Dirk Ollmetzer | Sunday, 27 July 2014 |
Unterwegs
Gestern habe ich den schönen Tag für einen Ausflug genutzt. Das Ziel war Werder an der Havel. Um das Baumblütenfest habe ich immer einen grossen Bogen gemacht, weil ich den Troubel und Massen von angetrunkenen Menschen nicht gerade anziehend finde. Zwei oder drei Mal bin ich schon durch Werder durchgefahren, aber habe mir noch nie die Altstadt auf der Insel angesehen.
Das war ein Fehler – Werder ist wirklich niedlich, tip-top saniert und ein bischen verpennt, wie fast alles in Brandenburg. Am meisten Action war noch auf der Havel. Unglaublich, wie viele Boote da an einem schönen Sommertag unterwegs sind.
Aber was soll ich lang schreiben – am Besten lasse ich einfach mal die Bilder sprechen.
Blick von der Brücke zur Altstadt
Mediterranes Flair in einem Café
Marktplatz mit Eiche
Boote an der Havel
Blumen und Fische bei "Arielle"
Dorfstrasse
Schönes Ensemble
Bockwindmühle
Heute habe ich die Sonderausstellung “Die Erschaffung der Welt” im jüdischen Museum Berlin genossen. Ausgestellt wurden mittelalterliche Schriftstücke, kunstvoll angefertigte Hochzeitsverträge, reich illustrierte Schriftrollen und wertvolle Drucke. Freundlicherweise war das Fotografieren gestattet.
Gesetzestext von 1400 mit zahlreichen Kommentaren
Unter den Ausstellungsstücken sind zahlreiche extrem wertvollen Unikate, die teilweise über 600 Jahre alt sind. Bücher, deren Seiten aus Tierhäuten bestehen, kunstvoll verziert, mit Blattgold belegt. Es sind sowohl religiöse Schriften, wie die Tora oder Teile der Bibel, aber auch juristische Werke, wie Gesetzestexte oder Hochzeitsverträge, monumentale Bücher mit etlichen Kilo Gewicht, oder kunstvolle Miniaturen oder Schriftrollen.
Kunstvoll verzierter Hochzeitsvertrag
Immer faszinierend ist die Präzision und ästhetische Qualität der Handschriften. Obwohl ich die hebräischen Schriften nicht lesen konnte, begeisterte mich die Kalligraphie und generell die unglaubliche, heute kaum noch nachvollziehbare Bedeutung des geschriebenen Wortes. Genauso spannend ist der Einblick, der diese Werke in das Leben der Menschen ermöglicht. Die penible Auflistung aller Werte, die jeder Partner in die Ehe einbringt und der Pflichten, die er eingeht, zeigt, dass die Bedeutung einer Ehe damals erheblich anders wahrgenommen wurde, als heutzutage.
Das Kunstprojekt BIOS [TORAH] von Robotlab gehörte nicht mehr zu der Ausstellung, ist aber eine gelungene thematische Überleitung zum Rest des Museums. Der Titel ist eine Parabel: Im BIOS sind die Grundfunktionen eines Computers eingebrannt, auf dem alle Funktionen des Betriebssystems und der Anwendungen aufbauen. Die Schrift, mit der religiöse und juristische Texte verfasst sind, stellt gleichsam das funktionale Fundament einer Gesellschaft dar.
BIOS – THORA
Die Tora aus der Roboterfeder
Das Kunstwerk besteht im Wesentlichen aus einem Industrieroboter, der die Aufgabe eines Sofer (Tora-Schreibers) übernimmt. Er schreibt die Tora mit Schreibfeder und Tinte in menschlicher Geschwindigkeit auf eine 80m lange Papierrolle. Da der Roboter aber nur sein Programm ausführt und keine Auseinandersetzung des Schreibers mit dem religiösen Text stattfindet, genügt der Text nicht den Erfordernissen des jüdischen Religionsgesetzes. Er ist nicht koscher (=rituell unbedenklich).
Koscher waren hingegen die Gummibärchen aus einem Automaten in der ständigen Ausstellung, was mich zum schmunzeln brachte.
