tiny little gizmos

Medienzukunft

Das war genau zu der Zeit, als ich mich für den ganzen eKrempel zu interessieren begann…

Und über das hier können wir noch lachen. Aber ich frage mich, wann die ersten Nerds sich für low-tech zu interessieren beginnen, wenn wir erst mal die Totalüberwachung haben (was so ungefähr übermorgen sein wird).

Beides gefunden beim Schockwellenreiter (Jörg Kantel)

Zynische Ostergrüße – oder warum ein paar Tote auch etwas Gutes haben können

Okay, ich gebe zu, daß die Überschrift sehr provokant ist. Ich versuche hier mal eben ‘politisch’ (wer ab hier Zynismus findet, darf ihn gerne behalten) auf die Nachrichten der letzten Tage zu reagieren – und ich meine nicht die über die katholische Kirche. Die jüngsten Ereignisse in Afghanistan – der Überfall auf die Bundeswehr in Kunduz und die irrtümliche Tötung der verbündeten afghanischen Soldaten haben durchaus auch eine positive Seite:

Es wird so langsam auch dem letzten Michel deutlich, daß sich Deutschland im Krieg befindet.

Als jemand, der in der alten Bundesrepublik aufgewachsen ist, stand für mich jederzeit ausser Diskussion, daß wir unsere Armee nur einsetzen, wenn wir oder einer unserer Verbündeten angegriffen werden. Punkt! Das war jahrzehnte lang gesellschaftlicher Konsens und Staatsdoktrin.

Nach der Wiedervereinigung wurde diese Selbstverständlichkeit Stück für Stück aufgeweicht und in Frage gestellt. Es würde viel schwüles und hirnbefreites Geschawafel über ‘internationale Verantwortung’ und ‘unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt’ verbreitet. Unsere Soldaten sind in vielen sogenannten “Friedensmissionen” auf der Welt unterwegs, aber niemals im Krieg. Wir sind ja schließlich alle gegen Krieg, nicht wahr?

Was mich an diesen Dingen stört ist nicht nur die Tatsache an sich. Bitte nicht falsch verstehen – manche Einsätze haben meines Erachtens nach durchaus ihre Berechtigung. Wenn unsere Marine auf Piratenjagd vor Somalia geht, finde ich das gut. Wir sind eine Handelsnation und es ist für uns wichtig, daß die Handelsrouten einigermaßen sicher zu befahren sind. Andere Einsätze, wie seinerzeit im ehemaligen Jugoslawien oder eben in Afghanistan sind – sehr vorsichtig gesagt – eher zweifelhaft.

Was mich aber wirklich auf die Palme bringt, ist, daß diese Kampfeinsätze aufgrund des politischen Neusprech in der Öffentlichkeit nur sehr am Rande wahrgenommen werden. Wie kann man jahrelang die Truppen zu potentiell gefählichen Einsätzen um die Welt schicken und dabei so tun, als ob sie bloss Schokolade verteilen und armen Kriegsflüchtlingen Unterkünfte und Wasserleitungen bauen?

Und dann sterben plötzlich Menschen.

Großes Theater: Ach was! “Wer konnte damit rechnen?” “Was ist da schiefgelaufen?” “Wie konnte das passieren?”

Na was denn jetzt? Wasch mich, aber mach mich nicht nass?

Entweder wir “spielen mit” oder eben nicht. Wenn ich Truppen rund um die Welt schicke, ist doch wohl sonnenklar, daß dabei eventuell auch geschossen wird. Und wenn geschossen wird, wird eben auch gestorben. So einfach ist das. Willkommen in der Wirklichkeit. Wer findet, daß das ein notwendiger Preis (für was auch immer) ist, muss auch dazu stehen und sich rechtfertigen und ggf. auch dafür geharnischte Kritik gefallen lassen. Und wer das nicht will, muss unsere Truppen nach Hause holen.

Frohe Ostern!

Soziale Netzwerke vs. Real Life

Während der letzten paar Tage hatte ich einige nette Treffen im RL (Real Life = echtes Leben). Ich habe nicht nur nette Menschen wiedergesehen, sondern mir wurde auch der Kopf betreffend der Internetnutzung von “echten Menschen” mal wieder gerade gerückt.

1. Junge, urbane, mobile, netzaffine Erwachsene

Interessant war zum Beispiel ein gemütliches Treffen, das ein ehemaliger Kommilitone anlässlich seines Geburtstages initiiert hatte. Er hat einige Zeit im Ausland gearbeitet und uns einige Fotos gezeigt. Und ich meine “richtige” Fotos – Papierabzüge!

