Dirk Ollmetzer | Monday, 9 November 2009 |
Unterwegs
Ich liege seit dem frühen Abend im Bett und kämpfe gegen eine aufkommende Erkältung an.
Genau heute vor 20 Jahren lag ich ebenfalls früh abends im Bett und hatte eine richtig fiese Grippe. Diese Art, wo man den ganzen Tag zwischen Schlaf und wach sein hin und her pendelt und nur noch vor sich hin leidet. Das Bett in dem ich lag, stand in einer Dachkammer in Berlin Zehlendorf. Ich hatte nur wenig Licht an, weil mir die Augen weh taten und so blieb mir nichts übrig, als im Dämmerzustand Radio zu hören.
Dann kam die Nachricht, daß die Mauer geöffnet wird.
Ich habe das zunächst gar nicht für voll genommen, gedacht “Mein Gott, geht’s mir schlecht. Jetzt habe ich schon gehört, daß die Mauer offen ist.” und mich umgedreht. Ungefähr eine halbe Stunde später rief meine Mutter an und hat mir erzählt, was sie gerade im Fernsehen sah. Ich konnte mich erst 2 Tage später in den Wahnsinn stürzen. Den Rest kennt man ja.
Achtung: Der folgende Eintrag enthält persönliche und emotionale Aussagen
Seit gestern bin ich für einen mehrtägigen Besuch in Hannover. Ich bin hier aufgewachsen, aber schon vor 25 Jahren weggezogen. Seit fast 20 Jahren komme ich nur noch sporadisch hierher. Meist in Eile schnell mal die Familie abklappern und wieder weg.
Die Stadt hat ‘nen schlechten Ruf, aber so ganz kann ich das eigentlich nicht nachvollziehen. Klar ist hier weniger los als zum Beispiel in Berlin oder Hamburg. Niemand kommt für einen kurzen Städtetrip hier her – ausser Messebesucher. Dafür ist man jederzeit in 5 Min. im Grünen, der Verkehr funktioniert und die Leute sind nicht so überdreht.
Ich übernachte bei meiner Schwester in Ricklingen. Nicht weit weg haben wir damals in den 80ern gewohnt. Ich gehe durch die Strassen. Die Häuser sind viel kleiner als daheim im Prenzlauer Berg. Die Seitenstrassen haben vier mehr grün. Die Läden und Kneipen sind überhaupt nicht hip und die Menschen sehen auch total normal aus. Nicht so fürchterliche “Junge, erfolgreiche deutsche Famile”-Klone, die einem einen Spaziergang durch den Friedrichshain zur Pest machen und das Gefühl geben, in einem weissen Mittelstandsghetto zu leben.
Stattdessen hier und da mal ein Harz4-Opfer, dort mal ein, zwei Ausländer aber dann auch wieder nette junge Familien. Irgendwie scheint mir das ‘ne gesundere Mischung zu sein.
Es hat sich hier nicht richtig viel verändert. Hier und da ein anderer Laden, ein neues Haus und neue Hochbahnsteige auf der Hauptstrasse. Ich irgendwie ‘nen Flashback, der Himmel ist grau und es nieselt.
BANG! Novembergefühl obwohl erst Oktober ist.
Mein Soundtrack dazu: Anne Clark. Passt von der Zeit und dem Gefühl perfekt.
Alles ist irgendwie so vertraut. Und trotzdem so weit weg. Ich habe das Gefühl, ich laufe durch meinen eigenen Film. Könnte ich hier leben? Keine Ahnung. Könnte ich es in Hamburg? Ich weiss nicht recht. Kann ich es noch in Berlin? Zweifel.
Da fällt mir ein Satz ein, der galube ich von Tom Wolfe stammt:
Man kann nie wieder zurück
Aber wohin dann? Und was tun? Und… noch viel mehr Fragen. Ich sollte mich freuen, liebe Menschen zu treffen, die ich viel zu selten sehe. Das tue ich auch und trotzdem bin ich so ratlos und schiebe gerade den Blues.
Der Herbst hat mich gerade so richtig fies erwischt.