Im Jahr 2001 habe ich zum ersten Mal das jüdische Museum Berlin besichtigt – vor der offiziellen Eröffnung. Damals war der Neubau von Daniel Liebeskind noch leer. So konnte ich die extravagante und symbolträchtige Architektur unverfälscht auf mich wirken lassen. Der Museumsneubau hat zum Beispiel keinen direkten Eingang. Er ist nach aussen zerrissen und abweisend und im Inneren irritierend und ohne vertraute rechte Winkel, die Ordnung und Orientierung versprechen.
Jüdisches Museum Berlin
Ich habe seinerzeit in den leeren Räumen gestanden und mich gefragt, wie dort jemals eine Ausstellung aufgebaut werden kann.
Nun weiss ich es. Es geht hervorragend. Die Ausstellung ist chronologisch und verwirrend und dennoch logisch. Sie zieht einen roten Faden, ist aber und mit verstörenden Elementen durchzogen, wie dem mehrgeschossigen Raum, in dem man auf kleinen Stahlplatten herumlaufen kann, die schreiende Gesichter darstellen. Die Symbolik und der Raum und die entstehenden Geräusche wirken durchaus bedrückend.
Void mit Installation
Bei allen Hinweisen auf die problematischen oder grausamen Aspekte der deutsch-jüdischen Geschichte ist das Museum jedoch keinesfalls als Trauerstätte oder Holocaust Mahnmal zu verstehen. Dafür ist die jüdische Tradition in Deutschland zu alt und vielschichtig. Genau das wird in dem Museum hervorragend vermittelt.
Dirk Ollmetzer | Sunday, 13 July 2014 |
Unterwegs
Es gibt ja den Spruch, dass man “einfach unter schnell unter dem Regen durchlaufen” solle, um trocken anzukommen. Heute habe ich so etwas geschafft – so ungefähr jedenfalls. Morgens schien die Sonne und es zeigten sich nur einige Wolken, die Temperatur war annehmbar und die verschiedenen Wetterdienste waren sich nicht nicht ganz einig, wie der Tag werden sollte. Nun stand nach langer Zeit mal wieder ein Sonntagsausflug an und Bange machen gilt nicht. Also auf nach Potsdam.
Alt Nowawes
Auf der Hinfahrt wagte ich es, offen zu fahren – und das war kein Fehler. Die komplette Fahrt von Prenzlauer Berg nach Potsdam Nowawes war sonnig bis leicht wolkig und mit knapp 20 Grad angenehm. Der Name der Strasse Alt-Nowawes ist übrigens ein schönes Oxymoron, da der Name Nowawes “Neues Dorf” bedeutet.
Im Park Babelsberg wurde vor den Eichenspinnerraupen gewarnt (können böse allergische Reaktionen auslösen). Davon abgesehen war es angenehm und für einen Sonntagmittag auch vergleichsweise leer im Park, während auf der anderen Seite der Havel am Hans-Otto Theater irgendein Fest im Gange war. Ich wollte zum Biergarten Bürgershof in Glienicke, um dort eine zünftige Mittagsmahlzeit zu mir zu nehmen.
Biergarten Bürgershof im Blick
Auf halben Wege wurde der Himmel schlagartig dunkel und es fing an zu donnern. Es sah so aus, als ob der Regen vorbeiziehen würde, aber ich ging dann lieber doch ein wenig zügiger, was sich als richtig herausstellte. Denn kaum hatte ich Krustenbraten und ein Bier in der Hand, fing es an zu regnen und ich musste mich in die Halle zurückziehen. Als ich mit dem Mahl fertig war, war der Regen es auch und ich konnte meine Runde durch den Schlosspark fortsetzen.
Jagdschloss Glienicke
Die Stelle zwischen Schlosspark Babelsberg, Glienicker Park und Berliner Vorstadt ist einfach ein wahnsinnig schönes Fleckchen mit tollen Ausblicken.
