails haben bekanntgegeben, künftig auf Plattenfirmen zu verzichten und frei zu arbeiten. Ein weiterer Nagel für den Sarg, in dem die Plattenindustrie bald liegen wird, wie TechCrunch meint.

Gizmodo schreibt weiterhin dazu:

“If two of the biggest acts in the industry can see the digital writing on the wall and totally embrace it – that the old way of doing business is broken – why can’t the labels? What Radiohead and NIN are showing is that the business model “of the future” feared by entrenched interests isn’t arriving some time in the horizon. It’s touching down now.”

Sach ich doch…

Übrigens ein guter Grund, gleich mal auf der Website von NIN vorbeizuschauen. ;-)

Gedanken zur Gefahrenabwehr

Als aufrechter patriotischer Staatsbürger und Steuerzahler mache auch ich mir Sorgen um die innere und äußere Sicherheit meines Staates, da diese ja offensichtlich kurz vor dem Kollaps zu stehen scheint. Bei den vielen Vorschlägen, die in letzter Zeit auf uns einfache Bürger hereinprasselten, verliert man schnell die Übersicht. Daher möchte ich im folgenden einmal versuchen, eine der vorgeschlagenen Maßnahmen bis zuende zu denken – zumindest weiter, als es in den etablierten Medien passiert.

Das dynamische Duo aus Innen- und Verteidigungsminister hat sich in den letzten Monaten sehr verdient darum gemacht, jegliche Grenzen staatlichen Handelns unbekümmert zu negieren. Wenn ich das richtig verstanden habe, darf der Staat nach ihrer Meinung absolut alles um sich gegen Angriffe böser bärtiger Andersdenkender zu verteidigen. So gesehen ist es nur konsequent, wenn Herr Jung extremst hartnäckig darauf besteht, den Abschuss entführter Passagiermaschinen über Deutschland anweisen zu dürfen.

Das klingt logisch und mehr als gerechtfertigt. Was bedeutet dies nun in letzter Konsequenz?

Im Ernstfall würde das bedeuten, daß er ca. 150 unschuldig Opfer einer Gewalttat (nämlich die Entführten) zum Tode verurteilt, und das Urteil sofort vollstrecken läßt. Dazu kommen ggf. weitere Opfer an den Stellen, an denen die Flugzeugtrümmer einschlagen (Deutschland ist extrem dicht besiedelt!) und Sachschaden in Höhe von mehreren zig Millionen Euro. Das alles weil die theoretische Möglichkeit besteht, daß das Flugzeug in ein Gebäude gelenkt werden könnte.
Wenn diese Abwehrmaßnahme nun endlich erlaubt wird, freut sich der gemeine islamistische Terrorist, weil es ihm die Arbeit ungemein erleichtert. Einfach mal eben einen Jumbo kapern (Vielleicht meit einem Teppichmesser?) und böse tun. Den Rest erledig dann die Luftwaffe für ihn.

Sehr smart, Herr Jung!

Denken wir das Szenario nun zuende. Da der Verteidigungsminster also de facto zu einem Gehilfen des internationalen Terrorismus geworden ist, könnte ja nun auch gleich eine weitere geplante Anti-Terror Maßnahme greifen: Die gezielte Tötung gefährlicher Terroristen durch Sondereinsatzkräfte. Da dieses ja aber auch schon im Vorfeld der eigentlichen Tat möglich sein sollte, um Gefahren von der Bundesrepublik Deutschland abzuwehren, wäre diese Maßnahme also ggf. bereits jetzt gerechtfertigt.

Falls ich also demnächst lesen sollte, daß GSG9- oder KSK-Einheiten den Bundestag stürmen und zum finalen Rettungsschuss auf Innen- und Verteidigungsminister ansetzen, weiß ich, daß das kein Grund zur Beunruhigung ist, sondern damit Freiheit und Demokratie gesichert werden.

Oder habe ich irgendwas falsch verstanden?

Wer Zynismus in diesem Artikel findet, darf ihn behalten und auf den Kaminsims stellen.

The times – they’re changing…

Die Tonträgerindustrie – bis vor einigen Jahren die Torwächter, die sich fett (mache sagen ‘parasitär’) zwischen Künstlern und Publikum eingerichtet hatten und abkassierten, stehen nun selber vor dem Nichts. Die eigenen Kunden als potentielle Diebe zu beschimpfen und juristisch zu bedrohen war noch nie eine besonders clevere Idee. Nun hat die RIAA nach 26.000 Klageandrohungen in den USA das Problem, daß es tatsächlich zu einer Verhandlung gegen einen angeblichen “Raubkopierer” kommt – und die Chancen gar nicht so gut stehen. Zum einen wegen einer alles andere als wasserdichten Beweislage, zum anderen, weil es sich um ein Schwurgericht handelt und das Vorgehen des Industrieverbandes während der letzten Jahre der Musikindustrie auch das letzte Quentchen Sympathie in der normalen Bevölkerung gekostet hat.

