tiny little gizmos

Recap 33C3

Das Jahr 2017 ist schon ein paar Tage alt und der 33. Chaos Communication Congress ist bereits seit einer Woche Geschichte. Mit etwas Abstand möchte ich meine Eindrücke zusammenfassen.

Entspanne und genieße

Im Gegensatz zu meinen letzten Besuchen bin ich dieses Mal etwas anders vorgegangen. Während des Kongresses habe ich so gut wie nichts veröffentlicht; Nicht auf meinem Blog und auch auf Facebook nur ein paar Bilder. Ich habe auch nicht so viele Veranstaltungen besucht, sondern mich eher entspannt treiben lassen. Der Kongress ist mit seinen 12.000 Besuchern derart groß und wuselig, dass man mit Gelassenheit viel weiter kommt, als wenn man ständig zwischen den Säälen hin und her rennt. Einige interessante Vorträge habe ich mir erst später in Ruhe zu Hause angesehen. So konnte ich in Ruhe das tolle, bunte, lustige, anregende Ambiente genießen.

33C3 Dekoration

33C3 Dekoration

33C3 Hackcenter

33C3 Hackcenter

33C3 - 3D Drucker en masse

33C3 – 3D Drucker en masse

33C3 Partyzone

33C3 Partyzone

Traditionsgemäß waren auch diesmal wieder die ganzen Zwischengeschosse und Aufenthaltsbereiche bunt und fantasievoll dekoriert. Mal im Stil eines englischen Salons, mal sind es Beduinenzelte, dann wiederum feinstes 70er Jahre Kunststoffblasen Ambiente á la Barbarella. Die Assemblies und das Hackcenter lagen wie immer im halbdunkel, was die ganzen Spielereien mit LEDs, Projektoren und Elektrolumineszentbändern richtig zur Geltung kommen ließ. In der großen Halle war wie in den Vorjahren wieder eine clubmäßige Partyzone. Die riesigen Installationen erinnerten diesmal an Tetris und Minecraft und es wurde bereits am frühen Abend feinster chilliger Elektrobeat gespielt.

33C3 Organisation

33C3 Organisation

Die Organisation ist mittlerweile unfassbar gut eingespielt. Es wurde an tausend Details gedacht, ein eigenes Telefonnetz installiert und das WLAN war immer gut. Das ist um so bemerkenswerter, weil die ganze Arbeit von Freiwilligen (Engeln) gemacht wird. In diesem Jahr hatten sich sage und schreibe 2.500 Leute dafür gemeldet – mehr als benötigt wurden.

Natürlich wimmelte es auch wieder von kleinen Späßchen: Am Eingang der Toiletten hingen Zettel, die den WLAN-Empfang mit 0-5 Sternen bewerteten, ich habe ein Wettrennen zwischen zwei Jungs auf einem rollenden grünen Cordsessel und einer Matekiste gesehen, eine Polonaise von 15 Leuten auf Hoverboards und noch viele andere lustige Sachen.

Vorsicht: CYBER!

Der Running-Gag der Veranstaltung war aber der Begriff Cyber. Ein Begriff, den seit Ende der 70er Jahre eigentlich keiner mehr benutzt, aber in letzter Zeit von Leuten, die überhaupt kein Fachwissen haben, für ihre politische Propaganda genutzt.
Folgerichtig wurde mit zwinkerndem Auge alles, was irgendwie “gefährlich” war mit gelbem Cyber-Absperrband gekennzeichnet: Von fiktiven Tatorten über Laptops, bis zu den Besuchern selber, die sich die Bänder auf ihre Klamotten geklebt haben.

33C3 - Vorsicht: Cyber!

33C3 – Vorsicht: Cyber!

Auch diesmal gab es natürlich wieder sehr viele spannende Vorträge mit Themen irgendwo zwischen Politik, tollen Basteleien und Raumfahrt. Einige waren lustig (wie baue ich einen Flipper selber) und einige wiederum extrem ernst (wie tötet man Menschen aus tausenden Kilometer Entfernung mit einer Drohne, wenn man nur ihre Telefonnummer hat).

Für mich waren in diesem die folgenden Schwerpunkte wichtig:

  • Messenger
  • Vertrauenswürdige Hardware
  • Datenanalyse

Messenger

Messenger sind in den letzten Jahren ein großes Ding geworden. Ich habe so einen seltsamen Walled-Garden-Zwitter zwischen E-Mail und SMS zwar nie vermisst, aber zu meiner Verblüffung haben sich die breiten Massen auf WhatsApp und Co gestürzt und man wird mittlerweile dumm angeguckt, wenn man so etwas nicht hat. Also muss man sich wohl damit beschäftigen. Aus diversen Gründen halte ich zur Zeit keinen einzigen Messenger für gut, aber ich bin ja lernwillig. Also habe ich mir zwei Veranstaltungen angesehen.

In einem kleineren Workshop Raum fanden sich ca. 100 Zuhörer ein, um einen Vergleich der folgenden Messenger zu hören: WhatsApp, Signal, Viber, Threema, Wire, Kontalk, Facebook Messenger, Telegram, Allo und Skype. Alleine die Vielfalt zeigt schon ein Grundproblem aller Angebote: Sie sind abgeschottet. Keiner kann mit dem anderen kommunizieren, wenn der ein anderes System nutzt.

