tiny little gizmos

Was ist das Internet?

Wenn man die Vertreter des öffentlich rechtlichen Rundfunks fragt, dann ist das Internet “neuartiger Rundfunk”.
Das ist ganz offensicht kompletter Schwachsinn.

Wenn man die Vertreter der Presse fragt, ist das Internet “elektronische Presse”.
Auch das ist ebenfalls Blödsinn.

Auch wenn ich die Veröffentlichungen einger gewerblicher Medienanbieter, wie z.B. dem Heise Verlag, Spiegel, Süddeutsche, Financial Times u.a. nutze, macht das das Internet nicht zur Zeitung.

Ich nutze Skype – also ist das Internet ein Telefon?

Ich schreibe E-Mails. Also ist das Internet die Post?

Ich habe auch schon mal iTunes genutzt und (legale) MP3s runtergeladen – also ist das Internet eine Stereoanlage?

Ich habe schon mal bei Amazon Bücher gekauft – also ist das Internet ein Buchladen.

Ich habe schon mal eine Reise über das Internet gebucht – macht das das Internet zu einem Reisebüro?

…oder zu einer Bank, wenn ich meine Konten online verwalte?

Also – was ist das Internet?

Clay Shirky sagt in seinem Interview beim elektrischen Reporter, daß das Internet das erste echte Medium ist.

Its a general purpose mediating layer, between any two people or machines, or any group of people and machines for any data in any pattern

Weil es so universell ist, ist es insbesondere für die junge Genaration zum zentralen Medium geworden. Ich versuche es mal mit eigenen Worten:

Das Internet ist zu einem gesellschaftlichen Raum geworden. Zum einem kybernetischen System aus Kommunikation, Steuerung und Rückkopplung

Betriebsblindheit

Aus naheliegenden Gründen verfolge ich einige der einschlägigen Blogs der Internetszene “von drüben”. Ehrlich gesagt ist das in den letzten Monaten unglaublich langweilig und öde geworden. Ich habe diesen ganzen Rummel um Microsoft/Yahoo! nicht verstanden. Diese beiden Firmen passen an keiner einzigen Stelle zusammen. Okay, eins haben sie doch gemeinsam: beide haben bereits jetzt einen unüberschaubaren Flickenteppich von Produkten, die nicht richtig zusammenpassen und von denen nur ein kleiner Teil Gewinn abwirft.

Bekanntlich gehen mehr als 2/3 aller Firmenübernahmen schief und diese hier war ganz besonders prädestiniert – ein Top-Kandidat zum Millionenversenken. Alleine schon mal wegen den extrem unterschiedlichen Firmenphilosophien. Ich hätte als gewinnsüchtiger Großaktionär nicht “MERGE!” geschrieen, sondern “FOCUS!”

Eine andere Sache, die mir Überdruss bereitet, ist dieser unglaubliche Hype um Facebook. Ein “social network” – wow, wie un-glaub-lich originell! Sowas gibt es ja auch erst seit geschätzten 25 Jahren. Klar, sie machen ihren Job gut und das schlägt sich auch in hohen Nutzerzahlen nieder. Sie haben es drauf, durch das AAL-Prinzip cool rüberzukommen. Aber von der “world dominance” wie Google sind sie noch Lichtjahre entfernt. Fragt mal nicht die Kids in USA, sondern die durchschnittlichen Nutzer in Deutschland nach Facebook. Ausnahmslos jeder kennt und nutzt Google – Facebook ist außerhalb der Internetszene im Prinzip unbekannt.

Das im Hinterkopf finde ich solche Artikel wie “Facebook Will Be the Mainstream Everything” eigentlich nur noch albern. Ob nun Facebook als erstes dieses oder jenes Feature hatte – wen zum Geier interessiert das? Und wenn sie das ganze Internet assimilieren, sie bekommen doch nicht alle User.

Und warum nicht?

Weil nichts – absolut nichts – von dem ganzen Kram auch nur ansatzweise originell oder einzigartig ist. Es gibt für alles mindestens 100 andere Anbieter und das wird auch so bleiben. Das gilt übrigens so ungefähr für alle Startups, von denen ich seit 2000 Notiz nehme. Es geht immer nur drum, etwas cooler, etwas fokussierter, etwas bequemer zu sein, als die anderen; Denselben Scheiss gleich nochmal neu zu verhökern. Die Zutaten sind immer dieselben, es wird nur ständig alles neu umgerührt. Dieses “Anbieter X hatte Feature Y vor Anbieter Z”-Spielchen ist einfach nur peinlich – gerade wenn man sich in der Szene etwas auskennt.