Blick auf Havel und Glienicker Brücke
Der Rest des Parks besticht durch seine Natürlichkeit und die scheinbar zwanglos eingestreuten Bauwerke, auch wenn die historischen Sichtachsen leider teilweise zugewachsen sind.
Gerichtslaube und Flatowturm
Leider kamen die dunklen Wolken ziemlich schnell zurück. Zum Auto kam ich noch trocken, aber ich beschloss, den Potsdam Besuch zu beenden. Richtigerweise, wie ein ziemlich schwerer Regenguss zeigte.
Dennoch war es ein schöner Sonntag Nachmittag. Jetzt hoffe ich noch auf ein schönes Spiel am Abend.
Jaja, die Fussball WM…
Gucke ich auch – aber nicht nur. Es gibt ja auch noch anderes. Kunst zum Beispiel. Dieses Wochenende lief wieder 48 Stunden Neukölln. Aber es lief ohne mich. Stattdessen habe ich mir zwei tolle Architektur Ausstellungen im Pfefferberg angesehen.
Pfefferberg: Tchoban Foundation
Den Anfang machte eine Ausstellung mit grandiosen Architekturzeichnungen von Lebbeus Woods in der Tchoban Foundation. Der schmale Neubau auf dem Pfefferberg Gelände ist an sich schon eine Schau. Die Fassade aus hochwertigem Beton ist mit Fragmenten aus Architekturzeichnungen verziert und im Inneren ist es nicht weniger interessant und edel.
Die Zeichnungen waren noch eher Kunst, als Architektur. Es handelte sich nämlich nicht um konkrete Entwürfe, sonden eher um Ideen, Illustrationen oder Moods. Sie erinnern teilweise an Entwürfe für Fantasy Filmsets oder Szenen aus Cyberpunk Romanen und sind technisch einfach brilliant. Die Ausstellung wird noch bis zum 03.10.2014 gezeigt und ist mit €5,- Eintritt recht wohlfeil, zumal mir freundlicherweise das Fotografieren ohne Blitz erlaubt wurden.
Pfefferberg – Aedes
Wesentlich näher an der Realität waren die Ausstellungen, die in der Aedes Galerie ebenfalls auf dem Pfefferberg Gelände gezeigt wurden. In der Ausstellung “New Moscow – Urban Development by International Competitions 2012-2014” wurden Wettberwerbsentwürfe für zwei große Vorhaben in Moskau gezeigt:
Direkt neben dem Kreml und dem Roten Platz an der Moskva liegt eine große Brachfläche, für den die Neuplanung des Zaryadye-Parks ausgelobt wurde. Gezeigt wurden die Entwürfe der fünf Finalisten.
Ein weiterer Wettbewerb galt der Neuplanung des Staatlichen Zentrums für Zeitgenössische Kunst (NCCA). Auch hier wurden die Entwürfe der fünf Finalisten gezeigt.
Noch konkreter war die Ausstellung zu den Besonderheiten des kommunalen Wohnungsbaus in Wien mit dem Titel “Gemeinde baut – Wiener Wohnbau 1920 bis 2020”. Neben den bekannten Großsiedlungen des soganannten “Roten Wien” zwischen 1918 und 1934 gab es Interessantes zu den Nachkriegsvorhaben unter jeweils veränderten Zielsetzungen. Verblüffend ist der extrem hohe Anteil des Kommunalen Wohnungsbaus, der bis 1990 bei sagenhaften 38% lag, zu denen nochmals knapp 20% genossenschaftlicher Wohnungsbau kommen.
Die Ausstellungen sind alle wirklich empfehlenswert und haben einen schönen Bogen von vollkommen fiktiven Zeichnungen über interessante Entwürfe bis hin zu realen Gebäuden geschlagen.
Diese Woche fand in Freiburg wieder die OXID Commons statt. Wie in den letzten Jahren (2011, 2012, 2013) war ich auch 2014 wieder beim “eCommerce Klassentreffen” und habe mir das obligatorische T-Shirt von Oxid und einen schicken Hoodie von SysEleven abgeholt. Von den Textilien abgesehen, war auch in diesem Jahr der Mix aus Menschen, Geschäft und Technik anregend.
