Vorhin las ich folgendes Anrisstext:
“Wer Gesetze ignoriert, wird Anarchist genannt. Was aber sind Politiker, die immer wieder von Karlsruhe gestoppt werden müssen, weil sie Bürgerrechte schleifen wollen?“
Es folgt ein längerer Text aus dem ich noch zwei kurze Sätze vom Ende zitieren möchte:
“Es geht um Missachtung der Grundrechte, um Ignoranz, um die Angst des Staates vor seinen Bürgern.“
Und dann noch dieser abschließende Satz:
“Tatsächlich sind in Berlin offensichtlich an entscheidenden Stellen Anarchisten am Werk, für die Regeln nicht gelten und die nach dem alten Spontispruch handeln: Legal, illegal, scheißegal.“
Nun die Preisfrage: Aus welchem linken Kampfblatt stammen diese Zitate?
Antwort: Der Artikel “Übergriff als Methode” stammt aus “Die Zeit” – nix Kampfblatt. Offensichtlich wird die Gefahr, die von unseren Problempoliterkern ausgeht nun auch endlich in der gesellschaftlichen Mitte wahrgenommen. So weit, so schön.
Nächste Frage: Und was jetzt?
Ich habe in der Financial Times eine interessante Kolumne von Wolfgang Münchau gelesen: Es kommt dicke
Zunächst geht er davon aus, daß die Finanzkrise noch sehr viel länger und härter wird, als das gegenwärtig viele glauben. Seine Beobachtung, daß die Krisen des internationalen Finanzmarktes immer heftiger werden und in immer kürzeren Abständen kommen ist sicherlich zutreffend. Spannend ist, was man daraus ableitet. Münchau geht davon aus, daß es am Ende zu einem erheblichen Machtverlust der Banken und zu einer sehr viel stärkeren Regulierung der Finanzmärkte kommen wird.
Offensichtlich war das ökonomische Leitbild der weltweit freien Finanzmärkte doch nicht so positiv, wie es uns immer verkauft wurde. Ungebremst hin- und herschwappende Flüssigkeiten können Tanklaster zum Umkippen und Schiffe zum Kentern bringen. Ungebremst hin- und herschwappende globale Finanzströme lassen früher oder später (eher früher) die Weltwirtschaft kentern. Das ist keine neue Erkenntnis, sondern die Grundlage der alten und mittlerweile sehr aktuellen Forderung nach der Tobin-Steuer.
Auch kann sich die Börsenentwicklung doch nicht dauerhaft von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten abkoppeln, obwohl Finanzgurus immer von neuen Höchstständen der Indizes fantasierten. Die Frage von Münchau ist berechtigt:
“Wie kann es sein, dass ein Aktienindex jährliche Wachstumsraten von über zehn Prozent aufweisen soll, wenn es die Volkswirtschaft nur in den wenigsten Jahren schafft, um nominal fünf Prozent zu wachsen?“
Die Regierungen täten gut daran nicht die fallenden Investmentbanken zu stützen, sondern die Realwirtschaft. Der kleinen Mann und richtige Betriebe, die richtige Wertschöpfung betrieben. Nur so kommen wir mit einem blauen Auge aus der Krise.
Interssant finde ich auch diese Sätze von Tomasz Konicz in dem Telepolis Artikel “Am Abgrund mit der Dollarflut : Der Kapitalismus muss Gewinne jenseits der warenproduzierenden Sphäre realisieren”
Die ganze Bandbreite neoliberaler Politik – wie Lohndumping, Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, Steuerentlastungen für Unternehmen, Privatisierungen oder eben die Deregulierung der Finanzmärkte – sei ein Krisenreflex kapitalistischer Eliten, die sich fundamentalen, systembedrohenden Veränderungen gegenüber sehen, deren Ursachen nicht erfasst hätten. Der Kapitalismus befindet sich also nicht in der Krise, weil ein Paar Spekulanten sich verzockt haben, sondern umgekehrt, die Spekulation ist Ausdruck einer fundamentalen, tiefer liegenden Krise der kapitalistischen Wirtschaftsweise.
Auch wenn ich dem dahinterstehenden Gedanken, daß wir uns in der Endphase des Kapitalismus befinden viel abgewinnen kann, glaube ich dennoch nicht, daß jetzt bereits der große Systemzusammenbruch bevorsteht. selbst wenn das kapitalistische System gegenwärtig nur noch durch ständig beschleunigte exogene (in andere Länder) und endogene (in alle Lebensbereiche) Expansion überleben kann – wir sind mental einfach noch nicht bereit für die Phase danach. Niemand hat eine realistische Idee, was nach dem Kapitalismus sein könnte.