In dem Vortrag ging es nur um einen kleinen, aber wichtigen Teilaspekt: Die Sicherheit. Der Laie hört nur “WhatsApp ist ja verschlüsselt” und damit ist alles gut. Leider ist die Realität nicht so einfach. Um es kurz zu machen:
Es gab keine Lösung, die als wirklich sicher und vertrauenswürdig einzustufen ist. Skype ist bereits in der Vorrunde mangels End-to-end Verschlüsselung ausgeschieden, Threema konnte sich als “vermutlich sicher, aber nicht völlig vertrauenwürdig” noch relativ gut behaupten.

Threema war auch Untersuchungsgegenstand der Vortrags “A look into the Mobile Messaging Black Box” von Rolan Schilling, der hier zu sehen ist:

Hier wurde der Threema Messenger per reverse-Engeneering untersucht: Die Verschlüsselung selber, das Schlüssel Management und das Kommunikationsprotokoll. Das Fazit ist, dass alles handwerklich sauber zu sein scheint. Das letzte bestehende Problem ist die Vertrauenswürdigkeit des Programms selber. Die Vortragenden ermutigen Threema deshalb, den Source Code des Clients als Open Source freizugeben. Dazu haben sie bereits selber Code auf Github eingestellt, den sie qualitativ als “lediglich akademisch” eingestuft haben: https://github.com/o3ma

Vertrauenswürdige Hardware

Eine der größten momentanen Herausforderung betreffs der Sicherheit ist aktuell aber, dass es prinzipiell unmöglich ist, sicher über eine Hardware zu kommunizieren, die auf unterster Ebene von Backdoors verseucht ist. Das gilt zur Zeit für alle PC, Router, Smartphones und sonstige Geräte.

Der Vortrag “Virtual Secure Boot” von Gerd Hoffmann zielte darauf ab, wie man einen PC sicher bootet. Das ist erstaunlicherweise mit sehr viel Aufwand verbunden und kann nur bei sehr wenigen Modellen nachgerüstet werden.

Der Vortrag “Untrusting the CPU” von Jaseg handelte davon, wie auf einem nicht vertrauenswürdigen Computer sicher und verschlüsselt kommuniziert werden könnte. Der Vorschlag ist im Prinzip ein Gerät, das zwischen die Ein- und Ausgabe gehängt wird. Der Computer bekäme von den verschlüsselten Nachrichten gar nichts mit.

Der Ansatz ist auf technischem Level sehr interessant, aber auf einer höheren Ebene ziemlich am Thema vorbei. Denn die eigentliche Frage ist:

“Wie stelle ich sicher, dass ich einen Rechner ohne Backdoors habe?”

Das kann mit den Standardcomputern, die heutzutage erhältlich sind prinzipiell nicht erreicht werden. Wenn man schon so ein technisch aufwendiges Zwischengerät, wie Jaseg es vorschlägt, herstellen würde – wieso baut man dann nicht stattdessen einen einfachen und sicheren Computer?

Komplexität nicht durch noch komplexere Ansätze ersetzen

Mir ist in letzter Zeit ohnehin aufgefallen, dass es generell eine Neigung gibt, Dinge die aufgrund übergroßer Komplexität unsicher oder unbedienbar werden, durch das Hinzufügen weiterer Elemente zu reparieren. Leider wird das zugrunde liegende Problem dadurch nicht gelöst und die Komplexität steigt weiter.

Als sinnvoller empfinde ich es, eine Sicherheitslücke mit einfachen Mitteln anzugehen. In ihrem Vortrag “Hochsicherheits-Generalschlüssel Marke Eigenbau” erläutern Michael Weiner und RFGuy über eine Dreiviertelstunde lang, wie sie sich für ein bestimmtes mechanisches Schließsystem einen Generalschlüssel berechnet und angefertigt haben.

Verblüffenderweise weisen sie am Schluss darauf hin, dass das System gut sei, obwohl sie es knacken konnten. Man müsse nur aufpassen, dass die Schlüssel nicht fotografiert werden können und empfehlen daher, die Schlüssel stets in einem Mäppchen zu transportieren.

 

Datenanalyse

Der Satz “Ich habe doch nichts zu verbergen” zeugte schon immer von naiver Unwissenheit. Ich habe dann häufig geantwortet “Das kannst Du nicht beurteilen, weil Du nicht weißt wer wann was aus Deinen Daten herausliest.”

Genau hierzu gab es einen wundervollen Beitrag von David Kriesel: “SpiegelMining – Reverse Engineering von Spiegel-Online”, in dem eine Datenanalyse der Veröffentlichungen von Spiegel Online vorgestellt wird. Interessant sind hier bei die Erkenntnisse, die quasi “um die Ecke” gewonnen wurden. Das sind Dinge, die in den Rohdaten eigentlich gar nicht drinstecken, wie Inhaltepräferenzen der Leser, Kommentartätigkeiten, verändertes gesellschaftliches Bewusstsein und eine Abschätzung, welche Redakteure miteinander ein Verhältnis haben könnten. Absolut sehenswert!

Noch beklemmender, weil es jeden von uns angeht, ist die Datenanalyse im Vortrag “Build your own NSA” von SVeckert und Andreas Dewes auf der Basis von Webtracking. Aus einem Datensample konnten Personen de-anonymisiert werden. Als die Politikerin Valerie Wilms (MdB, Die Grünen) über die Erkenntnisse zu ihrem Tagesablauf, den Bankverbindungen, Interessen und zur Struktur ihrer Einkommensteuererklärung informiert wurde, meinte sie “Is echt alles zu sehen, ne? Scheisse!”