Dirk Ollmetzer | Saturday, 11 July 2009 |
Unterwegs
Bin gerade über dieses Bild gestolpert. Ist schon ein paar Wochen alt, aber ich möchte ja keinem etwas vorenthalten. Wir mussten uns natürlich nicht die ganze Zeit eine Bierflasche teilen. ;-)
Starring: Der Ollmetzer, The incredible Harms, Elisabet, der große Holzkochlöffel Fotograf: Grüni
Nachdem am Wochenende das Wetter ziemlich heiß war, ist es heute Morgen empfindlich abgekühlt. So konnte ich an meinem letzten vollständigen Tag in Kalifornien noch einen schönen Ausflug in die Natur unternehmen ohne einen Hitzschlag befürchten zu müssen. Ich fuhr also ein südostwärts in die Hügellandschaft des Anthony Chabot Regional Park und bin dort ein wenig rumgelaufen. Grandiose Ausblicke sind hier natürlich auch wieder garantiert. Unter anderem auf Castro Valley und den kleinen Stausee Lake Chabot. Dort kann man nicht nur Boot fahren und fischen, sondern es gibt hier auch Grillplätze. Sehr schön. Das merken wir uns mal für das nächste Mal.
Der Abflug am Dienstag Abend rückt so langsam näher. Ich freue mich einerseits wieder auf zuhause, aber mir wird auch ein bischen wehmütig. Mein Urlaub war auf jeden Fall sehr erholsam und schön, u.a. auch wegen der grandiosen Gastfreundschaft von Marco und Claudia, die es tatsächlich volle zwei Wochen mit mir ausgehalten haben.
Hier sind die obligatorischen Bilder des Tages:
Lake Chabot
Dirk vor Castro Valley
1A Wohnlage
Gestern Abend war uns nach einem gepflegten Bier. Also sind wir auf der Suche nach einer guten Bar in die Park Street gelaufen. Tatsächlich sind wir dann auch schnell fündig geworden. Die Bar an der Ecke Park St. / Encinal Ave. machte von aussen einen guten Eindruck und die Leuchtreklame ließ darauf schließen, daß es ein- oder zwei ganz passable Biere (u.a. Spaten und Franziskaner) geben würde.
Der Laden ist stilecht: Leuchtreklame im Fenster, eine gut sortierte Bar mit mindestens 15 verschiedenen Biersorten aus dem Zapfhahn, abgenutztes aber nicht schäbiges Interieur und alte Flipper in der Ecke. Die Musik wechselte zwischen Rock und Ska, das Publikum war harmlos und der Barkeeper engagiert. Als er mitbekam, daß wir darüber diskutierten, welches Bier wir nun bestellen wollten meinte er gleich “You guys are from germany?” Als wir das bejahten, bot er uns gleich ein Beer-tasting an, damit wir uns eine Meinung über die amerikanischen Biere bilden konnten.
Warum nicht?
Wir hatten dann 5 verschiedene Biere – jeweils ein Whiskeyglas – von denen 3 aus der Region kamen, eines aus Alaska und eins aus Belgien. Sehr unterschiedlich und interessant. Teilweise nicht so recht mein Geschmack, aber auf jeden Fall gute Biere. Zu jedem Bier gab es einen kleine Erklärung und damit wir nicht einfach so darben, dazu noch ‘ne Tüte der leckersten Chips, die ich bisher gegessen habe (‘absolutely no artificial ingredients’). Wir haben dann noch je ‘n Glas (mit 0,5L Eichstrich!) Trumer Pils aus Berkeley zu uns genommen. Das ist wirklich empfehlenswert. Die Brauer kommen ursprünglich aus Salzburg.
Der Barkeeper hat uns zum Schluss dann noch ‘nen echt fairen all-inclusive Preis gemacht, wir haben noch ‘ne Runde geflippert und sind dann gemütlich nach Hause geschlendert. Der Viertelstündige Weg durch die laue Frühlingsnacht hat dann auch den leichten Glimmer entschärft.
