Kaum hatte ich den letzten Artikel über Schirrmacher fertig, bin ich über diesen tollen Abastz bei life.hackr gestolpert:
“… und während es mit der beschreibung “alte säcke die nichts raffen und die nicht raffen, dass sie es nicht raffen” auch recht zutreffend beschrieben wäre, ist mir witzigerweise auch das erste mal in gewisser klarheit bewusst geworden, warum es die, die es nicht raffen, nicht raffen.“
Näheres ist dem folgenden Artikel zu lesen: “beckmann, jauch, schirrmacher“.
Nachtrag
Hier ist noch ein guter Artikel : “Wir tun es, weil wir es wollen: warum Schirrmacher irrt“.
So, und jetzt ist auch mal gut zu dem Thema. So wichtig sind diese Leute dann ja schließlich auch nicht.
Neulich gab es ja einige Aufmerksamkeit um das Buch von FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher: Payback. Ich wollte ja eigentlich nichts dazu schreiben, aber aber irgendwie kann ich nicht anders.
Gut – man kann sich ja durchaus von der Rasanz der Entwicklungen, die das Internet prägen überfordert fühlen. Insbesondere dann, wenn man nicht die Zeit hat, sich regelmäßig mit dem Medium zu beschäftigen. Ich habe also volles Verständnis dafür, wenn 50-Jährige Malocher oder 88-jährige Omis mit dem ganzen Computerzeugs nicht klar kommen.
Andererseits – wenn man sich seit 15 Jahren mit dem Thema Internet beschäftigt, stellt man fest, daß sich die Geschwindigkeit der Entwicklungen zwar zügig ist, aber viele Sachen doch überraschend viel Zeit brauchen. Zum Beispiel beginnt sich die mobile Internetnutzung erst seit letztem Jahr so richtig durchzusetzen. Die ersten Gehversuche in diese Richtung habe ich bereits damals 2000/2001 bei einem Bankprojekt in der Schweiz gemacht – und da war ich bei weitem nicht mehr der erste. Alles was momentan als “heisses Zeug” gehandelt wird – soziale Netzwerke, mobiles Internet, Ortsbezogene Dienste – ist nicht neu. Ideen und Prototypen und erste Anwendungen dazu gibt es seit mindesten 10 Jahren. Neu ist nur die Aufmerksamkeit und Verfügbarkeit für die breite Masse. Vernünftige Theorien (‘Die Aufmerksamkeitsökonomie‘) und Abhandlungen (‘Das Cluetrain Manifest‘) über die Auswirkungen der Veränderungen sind ebenfalls seit über 10 Jahren bekannt.
Insofern habe ich eher kein Verständnis dafür, wenn Leute, die sich mutmaßlich selbst zur geistigen Elite zählen, diese Entwicklungen nicht intensiv mitgestaltet oder wenigstens mitverfolgt haben. Obwohl (oder weil?) sie kein ausreichendes Verständnis für die Materie aufbringen, stellen sie sich schmollend in die Ecke, wittern überall nur Gefahr und wollen großkotzig die Regeln neu bestimmen. Soweit nichts Neues – das kennen wir ja seit Jahren vom Deutschen Führungspersonal. So werden seit Jahren ausschließlich komplett hahnebüchene oder gar gefährliche Gesetze verabschiedet, um das Internet “in den Griff zu bekommen”.
Sich aber hinzustellen und laut in die Welt posaunen, daß man im Kopf einfach nicht mehr mitkommt, hat nochmals eine andere Qualität. Wenn ein einfacher Arbeiter in einer Fabrik mit den Veränderungen in seiner Arbeitswelt nicht mehr mitkommt, wird er eben rausgeschmissen und landet ein Jahr später in der Harz-4-Hölle. Der allgemeine Konsens ist, daß der eben selbst schuld ist – hätte sich halt mehr anstrengen müssen.
Wenn der FAZ-Herausgeber sich von den Neuerungen in seinem Arbeitsbereich geistig überfordert fühlt schreibt er ein Buch und erwartet vermutlich Zustimmung und Beifall. Was für ein übersteigertes Ego muss man dazu eigentlich haben?
Das hat bei mir eigentlich nur noch pawlowsches Kofschütteln hervorgerufen. Ich schreibe auch nur deshalb darüber, weil ich gerade ein gutes Interview zu dem Thema gelesen habe: “Schirrmacher ist Zaungast“. Interessant finde ich, daß der Artikel bei der Süddeutschen erschienen ist, die ja auch heftig mit dem Internet fremdelt und daß der interviewte Psychologe Peter Kruse altersmäßig auch bei weitem nicht mehr zu den “Digital Natives” zu rechnen ist.