Fazit

Auch der 33. Chaos Communication Congress hat wieder eine Gefühlsmischung aus Neugier, Ratlosigkeit und Niedergeschlagenheit – aber auch Faszination und einer Menge Spass bei mir hinterlassen. Es war auf jeden Fall eine großartige Veranstaltung.

In diesem Jahr muss sich der CCC jedoch nach einem anderen Veranstaltungsort umsehen, da das Congress Centrum Hamburg saniert und 2019 wiedereröffnet werden soll.

Old-Boys-Punk und Heimaturlaub

Hinter mir liegt ein verlängertes Wochenende in Hannover, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Ich möchte den Menschen danken, die dazu beigetragen haben (in chronologischer Reihenfolge):

Maike, Uwe, Melanie, Olaf und Bernd, den ich nach dem Konzert kennenlernen durfte.

Es gab nette und interessante Gespräche, lecker Kaffee und Kuchen in der Menagerie, ordentliche Mengen Newcastle Brown Ale im Jack the Ripper’s, erstaunlich leckere “zwischendurch Pizza” in Oberricklingen, plötzlich richtig gutes Wetter, als wir auf der Driving Range in Gleidingen waren und natürlich den Anlass meiner kleinen Reise: Das rappelvolle Konzert der Dead Kennedys im Kulturzentrum Faust.

Obwohl es nicht mehr ganz die Originalbesetzung war und die Zuschauer (wie ich) so langsam aufs Seniorenalter zugehen, ging die Post ganz gut ab. Zum Abschluss gab es dann noch einen Absacker im Izarro.

Heute Morgen in der Markthalle noch ein paar regionale Spezialitäten geholt und danach ging es zurück nach Berlin.

Und jetzt könnte ich gut ein Wochenende gebrauchen um auszuspannen…

Morgens in der List

Morgens in der List

Mittags auf dem Golfplatz

Mittags auf dem Golfplatz

Abends Old-Boys-Punk

Abends Old-Boys-Punk

Sommerfest auf Schloss Wiepersdorf

Nach der glühenden Hitze der letzten Tage war es am Sonntag mit 24 Grad geradezu erfrischend. Ideale Voraussetzungen für eine schöne Landpartie. Also ab ins Auto, das Dach geöffnet und entspannt zum Schloss Wiepersdorf (ca. 80Km südlich von Berlin in der Nähe von Jüterbog) gefahren. Dort fand das jährliche Sommerfest statt.

Auf dem Sommerfest präsentieren die Stipendiaten in den Ateliers des Künstlerhauses ihre Arbeiten. Es gab Lesungen und Livemusik auf der Schlossterasse und sehr unterschiedliche Kunstwerke von koreanischen, finnischen und natürlich deutschen Künstlern in den Ateliers zu sehen.

Für das leibliche Wohl war ebenfalls gesorgt wie für interessante Gespräche mit Künstlern und Bekannten. So ging der wunderschöne Nachmittag auch schnell zu Ende. Aufgrund des EM-Fußballspiels waren die Straßen nahezu leer und daher sogar die Rückfahrt nach Berlin extrem locker.

Ein wunderschöner Tag!

Hier noch ein paar Impressionen:

Wiepersdorf

Ortseingang Wiepersdorf

Schloss Wiepersdorf

Schloss Wiepersdorf

Orangerie

Orangerie

Ausstellung Im Künstlerhaus

Ausstellung Im Künstlerhaus

Rügen – kurz und knapp

Bevor es zur Konferenz code.talks commerce geht, habe ich noch ein verlängertes Wochenende auf Rügen genossen. Diesmal nicht wie sonst in Sassnitz, sondern in Göhren. Ein echter Tipp, falls man das klassische Ostseebad-Ambiente mit Seebrücke, Strandpromenade und Kurmuschel mag, Binz aber zu überlaufen findet. Hier ist alles etwas kleiner, ruhiger, naturbelassener.

Blick auf Göhren in der Abenddämmerung

Blick auf Göhren in der Abenddämmerung

Wer nicht gut zu Fuß ist sei allerdings gewarnt, dass der Ort ca. 30m über dem Strand liegt. Daher auch der Name Göhren von Gora (slawisch für Berg). Man muss also rauf und runter. Dafür ist es der Endpunkt des Rasenden Roland – einer Schmalspurbahn, die regelmässig mit Dampflok und historischen Wagons zwischen Göhren und Putbus verkehrt.

Der Rasende Roland im Bahnhof Göhren

Der Rasende Roland im Bahnhof Göhren

Ein gemütlicher Spaziergang vom Nordstrand mit Kurpromenade zum Kap Nordperd – das anders als es der Name vermuten lässt der östlichste Zipfel von Rügen ist – und weiter zum naturbelassenen Südstrand sorgt für malerische Ausblicke, auch wenn es nicht die berühmten Kreidefelsen sind.

Der Weg zum Nordperd

Der Weg zum Nordperd

Blick von der Klippe nach Norden

Blick von der Klippe nach Norden

In Putbus habe ich mir die charmante und eigenwillige Ausstellung von Gunilla Jähnichen in der Galerie Susanne Burmester angeschaut, ein sehr leckeres Stück Torte im Cafe am Rosengarten verspeist, während ich auf das Ende des heftigen Regens wartete und anschliessend einen kurzen Spaziergang durch die Parkanlagen gemacht.