Ich glaube, daß sich die USA schlicht und ergreifend überhoben haben und gerade den letzten Rest ihrer Vormachtstellung einbüßen. Das finde ich umso erstaunlicher, weil sie in ihre eigene Falle getappt sind. Anfang der 80er Jahre war der Plan der rechtskonservativen, die Sowjetunion durch das Wettrüsten in den ökonomischen Kollaps zu treiben. Das hat bekanntermaßen geklappt. Danach gab es eigentlich keinen Grund mehr für die Exorbitanten Rüstungsausgaben – auch wenn man seine Streitkräfte nicht so verrotten lassen sollte, wie es Deutschland gerade tut. Aber ausgerechnet ein paar fanatisierte Bombenleger lassen dieses Land komplett ausflippen? Inwieweit sollen 178 Flugzeuge für unglaubliche $345 Mio. (pro Stück!!!) gegen islamischen Terror helfen? Zwischen 40% und 50% der weltweiten Militärausgaben entfallen auf die USA. Das ganze bei ständg sinkender realer Wertschöpfung und zügellosem privatem Konsum.
Igendwann ist einfach mal Zahltag.
“Was ist eigentlich in den USA los?” fragen sich viele Menschen, die besorgt die wirtschaftliche Entwicklung dort verfolgen.
Von der derzeitigen extremen Dollarschwäche kann man eigentlich nur überrascht sein, wenn man in den letzten Jahren nicht auf die Entwicklung der Fundamentaldaten der amerikanischen Wirtschaft geschaut hat. Sowohl die privaten, als auch die öffentlichen Haushalte hatten sich seit den frühen 70er Jahren in einem Umfang verschuldet, daß Experten schon vor Jahren gesagt hatten, eine Tilgung dieser Schulden wäre nicht einmal mehr theoretisch möglich. Auf gut Deutsch: Das Land ist eigentlich Bankrott.
Des Kaisers neue Kleider
Aufgrund des Gewichts, das die US-Wirtschaft noch immer in der Welt hat, mochte das nur einfach niemand zugeben, weil dadurch eine weltweite Wirtschaftskrise ausgelöst werden könnte. Also tat man erstmal so, als wäre nichts. Lautes Pfeifen im Walde. “Oh schaut – die prächtigen neuen Kleider des Kaisers…”
Mit einer kompetenten, weitblickenden Regierung hätte für die USA an dieser Stelle die Möglichkeit zu einer weichen Landung bestanden. Nach 9/11 den Binnenmarkt mit Liquidität zu fluten um eine Panik zu verhindern war ja durchaus keine Dumme Idee. Nur ist aber auch klar, daß man irgendwann die zusätzlichen Ausgaben auch wieder einsparen muss oder die Einnahmen entsprechend erhöhen.
Genau das Gegenteil war der Fall. Ein Ausgabenrekord jagt den anderen und mittlerweile gehen angeblich 48% der Staatsausgaben in den Komplex Militär und Homeland Security. Gleichzeitig verrottet die Infrastruktur des Landes, weil dafür kein Geld mehr zur Verfügung steht. Das Bildungssystem ist marode, genauso wie Verkehrswege, Energieversorgung und das Gesundheitssystem. Das Land ist in eine gefährliche soziale Schieflage geraten.
Der Blick in die Kristallkugel
Ich wage mal eine Prognose für die nähere Zukunft – vielleicht so 10-15 Jahre weit. Die gegenwärtige Situation:
- Die USA sind hoffnungslos überschuldet
- In den USA findet immer weniger materielle Wertschöpfung statt, aber man leistet sich einen unglaublichen Verbrauch.
- Die Energieeffizienz ist extrem niedrig. Europa schafft dieselbe Wirtschaftsleitung mit der Hälfte der Ressourcen – und wir sind schon verschwenderisch!
- Die USA leisten sich einen unnötigen Krieg (gegen den Terror, gegen Afghanistan, gegen Irak, gegen den Islam), der so niemals gewonnen werden kann.
- Es ist nicht die Spur Einsicht bei der politischen und wirtschaftlichen Führung zu erkennen, daß alles aus dem Ruder läuft. Das Vertrauen in die Führungsfähigkeit der USA ist daher international auf einem Tiefpunkt.
- Die Gläubiger sind nicht mehr länger bereit, diesen Kurs mitzutragen.