Gestern hatte ich noch getwittert, daß der Tag dunkel und wolkig angefangen hat. Heute das genaue Gegenteil: 30 Grad Celsius aus dem Stand macht einen doch ziemlich träge und müde. Zumal, wenn sich kein Lüftchen bewegt, was in San Francisco ziemlich selten ist. So haben wir unseren Besuch in der Stadt am späten Vormittag abgebrochen und sind wieder nach Alameda zurück und haben uns ins Appartement bzw. an den Pool zurückgezogen.
Angesagte Cafés im Mission District
Schöne Stadthäuser im Mission District
Abends wurde es dann etwas erträglicher und ich bin mit Marco ein bischen in Alameda unterwegs gewesen. Aus Gag und weil es überhaupt nicht zum Wetter passt habe ich mir zum Abendessen Schweinebraten und ein Bier gegönnt. Danach sind wir noch ein bischen die Park St. auf und ab geschlendert, wie etliche andere Leute auch. Sympathisch, daß so viele Leute in der Kleinstadt am Wochenende zwischen richtigen (natürlich geschlossenen) Geschäften, Restaurants, Eisläden Cafés und dem echt tollen Kino flanieren.
Die Speisekammer in Alameda
Schlendern über die Park Street
Gut besuchte Restaurants
Kino im Art Deco Stil
Kino von innen
Gute Wünsche für den Heimweg
Echte Läden in der Main Street - es gibt sie noch
Ich habe leider noch immer niemanden getroffen, mit dem ich eine Runde Golf hätte spielen können. Aber wenn ich schon mal in Kalifornien bin, dann sollte ich wenigstens mal einen Golfplatz ansehen und ‘ne Runde auf die Driving Range gehen, habe ich mir gedacht. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß auf der Nachbarinsel von Alameda – Bay Farm Island – ein ordentlicher Golfplatz zu finden ist: Der Chuck Corica Municipal Golf Complex. Die Fahrt dorthin dauert keine 10 min und der Platz ist öffentlich. Das bedeutet nicht nur, daß im Prinzip jeder spielen darf, sondern tatsächlich, daß er städtisches Eigentum ist.
Mit der Verständigung ist das so eine Sache. Selbst wenn man Englisch versteht und weiß, daß man auf einem Golfplatz ist, kann man bei dem mit japanischer Betonung genuschelten Satz “I got Balls in three sizes” doch erstaunt die Augenbrauen heben. Es war natürlich gemeint, daß man wenig, mittel oder viele Bälle bekommen kann.
Der Platz selber sah recht gut aus und war tatsächlich unter der Woche Mittags voll. Ich habe gelesen, daß man sein Spiel bis zu einer Woche im Voraus anmelden sollte. Holla!
Und hier die unvermeidlichen Bilder:
Nur so zur Erinnerung, wo man sich befindet...
Driving Range
Ein Blick auf den Platz
Habe den gestrigen Tag (endlich) in San Francisco verbracht. Ich wohne zur Zeit bei Freunden in Alameda auf der Ostseite der Bucht. Das ist eine typische amerikanische Vorstadt – wie aus dem Fernsehen. Womit ich jedoch nicht gerechnet hatte, ist die recht gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Am ersten Tag bin ich mit dem 63er Bus nach Downton Oakland gefahren ($1,75) und man kommt auch ohne Probleme zur BART (die S-Bahn in der Bay-Area). Wirklich klasse ist, daß direkt vor der Tür der Transbay Express Bus hält. Also morgens aus der Haustür fallen, einsteigen, $3,50 bezahlen und 40min später im Busterminal an der Mission Street aussteigen. Zwischendurch kann man sich an dem sagenhaften Ausblick von der Oakland Bay Bridge auf die Stadt erfreuen. Wozu sollte man da noch das eigene Auto benutzen? Der Brückenzoll kostet schon $4 und dazu kommen noch astronomische Parkgebühren in der Stadt.
