Dirk Ollmetzer | Tuesday, 24 September 2013 | Gizmos, Retro
Am 21. und 22. September fand die Classic Computing 2013 in den Räumen des Pergamon Palais in Berlin statt. Veranstalter war der Verein zum Erhalt Klassischer Computer e.V. Die Humbold Universität stellte freundlicherweise die Räume zur Verfügung. Neben einigen interessanten Vorträgen gab es vor allem viel Hardware aus den 70er bis 90er Jahren zu sehen.
Die Ausstellungsstücke
Um die von den Teilnehmern mitgebrachten Exponate auszustellen, bedurfte es zweier Vorlesungssääle und den Lichthof. Thematisch waren die Ausstellungsstücke grob sortiert. Während der Schwerpunkt in einem Saal auf Bürocomputern lag, wurde der zweite Saal überwiegend von der 16-Bit Atari und Amigaszene beherrscht. Das Foyer war thematisch gemischt
Wie zu erwarten waren die Commodore 8 Bit Heimcomputer C64, VC20, C16 und Plus 4 ebenso zu finden, wie die 16-Bit Heimcomputer der Amiga-Serie. Aber auch die 8 Bit Bürorechner der CBM Serie vom PET 2001 bis zum CBM 8296-D waren zahlreich.
Commodore CBM 4032, 8032 und 8296-D
Ebenfalls recht präsent war Apple. Dabei zeigten die Exponate vom IIc bis zur Lisa einen guten Querschnitt der ersten 10 Jahre der Firmengeschichte.
8Bit Maschinen - Apple II und III
Apple 16- und 32 Bit: Lisa II, Macintosh und Mac LC
Speziell aus heutiger Sicht war der Heimcomputermarktes sehr heterogen. Nicht nur in Hinblick auf die vielen unterschiedlichen Betriebssysteme, sondern auch auf verschiedenen nationalen Märkte.
Britische Computer
Einige britische Computer waren in den 80ern auch in Deutschland bekannt – insbesondere die Geräte von Sinclair und Amstrad (hierzulande unter der Marke Schneider vertrieben). Andere blieben unbekannt, wie die nicht wenig erfolgreichen Maschinen von Acorn (Elektron, BBC und Archimedes RISC), aber auch Aussenseiter wie Jupiter ACE und Oric.
In den 80er Jahren war der Heimelektronikmarkt fest in der Hand japanischer Hersteller. Umso erstaunlicher, dass die Computer von Sony, Panasonic und Co. in Europa nicht gut angenommen wurden. Auf dem japanischen Markt hingegen sah es natürlich genau andersherum aus. Auf der Veranstaltung gab es so einge japanische Vertreter der 8Bit und 16Bit Ära zu bestaunen.
8 Bit Rechner nach MSX Standard
Japan, 16 Bit: Sharp X 68000 und Fujitsu FM Towns
Französische Computer
Weniger naheliegend als japanische, sind französische Computer. Auch hier waren einige Modelle aus der 8-Bit Ära von Thomson und Matra zu sehen.
Thomson MO5 und Matra Alice
Frühe Bürorechner
Einige schöne 8- und 16Bit Bürorechner wurden ausgestellt, wie z.B. der Kaypro II (CP/M) und der erste echte Laptop von Data General (MS-DOS) aus dem Jahr 1985.
Tragbare Bürorechner
Exoten und Besonderheiten
Eine junge Dame hatte neben einigen Teilen einer PDP11/34, die zur Zeit restauriert wird ihre Taschenrechnersammlung mitgebracht. Darunter waren neben einigen klassischen Hewlett Packard und einem russischen, wissenschalftlichen Rechner auch diese beide Schätzchen aus dem Jahre 1974, deren Hersteller wohlbekannt sind.
1974er Taschenrechner von Sinclair und Commodore
Besonderes Vergnügen haben mir die Eigenbauten und Kuriositäten bereitet, die zum Teil auf brandneuer Hardware liefen, aber klassische Software ablaufen lassen konnten. Beispiele auf Basis von 8-Bit Microcontrollern sind der Color Maximite, die Euzebox und zwei sehr unterschiedliche CP/M Rechner … .
Neue 8Bit Style Hardware
Mini CP/M Rechner - als Altair 8800 Nachbau und als USB Modul
Der Minimig auf FPGA-Basis mit echtem MC68EC000 kann alle relevanten Amiga Modelle emulieren.
Minimig - moderne Amiga Hardware
Es gab also viel Spannedes zu sehen, so manche interessante Fachsimpelei und nicht zu vergessen einige sehr interessante Vorträge, z.B. über FPGAs, die Preisbildung bei Ebay und die Funktionsweise des vollmechanischen Rechenwerks des Zuse Z1 von 1936. Eine tolle Veranstaltung!
Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wird immer mehr Mechanik durch Elektronik ersetzt. Das ist ein schleichender Prozess, der einem zunächst gar nicht so recht auffällt. Wie weit wir damit aber schon gekommen sind, wird deutlich, wenn man nur 50 Jahre zurückgeht und sich z.B. ansieht, wie damals Zeitungen, Bücher und sonstige Druckwerke entstanden sind.
Druckmaschinen – schön und gut, aber wie wurden eigentlich die Druckvorlagen erstellt?
Ich hatte vor Jahren schon einmal eine Linotype in einem Technikmuseum gesehen. So ein Gerät sieht wie die Mischung aus Dampf- und Schreibmaschine aus und funktioniert grob gesagt so:
Der Setzer tippt den Text für eine Textzeile auf einer Tastatur.
Für jedes Zeichen wird ein Metallplättchen mit der Negativform des Buchstabens auf einer Schine platziert.
Wenn die Zeile fertig geschrieben ist, wird diese mit einer Bleilegierung ausgegossen.
Die Textzeile aus Blei fällt in einen Setzrahmen.
Die Metallplättchen mit den Buchstabenformen werden wieder in das Magazin zurücksortiert.
Die Linotype funktioniert völlig mechanisch. Strom wird nur zum Erhitzen der Bleilegierung und zum Antrieb der Hauptwelle benötigt. Das Grundprinzip ist recht einfach aber die mechanischen Details blieben mir schleierhaft – bis ich auf diesen tollen Lehrfilm aus den 60ern fand, der wirklich jedes Detail erklärt, ohne langweilig zu werden.
Dirk Ollmetzer | Friday, 17 May 2013 | Gizmos, Retro
…ergeben eine Zeile Grafik auf dem guten alten Commodore 64.
Auch in dieser Woche gab es wieder eine Veranstaltung aus der Vortragsreihe “Shift-Restore-Escape” an der Humboldt Universität. Mein erster Eindruck: Nerd T-Shirts waren diese Woche Pflicht. Der Vortragende Michael Steil z.B. trug das Firmenlogo von Cyberdyne Systems, auf Stefan Höltgens schwarzem Shirt stand in weissen Buchstaben die Basicbefehle poke 53280,0, poke 53280,1 und poke 646,1. Das bewirkt auf dem Commodore 64, dass Bildschirmrahmen und Hintergrund schwarz und die Buchstaben weiss dargestellt werden. Das war eine schöne Einleitung in das Thema des Abends. Der Titel des Vortrags machte deutlich, dass es wieder technisch sehr ans Eingemachte gehen würde:
Rasterstrahl-Hacken: Grafik mit dem Commodore 64
Michael Steil begann seinen Vortrag mit der scheinbar einfachen Frage, wie man überhaupt Grafik aus einem Computer auf einer Bildröhre darstellen kann. Schnell wurde deutlich, dass die einfachsten Methoden mit den technischen Restriktionen (wenig und langsamer Speicher) der frühen 80er Jahre nicht zu einer befriedigenden Grafik führen konnten. Die seinerzeit sehr gute Grafikleistung des Commodore 64 wurde erst durch seinen sehr trickreichen Videocontroller VIC II möglich.
Grafik mit dem Commodore 64
Nachdem das Publikum mit dem Verständnis für die technischen Restriktionen der frühen 80er Jahre (Speichermenge, Speicherbandbreite und Preis) ausgestattet war, ging es daran, die Hintergründe für die clevere Umsetzung der verschiedenen Grafik und Textmodi, sowie der Sprites zu erläutern. Interessant ist, dass sich die komplexen Funktionen mit einem relativ übersichtlichen Chiplayout von nur 12.000 Transistoren verwirklichen liessen.
Der Blick auf den Chip
Nach der Vorstellung der von den Chipdesignern vorgesehenen Features kam der wirklich interessante Teil: Methoden und Tricks, die nicht geplant waren und im Laufe der Zeit von findigen Programmierern entdeckt wurden. Tricks mit denen sich wesentlich mehr Leistung aus dem Chip herauskitzeln liess, als eigentlich möglich ist. Hierzu gehörte die Darstellung von wesentlich mehr als 8 Sprites (ein Screenshot eines Spiels zeigte 21), die Erzeugung von mehr als 16 Farben, das Verschwinden lassen der Bildschirmrahmen und ähnliches.