Das eigentliche Problem liegt aber tiefer, ist strukturell und nicht mehr umkehrbar. Die Kontrolle über den Musikmarkt per physikalischer Tonträger und traditioneller Medien, wie Musikzeitschriften und Radio/TV ist nicht mehr aufrecht zu erhalten. Die Plattenfirmen, wie es sie in den letzten Jahrzehnten gab, sind schlichtweg überflüssig – und so langsam begreifen sie das auch selber. Das hat übrigens nichts mit Kommunismus, Hippies oder sonstwie linkem Gedankengut zu tun, sondern ist beinharter Kapitalismus: Andere Vertriebs- und Kommunikationswege lassen Grenzkosten sinken und machen Zwischenhändler und Vermittler überflüssig – na und?

Zigtausend Tonträger herzustellen und zu vertreiben ist nicht trivial und verursacht Kosten. Sich die Musik in Datenform aus dem Internet zu ziehen ist hingegen (fast) kostenlos. Der Zwischenhändler wird überflüssig. Was bedeutet das für den Musikmarkt? Werden die Musiker jetzt alle verhungern? Geht die Kultur des Abendlandes zugrunde?

Mitnichten!
Immer mehr Musiker merken, daß ihnen ein Plattenvertrag kaum noch Vorteile verschafft, sondern im Gegenteil die Kontrolle über das eigene Produkt entzieht. Finanziell ist das nur noch für wenige Megastars sinnvoll. Der normale Musiker fährt mittlerweile besser, wenn er seine Musik per Internet verschenkt, direktes Feedback von seinem Publikum bekommt und an Auftritten und Merchandising und Premiumprodukten verdient. Selbst bekannte Künstler, wie Prince, Nine Inch Nails oder Radiahead beginnen damit, ihre Musik zum freien Download bereitzustellen. Wer sich ein wenig für die zugrundeliegenden ökonomischen Mechanismen interessiert, dem sei die Lektüre von Chris Andersons Theorie “TheLongTail” empfohlen.

Ich komme nicht umhin, die Entwicklung eher als Befreiung zu empfinden.

Lesetipps:
Spiegel: Raubkopierer-Klagen kosten Plattenfirmen Millionen
TechCrunch: The Inevitable March of Recorded Music Towards Free
The motley fool: RIAA’s Day in Court Nearly Over
Chris Anderson: TheLongTail
Wikipedia:&nbspThe long tail

Neues zum geplanten Abbau des Rechtsstaates

Es gibt offensichlich auch in wichtigen Positionen noch verantwortungsvolle Menschen in diesem Land, die mit beiden Beinen auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehen und sich nicht von Terrorhysterikern blenden lassen.

Gerichtsverwertbarkeit
Interessante Ansichten zur geplanten Onlinedurchsuchung von Computern äußern Markus Hansen vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein und Andreas Pfitzmann von der TU Dresden, wie heise online in dem Artikel “Skeptische Stimmen zur Online-Durchsuchung” meldet. Insbesondere die Frage nach der Gerichtsverwertbarkeit der ermittelten Daten spielt eine Rolle. Es können nicht gewährleistet werden, daß die ermittelten Daten authentisch und nicht manipuliert sind, “Denn eine Online-Durchsuchung widerspricht allen Anforderungen, die aus technisch fundierten Gründen an einen sachverständigen Gutachter im Rahmen einer forensischen Analyse gestellt werden,” so Hansen und Pfitzmann.

Schutz der Privatsphäre
In Artikel 13 des Grundgesetzes ist die Unverletzlichkeit der Wohnung definiert. Der Begriff “Wohnung” darf jedoch nicht wörtlich genommen werden, sondern darunter sind alle Lebensbereiche zu verstehen, die vom öffentlichen Raum abgetrennt und der Privatsphäre zuzurechnen sind. Johannes Rux äußert in einem Aufsatz für die Juristenzeitung die Meinung, “dass der Mensch seine Persönlichkeit auch in virtuellen Räumen entfalten kann” und hält daher die Übertragung des Anspruchs auf Unverletzlichkeit der Wohnung auf den Computer für angemessen, wie man in dem zusammenfassenden Artikel “Online-Durchsuchung: Ist die Festplatte eine Wohnung?” nachlesen kann.