Solange das so bleibt, hat der Dollar keine Chance und er wird weiter im freien Fall bleiben. Nunmehr stehen die USA aber vor einem Dilemma, das noch größer ist: Der Dollar verliert der Charakter der internationalen Leitwährung. Genau dasselbe ist dem Pfund Sterling nach dem erstem Weltkrieg passiert und der Grund war derselbe: Staatsbankrott.
Der bisherige Ausweg, durch ständige Abwertung die Schulden teilweise auf die eigenen Gläubiger abzuwälzen wird den USA dadurch verwehrt werden. irgendwann ist Zahltag. Und ich glaube, daß dieser nicht mehr weit weg ist.
Für die USA wird das sehr bitter werden. Insbesondere psychologisch. Sie werden ihre Führungsrolle verlieren, es wird erhebliche soziale Not im eigenen Land geben und auch die militärische Stärke wird zurückgehen, weil der Apparat nicht mehr unterhalten werden kann. Das ist die Entwicklung, die auch andere Reiche vorher bereits durchgemacht haben: von Rom über Frankreich, Grossbrittanien und die Sowjetunion.
Und der Rest der Welt?
Es wird zunächst sicherlich eine kräftige Delle in der Weltwirtschaft geben. Dann wird sich die Einsicht durchsetzen, daß ein verstärkter Handel unter den verbliebenen Wirtschaftsregionen Europa, BRIC, Indien, China, Russland und Asien den Ausfall der USA locker kompensieren kann. Insbesondere dann, wenn die nächste industrielle Revolution Fahrt aufnimmt: Effizienz und Re-Lokalisierung. Die Rolle des Dollars als Leitwährung wird vorübergehend vom Euro übernommen, aber langfristig werden die Chinesische, indische und die bereits angedachte arabische Einheitwährung wichtiger.
Spiegel Online: Terrorabwehr: Britischer Geheimdienst will Pendler überwachen.
Was denn noch alles? Muss eigentlich jeder erdenkliche Alptraum in Rekordzeit durchgedrückt werden? Wer ist denn hier eigentlich der Terrorist?
Eben auf Heise gelesen: “T-Mobile nimmt Nokia-Handys aus dem Programm“.
Der Grund dafür ist, daß Nokia eine Downloadplattform für Bezahlcontent – also Klingeltöne, Karten usw. – anbieten wird. Das passt der Telekom aber nicht. Die möchten lieber alles alleine verkaufen. Mein Gott – was für Trottel: Apple beim iPhone am Trafficumsatz beteiligen (m.E. der Sündenfall), aber Nokia als Wettbewerber zu behindern.
Lustiger Kommentar von TendenzNull:
“Ich begrüße diesen Schritt ausdrücklich!
Vernünftige Angebote/Tarife hatte T-Mobile noch nie, –
nun haben sie noch nicht mal mehr vernünftige Handys.
Respekt vor dieser konsequenten Marktstrategie!“
Kunden – lasst Euch nicht verarschen. Akzeptiert kein Cross- und Upselling. Keine Zwangsbündelung. Lasst Ihr Euch von dem Hersteller eurer Computer oder Eurem DSL-Anbieter vorschreiben, bei welchem Onlineshop Ihr einkauft oder welche Bank Ihr nutzt? Eben!
Die beste Kombination ist alles konsequent zu trennen: Handy ohne Vertrag und Branding kaufen, den Mobilfunkvertrag separat aussuchen (am besten ohne Laufzeit) und die digitalen Dienstleitungen dort, wo Ihr Lust habt..
Wenn das genug Leute machen, lernen die Marketingfuzzis vielleicht irgendwann mal, die Kundenwünsche zu respektieren.
Bin gerade über einen interessanten Beitrag von Klaus Schweinsberg gestolpert. Er fagt:
“Sind Top-Manager asozial?“. Sein Fazit lautet übrigens:
“Wer unter seinen Bekannten keine sogenannten normalen Menschen mehr findet, sondern nur noch unter Vorständen verkehrt, führt kein Sozialleben, sondern ist – im strengen Wortsinne – eigentlich asozial.“
Bemerkenswert wenn solch ein Statement immerhin vom Herausgeber des Unternehmermagazins impulse kommt.
Ein Problem nicht nur in Deutschland, sondern in allen westlichen Ländern – ist der Zerfall des gesellschaftlichen Grundkonsens. Die Zersplitterung in immer mehr unterschiedliche Interessenlager mit sehr ausgprägten eigenen Wertvorstellungen könnte man positiv mit Pluralismus beschreiben. Wenn es aber keinen Grundkonsens mehr gibt, auf den sich alle relevanten Teile der Gesellschaft einigen können, steht damit alles auf dem Spiel.