Bekanntermassen schwimmen den etablierten Medienunternehmen momentan überall Ihre Felle davon. Man hört ziemlich viel dummes Gerede, wie z.B. “Google klaut einfach unseren Content”, die nur deutlich machen, daß die Manager auch nach 15 Jahren öffentlich zugänglichem Internet immer noch nicht die veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die zugrundeliegenden Wirkungsmechanismen verstanden haben. Jetzt treiben einige wieder die Sau “Paid Content” durch das Dorf, mit der Begründung, daß man für eine (Papier)Zeitung ja schließlich auch zahlt. Oh Mann…
Die Ankündigungen von Springer (“Bild” auf dem iPhone nur noch gegen Geld) und Rupert Murdoch (Google aussperren und User bezahlen lassen) werden im Netz verständlicherweise mit Hohn und Spott überschüttet. Man kann das alles natürlich auch anders sehen. Lore Sjoberg beschreibt in einem (dezent zynischen) Artikel auf Wired (“Clever Murdoch Turns News Into Hip Underground Club“) Murdochs Vorstoss als einen Versuch, die Nachfrage und Zahlungsbereitschaft durch vermeintliche Exklusivität anregen zu wollen. Nett – aber natürlich ist das in den allermeisten Fällen Quatsch.
Ich habe neulich von dem Standpunkt gelesen (Quelle vergessen – sorry!), daß es die angebliche “Kostenlos (un-)Kultur” im Internet eigentlich gar nicht gibt. Irgendjemand zahlt immer – die Frage ist nur, wer und wieviel. Im Wesentlichen gibt es drei Möglichkeiten:
1.) Der Konsument zahlt. In der offline Welt ist das der Normalfall. Ausser bei Zeitungen, wo der Konsument höchstens die Druckkosten übernimmt und der Rest durch Anzeigen finanziert wird. In der Online Welt ist dieses Modell aber extrem selten erfolgreich.
2.) Der Produzent zahlt. Das kann der kleine Blogger sein, der aus Spass an der Freude schreibt, oder es kann eine Fachpublikation sein, die veröffentlicht um Bekanntheit zu generieren, damit das eigene Kerngeschäfts besser läuft.
3.) Ein Dritter zahlt. Das klassische Werbemodell. Der Produzent erzeugt Aufmerksamkeit, die er dann stückweise weiterverkauft. Einnahmemöglichkeiten sind Sponsoring, Werbeeinnahmen und Provisionen (Affiliateprogramme).
Jetzt muss man quasi ‘nur noch’ das für sein Geschäft passende Modell aussuchen und einfach gut sein – dann kann doch gar nicht mehr allzuviel schief laufen, oder? ;-)
Google ist keine Suchmaschine – Google ist viel, viel mehr.
Google hat extrem hochgesteckte Ziele, die einen frösteln lassen (Das Weltwissen im Zugriff).
Google hat verstanden, was der Begriff “Informationsgesellschaft” wirklich bedeutet und welche Macht in den Daten steckt.
Google hat einfach am besten verstanden, wie das Internet funktioniert. Sowohl technisch, als auch ökonomisch.
Google denkt ungeheuer strategisch und langfristig.
Google ist sensationell rationell und pedantisch. Das wurde mir vor Jahren klar, als ich einmal ein Papier der Firma in den Händen hielt, in dem ausgerechnet wurde, wieviel Stromkosten ein durchschnittliche Suchanfrage verbraucht.
Google steckt enorme Summen in scheinbar kostenlose Produkte und Dienste. Damit schaffen Sie die optimale Umgebung für ihr eigentliches Geschäft. Und genau deshalb wächst und gedeiht ihr Geschäft scheinbar unaufhörlich.
Daran musste ich gerade denken, als ich den sehr gelungenen Artikel “Das Google-Mißverständnis” bei “Die wunderbare Welt von Isotopp” gelesen habe. Lesetipp!
Für mich selbst ist der Disput “Journalisten vs. Blogger” seit langem gegessen. Für Menschen, die sich mit dem Thema vielleicht noch nicht so intensiv auseinandergesetzt haben, hier eine kleine Einführung:
Der elektrische Reporter glänzt mal wieder mit einer gelungenen Ausgabe zum Thema “Zukunft des Journalismus”. In Kurzform und verständlich werden die Veränderungen im Bereich Journalismus sowohl auf der Seite der Nachrichtenproduktion, als auch auf der Rezeptionsseite erläutert. So wird deutlich, weshalb daraus ein völlig neues wirtschaftliches Umfeld und eine erhebliche Veränderung der Beeinflussung der öffentlichen Meinung resultieren.