Angemessenheit extremer Grundrechtseingriffe
Sehr interessante Fragen wirft auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Peter Schaar in einem Interview mit Mario Sixtus auf. Eine der wichtigsten ist die, weshalb ausgerechnet in einer der friedlichsten Perioden der deutschen Geschichte die Grundrechte systematisch geschleift werden mit Hinblick auf eine abstrakte Terrorgefahr, die ja zu jedem beliebigen Zeitpunkt besteht. Er meint wörtlich: “Der Rechtsstaat ist nicht in Gefahr durch den internationalen Terrorismus, er kann sich allenfalls selbst in Gefahr bringen.”
Ebenfalls bedenkenswert ist der Hinweis, daß keiner der bisherigen Terroranschläge durch die geplanten Maßnahmen hätte verhindert werden können. Hier ist das Interview in voller Länge:

Zeitung ist tot – wirklich!

Ich habe mir gerade mein eigenes Medienverhalten bewußt gemacht.

1. Am Wochenende hatte ich zu Werbezwecken eine kostenlose Ausgabe einer Berliner Tageszeitung im Briefkasten. Heute habe ich sie weggeworfen, ohne auch nur ein einziges Mal hineingeguckt zu haben. Noch schlimmer: ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, welche Zeitung es war und habe eben nachgeguckt – es war die Berliner Morgenpost

2. Genauso weggeworfen habe ich eine Fernsehzeitschrift, die noch 1 1/2 Wochen gültig ist. Ich gucke sowieso nicht rein, sondern checke eher online, ob irgendwas kommt, was mich interessieren könnte. Warum ich sie überhaupt gekauft habe? Wegen der DVD. “Grasgeflüster” ist ein klasse Film und für 3,50 konnte ich nicht nein sagen. Wie die Zeitschrift hieß? Keine Ahnung, irgendeine blaue mit ‘ner Blondine vorne drauf, aber so sehen ja seit Jahren alle aus. Moment…

trab zum Papiermüll

Es war die TV-Movie.

3. Da ich schon mal nachgeguckt habe – noch mehr Papiermüll: SFT. Ein unsägliches Hochglanzmagazin, voller Produktwerbung, die (mäßig erfolgreich) als journalistische Artikel getarnt sind. Kaufgrund war auch hier eine Film-DVD: Dark Star.

Conclusio: Ich lese zwar unheimlich viel – aber mittlerweile zu 80% online.

Bitte kein Papier mehr – laßt die Bäume leben!

web 2.0 browserbased video mashup dingsbums Teil

Video scheint ja überhaupt DAS Hype-Thema im Valley zu sein, wenn ich die letzten Wochen TechCrunch so Revue passieren lasse. Gefühlte 1000 Start-ups in dem Bereich. Mogulus sieht zum Beispiel ganz lustig aus. Hat jedenfalls ca. 1mio mal mehr Potential als das lahme justin.tv

Mal sehen, was sich so durchsetzen wird. Ich bin ja beim Thema Video etwas skeptisch, weil trotz aller bezahlbaren Technik die Produktion noch immer recht aufwändig ist: Storyboard, Licht, Ton, Schnitt, Formatwirrwar usw.

Wer sich trotzdem mal versuchen möchte, kann das z.B. bei dem Handyfilm Wettbewerb “21MB Moabit” tun. Extrem löblich finde ich den Ansatz, das ganze mit Workshops zu kombinieren, die zeigen, wie man Videoproduktion mit Open Source Software hinbekommt. Für alle Nicht-Berliner: Moabit ist ein ziemlich armer Stadtteil, in dem sich vermutlich fast niemand legale, kommerzielle Videoschnittsoftware a la Premiere oder FinalCut leisten kann.

Politische Kampfbegriffe (1) – Raubkopierer

Unter politischen Kampfbegriffen verstehe ich Formulierungen, die Stimmung für oder gegen etwas machen sollen und die bei näherer Betrachtung schlicht falsch sind. Um die Diskussion ein wenig zu versachlichen, sollte man sich wenigstens darüber im Klaren sein, wenn man einen solchen Kampfbegriff nutzt oder mit ihm konfrontiert wird. Mein heutiger Kandidat:

Der Raubkopierer

Angeblich sind wir ja fast alle Raubkopierer, wie uns beim Gang ins Kino oder beim Einlegen einer DVD erzählt wird. Tatsächlich habe ich zwar bereits viele Leute kennengelernt, denen man hin und wieder Urheberrechtsverstöße nachsagen könnte, aber einen Raubkopierer habe ich noch nie gesehen.
Wie kann das sein?