Parkanlage in Putbus

Parkanlage in Putbus

Putbus - Markt

Putbus – Markt

Weniger Kultur, dafür umso mehr Natur bot ein weiterer Ausflug nach Klein-Zicker, dem südlichsten Zipfel Rügens, von wo aus man in jede Richtung eine interessante Abfolge von Land und Meer sehen kann. Während es dort sehr windig zuging und die Kitesurfer ihre Freude hatten, lag der tolle Strand von Thiessow im Windschatten. So konnte ich trotz lediglich 12 Grad Lufttemperatur ein Stunde im T-Shirt in der Sonne brutzeln.

Riesenstrand (fast) nur für mich

Riesenstrand (fast) nur für mich

Insgesamt ein frisches, windiges, schönes, erholsames Wochenende auf einer der schönsten Inseln, die ich kenne. Auf dem Rückweg habe ich mich dann noch ordentlich mit Sanddornlikör und leckerem Bier aus der Inselbrauerei eingedeckt. Zum Abschied hier noch ein schönes Sonnenuntergangsbild.

Sonnenuntergang auf Rügen

Sonnenuntergang auf Rügen

Zuse Z3 in Aktion

Den heutigen verregneten Sonntag habe ich für einen Besuch im Deutschen Technikmuseum genutzt. Der Anlass war die Vorführung der Zuse Z3, die ich schon länger einmal in Funktion sehen wollte. Die Z3 wurde 1941 von Konrad Zuse in Berlin gebaut und war der weltweit erste funktionsfähige, programmgesteuerte Digitalrechner. Das Original wurde leider bei einem Bombenangriff am 21. Dezember 1943 zerstört. Ein Nachbau von 1962 befindet sich im Deutschen Museum in München.

Meilensteine der Computergeschichte

Meilensteine der Computergeschichte

Die Maschine, die ich heute in Berlin gesehen habe – die Z3r – wird seit 2008 von Prof. Horst Zuse (Konrad Zuses ältester Sohn) gebaut, der sie auch vorführte. Die Z3r arbeitet mit modernen Industrierelais. Architektur und Funktion ist im Wesentlichen mit der Original Z3 identisch. Es wurden jedoch kleinere Modifikationen in der Taktsteuerung vorgenommen, die vor allem dazu dienen, die Funktionsweise des Rechners besser demonstrieren zu können.

Ich war bereits eine halbe Stunde vor Beginn des Vortrags dort und konnte die Z3 so in Ruhe betrachten. Die eigentlich recht nüchterne und vergleichsweise abstrakte Technik ist ästhetisch ansprechend verpackt. Der Steuerpult und die drei Schaltschränke sind schwarzgläzend lackiert, was hervorragend zu den ca. 2500 blauen Relais passt, die hinter den Glastüren zu sehen sind. Die ganze Anlage hat so einen betörenden Todesstern-Chic, den ich als Science-Fiction Fan liebe… ;-)

Leider steht die Z3r etwas unglücklich in einer Ecke, so dass vielleicht nicht jeder aus dem zahlreichen Publikum einen guten Blick hatte.

Die mechanische Zuse Z1

Die mechanische Zuse Z1

Horst Zuse gab dem Publikum zunächst einen Einblick in das Leben seines Vaters und die Entwicklung der Z1 – dem mechanischen Vorläufer aus dem Jahr 1937, von dem ebenfalls ein funktionsfähiger Nachbau in dem Museum steht. Es folgte eine Einführung in das binäre Zahlensystem, ohne dessen Verständnis die Vorgänge in dem Rechenwerk nicht vollständig nachvollziehbar werden. Mit etwas Grundwissen in Rechnerarchitektur kann man aber die Funktion der meisten Teile erkennen.

Zuse Z3r

Zuse Z3r im Überblick

  • I/O: Das Bedienpult im Vordergrund besitzt Knöpfe zur Eingabe und Lampen zur Ausgabe, analog zu Tastatur und Bildschirm eines heutigen Computers.
  • RAM: Der linke und der rechte Schrank ist Arbeitsspeicher (jeweils 32 Worte zu 22 Bit). Gut zu erkennen sind die beiden Adressmultiplexer in den oberen 5 Reihen.
  • CPU: Der Schrank in der Mitte ist das Rechenwerk mit den Arbeitsregistern. Hier wird außerdem die Umwandlung zwischen Dezimal und Binärzahlen bei der Ein- und Ausgabe vorgenommen.

Aufgrund der umfangreichen Einführung blieb die eigentliche Vorführung auf die Eingabe einiger Zahlen und Grundrechnungen beschränkt. Das genügte aber, um die grundlegende Funktion nachvollziehen zu können. Obwohl die Vorgänge elektromechanisch sind, arbeitet die Z3r erstaunlich leise.

Leider konnte kein Programm gestartet werden, weil das Lesegerät für den Programmspeicher (35mm Film mit 8-Bit Lochung) nicht an die Maschine angeschlossen war.

An diesem Detail hatte ich eher versehentlich eine nicht ganz uninteressante Diskussion angestoßen, die wir nach der eigentlichen Vorführung führten: Ich sagte, dass die Z3 ist im Gegensatz zu den heute üblichen Computern keine “Von-Neumann-Maschine” sei.