Es ist erstaunlich, daß diese einfachen Erkenntnisse noch immer nicht bis zu allen Medienschaffenden durchgedrungen sind, wie das lautstarke aber sinnentleerte Lamentieren über “die Enteignungen der Zeitungen durch Google” durch einige Vertreter der alten Medienhäuser in den letzten Wochen und Monaten zeigen. Das Problem sind die Kollateralschäden im deutschen Rechtssystem, die durch die extreme Lobbyarbeit solcher “Interessenvertreter” bis dahin verursacht werden. Dadurch geht wertvolle Zeit für einen sinnvollen Umbau der Medienlandschaft verloren und ich befürchte, daß die meisten bisherigen Mitspieler mittelfristig verschwinden – selbstverschuldet.
Wer sich mit den Ursachen und Wirkungszusammenhängen der veränderten Medienlandschaft nicht ernsthaft auseinandersetzt, wird untergehen. Übrig bleiben dann eine handvoll Megaplayer, die die Strippen ziehen. Google ist nämlich nicht so groß geworden, weil sie böse sind, sondern weil sie brilliant verstanden haben, worauf es im Netz ankommt. Sie sorgen dafür, daß sinnvolle Dinge entwickelt werden und stellen diese gratis zur Verfügung. Die Menschen geben Google deshalb in großem Umfang ihre Daten, weil sie im Gegenzug nützliche Dienste bekommen. Unternehmen geben Google deshalb gerne ihre Daten, weil sie im Gegenzug Aufmerksamkeit und potentielle Kunden bekommen.
Ich habe irgendwann in den 90er Jahren die ersten Artikel zur heranziehenden Aufmerksamkeitsökonomie (z.B. hier: “Die Aufmerksamkeitsökonomie und das Netz“) gelesen und gedacht “was ist denn das für ein abgedrehtes Zeug?”. Mittlerweile ist mir das alles sonnenklar geworden.
Ein Markt ensteht immer dort, wo eine hohe Nachfrage auf knappe Ressourcen trifft.
Früher war die Nachfrage nach Information hoch und deren Beschaffung und Verteilung aufwändig. Also waren Menschen bereit, für Information zu bezahlen. Heute gibt es pro Sekunde mehr Informationen, als man in seinem ganzen Leben aufnehmen könnte. Das knappe Gut ist jetzt nicht mehr die Information, sondern die Aufmerksamkeit der Menschen. Nach bisherigem Modell müsste also eigentlich jeder Geld bekommen, wenn er bereit ist, eine Zeitung zu lesen. So wird es natürlich nicht kommen. Aber diejenigen, die ihre Aufmerksamkeit den Medien geben, werden im Normalfall nicht bereit sein, zusätzlich zu ihrer knappen Zeit auch noch echtes Geld zu geben. Im Gegenteil – sie werden einen spürbaren Gegenwert einfordern.
Medien, die bisher Informationen an Konsumenten verkauft haben, müssen also verstehen, daß sie jetzt mit der Aufmerksamkeit der Leser/Zuhörer/Zuschauer handeln. Der Marktmechanismus hat sich also im Prinzip “nur” um 180 Grad gedreht.
Letzte Woche war ich krankgeschrieben – eine richtige fiese Bindehautentzündung. Positiv daran ist, daß man zwar krank, aber nicht an das Bett gefesselt ist. Daher konnte ich letzte Woche die zwei Tage, an denen schönes Herbstwetter war auch so richtig bei Speziergängen genießen. Immerhin etwas.
Negativ ist, daß man halb blind ist. Autofahren geht gar nicht und mein üblicher Zeitvertreib (Computer, Lesen, Zeichnen,…) war auch nur sehr eingeschränkt möglich. Von einer Krankschreibung hat man als Freiberufler eigentlich nichts. Aber da ich für meinen derzeitigen Kunden in Hamburg aus sicherheitstechnischen Gründen nur vor Ort arbeiten kann, bin ich gar nicht erst in Versuchung gekommen, doch den ganzen Tag vor dem Computer zu verbringen.