Ankunft im Süden
Menschen – nettes Wiedersehen
Neben der Konferenz am Donnerstag und der Uncoference am Freitag sind vor allem die informellen Treffen und Gespräche am Rande interessant. Da die Anreise von Berlin nach Freiburg recht aufwändig ist, kam ich – wie auch viele Bekannte, ehemaligen Kollegen und Geschäftspartner – bereits am Vorabend an. Bei schönstem Sommerwetter traf man sich zur Einstimmung auf einen entspannten Plausch in der Altstadt.
Freiburg, Martinstor
Treffen am Vorabend
Geschäft – es wird ernst
Trotz noch immer wachsender Umsätze, waren sich dennoch viele der Anwesenden einig, dass die Gründerzeit im E-Commerce so langsam vorbei ist. Die Branche ist erwachsen geworden, was man im Guten an der immer höheren Professionalität der Beteiligten bemerkt. Gleichzeitig bedeutet das aber auch steigenden Wettbewerb und Verdrängung. Daher war die Suche nach möglichen Alleinstellungsmerkmalen und klarer Marktpositionierung ein spannendes Thema. Jahrelange Daueroptimierung macht Online Shops eben auch sehr ähnlich, wie ein Beispiel erschreckend deutlich machte:
Es wurden Kategorieseiten von drei bekannten Kleidungsmarken nebeneinandergestellt – allerdings ohne den Headerbereich mit Logo zu zeigen. Die Seiten waren nahezu identisch. Layout, Farbpalette, Styles und selbst die Kleidung konnte man eigentlich nicht auseinander halten. Wenn man nicht erkennt, wofür eine Marke steht, bleibt sie aber auch nicht im Gedächtnis, wie eine Studie unter Käufern zeigte. Auf die Frage, wo sie denn bestellt hätten, haben die meisten nicht etwas wie es das Publikum erwartet hatte mit “Zalando” oder “Amazon” geantwortet, sondern mit “Idealo”. Leider ist Idealo gar kein Shop, sondern ein Portal für Preisvergleiche. Johannes Altmann brachte es in seiner launigen Art auf den Punkt:
“Ich habe bei Idealo bestellt, dann kam der DHL Mann. Und dazwischen? Öhhh, war irgendwie Strom…”
Technik – viel Bewegung
Die technischen Vorträge während der Konferenz überzeugten mich leider weniger. Manchmal waren sie nicht wirklich technisch, einmal dachte ich sogar “Thema verfehlt, bitte setzen”. Eine Meinung, die ich auch von anderen Teilnehmern häufiger hörte, war, dass die technischen Vorträge besser ebenso wie die Businessvorträge auf Deutsch gehalten werden sollten. Durch den Zwang zum Englisch werden viele Vorträge sehr zäh – selbst wenn das Thema an sich spannend ist.
Auf der Unconference am Freitag scheint Englisch hingegen kein Problem zu sein. Dort sind die Techniker unter sich und verstricken sich schnell in lebendige Diskussionen.
Unconference - Abstimmung über die Themen
Unconference - Themen
Für die Unconference hatte ich einen Vortrag zum Thema “Content Workflow” vorbereitet. Leider fiel er aufgrund zu geringen Interesses bei den Entwicklern aus. Vielleicht sind sie auch einfach nicht das richtige Publikum für dieses Thema, dass eher das Category Management anspricht.
Im Bereich Technik gab es dieses Jahr ohnehin eine unerwartete Fülle interessanter Neuheiten und Ankündigungen.
Frontend
Die Standardoberfläche “Azure” soll aktualisiert und auf responsive Design umgestellt werden.
Unterbau
Der technische Unterbau von Oxid wird sich ebenfalls ändern. Mit dem nächsten Major Release wird eine schrittweise Migration auf Symfony2 stattfinden. Das Symfony2 und das bisherige Oxid Framework nicht allzuviele Gemeinsamkeiten haben, bin ich gespannt, wie der Umbau ohne große Schmerzen vonstatten gehen soll.