Mein erster Eindruck den ich im vorherigen Artikel beschrieben habe, hat sich Gott sei dank nicht weiter verfestigt. Die Stadt ist im Wesentlichen dieselbe, wie vor 2 Jahren. Ich habe den Tag damit verbracht rumzulaufen, ein bischen zu shoppen und abends mit Freunden noch zwei Bierchen im “Thirsty Bear” zu trinken. Lustig, daß ich gegenseitigen Vorstellen gefragt wurde: “…und was machst Du so beruflich? Cleantech oder Medien?” Nicht, daß es noch ca. 1mio andere Dinge gibt, die man machen könnte, aber irgendwie trifft es den Nagel schon auf den Kopf.
Eine Anekdote zum Thema “Wo sind eigentlich meine Daten”: Ich habe im Apple Store für jemanden mit einem amerikanischen iTunes Account ein paar iTunes Gift Cards gekauft. Da das immerhin $60 gekostet hat, habe ich natürlich mit meiner Kreditkarte bezahlt. Daraufhin bekomme ich die Quittung gezeigt mit der Frage “is your e-mail adress correct?”. “Ähm – ja…”. Ich habe dann tatsächlich noch eine Quittung als PDF per Mail bekommen. Der Store hat also Zugriff auf die Daten von meinem deutschen iTunes Account. Interessant!
Hier sind die obligatorischen Bilder des Tages:
Oakland Bay Bridge
California St.
Chinatown- Stockton St.
Little Italy - Columbus Ave.
Embarcadero Plaza - Blick vom Fähranleger
Über ‘ne Woche hat es gedauert und jetzt habe ich es endlich geschafft – über die Bay nach San Francisco zu fahren. Sitze gerade Downtown neben dem Moscone West in einer Filliale einer berühmt-berüchtigten Kaffeekette. Der Kaffee ist genießbar und es gibt WIFI umsonst.
Was mir im Gegensatz zu meinem letzten Besuch vor 2 Jahren auffällt: erheblicher Büroleerstand, sofern man das von der Strasse aus sehen kann. Virgin Megastore: closed. Sony Store im Metreon: closed. Dafür mehr Obdachlose und Bettler auf der Strasse. Ist nicht so, daß hier gleich alles vergammelt, aber man kann bemerken, daß die Wirtschaft gerade nicht so rund läuft.
Immerhin ist der Apple Store noch da. Werde gleich mal ein paar iTune Gift Cards kaufen und mich dann etwas verkrümeln. Vielleicht nach Pacific Heights oder so. Fotos folgen.
Heute habe ich mal wieder etwas total touristisches getan. Auf der Jagd nach schönen Bildern der Bay Area bin ich die Hügel an der Eastbay entlanggefahren. Von Alameda in nordöstlicher Richtung über den Fruitvale- und Lincoln Avenue zum Joaquin Miller Park. Von da aus bin ich den Skyline Boulevard – der seinem Namen alle Ehre macht – in nordwestlicher Richtung bis Berkeley gefahren und habe so ungefähr jede Meile mal angehalten um das unglaubliche Panorama über die Bay Area zu geniessen.
Leider war es etwas dunstig, so daß die Fotos den grandiosen Ausblick nicht so recht rüberbringen. Für einen Eindruck reicht es aber allemal, denke ich.
Ich empfehle allerdings, die Strasse genau andersherum – also von Berkeley aus – zu befahren. Dann ist es wesentlich einfacher und ungefährlicher, mal schnell am Strassenrand anzuhalten, wenn sich wieder ein toller Ausblick auftut. Der Boulevard ist nämlich an etlichen Stellen extrem eng und kurvig. Die ausgeschilderten 15 Meilen Höchstgeschwindigkeit sind da tatsächlich anzuraten, zumal sehr viele Radfahrer diese Strecke zum Training nutzen.
Blick vom Joaquin Miller Park über die südliche Bay Area
Vordergrund: Oakland, rechts Alameda Island, links Bay Farm Island
Blick auf Downtown Oakland. Im Hintergrund: Yerba Buena Island und Downtown San Francisco
Hangbebauung in Piedmont
Blick auf Highway 24: links Oakland, rechts Berkeley
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