Ganz konnte ich es natürlich nicht sein lassen und habe mir nach Jahren nun doch mal Facebook angesehen. Ich habe das ja so lange es ging links liegengelassen, weil ich nichts von diesen “Walled Gardens” halte. Da hätten wir ja auch gleich BTX behalten können. Egal – jetzt habe ich mich halt dennoch angemeldet. So richtig vom Sockel haut mich das zwar nicht (tja – ist halt so’n Community-Dings. Nichts richtig Neues), aber es sind so ungefähr fast alle Leute dabei, mit denen ich in den letzten Jahren zu tun hatte. Und das ist ja letztlich auch der Witz dran.
Was mich aber bereits in der ersten Minute verblüfft hat, ist daß Facebook mich schon beim Registrieren recht gut einschätzt, obwohl ich dem System ja eigentlich noch völlig unbekannt sein müsste. Nachden ich meinen Namen eingegeben hatte, wurden mir 15 Leute vorgeschlagen, die ich ggf. kennen könnte – und bei 12 war das ein Volltreffer.
Respekt! Beängstigend gut gemacht. Erinnert mich natürlich an das Mantra, das uns Bernd Kolb vor 10 Jahren bei Cycosmos (falls das noch jemandem etwas sagt) eingehämmert hatte: “Profiling – Matchmaking – Channeling”. Das hatte er damals schon ganz gut erkannt – und die Amis machen es jetzt gut.
Passend dazu hat mein ehemaliger Kommilitone Robert “10 Tipps zum Schutz der Privatsphäre in Facebook” veröffentlicht. Ein guter Einstieg in das Thema. Lesetipp.
…nämlich zum Beispiel diese 21 Marketingideen. Sorry, ich habe irgendwie kein Interesse daran, nur noch als Datenlieferant für irgendwelche Firmen zu fungieren. Der ganze Spass geht mir mittlerweile deutlich zu weit.
Wenn die Marketingschwachmaten dafür sorgen, daß man als normaler Mensch ein Kommunikationstool nach dem anderen nicht mehr für sinnvoll nutzen kann, sollte man vielleicht Buzzgenerators entwerfen, die die ach so cleveren Firmen mit Schwachsinn zumüllen, bis sie ihre ‘ach-so-cleveren’ Tools nicht mehr benutzen können. Hmmm…
Seit langem befürchte ich, daß die Offenheit des Internets bald der Vergangenheit angehören wird. Das liegt vor allem daran, daß es heutzutage von anderen Menschen und für andere Zwecke genutzt wird, als es ursprünglich gedacht war. Den großen Boom vor der Öffnung für die Allgemeinheit Mitte der 90er hat das Internet als internationales Austauschmedium für Wissenschaftler erlebt.
Niemand hat bei der Entwicklung von E-Mail an das Problem Spam oder an Identitätsdiebstahl gedacht. Jeder konnte und durfte jedem beliebigen anderen eine Mail schicken. Jeder konnte per Usenet an allen beliebigen Diskussionen teilnehmen. Die Grundidee des WWW war, daß alle Beteiligten gleichberechtigt Forschungsergebnisse veröffentlichen konnten. Niemand hat an Copyrightprobleme oder auf den Kopf gestellte Verwertungsketten von Medienunternehmen gedacht – wozu auch? Alle Dienste basierten auf der Grundidee von Gleichheit, Offenheit und freiem Austausch.
Starke Interessengruppen gegen Offenheit und Gleichheit
Nun, da das Internet zum Massenmedium geworden ist, ist das zugrundeliegende Prinzip der Offenheit und Gleichheit sehr vielen einflussreichen Gruppen ein Dorn im Auge. Viele betrachten den Siegeszug des Internet sogar als gefährliche Fehlentwicklung – was im Grunde schon viel über der Zustand unserer Demokratie sagt.
Das Prinzip der Gleichheit bedroht beispielsweise Medienkonzerne in ihrer Existenz. Jeder, der möchte, kann heutzutage veröffentlichen. Sicher hat Spiegel Online wesentlich mehr Leser als Herr Ollmetzer und ist wirtschaftlich auch recht erfolgreich, aber der Nimbus des Qualitätsjournalismus ist flöten und es steht ein mediales Massensterben an. Die Einzigen die noch an “Qualitätsjournalismus” und Meinungsmacht glauben, sind ältere Herrschaften im Medienbereich, die sich selbst fälschlicherweise noch als eine Art Elite (in welcher Beziehung auch immer) wahrnehmen. Blöd bloss, daß das breite Teile der Bevölkerung mittlerweile anders beurteilen. Das Ergebnis ist schwindender Einfluss auf die öffentliche Meinung und das Wegbrechen der Einnahmen in erheblichem Ausmass.