Falls ich Prof. Zuse richtig verstanden habe, meinte er sinngemäß: “Heutige Rechner sind das auch nicht mehr”, was mich zunächst etwas verblüffte..

Dem liegt die Frage zugrunde, wie man die “Von-Neumann-Architektur” interpretiert. Wenn das Kriterium ist “Daten und Programm liegen physikalisch im Speicher” – also im RAM, entsprechen fast alle heutigen Rechner der Definition.

Prof. Zuse interpretiert den zugrundeliegenden Aufsatz von John von Neumann etwas anders. Er weist darauf hin, dass die Absicht der Definition darin lag, dass sich Programme selbst modifizieren können und dies in modernen Computern aus Sicherheitsgründen von Betriebssystem und MMU verhindert wird. Wenn also das entscheidende Kriterium der Von-Neumann-Architektur ist, dass das Programm nicht nur auf die Daten, sondern auch auf sich selbst zugreifen kann, weil es im gleichen Speicherbereich liegt, entsprechen die meisten aktuellen Computer dieser Definition nicht.

Diese etwas akademische, aber nicht untinteressante Diskussion bildete den heutigen Schlusspunkt zum Thema Zuse Z3. Weitere Informationen zum Verhältnis Zuse und von Neumann kann man auf der Homepage von Prof. Horst Zuse nachlesen.

Weitere Highlights

Das Deutsche Technikmuseum hat aber natürlich viel mehr zu bieten. Ich blieb heute dem Thema Computer/Kommunikation treu und schaute mir die Ausstellung “Das Netz” an, die ich noch nicht kannte.

Ein Highlight war die für Besucher zugängliche Memex (ungefähr “Gedächtnis Erweiterung”), die ich auch gleich ausprobiert habe. Memex ist ein Konzept zur Dokumentverknüpfung, das 1945 von Vannevar Bush im Artikel As We May Think im Atlantic Monthly beschrieben, aber niemals realisert wurde. Auf dieser Idee, Dokumente untereinander zu Verknüpfen basiert Hypertext und damit das World-Wide-Web.

Das Deutsche Technikmuseum hat mit viel Liebe zum Detail eine Memex gebaut, die jedoch im Gegensatz zum Originalentwurf nicht auf analoger Technik, sondern auf Digitaltechnik basiert. Einen Vortrag dazu gabe es auf dem Vintage Computing Festival 2015 in der Humboldt Universität (Siehe “Historische Elektronik en Masse“). Leider geht das Exponat optisch etwas unter und wird daher vermutlich häufig übersehen oder nicht angemessen gewürdigt. Schade!

 

Cray 2

Cray 2

Etwas unerwartet war für mich eine Cray2 zu sehen – einem ehemaligen Supercomputer der 80er Jahre. Ich wusste nicht, dass das Museum solch ein Ausstellungsstück hat. Zudem ist der Rechner wesentlich kleiner, als ich ihn mir vorgestellt habe. Das liegt am externen Kühlsystem. Das Vorgängermodell Cray X-MP hatte noch ein integriertes Kühlsystem, das dem Gerät die Optik eines Designersofas gab.

Fazit

Es war ein interessanter, anregender Tag in einem tollen Museum, obwohl ich nur einen Bruchteil der Ausstellungen gesehen habe. Es waren extrem viele Familien mit Kindern dort und die lieben kleinen schienen überwiegend sehr interessiert und neugierig zu sein. Sehr schön!

Schneeflug

Die letzten drei Tage habe ich beruflich in Stuttgart verbracht. Ich bin in meinem Leben schon recht viel geflogen (irgendwas im mittleren dreistelligen Bereich), und dementsprechend auch etwas abgebrüht, aber manche Flüge sind doch plötzlich und unerwartet schön.

Der Hinflug am Montag war pünktlich, völlig sanft, wolkenlos und ganz Deutschland lag unter einer frischen, Schneedecke und schimmerte in der aufgehenden Sonne.

Ein einziges Märchenland! Ich konnte mich gar nicht satt sehen.

Heute Nachmittag auf dem Rückflug war die Landschaft noch immer weiß und die untergehende Sonne zauberte mit Farben: Von Hellblau bis ins tiefste Dunkelblau, gelb bis tieforange, Wolken, die von unten violett leuchteten – fantastisch!

Landschaft im Schnee

Landschaft im Schnee

Winterlandschaft und Sonnenuntergang

Winterlandschaft und Sonnenuntergang

Leuchtende Wolken

Leuchtende Wolken

Glædelig jul!

Ich habe ein Nikolauswochenende im hohen Norden verbracht – bei den Dänen in Flensborg. Nun könnte man mit einigem Recht einwenden, dass Flensborg doch eigentlich Flensburg heisst und in Deutschland liegt. Das ist zwar einerseits richtig, aber andererseits auch wieder nur die halbe Wahrheit. Die Stadt war seit ihrer Gründung bis zum Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 dänisch und es gibt es noch immer eine aktive dänische Minderheit in der Gegend mit eigenen Schulen, Kirchen und ähnlichen Einrichtungen.

Glædelig jul

Glædelig jul – die mittlerweile fast leere Fußgängerzone am Abend

Meine Bemerkung zielt aber eigentlich darauf ab, dass die Innenstadt am Wochenende geradezu von Dänen überflutet war, die ihre Weihnachtseinkäufe tätigten und sich (wie die Deutschen natürlich auch) einen ordentlichen Schluck Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt gönnten. Flensburg ist nämlich nicht nur Oberzentrum für die deutschen Gemeinden, sondern auch für die Region Syddanmark.