Der Begriff “Raub” ist im §249 des Strafgesetzbuches definiert. Demzufolge handelt es sich beim Raub um eine Kombination von zwei Handlungen: Es muß unter Androhung oder Ausübung von Gewalt eine fremde bewegliche Sache weggenommen werden.

Die Androhung oder Ausübung von Gewalt spielt bei diesem Delikt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals eine Rolle – von einem hahnebüchenen Plot wie in dem Film Operation Swordfish mal abgesehen. Der Begriff “Raub” kommt also nicht in Frage. Wie wäre es denn mit “Diebkopierer“?

Auch hier hilft ein Blick in das Strafgesetzbuch. Der Diebstahl ist in §242 StGB definiert. Hier heißt es:

“Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.”

Die Frage, ob es sich bei Software, Musik oder Filmen um “bewegliche Sachen” handelt, bejahen wir hier der Einfachheit halber mal. Die Absicht, sich oder Dritten etwas rechtswidrig zuzueigenen dürfte gegeben sein. Jedoch wird beim Kopieren niemand etwas weggenommen, da das Original ja unverändert erhalten bleibt. Somit entfällt auch der Begriff Diebstahl.

Was verbleibt, ist eine unerlaubte Vervielfältigung, somit also ein Urheberrechtsverstoß. Allerdings klingt “Urheberrechtsverletzer” natürlich weniger dramatisch und bedrohlich als “Raubkopierer”.

Fersehen – Adieu…

Der hochgeschätzte Mario Sixtus schreibt in seinem Blog in dem Artikel “Multiple Bewegungen an der Bewegtbildfront” eine Einschätzung zum Thema Fernsehen, der ich nur aus vollem Herzen zustimmen kann. Bereits die Einleitung läßt mein Herz höher schlagen: Er schreibt von einem Medienforum, auf dem sich die alten Männer wieder gegenseitig auf die Schulter klopfen und bestätigen, wie wichtig und wie gut und wie zukunftsfähig das Fernsehen doch ist.

Wer häufig moderne Medien nutzt, weiß natürlich, daß das kompletter Blödsinn ist. Moderne Medienkonsumenten fühlen sich vom Fernsehen (egal ob privat oder öffentlich-rechtlich) nur noch eingeengt und verarscht als Kunde nicht ernst genommen. Unabhängig von der Qualität einzelner Beiträge wirkt das ganze Medium mit seinen starren Programmshemata, einer Einteilung in Sendekanäle, die keinerlei logischen thematische oder zeitliche Ordnung bringen doch nur noch verstaubt und veraltet. Es wird demnächst ebenso auf dem Schrottplatz der Technikgeschichte verrotten, wie Dampfmaschinen.

Fernsehen ist was für alte Leute. Das Medium ist auf dem absteigenden Ast – es ist einfach vorbei.

Das Gefühl hatte ich zwar schon lange, aber mittlerweile ist das ist nicht mehr nur graue Theorie. Fakten schaffen Klarheit. Junge Leute schauen zwar noch TV, nehmen das Medium aber nicht mehr ernst, wie an einer Grafik in dem Artikel deutlich wird. Je jünger die Befragten waren, desto wichtiger waren Computer und Mobiletelefon – und andersrum. Erst bei einem Durchschnittsalter von über 40 wird das Fernsehen als wichtiges Medium genannt.

Frage (rhetorisch): Sind Internetfähige Computer “neuartige Rundfunkempfangsgeräte”?
Antwort: HAHAHAHA…

Wie produziert man Terroristen?

Holla, das hätte ich gar nicht mehr zu hoffen gewagt. Ein kritischer Artikel bei Spiegel Online reflektiert noch einmal den G8-Gipfel: “Big Brother im Tiefflug“. Interessant findere ich insbesondere die abschließende Forderung nach einer “… Datei von Beamten und Politikern, die eine politische Protestbewegung – über deren Forderungen man trefflich streiten kann – in die Terrorecke drängen wollen.

Dem kann ich mich nur anschließen. Die ständige Rechtsbeugung und Übertretung von Vorschriften und Gesetzen durch Staatsbedienstete muss endlich zu spürbaren Sanktionen führen. Ansonsten ist der Rechtsstaat das Papier nicht wert, auf dem seine mehr als 6000 Gesetze und Vorschriften stehen.

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