Der Beispiele gibt es viele, man kann es aber auch kurz so zusammenfassen: Die bisherige Führungsschicht aus Politikern, Wirtschaftsleuten und Medienunternehmen sieht ihren Einfluss und damit ihre Existenzberechtigung in Frage gestellt. Genau aus diesem Grund wird auf allen erdenklichen Ebenen versucht, die Grundprinzipien des Internet zu diskreditieren (Berichterstattung zu “Kinderporno”, Terroristen etc.) aufzuweichen (u.a. Rechtsprechung zu Störerhaftung), zu demontieren (Netzsperren, Verletzung der Netzneutralität) oder schlicht zu illegalisieren (Radikalisierung des Urheberrechts).
Neu – Nutzer weniger an Offenheit und Gleichheit interessiert
Diese Tendenzen sind schädlich, demokratiefeindlich und nicht neu, obwohl die Schärfe der Angriffe immer mehr zunimmt. Neu ist in meinen Augen aber, daß sich auch immer mehr Nutzer freiwillig von den Vorzügen des offenen Netzes verabschieden. Und das gibt mir wirklich zu denken. Immer mehr Nutzer lassen sich freiwillig von den neuen großen Medienkonzernen einwickeln und geben freiwillig immer mehr Rechte ab. Die Gründe sind nach meiner Beobachtung Gedankenlosigkeit, Geiz und Bequemlichkeit.
Google Mail ist z.B. ein Dienst, der von vielen sehr gerne genutzt wird. Er ist kostenlos und sehr bequem zu nutzen. Leider behält sich Google das Recht vor, alle Briefe mitzulesen. In meine Augen ein K.O.-Kriterium – eon absolutes No-Go. Aber Millionen Menschen scheint das völlig schnuppe zu sein. Meine Mails auf meinem eigenen Server kann Google zumindest nicht mitlesen (die Telcos und Ermittlungsbehörden können es – aber das ist eine andere Baustelle).
Aber viele junge Leute nutzen Mails ohnehin nicht mehr. Entweder Chatten sie, oder sie schreiben sich Nachrichten nur noch innerhalb geschlossener Communities, wie Facebook.
Gleichzeitig kommen Entwicklungen, die dem engegenwirken sollen (offene Chatsysteme, wie Jabber, Mashups, OpenId, übertragbare Nutzerprofile, etc.) in der breiten Masse überhaupt nicht an, weil hier scheinbar gar kein Bedürfnis verspürt wird. Was man hier erlebt, ist ein Rollback – von geschlossenen Systemen, wie BTX und Compuserve über offenes Internet wieder zurück zu geschlossenen System, die die Kommunikation einfangen und kontrollieren können.
Noch neuer – selbst ich denke über geschlossene Systeme nach
Aber selbst mir wird das mit der Offenheit mittlerweile zu viel. Obwohl ich ja scheinbar ein gewisses Sendungsbedürfnis habe (sonst würde ich nicht bloggen), möchte ich nicht, daß jeder alles von mir mitbekommt oder mich einfach ungefragt jeder kontaktieren kann.
Problemfall E-Mail: Ich hatte vor einiger Zeit eine kleine Statistik erstellt. 97,5% aller E-Mails die ich bekomme sind Spam. Selbst mit Filtern kommt noch so viel Müll durch, daß ich pro Tag mindestens 10-20 Minuten Mails ausmisten muss. Das offene System E-Mail ist daher in meinen Augen zunehmend unbrauchbar. Allein – ich habe noch keine echte Alternative dazu.
Problemfall Twitter: Twitter fand ich eine Zeit lang recht lustig – solange man unter normalen Menschen war. Findet man jemanden interessant, hört man dessen Gezwitscher zu, ansonsten eben nicht.
In letzter Zeit nutzen aber immer mehr Firmen twitter. Die Ungeschickteren versuchen Zuhörer für ihre Werbebotschaften zu finden. Das kann man leicht ignorieren. Die Geschickteren haben aber erkannt, daß man bei Twitter vor allem zuhören muss – und das tun sie. Kaum habe ich eine Nachricht geschrieben, schon habe ich neue Follower, weil sie auf ein bestimmtes Schlüsselwort reagieren. Das Paradebeispiel von heute: Ich schreibe (für meine handvoll echter Follower), daß ich beim Augenarzt war, schon habe ich einen Kontaktlinsenversand als Follower. Andere Beispiel dafür sind: Otto, Kaufland, Discount24, Welt Online, und etliche zwielichtige Accounts. Klar kann ich die Blocken, aber ich will das einfach nicht mehr. Es nervt!