Facebook Status Updates were around April 2006, before Twitter. So status updates and feeds were already mainstream before FF and Twitter came to existence.

Diese Aussage hat wahrlich Niveau – bloß was für eins. Das Valley ist cool, weil da ein ganzer Haufen großer Jungs zusammensitzt und alle immer das nächste tolle Spielzeug haben wollen. Aber diese über-Fokussierung bringt es mit sich, daß die Internet-Szene dort sich vom normalen Internet-Nutzer ungefähr so weit entfernt hat, wie die Wall-Street von jemandem, der ein €1.000,- Dispo braucht.

Multimediadienst im Kurztest: Television

Es ist zwar schon seit einigen Tagen auf Spreeblick zu lesen, aber ich komme erst jetzt dazu das mal kurz zu kommentieren:

Im Test: TV. Kurzer Hype oder Dienst mit Mehrwert?

Ganz witzig, sich mal folgende Frage zu stellen: “Was wäre, wenn die alten Medien die neuen wären und andersrum?”
Dieser neue Blickwinkel hilft vielleicht, die möglich Zukunft der alten Medien im geänderten Umfeld besser zu verstehen. Der “Test” des “neuen Mediendienstes” TV ergibt zusammengafasst folgendes Bild:

Positiv

  • Kein Account und kein Passwort nötig
  • Keine Zustimmung zu AGB nötig
  • Sehr einfache, weil extrem reduzierte Bedienung
  • Viele Zusatzdienstleistungen, die aber oftmals umständlich sind (“Programmzeitschrift” vom Kiosk) oder Zusatzhardware benötigen (“Videorecorder”)
  • Inhalte technisch auf durchgängig hohem Niveau (inhaltlich eher nicht. S.u.)

Negativ

  • Uneinheitliches Geschäftsmodell
  • Fremdbestimmte Inhalte
  • Fremdbestimmte Zeitpunkte
  • Inhalte sind oft extrem alt und von fragwürdiger Qualität
  • Keine Funktionen zum Kommentieren und Bewerten
  • Einfachste journalistische Standards, wie das Nennen von Quellen werden meist nicht eingehalten.

Das Fazit von Spreeblick:

Für Surfer, die sich mit der Eigenverantwortung bei der Zusammenstellung des Abendprogramms überfordert fühlen und die hohen Einstiegskosten nicht scheuen, könnte das Prinzip des Sich-von-anderen-vorschreiben-lassen-was-man-sehen-muss durchaus einen gewissen Reiz haben.

Am Massenmarkt geht diese Entwicklung jedoch komplett vorbei und wird vermutlich ein ähnliches Schicksal erleiden wie der Pauschaltourismus oder das Im-Stau-stehen.

Mehr Stolz wagen!

Warum tut Gesine Schwan sich das eigentlich (nochmal) an? Sie wird hier eindeutig aus taktischen Gründen zum Kaper gemacht, ihre Kandidatur hat so gut wie keine Chance. Falls sie wider erwarten doch eine halbwegs realistische Chance hätte, kann man so gut wie sicher sein, daß ihr die SPD in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung dann in den Rücken fallen würde.

Vorsicht vor unrasierten Grinsebären!

Gehen McKinsey die Aufträge aus?

In der letzten Woche sind drei McKinsey Studien veröffentlicht worden, die Besorgnis erregen:

  1. Rechenzentren müssen den Stromverbrauch senken
  2. Deutschlands Mittelschicht verschwindet
  3. Autoindustrie ist nicht mehr Jobmotor Nummer eins

Interessant daran ist, daß jede einzelne dieser Erkenntnisse unzweifelhaft stimmt – und informierten Menschen seit Jahren bekannt ist. Interessant ist auch, was McKinsey aus diesen Beobachtungen für Erkenntnisse zieht.