Während der vier Tage, die ich dort war, blies ein ordentlich steifer Wind, der teilweise sogar Sturmstärke erreichte. Der große Weihnachtsbaum am Nordermarkt ist trotz großem Betonständer umgefallen. Ein sehr gemütliches Wetter – wenn man drinnen in der warmen Stube sitzt und fasziniert zusieht, wie draußen das halbe Dorf vorbeiweht. Daher hielt sich mein Aufenthalt im Freien bis auf die obligatorische Umrundung von Holnis auch sehr im Rahmen.

Aber mein Thema in diesem Artikel sind ja die Dänen in der Flensburger Innenstadt.

Bei einem Kunstevent am Samstagnachmittag in der Galerie Kruse wurde mir ein Stück Puddingkranz angeboten, der sensationel gut schmeckte. Auf meine Frage, wo man so etwas bekommen kann, wurde mir die Dänische Bäckerei Migge am Nordermarkt empfohlen. Also kämpfte ich mich durch die Menschenmassen vom Südermarkt durch die Fussgängerzone zum Nordermarkt. Es war wirklich voll. Man konnte keine zwei Schritte gehen, ohne mit jemand anderen fast oder tatsächlich zusammenzurempeln.

Als ich bei der Bäckerei ankam, gab es leider nichts mehr, und der Laden wurde bereits ausgefegt. Es wurde aber angeboten, die Bestellung für den nächsten Tag anzunehmen. Das passte ganz gut, da für den nächsten Nachmittag ein Besuch bei Freunden geplant war. Also bestellte ich den Puddingkranz für Sonntag.

Als ich das ersehnte Gebäckstück am Sonntag Mittag abholen wollte, wurde mir erklärt, dass überhaupt keine Puddingkränze gebacken wurden und die Bedienung vom Vortag das eigentlich hätte wissen sollen. Einigermaßen enttäuscht, hielt ich nach Ersatz Ausschau und wurde fündig: Ein Schoko-Bananenkuchen. Die Brote der Bäckerei wurden am Vortag ebenfalls gelobt, also wollte ich gleich auch noch eines mitnehmen. Die Bedienung gab mir ein ordentliches Stück Brot zum probieren, hat aber irgendwie nicht auf meine Fragen zu den verschiedenen Brotsorten antworten können. Also habe ich eines mitgenommen, dass als Vollkornbrot bezeichnet wurde. (Nebenbemerkung: Es gab weder Namen, noch Angaben zu den Zutaten, noch Preise an den Waren).

Ich mache es kurz: Der Kuchen hat tatsächlich ganz gut geschmeckt – aber auch nicht besser, als der selbstgebastelte Schoko-Bananenkuchen bei mir zu Hause. Das Brot war aber ein Totalausfall. Im Prinzip ein Weissbrot, an das ein paar Körner geklebt wurden. Das geschmackloseste Brot, das ich seit meinem Rom-Besuch gegessen habe.

Sorry – ab in die Tonne.

Ich bin etwas ratlos, was ich von einem Laden halten soll, der solch ein uneinheitliches Qualitätsniveau und so verpeiltes Personal hat.

Egal – die Besuche bei den Freunden waren nett und jetzt geht es zurück nach Berlin um den Jahresendspurt hinzulegen.

 

Nachtrag: Mal kurz in den Norden

Das Wochenende steht vor der Tür. Der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung lockt vermutlich enorme Besuchermassen nach Berlin. Mich interessiert eher die MakerFaire und das Vintage Computing Festival 2015. Doch bevor es so weit ist, möchte ich einen Rückblick auf das letzte Wochenende geben, das ich für einen Kurzurlaub an der Ostsee genutzt hatte. Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen bis 18 Grad konnte ich Stralsund, Greifswald und Rügen genießen. Bevor ich zuviel ins Schwärmen komme, lasse ich doch einfach die Bilder sprechen:

Stralsund - Runddgang mit Architekten

Stralsund – Runddgang mit Architekten

Stralsund - Henning Mörder Straße

Stralsund – Henning Mörder Straße

Stralsund - Nicolaikirchhof

Stralsund – Nicolaikirchhof

Rügen - Blick auf Stralsund

Rügen – Blick auf Stralsund

Rügen - Mini Haus

Rügen – Mini Haus

Übernachtet habe ich auf Rügen in diesem lustigen Mini-Haus in Altefähr. Von innen wirkt es übrigens erheblich größer, als von außen. Das hat mich ein wenig an das malerische Holzhaus erinnert, dass ich vor fünf Jahren in Oulu/Finnland hatte.

Rügen - Inselbrauerei in Rambin

Rügen – Inselbrauerei in Rambin

Braukessel und Verkaufsraum

Braukessel und Verkaufsraum

baltic_triple

Interessant war die Führung durch die vor kurzem eröffnete Inselbrauerei in Rambin mit anschließender Bierverkostung. Der Besuchergruppe wurde ein spannender Einblick in die Welt der Spezialbiere geboten. Es werden dort 12 sehr individuelle Sorten hergestellt, die sich durch das verwendete Getreide (z.B. Hafer), unterschiedliche Hopfensorten (z.B. aus Tasmanien), spezielle Hefekulturen (z.B. Champagnerhefe) und Herstellungsverfahren (offene Gährung, Flaschenreifung) unterscheiden. Der Braumeister Markus teilte sie in drei Gruppen ein. Das sind sinngemäß: “noch tauglich für ungeübte”, “ab hier macht es Spass” und “spezielles Bier für Kenner”.