Das Problem besteht dabei in der zunehmenden Abschottung gegenüber “den Anderen”. Es ist immer über die Parallelgesellschaft von Türken in Deutschland die Rede, die nicht integrationswillig seien. Sicherlich ist das ein Problem, aber das trifft genauso auf deutsche Parallelgesellschaften zu. Zum Beispiel in Gegenden, in dem Rechtsradikalismus Mainstream ist. Einen leicht surrealistischen Touch haben auch die Anhäufungen junger, kreativer, hipper Medienarbeiter in Prenzlauer Berg/ Friedrichshain/ Mitte, oder eben die Führungsclique in der Wirtschaft.
Es ist ja gerade ein Buch von dieser jungen Dame erschienen (verd… hätte ich gleich notieren sollen), die dieser selbsernannten “Elite” nachgepürt ist und auf solche unglaublichen Sachen, wie Marketingunterricht im Privatkindergarten (!) stieß. Sie hat in einem Interview ihr Buch so auf den Punkt gebracht:
Elite wird durch systematisches Ausblenden der normalen Gesellschaft erschaffen.
Es gab einmal eine Zeit, in der etliche Manager bei Daimler-Benz (so hießen die damals) ihre Karriere in der Produktion angefangen hatten. Die wussten wenigstens noch, um welches Produkt es sich handelt. Als dann die MBA’s kamen und die Produktentwicklung vom Marketing gemacht wurde, begann es bei Mercedes drunter und drüber zu gehen.
Kurz nach dem Abi hatte ich auch so eine hochnäsige Phase, in der ich alles besser wusste. Dann habe ich 6 Monate in einer Fabrik geschuftet, während ich auf meinen Studienplatz gewartet habe. Das hat mich damals ganz schnell auf den Boden zurückgeholt.
Ich denke, daß der weitere Verfall unserer Gesellschaft nur aufzuhalten ist, indem die Durchmischung gefördert wird. Bessere Förderung der benachteiligten Schichten, aber auch die Erdung hochfliegender Möchtegern-Eliten durch mindestens halbjährige Pflichtpraktika in unpopulären Berufen. Ein Manager, der sich noch daran erinnern kann, wie es ist in der Altenpflege oder der Produktion zu schuften wird sich wohl eher nicht arrogant als “Leistungsträger” bezeichnen. Leistungsträger sind nämlich alle, die hart arbeiten. Egal ob Manager, Krankenschwester oder LKW-Fahrer.
Gestern schrieb Andreas Göldi auf seinem Blog “Beobachtungen zur Medienkonvergenz” einen interessanten Artikel zur Bedeutung von Amazon: “Warum Amazon.com wichtiger ist als Google, eBay, Facebook und und iTunes“.
Amazon war schon immer recht innovativ – eben viel mehr als nur ein Online-Buchhändler. Bereits damals als ich bei I-D Media arbeitete, war Amazon unser Vorbild in Personalisierung, Profilsuche und Matchmaking und nicht etwa Google. Daran hat sich m.E. seit 2001 nicht wirklich etwas geändert. Insbesondere die Probleme, performantes und skalierbares Collaboratives Filtern durchzuführen sind mir noch gut in Erinnerung.
Kaum jemand weiß soviel über die Vorlieben der eigenen Kunden, wie Amazon. Daher sind sie sehr erfolgreich im cross- und upselling, ohne den Kunden damit auf die Nerven zu gehen. Zudem versteht es Amazon, gesammelte Erfahrungen erfolgreich auf andere Geschäftsbereiche zu übertragen:
- Als die Logistik mit Büchern gut funktionierte, erweiterten sie ihr Angebot auf andere Warengruppen.
- Das Wissen über die Vorlieben der Kunden wird für einen leisen, aber vermutlich sehr erfolgreichen Einstieg in den Vertrieb mit digitalen Gütern genutzt (mp3, eBooks).
- Die Erfahrungen im Betrieb mit Rechenzentren werden als eigene Produkte (S3, EC2) vermarktet. Offenbar recht erfolgreich, wie man neulich gemerkt hat, als die Dienste mal ausfielen. Warum seine Erfahrungen im Rechenzentrumsbetrieb nicht vermarktet ist mir immer schleierhaft geblieben.
Diese Story klingt natürlich nicht so sexy, wie die von Facebook, aber mir erscheint sie langfristig erfolgversprechender – nachhaltiger.