Noch erstaunlicher fand ich, daß von den mehr als 10 Personen am Tisch während des gesammten Abends niemand getwittert, sein iPhone gezückt, oder auch nur das Handy angefasst hat, obwohl alle genau in der “relevanten Zielgruppe” waren: zwischen 25 und 35 und netzaffin. Sowas hatte ich schon lange nicht mehr.

Wir hatten zudem ein sehr interessantes Gespräch über Social Networks. Das Treffen kam überhaupt nur zustande, weil die Einladung auf Facebook verschickt wurde. Das bedeutet, daß jeder der anwesenden dort einen Account hat, einige schon recht lange, andere noch nicht so lange. Alle fanden das Tool sehr nützlich, aber dabei kam die Sprache auf Probleme, daß offensichtlich immer mehr Leute haben:

Wie kann ich vernetzt sein, und trotzdem anonym bleiben?
Ich möchte zwar meinen Freunden hin- und wieder Lebenszeichen zukommen lassen, aber nicht gleich 1000 verschiedenen Marketingabteilungen zum Frass vorgeworfen werden. Mindestens eine Person am Tisch benutzt in Social Networks nur Pseudonyme und falsche Angaben. Leider hilft das nicht, weil die Person nicht nur an seinem Profil, sondern an seinen Kontakten und der Intesität der Kommunikation mit den verschiedenen Kontakten mit einer enorm hohen Wahrscheinlichkeit identifiziert werden kann.

Wie trenne ich Freunde und berufliche Kontakte?
Man redet mit guten Freunden bekanntlich anders und über andere Themen, als mit losen Bekanntschaften und nochmal anders als mit beruflichen Kontakten. Die Trennung von Beruf und Privatshäre aufrechtzuerhalten wird heutzutage immer schwieriger. Auf Seiten der Firmen fehlt ofmals jegliche Akzeptanz. Vor Jahren hatte ich bereits eine intensive Diskussion mit einem Vorgesetzten, weil ich ihm meine private Handynummer nicht geben wollte. Diese Grenze ‘privat’ hat er einfach nicht verstanden oder war nicht bereit, sie zu akzeptieren. Heutzutage kommen ähnliche Probleme in Social Networks. Wer bei XING oder LinkedIn ist, der ist das aus beruflichen Gründen und wird sich dementsprechend präsentieren. Bei Facebook sieht die Sache anders aus. Hier steht der private Aspekt im Vordergrund.

Was macht man aber nun, wenn der Vorgesetzte ein Freundschaftanfrage schreibt? Wenn man wirklich befreundet ist – kein großes Problem. Wenn man aber nicht wirklich befreundet ist, stört seine Anwesenheit allerdings die offene Kommunikation mit Freunden. Man kann sich nicht mehr so ungezwungen unterhalten. Und falls man es doch macht und es deshalb zu Reibereien kommt? Kann man dann den Vorgesetzten virtuell vor die Tür setzen?

Klare Sache: Wer auf meiner Party rumnervt und danebenbenimmt, wird erst angezählt und dann vor die Tür gesetzt. In der realen Welt wird das leicht verstanden. Wenn ich das mit beruflichen Kontakten mache, sind Konflikte wahrscheinlich. Die einzige Möglichkeit, solche Konflikte zu vermeiden ist m.E. die strikte Trennung von beruflichen und privaten Kontakten. Blöde nur, daß es so viele Überschneidungen gibt. Wie geht man damit nun um?

Auch diese Fragen fanden wir leider keine befriedigende Antwort, aber ich finde es interessant, daß sich viele dieser Probleme bewusst sind.

2. Erwachsene “in den besten Jahren”

Ich fuhr zum meinem ersten Klassentreffen – 10. Klasse Abschlussjahrgang 1984. Das Treffen war ein Erfolg und tatsächlich kamen auch die meisten von meinen ehemaligen Mitschülern. Organisiert wurde das Ganze überwiegend per E-Mail. Bis auf drei Ausnahmen würde ich die meisten als nicht so firm im Umgang mit Computern und Internet bezeichnen. Zwar nutzen die Anwesenden Computer für Office, E-Mail und ein bischen WWW, aber bereits die Frage, wie denn jetzt die (digital aufgenommenen) Bilder verteilt werden sollen, machte viele ratlos. Webdienste wie Flickr, Picasa und Co waren den meisten unbekannt. Facebook oder andere Social Networks ebenso. Kennt keiner – braucht keiner. Ging ja auch alles so.