Was ich verkosten durfte war sehr schmackhaft. Daher habe ich drei 0,33er Flaschen “Baltic Triple” zu €3,- mitgenommen. Der Preis lässt einen schon kurz zurückzucken, aber die Tropfen sind ohnehin nicht dazu da um sie in Mengen zu trinken und immerhin bekommt man bis zu 9,5% dafür…

Rügen - Putbus Circus

Rügen – Putbus Circus

Greifswald - Ryck

Greifswald – Ryck

Greifswald - Markt

Greifswald – Markt

Auf der Rückfahrt habe ich zum ersten Mal das malerische Städchen Greifswald besucht, das ca. 38 km südöstlich von Stralsund liegt. Die Stadt hat mich gleich mehrfach überrascht: Zunächst liegt sie gar nicht direkt am Wasser, sondern ein paar Kilometer landeinwärts. Wenn man von Stralsund mit dem Auto kommt, fährt man über das platte Land direkt bis vor die Altstadt und hat den (falschen) Eindruck, dass es überhaupt keine neuen Gebäude gäbe. Daher dachte ich, Greifswald wäre extrem klein. Tatsächlich hat es so viele Einwohner wie Stralsund, fühlt sich aber ganz anders an. Wegen der Universität sind überwiegend junge Leute und kaum Touristen anzutreffen, was zu einem deutlich besseren Gastronomieangebot führt.

Insgesamt war das ein sehr schönes und interessantes Wochenende.

Positions Art Fair 2015

“Diesmal genau richtig” war mein Gedanke, als ich Donnerstag Nacht von der Positions Art Fair nach Hause fuhr. Kunstmessen in Berlin sind so ein Ding für sich:

  • Es gibt viele. Vielleicht zu viele.
  • Die Veranstalter sind häufig um originelle Orte bemüht, was dazu führt, dass entweder das Flanieren über die Stände zu beschwerlich ist oder der Ort der Kunst die Show stiehlt.
  • Menge und Qualität des gezeigten stehen auch häufig nicht so recht in Relation.
Positions 2015

Eingang zur Positions 2015 an der Arena

Die Positions fand ich angenehm. Sie fand vom 17. bis 20. September in der Arena statt. Ein Ort, der für Berliner Verhältnisse etabliert ist und für Besucher von ausserhalb noch alternativ genug wirkt. Die Halle ist angenehm luftig und die Menge an Menschen und Kunst war genau richtig. Man konnte sich entspannt einen guten Überblick verschaffen, und wenn man mit Künstlern oder Galeristen ins Gespräch kam, stand man nicht automatisch im Weg.

Viel PLatz jenseits der Ausstellungsfläche

Viel Platz jenseits der Ausstellungsfläche

Die Menge der Exponate ist genau richtig für einen Abend. Es gab vieles, was mich ansprach und nur sehr wenig, was ich für völlig daneben hielt.

Der Kunstbetrachter

Der Kunstbetrachter

Mein Fazit, ein angenehmer, anregender Abend.

Chaos Communication Camp 2015

Das Chaos Communication Camp findet seit 1999 alle vier Jahre im Berliner Umland statt. Bei den letzten beiden (2007 und 2011) war ich jeweils beruflich verhindert. Dieses mal sollte es jedoch klappen und die Freude war groß, als ich das Ticket hatte und mein Urlaub genehmigt war.

Das Eintrittsbändchen zum Camp

Das Eintrittsbändchen zum Camp

Um das Fazit vorwegzunehmen – die Erfahrung war beides gleichzeitig: super und mist.

Ich hatte mich seit Wochen vorbereitet, den kompletten Mittwoch Zeug zusammengepackt und bin am Donnerstag Morgen losgefahren. Die Fahrt von Prenzlauer Berg zum ca. 80Km nördlich von Berlin gelegenen Ziegeleipark Mildenberg dauert etwas über eine Stunde. Die Brandenburger Landschaft ist nur recht spärlich besiedelt, aber mit viel Wald und Wasser sehr schön (siehe Video weiter unten). Die Strecke zum Ziegeleipark war gut ausgeschildert und der letzte Hinweis ist wirklich gelungen… :-D

Hier geht's zum Internet

Eindeutig: Hier geht’s zum Internet

Nach der Anreise machte ich auf dem Gelände das BER-Village ausfindig, in dem sich einige Berliner Vereine zusammengetan hatten um zusammen zu zelten und eigene kleinere Vorträge stattfinden zu lassen.

Der "Eingang" zum BER Village

Der “Eingang” zum BER Village

Eine handvoll Leute davon kenne ich, also stellte ich mein Zelt in das Village und verlegte Strom- und Ethernet Kabel. Nachdem mein Zelt endlich voll ausgestattet war, machte ich mich erst mal auf den Weg über das Gelände.

Das Zelt steht (zum ersten Mal) und ist komplett connected

Das Zelt steht (zum ersten Mal) und ist komplett connected

Der Rundgang war toll – überall interessante Leute aus aller Herren Länder, spleenige Basteleien (Ein Roboter, der Crepes herstellt, ein elektrisches Fahrzeug aus zwei Getränkekisten, …) und nerdiger Humor. Leider ist fast überall Fotografieren unerwünscht, deshalb hier nur ein kleiner Rundblick.