Zu 1.) Die Rechenzentren sollten ihre Ressourcen besser nutzen. Ach was? Warum wurden denn bereits seit Jahren Systeme wie Blade-Server und Grid-Architekturen entwickelt? An typische Problematiken wie Ausfallsicherheit durch gezielte Redundanz und abfangen von Peaks ist in der Studie keine Rede. Dementsprechend bissig sind die Kommentare auf Heise Online ausgefallen

Zu 2.) Das spürt ja nun seit Jahren jeder selber. Wenn seit fast 20 Jahren der jährlich Lohnzuwachs unterhalb der Inflation bleibt, werden die Leute nunmal ärmer. Wenn “die da oben” im Gegenzug jeden noch so kleinen Wertzuwachs zu 100% in die eigene Tasche stecken, bleibt für die, die Werte erarbeiten nichts übrig. Wenn sich Reiche Leute zunehmend aus der sozialen Verantwortung drücken und von Jahr zu Jahr unverschämtere Forderungen an den Staat stellen, aber nicht mehr bereit sind, dafür auch Steuern zu zahlen, gefährdet das nunmal den Staatshaushalt. Zwar haben sie recht, wenn sie schreiben, daß in Deutschland zu wenig in Zukunftsbereiche investiert wird, aber die Ursache für den Rückgang der Mittelschicht ist nun mal die zunehmende Verteilungsschieflage. Das Denken, das McKinsey selber verbreitet hat ist eine der wichtigsten Ursachen für das Verschwinden der Mittelschicht.

Zu 3.) Die Autoindustrie ist schon seit den 90er Jahren nicht mehr Deutschlands wichtigste Industriebranche. Nach mehreren Rationalisierungsrunden schon mal gar nicht mehr. Noch viel schlimmer ist allerdings die Zukunftsaussicht. Falls sich nicht ganz schnell ein neues Denken in der Branche durchsetzt (bezahlbar, ressourcenschonend), prophezeie ich für das Jahr 2015 mindesten 30-40% weniger Umsatz. Der Trend geht langsam aber stetig weg vom Auto.

Ja, es ist wahr: Diese drei Studien sind besorgniserregend – insbesondere für die Mitarbeiter von McKinsey. Mir ist schleierhaft, wie man sich hinstellen kann und seinen Kunden deutlich macht, daß man

  • deutlich spürbare Trends erst nach Jahren bemerkt,
  • nicht begriffen hat, was die Ursachen dafür sind,
  • daher zwangsläufig untaugliche Rezepte für die Lösung anbietet

Ich stelle mir einen Stand auf dem Wochenmarkt vor, wo jemand lauthals drei Wochen altes Gemüse anbietet, dafür aber den 5 fachen Preis haben will.

Würdet Ihr da einkaufen?

Was saufen, Fernsehen und Wikipedia gemeinsam haben…

Ich bin soeben durch zwei verschiedene Personen und Kanäle (Mario Sixtus auf seinem Blog und Nicole Simon per Twitter) auf diese hervorragende Rede, die Clay Shirky am 23. April 2008 auf der Web 2.0 Expo hielt, aufmerksam geworden. Es fängt mit einer harmlosen Frage an:

Woher nehmen die Leute eigentlich die ganze Zeit für die Pflege von Wikipedia, die Programmierung von Open Source Software usw.?

Danach folgt ein Gleichnis: Die einsetzende Industrialisierung im 19. Jahrhundert war für die ländlich geprägten Gesellschaften zunächst ein Schock, der als Bedrohung empfunden wurde. Ein großer Teil der Menschen konnte mit den Veränderungen nichts anfangen und betäubte sich mit Alkohol. Suff als Realitätsflucht.

In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die westlichen Gesellschaften mit einem neuen Phänomen konfrontiert, mit dem viele ebenfalls nichts anfangen konnten: Freizeit. Für dieses bedrohliche Phänomen wurde das Fernsehen als Lösung gefunden. Es entstand eine völlig aufgeblasene Medienindustrie. Die Veränderungen des frühen 21. Jahrhunderts gab den Konsumenten nun erschwingliche Werkzeuge in die Hand und viele stellten fest:

“Hey – das kann ich ja auch!”.

Und so wird ein immer größerer Teil des Zeitbudgets für Medien von den alten “nur-Konsum” Medien abgezogen. Es erfolgt ein Paradigmenwechsel im Umgang mit Medien.