Die Erkenntnis

Vor ein paar Tagen fragte mich ein ehemaliger Kollege auf Facebook “aus meine Schulklasse ist auch niemand bei Facebook. Ich frage mich nur gerade wer hier in nem Biotop lebt. Die oder Wir?“.

Ich denke, zur Zeit sind das immer noch wir. Da stellt sich mir die Frage, wie relevant die ganzen Social Media Dienste in unserer gesamten Gesellschaft eigentlich wirklich sind und ob “wir” die Wirkung nicht – zumindest gegenwärtig – einfach völlig überschätzen. Nur so ein Gedanke.

26C3 Ausklang

So super der Kongress angefangen hat, so schwach hört er – zumindest für mich – leider auf. Gestern war noch gemischt . Der erste Vortrag “Playing with the built city” wurde zwar allgemein gut aufgenommen, leider konnte ich diesem nicht einen einzigen halbwegs neuen Gedanken entnehmen. Vielleicht liegt das daran, daß die anderen Zuhörer eher technisch vorgebildet sind, und ich in meinem früheren Leben als Stadtplaner tätig war.

Der zweite Vortrag “vom Kreationismus zum Kollektivismus” war hingegen sehr unterhaltsam und hätte vermutlich doppelt so lange dauern können. Der Vortragende ist nämlich nicht ansatzweise mit seinen Folien durchgekommen und das Publikum hätte gern noch mehr gehört. Insbesondere weshalb sich viele Menschen Faktenwissen verweigern, wenn sie von der Komplexität überfordert sind, oder die Fakten ihrem eigenen Weltbild widersprechen.

Nach einer Pause, in der ich mich über Microcopter informiert habe (www.mikrokopter.de), hörte ich mir den Vortrag zum Thema “Hosting Online Communities” an. Leider blieb dieser doch arg oberflächlich. die beiden Vortragenden – deren Expertise ich in keiner Weise anzweifeln möchte – hielten sich bei etlichen Allgemeinplätzen auf: RICHTIGE Hardware aussuchen, auf gute, verlässliche und redundante Anbindung achten, Backups und Notfallpläne erstellen und testen, mit allen wichtigen Anprechpartnern bekannt sein, etc…

Den Vortrag über die Sicherheit von Cardreadern habe ich ausfallen lassen, da ich mich am Tag zuvor bei Hardwarethemen bereits genügend gelangweilt hatte.

Während es Mittags im BCC noch erträglich war, nahm die Anzahl der Besucher zum Abend hin immer mehr zu. Die letzten beiden Vorträge, die mich interessiert hätten, “I, Internet” und “Location Tracking” habe ich mir dann geschenkt, weil bereits eine halbe Stunde vor Beginn deratig viele Leute vor Saal 2 warteten, daß man kaum noch durch den Gang kam.

Heute hatte ich eigentlich nicht mehr viel vor, aber selbst das wollte nicht so recht gelingen. In dichtem Schneetreiben machte ich mich um 11:00 auf den Weg zum BCC um mir einen letzten Vortrag anzuhören. Da ich in der letzten Zeit viel für eine Bank gearbeitet habe, interessierte mich das Thema IBM AS400. Ich kam rechtzeitig und fand auch einen guten Sitzplatz. Kaum hatte ich mich eingerichtet, trat auch schon jemand auf die Bühne um den Vortrag abzusagen. Suuuper!

Die Cafeteria-Lounge, in der ich mein Netbook anwerfen wollte, machte mittlerweile leider einen arg vernachlässigten Eindruck: Entweder waren die Plätze von Schlafenden belegt (12:00 Mittags!), oder sie waren versifft. Ich verstehe einfach nicht, weshalb man keimige Pappteller nicht einfach in die kaum 2m entfernte Mülltonne werfen kann.

Dazu kommt, daß ich mich – obwohl es noch verhältnismäßig leer ist – an keinem der 8 WLAN Accesspoints anmelden konnte. Dann eben doch den UMTS-Surfstick herausholen. Irgendwie bin ich heute bedient. Wenigstens konnte ich noch ein paar Punkte für CACert sammeln.