Panorama. Ca. 1/6 des Camp Geländes

Panorama. Ca. 1/6 des Camp Geländes

Foodcourt

Foodcourt

Schlafzelte stehen fast überall

Schlafzelte stehen fast überall

Auf dem Gelände stehen natürlich die Artefakte der alten Ziegelei; Ringöfen, Bagger und alle möglichen Spezialgebäude. Zudem ist das ganze Areal mit einem Gleisnetz der Ziegeleibahn durchzogen. Ein Rundkurs wurde sogar regelmäßig mit einer Museumsbahn befahren. Insbesondere nachts mußte man ziemlich aufpassen, wo man hintrat. Gleise, Kabel (Ethernet oder Strom) oder provisorische Wasser und Abwasserleitungen. Die komplette Infrastruktur für die 4500 Besucher mußte extra für das Camp aufgebaut werden.

Ringofen mit Bahnschienen

Ringofen mit Bahnschienen

Das kleine Vortragszelt

Das kleine Vortragszelt

400KVA - zwei von etlichen Dieselgeneratoren

400KVA – zwei von etlichen Dieselgeneratoren mit insgesamt 2,5MW Leistung

Nach Sonnenuntergang verwandelte in einen fast magischen Ort: Alles wurde bunt beleuchtet und die Stimmung war super. Auch hier merkt man, dass irrsinnig viel Arbeit mit Liebe zum Detail investiert wurde.

Foodcourt und Dancefloor

Foodcourt und Dancefloor

Grosses Vortragszelt und Umgebung

Großes Vortragszelt und Umgebung

In dem Eintrittspreis war auch ein elektronisches Spielzeug enthalten, dass ich mir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Nach einer etwas verwirrenden Schnitzeljagd über das halbe Gelände und langem Anstehen hatte ich nach knapp zwei Stunden um 23:00 auch mein Rad1o-Badge bekommen. Jetzt wollte ich mich in mein Zelt zurückziehen, noch etwas rumbasteln und dann schlafen.

Denkste!

Bei den Vorbereitungstreffen hieß es, dass die Ecke des BER Village aufgrund der Nähe von Anwohnern leise sein würde und die Party auf der anderen Seite des Geländes stattfindet. Tatsächlich feierten im BER 50-100 Leute zu lauter und, basslastiger Musik. Mein Zelt stand gefühlt mitten auf der Tanzfläche. An Schlaf war – egal ob mit oder ohne Ohrenstöpsel – nicht zu denken. Um 2:00 Morgens war immer noch kein Ende in Sicht und wir bekamen die Auskunft “Das geht mindestens noch bis 5 Uhr. Und das bleibt die nächsten Tage auch so”.


Übersicht über das Gelände und die Umgebung

 

Eigentlich hätte ich an der Stelle bereits nach Hause fahren können. Sich mitten in der Nacht, todmüde, ohne richtiges Licht einen neuen Platz für das Zelt zu suchen – nachdem alle einigermaßen brauchbaren Flecken bereits belegt waren, macht so richtig Spaß. Nämlich gar keinen. Die ganze Aktion hat eine Stunde gedauert. Am Ende stand mein Zelt fast genau am Haupteingang, ohne Strom, ohne Netzwerk und alle Klamotten wild durcheinandergeworfen.

Um halb vier bin ich dann stinksauer eingeschlafen und um kurz nach acht wieder aufgewacht, weil das Zelt in der Sonne bereits brütend heiss wurde. Den Tag habe ich unausgeschlafen, mit Kopfschmerzen und angesäuert verbracht. Bei 35 Grad habe ich den ganzen Tag geschwitzt ohne Ende, was durch den Sandstaub, der über das Gelände wehte auch nicht besser wurde. Zudem merke ich, dass mich diese provisorischen Sanitäreinrichtungen kolossal stören und dass beim Programmieren im Hackcenter Zelt Staub und Legionen von Ameisen in den Laptop eindringen wollen, finde ich auch nicht so richtig prall.

Ich habe dann abends beschlossen, nach Hause zu fahren, bevor ich fünf Tage schlechte Laune habe. Dass ich auch in Berlin nicht zur Ruhe gekommen bin, weil ich mein Telefon verloren habe steht noch mal auf einem anderen Blatt.

Am Sonntag bin ich dann wieder auf das Camp zurückgekehrt und noch ein bisschen Nerdkultur zu inhalieren und den einen oder anderen zu treffen, aber irgendwie hatte ich mir das im Vorfeld anders vorgestellt.

Versteht mich nicht falsch: Die Orga hat einen Super Job gemacht. Ein Gelände mitten in der Pampa mit Mobilfunk, leistungsfähigem Internet, richtig viel Strom, Wasser und einer Abwasserlösung für über 4000 Menschen zu versorgen ist eine echte Herausforderung und sie wurde mit Bravour gemeistert. Ein interessantes Programm zusammenzustellen (die Vorträge kann man hier ansehen: http://media.ccc.de/browse/conferences/camp2015/index.html), den Foodcourt, die Feuerwehr und den Behördenkram zu organisieren…

Alles war wirklich klasse gemacht – aber Camping nervt mich einfach total. Das hatte ich im Vorfeld leider vollkommen unterschätzt.

« Previous PageNext Page »