Backend
Die Diskussion um “Admin 2.0” hatte in den letzten Jahren so langsam den Status eines Running Gags bekommen. Doch nun wird es scheinbar ernst: Oxid wird ein neues Administrationsbackend bekommen. Dabei geht es nicht nur um ein optisches Auffrischen, sondern um bessere Unterstützung der Arbeitsabläufe, mehr Interaktivität und Flexibilität. Das Administrationbackend auf der Basis von angular.js und REST Services wird sich – falls gewünscht – nun auch leicht auf einem separaten Server betreiben lassen.
Tools
Die Entwickler sollen bessere Tools an die Hand bekommen, um Module in höherer Qualität und besserer Verträglichkeit untereinander entwickeln zu können. Es wird eine nue VM auf der Basis von Vagrant und Puppet geben.
Performance
Ein echtes Highlight für Shops mit extrem hohen Anforderungen an Geschwindigkeit und Skalierbarkeit ist die Vorstellung von Foxx. Hierbei handelt es sich um einen optimierten Katalogserver auf der Basis von Elasticsearch und Symfony2, der Oxid teilweise ersetzt und gleichzeitig einen Full Page Cache überflüssig macht. Yatego.de setzt Foxx bereits ein. Das Produkt habe ich mit großem Interesse betrachtet, weil ich seinerzeit bei CBR ein ähnliches Konzept anstelle eines Varnish einsetzen wollte.
Um die zweieinhalb Tage zusammenzufassen: Handel ist Wandel und es bleibt spannend. Unter dem Strich hat sich auch dieses Jahr wieder die Reise nach Freiburg gelohnt.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 3 May 2014 |
Unterwegs
“Hey, wir haben ein langes Wochenende – lass uns doch mal nach Berlin fahren…”
Achso – ich bin ja schon da. Ich wohne sogar hier. Macht nix. Langes Wochenende, Sonne und Galleryweekend. Dazu noch lieber Besuch aus Finnland mit dem man durch die Kunstszene rund um die Auguststrasse schlendert. Da fühlt man sich schnell wie ein Tourist in der eigenen Stadt.
Irgendwie hatte Berlin Mitte heute auch südländischen Flair; Die Sonne, massenweise Menschen, jeder kleine Platz, jede winzige grüne Ecke mit Stühlen bestückt auf denen es sich Leute zu Kaffee, einem Bier oder einer Weinschorle gemütlich gemacht haben.
Dann kann ich ja auch ganz ungeniert die typischen Touristenfotos machen. Einmal rund um die Galerien in der Auguststrasse – bittesehr…
Mitte - Joachimstrasse
Mitte - Gipsstrasse
Mitte - vor Clärchens Ballhaus
Kunst heute sogar in der Kirche
Mitte - Auguststraße
In dem ganzen Gedränge kann es natürlich auch leicht passieren, dass einem das Haustier abhanden kommt. Falls also jemand das vermisste Einhorn findet…
Einhorn vermisst
Dirk Ollmetzer | Sunday, 20 April 2014 |
Unterwegs
Karfreitag auf die Autobahn in Richtung Ostsee. Wie bescheuert bin ich eigentlich, mir so etwas freiwillig und wider besseren Wissens anzutun? Freie Fahrt hatte ich genau 3 Blocks und dann Stop-and-go für die nächsten 100Km. Anstatt locker zum Kaffeetrinken kam ich gerade noch rechtzeitig zum Abendbrot in Schleswig Holstein an. Zudem: 8 Grad, der Himmel stockdüster und ein Regenschauer jagt den nächsten. Grmpf…
Samstagmorgen: Sonne und 13 Grad zum Frühstück. Immerhin. Also rüber nach Glücksburg und an den Strand von Holnis. Keine Wolke mehr am Himmel und die Temperatur klettert zaghaft. Im Windschatten hinter einer Hagebuttenhecke wage ich es, Licht und Luft an meinen strahlend weißen Oberkörper zu lassen.