Dennoch möchte ich für mich ein positives Fazit ziehen: Nirgendwo bekommt man so konzentriert einen Eindruck, wie es augenblicklich um die Informationsgesellschaft bestellt ist: Technik, Sicherheit, Datenschutz, Bürgerrechte. ein großer Teil der Probleme mit diesem Kongress kommt eben auch daher, daß er zu Recht total überlaufen ist. Mal sehen, wie das in den nächsten Jahren gehandhabt werden soll.

26C3: Hardware und Politik

Die gestrigen Vorträge über selbstgebaute Videohardware auf FPGA-Basis und Advanced Microcontroller Programming haben mir selbst nicht sehr viel gebracht. Einerseits aufgrund nicht ausreichend vorhandenem Grundwissen, andererseits habe ich festgestellt, daß mich die Frage, in welchen Taktzyklen man DRAM Speicher auslesen sollte, damit die Videotransformation synchron zum Bildaufbau durchgeführt werden kann, einfach nicht so recht interessiert.

Ich bin einfach nicht der Hardware-Guy.

Der letzte Vortrag, den ich mir gestern Abend anhörte handelte vom Stand des Verfahrens der Verfassungsklage gegen die Vorratsdatenspeicherung. Es wurde ein Bischen zum Verfahrensablauf selbst, den vom Gericht angeforderten schriftlichen Stellungnahmen und ausführlich über die sechseinhalbstündige Anhörung berichtet. Der CCC hat ja nun schon einige Erfahrung als Gutachter für das BVerfG und insofern versuchten die Vortragenden ein Wenig in der Glaskugel zu lesen, in welche Richtung das Gericht wohl tendieren wird. Es gibt zu der Veranstaltung bereits eine gute Zusammenfassung bei Netzpolitik.

Kurz gesagt: Die Chancen, daß das BVerfG die Vorratsdatenspeicherung ganz oder wenigstens in Teilen kippen wird, stehen wohl gar nicht mal so schlecht. Die Argumente gegen das Gestz sind erdrückend und es wurden keine stichhaltigen Gründe dafür vorgebracht, was von dem Gericht sogar verwundert kommentiert wurde.

Hoffen wir mal das Beste für unser Land.

26C3 Keynote

Der erste Tag des 26. Chaos Communication Congress hat begonnen. Die Tickets waren bereits am frühen Morgen ausverkauft, des BCC platzt aus allen Nähten, das WLAN funktioniert nur teilweise, obwohl alle 5m ein Access Point hängt. Für Besucher, die nicht mehr eingelassen werden konnten, wird an Orte, wie die C-Base ein Videostreaming angeboten. So weit, so schlecht. Nun zum Positiven:

Frank Rieger erläutert in der Keynote das diesjährige Motto “Here be Dragons”. Es bezieht sich auf die Erforschung des Unbekannten. In früheren Zeiten waren auf alten Seekarten unbekannte Gebiete mit Drachen gekennzeichnet; hier lauerten unbekannte Gefahren, aber es lockte auch das Neue und die Aussicht auf Ruhm und Reichtum. Nerds und Hacker sind mit ihren kleinen Booten dem Mainstream immer etwas voraus und wagen sich aus steter Neugier auf neue Terretorien.

Im Gegensatz dazu sieht er die Politiker, die hilflos sieht, wie die Grundlagen der westlichen Gesellschaft und Wirtschaft schwächer werden. Sie sind mut- und ideenlos und suchen ihr Heil darin den scheinbar so erfolgreichen chinesischen Weg aus wirtschaftlicher Properität und politischer Unterdrückung nachzuahmen.

Rieger mutmaßt, daß die Besucher in dem Saal vermutlich mehr Science Fiction gelesen haben als die gesamte Poltische Klasse. Deshalb, und weil sie seit Jahren den Cyberspace bewohnen und bauen, sind ihnen die Herausforderungen und Mechanismen der modernen Welt weitaus besser vertraut. Niemand hier ist überrascht, über die gegenwärtigen umwälzenden Veränderungen, weil die möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen bereits vor Jahrzehnten durchdacht und beschrieben wurden.

Die Freiräume, die Nerds sich im Cyberspace gebaut hatten, werden jetzt bewusst zerstört, weil mit den Massen der Normalos, die sich nun nicht für Wissenstransfer, sondern für Bild.de interessieren die Begehrlichkeiten der Führenden nach Kontrolle und Zensur geweckt wurden. Er sagte:

“Das einzige, was noch zwischen uns und dem Überwachungsstatt steht, ist die technische Inkompetenz der Überwacher und das Bundesverfassungsgericht”.