Twitter steht daher bei mir schon wieder auf der Abschussliste.
Gesucht: Kontrollierte Offenheit bzw. Microcommunities
Was ich vermisse sind Dienste, die vor allem mir und meinen Freunden (Geschäftspartnern, Vereinsmitgliedern, oder sonstigen Kontakten) offen stehen – Microcommunities sozusagen. Leider hat sich gezeigt, daß diese i.d.R. nicht lange überlebensfähig, weil die Masse eben zu klein ist und der Austausch irgendwann stagniert. Zudem ergibt sich ein Problem mit der Abgrenzung. Nehmen wir an, man ist in mehereren Communities Mitglied (z.B. Ehemalige Absolventen, der Ruderverein, eine Elterncommunity und zwei- oder drei Berufs- und fachspezifische Dienste). Dann müsste man sich regelmäßig in 5 oder 6 verschiedene Syteme einloggen und nach Neuigkeiten suchen. Zudem wäre kein direkter Austausch zwischen Mitgliedern verschiedener Communities möglich.
Diese beiden Nachteile von Microcommunities sind die Vorteile für Facebook und co. Es ist ja ohnehin schon fast jeder dort – also meldet man sich auch schnell an, sucht seine Kontakte zusammen und gut ists. Bloß füttert man damit leider wieder den Datenkraken.
Mögliche Lösungsansätze
Seit einiger Zeit spukt mir die Idee von vernetzten Microcommunities im Kopf herum. Jede kleine Interessengruppe sollte selbst ein solches System aufsetzen können. Das muss so leicht gehen, wie einen Blog einzurichten. Also entweder eine Websoftware á la WordPress auf einen Standardaccount aufsetzen oder bei einem Dienstleister á la blogger.com oder wordpress.com anmelden.
Der entscheidende Erfolgsfaktor wäre dann, daß man mit demselben Account auch andere entsprechende Microcommunities nutzen kann. Das Ganze ist also primär eine Frage der Schnittstellen und einer schmucken, einfachen Webanwendung.
Feedback dazu ist natürlich ausdrücklich erwünscht ;-)
Das letzte Wochenende bot neben einer netten Party, einer Vernissage, einem neuen MacBook (mit mattem Display – endlich!) einer interssanten Projektidee auch Raum für etwas politisches Engagement. Um endlich eine zukunftsfähige Energiepolitik in diesem Lande zu ermöglichen, ist ein baldestmöglicher Austieg aus der Atomenergie absolut notwendig – von dem Betriebsrisiko und dem radioaktiven Müll mal abgesehen. Wer Atomenergie für zukunftsfähig hält sollte übrigens wissen, daß Uran auch in ca. 50 Jahren zur Neige geht.
Nun ja, ich will hier keine langweiligen Allgemeinplätze verbreiten, sondern lieber mal ein paar Fotos zeigen:
Sammeln vor dem Hauptbahnhof in Berlin
Demonstranten in Hörweite des Kanzleramtes
Schlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor
Neben mindestens 50.000 Menschen waren übrigens auch ca. 350 Traktoren vor dem Brandenburger Tor versammelt. Das Wendland muss an dem Tag wohl nahezu leer gewesen sein.
Mal wieder ein guter Artikel von Andreas Göldi über die ökonomischen Grundlagen des Wandels in der Medienindustrie:
“Die Parallelökonomie der digitalen Medien“.
Die Kernthese ist, daß die herkömmliche güterbasierte Realwirtschaft in zunehmendem Maße von der Aufmerksamkeitsökonomie überlagert wird. Das zentrale ökonomische Moment ist die Knappheit der Mittel. Ohne Knappheit, kein monetärer Wert.
In der herkommlichen Wirtschaft sind Produktionsmittel und Distributionskanäle limitierende Faktoren. In der Aufmerksamkeitsökonomie sind hingegen Angebote nahezu unbegrenzt. Der limitierende Faktor ist die Aufmerksamkeit der Konsumenten. Der Versuch, für normale Immaterialgüter Geld zu verlangen ist daher zum scheitern verurteilt, weil er ökonomisch in sich widersinnig ist.
Keine guten Aussichten für Medienunternehmen.
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