Holnis Spitze mit Hagebuttenhecke
Entspanntes dösen. Leute kommen, Leute gehen. Nach über zwei Stunden beschließe ich, zu Kaffee und Kuchen im Fährhaus Holnis einzukehren.
Kännchen Kaffee mit Blick auf Förde und Dänemark
Danach mit Freunden zum Osterfeuer verabredet. Etwas irritiert, dass dieses schon für 17:00 angekündigt war. Es fing dann aber doch erst um 19:00 an und war das kleinste Osterfeuer, dass ich je gesehen habe. Aber immerhin war es direkt neben dem Strand und nach einem so schönen Tag will ich mal nicht kleinlich sein.
Osterfeuerchen
Ostersonntag wurde der Nachmittag in familiärer Atmosphäre auf dem Land verbracht und Abends dem Flensburger Hafen noch ein kleiner Besuch abgestattet.
Flensburg in der Abendsonne
Ostermontag ging es dann schon wieder zurück in Richtung Heimat, aber nicht ohne einen Abstecher nach Hamburg zu machen um dort Freunde aus Kalifornien zu treffen, die gerade einen Heimatbesuch machen. Ein kurzes, aber schönes Wiedersehen – auch am Strand in der Sonne.
Elbstrand
Insgesamt ein tolles Osterfest – und die Rückfahrt verlief überraschend ruhig und zügig.
Dirk Ollmetzer | Monday, 10 March 2014 |
Unterwegs
Nur der Vollständigkeit halber – das Wochenende war ja wohl mal allererste Sahne. Sonne und Stadt ist nett, aber Cabrio öffnen und raus fahren ist noch netter.
Mitte - Sehr schön, aber raus in die Gegend ist besser
Müggelsee (gegenüber Friedrichshagen)
Malerischer Morast
Wasserstrasse
Die Nerdkultur wird im Kern von zwei Wünschen vorwärts getrieben: Das Verstehenwollen komplexer Vorgänge und dem Wunsch selbst tätig zu werden. So kann es auch kaum verwundern, dass auf dem Kongress neben Software auch andere Dinge hergestellt werden, die irgendwo im Bereich zwischen Kuriositäten, Handwerk und Kunst anzusiedeln sind. So wurden im Laufe der Konferenz immer mehr Geländer und Türgriffe einer textilen Verschönerung unterzogen.
Guerillaknitting
Im Garderobenbereich wurden die Eintretenden von einer Gruppe – hmmm – “solarbetriebener Technopinguine” begrüsst, die zunächst kollektiv “wiwiwiwiwi” fragen und gleich darauf in abwertendem Tonfall mit “Nangnangnangnang” antworten.
wiwiwi - nangnangnang
Es gab aber auch Kunst, die sich mit der Rezeption der Überwachung und der Beseitigung von Bürgerrechten beschäftigt.
Selbstreflexion in Hamburg
Neben dem ausgestellten “Gedankenscanner”, den ich in dem Artikel “30c3 – Tag 1” gezeigt habe, liefen einige Besucher mit Kappen und Hüten aus Alufolie herum. In der Szene werden Menschen die paranoide Angst vor Überwachunghaben haben nämlich als “Aluhüte” bezeichnet. Leider hat die Realität mittlerweile selbst die fantastischsten Ängste bestätigt. Insofern ist das Tragen eines Aluhutes natürlich als politisches Statement zu verstehen. Auf die Spitze getrieben haben es zwei Personen, die mit Burka aus alubedampften Stoff herumliefen.
In dieselbe Richtung ging auch ein Stand, auf dem der Aktionskünstler Aram Bartholl textile Hüllen für Handys zum Kauf anbot. Diese sind aus metallhaltigem Stoff gewebt, der elektromagnetische Strahlung abhält. Somit ist das Handy in einem faradayschen Käfig vor Überwachung geschützt – und funktioniert natürlich auch nicht mehr.