Gleichzeitig wies er darauf hin, daß die vom BVerfG gesetzten Grenzen in der Praxis von der Exekutive oftmals nicht verstanden und akzeptiert werden.

Er gab einen Rundblick über die Gegenwärtigen und zukünftigen Bedrohungen für Freiheit und Demokratie, die auch teilweise aus überraschenden Ecken kommen werden, wie der Gegensatz zwischen Umwweltschutz und Datenschutz, durch den Einsatz moderner Technologien, wie intelligenten Stromzählern oder der Berechnung der individuellen CO2-Emissionen aus Kreditkartendaten.

Rieger rief dazu auf, daß die Fachleute nicht mehr nur einen beständigen Abwehrkampf gegen die beständigen Angriffe auf Demokratie und Freiheit leisten müssen, sondern offensiv Forderungen stellen und propagieren müssten.

Das Recht auf ungehinderte und private Kommunikation ist unabdingbar für eine offene, demokratische Gesellschaft.

Missachtung von Datenschutz darf kein Kavaliersdelikt mehr bleiben. Egal ob Staat, Firmen oder sonstige Organisationen: Wer persönliche Daten speichert und verarbeitet muss Rechenschaftspflichtig werden. Bei Verstössen müssen die Zuständigen persönlich haftbar gemacht werden können.

Weitere Themen waren der Ruf nach einem modernen Urherberrecht und entsprechenden Vergütungsmethoden, da weder die gegenwärtig aufgestellten Forderungen der Contentindustrie noch die bei einigen vorherrschende “Ich will alles umsonst haben” Haltung gesellschaftlich akzeptabel sei.

Für die politsch weniger interessierten Besucher hatte er noch den Aufruf parat

“Wenn Ihr keine Bock auf Politik habt, macht wenigstens die Software besser”.

Insgesamt war die Keynote eine sehr gelungene Einstimmung auf die Themen des Kongresses.

26C3: Erste Hürde genommen – das Ticket

Gestern abend (oder soll ich besser sagen heute Nacht?) ist es mir gelungen, ein Ticket in Form eines Armbändchens für den 26. Chaos Communication Congress zu besorgen. Ursprünglich sollten die Kassen ab 17:00 geöffnet sein, aber als ich um halb sechs am Berliner Congress Center am Alexanderplatz eintraf, hiess es: Sorry – erst ab 22:00.

Als ich um kurz nach 10 dann wieder im BCC war, war die Schlange vor den Kassen so lang, daß sie vom Eingang durch die Kantine, wieder zurück in den Flur, hinten um eine Treppe herum und wieder durch das Foyer ging. Ich schätze mal, daß das gut 300m waren. Um 23:40 hatte ich dann endlich meine Trophäe in der Hand. Das ist auch gut so, weil ich eben schon gelesen habe, daß die Tickets bereits ausverkauft sein sollen.

Jeder war nach dem Ankommen erst mal erschreckt, wie lang die Schlange war, aber die Leute waren diszipliniert und nahmen es mit Humor. Auf die Frage, wie lange das wohl dauert, reichte jemand einen Zettel nach vorne, auf dem nur ‘PING’ stand. Knapp 20 Minuten später kam der mit der Ergänzung “TTL Timeout” zurück. Geek-Humor!

Insiderwitze, wie natürlich auch die üblichen T-Shirts; Am Ende der Schlange stand jemand, auf dessen Rücken EOF! stand, jemand hatte eine Umhängetasche, aus der Yoda herausguckte, irgendjemand klebte einen Zettel auf den Boden neben der Warteschlange “Ab hier nur noch 42 Stunden”, in der Schlange vor mir nutzte jemand die Wartezeit, um schnell mal wichtige Änderungen an seinem Linux neu zu compilieren – überhaupt nutzte jeder dritte die Zeit, um irgendwas am Laptop oder seinem Smartphone zu machen, während über dieses erste Gemeinschaftserlebnis fleissig getwittert wurde. Der passende Hashtag ist übrigens #26c3.

Für heute habe ich mir 4 Vorträge herausgesucht, die ich für spannend halte. Gleich mache ich mich auf den Weg, um mir die Keynote anzuhören.