Heute: Spiegel Online. Mich hat die folgende Überschrift in meinem RSS-Reader irritiert:
“Venezuela warnt Nestlé & Co vor Enteignung”
Das ist natürlich Unsinn, weil Nestlé niemanden enteignen kann. Der korrekte Satz steht dann auch im Leadtext: “Kurzerhand droht er [Präsident Chàvez] Nestlé & Co deshalb mit Enteignung.”
Junge, Junge. Einfach noch mal eben Korrekturlesen, bevor man im CMS auf “publish” klickt muß doch drin sein. Von der im Durchschnitt leider ziemlich dürftigen inhaltlichen Qualität des Spiegels will ich hier mal gar nicht erst anfangen. Bin gespannt, ob der Rauswurf Weggang von Aust eine Wende zu mehr Relevanz und sauberem Journalismus bewirkt.
Wie ich bereits in einem früheren Artikel dargelegt habe, kann es m.E. so etwas wie “geistiges Eigentum” nicht geben. In den Kommentaren zum Artikel “Bayern will Chefermittler zum internationalen Schutz geistigen Eigentums” bei Heise online fand ich einen interessanten Eintrag. In diesem wurde die Ansicht vertreten, daß die unzähligen Vorstöße, das Regimes zur Durchsetzung “geistiger Eigentumsrechte” auf internationaler Ebene eigentlich nur Rückzugsgefechte sind – ein Eingeständnis der eigenen Schwäche. Die Argumentation in dem Beitrag:
Unsere Industrie ist nicht in der Lage, ihren Produktivitätsvorteil gegen Wettbewerber, die unter primitivsten Umständen produzieren, auszuspielen. Die Erfindungshöhe von Patenten ist zu gering, um ein sofortiges Kopieren unter den genannten Umständen zu verhindern.
Die Vorstöße kommen ja – wie der ganze Begriff “geistiges Eigentum” (intellectual property) – vor allem aus den USA. Einem Land also, dessen Industrie kaum noch konkurrenzfähige Hardware exportieren kann. Wie lange werden aufstrebende Nationen, wie China und Indien diesen Druck entgegen ihren eigenen Interessen noch tolerieren? Warum tun sie es jetzt, obwohl es schon nennenswerten Widerstand gibt?
Vielleicht um es sich nicht mit den USA zu verscherzen? Möglicherweise um den Dollar zu stützen, damit man selber weiter exportieren kann? Der Dollar hat ja kaum noch eigene Substanz. Die USA werden immer mehr von anderen Volkswirtschaften ausgehalten. Vielleicht um irgendwann die USA wirtschaftlich unter Druck setzen zu können?
Und was ist mit uns? Deutschland? Europa? werden wir dem amerikanischen Weg folgen? Eigentlich entspricht das nicht unseren eigenen Interessen. Wir sollten uns dem Wettbewerb stellen und uns auf unsere Stärken besinnen. Die Aufklärung in Europa konnte nur durch den Austausch von Wissen an Fahrt gewinnen. Wer diesen behindert, verspielt die eigene Zukunft.
Über den Bundestrojaner war in den letzten 12 Monaten viel zu lesen. Eine gute Übersicht über das Thema haben Constanze Kurz, Andreas Bogk und Felix von Leitner Ende letzten Jahres auf dem Chaos Communication Congress (24c3) gegeben. Interessanterweise ging es dabei weniger um die technischen Fragen (Kenntnisse darüber wurden bei dem Publikum eines “Hackerkongresses” vorausgesetzt), sondern mehr um das Gesetzgebungsverfahren. Es gab interessante Einblicke in das Gerangel hinter den Kulissen und die Durchsetzungsstrategien.
Ich war leider nicht selber auf dem Kongress. Irgendwie verpasse ich den jedes Jahr, obwohl er genau bei mir um die Ecke stattfindet. Aber es gibt Videoaufzeichnungen. Das Video zur Veranstaltung konnte ich mir gestern auf der Zugfahrt endlich in voller Länge anzusehen.
Es ist recht lang (eine Stunde und zehn Minuten) und groß (304MB), aber sehr erhallend und dabei auch unterhaltsam vorgetragen. Infos zur Session und Downloadlinks für das Video gibt es hier:
“Der Bundestrojaner – Die Wahrheit haben wir auch nicht, aber gute Mythen”
Und für diejenigen, die Videos nicht per torrent (hier ist P2P Videodownload völlig legal!) ziehen,sondern direkt herunterladen möchten können das “Chaosradio Podcast Network” nutzen
« Previous Page — Next Page »