Handyhüllen aus Metallgewebe
Bartholl hat sich auf diese Art Absurditäten spezialisiert, die der Technikszene und der Gesellschaft den Spiegel vorhält. In seinem Vortragstellte er seine Aktionen vor. Am bekanntesten ist sicherlich sein falsches Google Car, mit dem er Reaktionen von Passanten provozierte und seine “Dead Drops” – an öffentlichen Plätzen eingemauerte USB-Sticks. Auf denen man mit unbekannten Personen Daten tauschen kann. Diese sind als konsequente Antithese zum Internet und dem Allways-On Paradigma zu verstehen – und weniger als ernstgemeinter Lösungsvorschlag.
Generell scheint auch eine Art Ratlosigkeit vorzuherrschen. 35 Jahre nach der Microcomputer Revolution stehen wir vor einem digitalen Scherbenhaufen aus verwundbaren Systemen und technischer Totalüberwachung. Die Fragen “Wie gehen wir damit um und wo stehen wir selbst?” durchziehen den Kongress beinahe bis in jeden Winkel – auch abseits der grossen Keynotes. Echte, überzeugende Antworten hat zur Zeit leider noch niemand.
Beim Rundgang durch die Assemblies und den Hackspace wird ein Trend der letzten Jahre immer deutlicher: Nach der virtuellen Welt, wendet man sich verstärkt der dinglichen Welt zu.
Buchscanner
Neben Buchscannern, Schneidplottern, Nähmaschinen, Strickmaschinen, und sogar einem 2D Lasercutter sind überall 3D Drucker in verschiedenen Größen und Ausführungen zu sehen. An einem besonders großen 3D Drucker wurde sogar das Druckmaterial kurz vor dem Druck in einer eigenen Retorte synthetisiert.
Der 3D Druck steht heute dort, wo Microcomputer Mitte der 70er Jahre waren
Auf die Frage “Was stellst Du mit den dem Gerät denn konkret her” gab der Konstrukteur eines 3D Druckers zu, dass der praktische Nutzwert der Geräte zur Zeit noch gering ist. Das liegt primär daran, dass das 3D Modelling kompliziert und langwierig ist. So etwas, wie einen kaputten Waschmaschinenknopf zu ersetzen, sei aufgrund des hohen Aufwands zur Zeit noch nicht ökonomisch. Austauschplattformen wie Thingiverse helfen nur bedingt, da dort überwiegend “Spielkram” zu finden ist.
typische 3D Drucker
Immerhin wird die Genauigkeit immer größer und die möglichen Strukturen immer filigraner, wie ich an einigen Exponaten sehen konnte. Auch wenn der reale Nutzwert ist noch nicht hoch ist – so hat die Microcomputerrevolution Mitte der 70er Jahre schließlich auch begonnen.
Dünne, semitransparente Prints
Der Vortrag “make machines that make” von der MIT Mitarbeiterin Nadya Peek ging in dieselbe Richtung. Die heutigen 3D Drucker und
sonstige Maschinen funktionieren zwar bereits, aber sind für die praktische Anwendung noch zu kompliziert, weil Funktion und Bedienung von professionellen Werkzeugmaschinen abgeleitet sind.
Hobbygeräte müssten neu gedacht werden, damit sie bedienbarer werden und nicht das Wohnzimmer verschandeln. Sie stellte das Aufgabenfeld als eine Pyramide mit mehreren Ebenen dar. An der Spitze steht das eigentliche Bearbeitungswerkzeug (Extruder, Fräskopf, o.ä), darunter die Führungsmechanik, einige weitere Schichten und schließlich die unteren beiden Ebenen die Bearbeitungsbeschreibung in G-Code und die CAD Software. Diese ganze Kette ist zur Zeit noch nicht anwenderfreundlich genug.
Auf dem Weg zum Besseren stellte Nadya modulare Elektronik und Mechanik, sowie passende Python-Module zur Programmierung vor.
Vortrag: Machines that make von Nadya Peek
Auch wenn das umfangreiche Feld der Werkzeugmaschinen damit nur oberflächlich angekratzt ist (was ist mit Drehbänken, Verformung, Materialien jenseits von Kunststoff, Oberflächenveredlung,…) – das Thema wird zunehmend spannend.
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