Anstatt ausschließlichem Konsum ist zunehmend die Dreifaltigkeit von Konsum, (selber) Produzieren und teilen / tauschen maßgeblich.

Die Rede kann man als Transcript auf herecomeseverybody.org lesen oder sich gleich hier ansehen und -hören.

DAS sollten sich Herr Naumann und Frau Merkel mal reinziehen, anstatt auf das permanente und penetrante Gejammer und Geheule der Medienindustrie zu hören und sich “aufgeschlossen” für deren dummdreiste und immer unverschämtere Forderungen zur Gängelung und Bevormundung der Gesellschaft zu zeigen.

Tempelhof weg – na toll…

Was für ein “großer Tag” für Berlin. Ein Flughafen, der bereits gebaut, erstklassig angebunden, mit Betriebsgenehmigung ausgestattet ist, keinerlei Baukosten erfordert und perfekt geeignet für Geschäfts und kleine Citylinien wird aufgegeben, ohne daß es dafür Ersatz gibt, oder geben wird. Der neue BBI wird nämlich keine Kapazität frei haben. Offiziell wird immer nur in “Millionen Passagieren” gerechnet, aber keiner redet von Slots. Im Moment hat Berlin 6 Start- und Landebahnen. Jeweils 2 in Tegel, Tempelhof und Schönefeld. Nach der Inbetriebnahme von BBI werden es nur noch 2 sein. Definitiv zuwenig.

Die Zusammenlegung der beiden Passagierflughäfen Tegel und Schönefeld für große Linien- und Charterflugzeuge ist m.E. sehr sinnvoll, aber es fehlt eben ein Flughafen für “kleine” Flugzeuge. Offensichtlich begreifen große Teile der berliner Bevölkerung nicht, wie wichtig das für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Stadt ist.

Ich glaube Berlin ist die einzige Stadt, die es fertigbringt für etliche Milliarden Euro ihre Infrastruktur deutlich zu verschlechtern.

Meine Prognose

Demnächst wird also eine große innerstädtische Freifläche, die der Aufheizung im Sommer entgegenwirkt und für die Frischluftzufuhr im benachbarten Kreuzberg wichtig ist, zubetoniert. So wie ich die berliner Planerszene kenne, wird das nach folgendem Muster laufen:

Es wird zunächst einen großzügigen Entwurf geben, mit viel Grün und so weiter. Zur Durchführung wird eine städtische Entwicklungsgesellschaft gegründet, die nach 12 Monaten Pleite geht, aber weiterarbeiten wird, weil man ja schon mal angefangen hat und der Senat hinter dem Projekt steht. Das erfordert zunächst eine Finanzspritze der öffentlichen Hand in Höhe von X Millionen Euro. Leider wird man dann die Planungen überarbeiten müssen, damit das Projekt kostendeckend durchgeführt werden kann. Es werden die ursprünglich versprochenen sozialen Einrichtungen gestrichen werden, die bauliche Dichte um 20% erhöht und die Grünflächen um 40% reduziert werden. Zudem werden die hochwertigen Grundstücke für hochwertige Eigentumswohnungen reserviert werden, um “die unterdurchschnittliche Eigentumsquote in Kreuzberg/Tempelhof auf ein normales Maß zu heben“.

Zum Ausgleich bleiben die riesigen Ausgaben für den Erhalt des Flughafengebäudes dann an der Allgemeinheit hängen

Offensichtlich wollen die Menschen in dieser Stadt das so.

Privatsphäre – ein Lehrstück

Ich habe es leider nicht selber gehört, aber DIE Aktion ist einfach nur Klasse: Ein Radio Interview des Vorsitzenden des Bundestags-Innenausschusses, Sebastian Edathy, zum neuen BKA-Gesetz war kurz, knapp und auf den Punkt. Ein journalistisches Highlight:

Schon in der Einleitung fragte der Moderator, ob Herr Edathy sich morgens nackt oder in Unterwäsche die Zähne putzt. Daraufhin fagte der “Was soll der Scheiss?” und legt auf.

Ob Herr Edathy irgendwas dabei gelernt hat?

Gefunden bei Netzpolitik: “Was soll der Scheiss?
Das Interview gibt es bei RadioEins: Neues BKA-Gesetz sorgt für Streit
…oder im Podcast von “Der schöne Morgen“:

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