OMFG!!! Was für ein Schwachsinn

Berichte in alten Medien über Internet, Computerspiele u.ä. sind ja seit Jahren meist tendenziös, reisserisch, unausgewogen und merkbefreit. Das kennt man. Aber dieser Artikel – immerhin selbst im Internet publiziert – ist einfach derart schwachsinnig, daß ich es gar nicht glauben mag:

Selbstmord des schülerVZ-Hackers – Abschiedsbrief in Codesprache aufgetaucht“.

Zunächst mal wird mit überhaupt nicht klar, was der Autor mit seinem Artikel überhaupt zum Ausdruck bringen will.

Die einzigen korrekten Behauptungen in dem Artikel sind, daß es ein Ausspähen von Accounts bei der VZ-Gruppe gegeben hat und daß der Tatverdächtige jetzt tot ist. Was da nun genau passiert ist, darüber gibt es unterschiedliche Berichte und Gerüchte und ich möchte mich da nicht an Mutmassungen beteiligen. Wen es interessiert, den möchte ich eher auf Netzpolitik.org verweisen.

Ansonsten ist nahezu alles andere in dem Artikel inhaltlich völliger Stuss. Beispiele gefällig?

Der Hacker (aus dem Englischen ‘to hack’ = alles kurz und klein hacken) hatte eine Kopie der Passwortliste bereits weitergegeben und erhoffte sich damit Ruhm und Reichtum unter seinen Artgenossen in der Computerwelt.

Zunächst mal sind Hacker Menschen (häufig Programmierer), die kreativ mit Technik umgehen, indem sie sie oft für andere Zwecke nutzen, als ursprünglich vorgesehen. Manchmal ist das das Aufdecken von Sicherheitslücken in Computern.

Leute die alles kurz und klein Schlagen nennt man hingegen Vandalen, Hooligans oder einfach Vollidioten.

Und was der verstorbene nun wirklich mit seiner Aktion bezweckt hat, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten, die gegenwärtig juristisch aufgearbeitet werden. Insofern sollte man hier sehr vorsichtig mit angeblichen Tatsachenbehauptungen sein.

Weiter unten heisst es:

Der Internet-Kriminelle war ein Jugendlicher, ein Kind“.

Ja was denn jetzt? Kind oder Jugendlicher? Das macht juristisch gesehen ja einen ziemlichen Unterschied. Wie alt, war der Bengel denn nun wirklich?

Jetzt, knapp einen Monat nach dem Freitod des Web-Hackers, wurde sein Abschiedsbrief veröffentlicht – geschrieben in einer Programmiersprache

// no comment //

Aber es geht so immer weiter:

Bei dem Code handelt es sich hierbei um die berüchtigte Programmiersprache C++, in der schon Metzel-Games wie Warcraft III und Doom 4 geschrieben wurden.

Ähhhm, ja, und auch weitere gefährliche hinzersetzende Software, wie z.B. Microsoft Word und sogar ganze Betriebssysteme. Ich finde C++ zwar auch ‘berüchtigt’, aber eher wegen der rudimentären Speicherverwaltung. Mann!

Kopfschütteld habe ich dann auch noch diese Zeilen gelesen:

In der IT-Szene wird C++ häufig für Websites und gewaltverherrlichende Computergames verwendet.

Streichen Sie in diesem Satz bitte “Websites” und “gewaltverherrlichende”. Erst dann macht er Sinn.
Und weiter geht es:

“Es bietet dem Coder sehr viele Möglichkeiten, ist dafür aber auch die schwierigste Programmiersprache der Welt! Ohne jahrelanges Studium und die richtigen Bücher ist da nichts zu machen.”

Na guck mal an – Programmieren ist schwierig und man braucht lange, um es zu lernen. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich habe die letzten 29 Jahre damit verbracht, programmieren zu lernen – und lerne immer noch.
Nun ist C++ sicherlich nicht an einem lauen Wochenende zu lernen, aber es gibt sicherlich noch sehr viel schwierigere Programmiersprachen.

Das Problem an diesem Artikel ist, daß hier mal wieder ahnungslosen und besorgten Eltern die Weltverschwörung im bösen, bösen Internet suggeriert wird. Dazu werden einige Reizworte, Halbwahrheiten und völlig falsch erläuterte Fachbegriffe wild zusammengemixt.

Dieser Artkel ist einfach derart schlecht, daß ich ihn nur noch als zynische Satire betrachten kann. Wirklich unglaublich…
Lesenswert sind dann die Kommentare.

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