Timing des Videocontrollers im Textmodus
Obwohl ich aus Programmierersicht nichts Neues erfahren habe, fand ich den Vortrag interessant und rund. Erst 30 Jahre, nachdem ich ich mich zum ersten mal mit 6502 Assembler, Rasterzeilen Interrups und ähnlichem auf dem “Brotkasten” beschäftigt habe, wurde mir wirklich bewusst, wieso man auf auf dieser eigentlich grottenlahmen Maschine (weniger als 1 MHz Systemtakt) so richtig gute Software schreiben konnte.
Der Witz liegt im perfekten Zusammenspiel von sehr gut aufeinander abgestimmten Komponenten. Somit liess sich trotz der beschränkten Ressourcen sehr viel erreichen. Dieser Erkenntnis lässt sich jenseits von Computern auch auf andere Bereiche, beispielsweise Teams oder kleine Firmen übertragen. Insofern hatte dieser sehr technische Vortrag auch wieder eine philosophische Komponente. Das ist genau das, was ich an dieser Vortragsreihe so schätze.
Nachdem ich letzte Woche bereits den interessanten Chiptunes-Vortrag aus der Reihe “Shift-Restore-Escape”an der Humboldt Universität gesehen und gehört hatte, konnte ich auch diese Woche nicht widerstehen, da es diesmal um ein nicht weniger “wahnsinniges” Thema ging. Thema und Titel der Veranstaltung war:
SymbOS – ein grafisches Multitasking Betriebssystem für Z80-basierte Computer.
Kleine Nebenbemerkung: Trotz eines sehr technischen und “nerdigen” Themas war auch diesmal ein erfreulich hoher Anteil junger Damen im Saal.
Es standen die folgenden Rechensysteme bereit: Ein Schneider CPC 6128, ein Schneider Joyce ein Panasonic MSX2 und ein Amstrad Notepad (quasi ein Vorläufer von Notebooks). Letzterer entpuppte sich dann aber tasächlich als das Schreibgerät von Stefan Höltgen und gehörte nicht zur Demonstration.
Diese Rechner sind ca. 25-30 Jahre alt und haben folgendes gemeinsam: einen langsamen 8 Bit Z80 Prozessor, sehr wenig RAM, bescheidene Grafikauflösung und kleine Floppy Laufwerke als Massenspeicher. Die denkbar schlechtesten Voraussetzungen also für ein grafisches Betriebssystem im Stile von Windows oder Mac. Normal waren damals textbasierte Benutzeroberflächen mit kryptischer Befehlseingabe.
SymbOS auf CPC 6128 - Start
Jörn Mika begann seinen Vortrag mit einer kurzen historischen Rückblende auf die Entwicklung von Benutzeroberflächen:
Seit Mitte der 60er Jahre waren textbasierte Terminals auf dem Vormarsch. Zunächst auf der Basis von Fernschreibern, später mit Bildschirm.
Der Xerox Alto (1973) war der erste Computer mit grafischer Benutzeroberfläche (GUI). Er wurde jedoch nicht kommerziell vertrieben, sondern nur Xerox intern genutzt.
Der Xerox Star (1981) war die erste kommerziell vertriebene Workstation mit grafischer Benutzeroberfläche.
Der Apple Lisa (1983) Apples erster Computer mit GUI. Aufgrund des hohen Preises ein Flop.
Apple Macintosh (1984) Der vergleichsweise geringe Preis (1/4 des Preiseder Lisa) brachte den kommerziellen Erfolg – trotz deutlich reduzierter Leistung.
Den endgültigen Abschied von der Kommandozeile für die breite Masse läutete aber erst Windows 95 (1995) ein.
Selbst die ältesten und noch relativ einfachen GUI Systeme hatten bereits 16 Bit Prozessoren, und verhältnismässig viel Speicher (mit Ausnahme von GEOS auf dem C64). Zum Vergleich: CPC-6128 hat 128KB RAM und 0.5 MIPS Rechenleistung, ein aktueller PC 4GB RAM und 150.000MIPS.
Wie bekommt man denn nun eine moderne Benutzeroberfläche auf 8Bit Hardware zum Laufen?
Für mich erstaunlich sind die modernen Kriterien, nach denen SymbOS entworfen ist:
Portabel, dank Hardware-Abstraktion
Microkernel
Präemptives, priorisiertes Multitasking
Interprozesskommunikation
Bis zu 1024 KB Speicher mit Bankswitching
Jörn Mika erläuterte, weshalb sich SymbOS zwar auf dem Z80, aber nicht auf dem 6502 Prozessor umsetzen lässt, wie das Scheduling, die Speicherverwaltung, die Hardwareabstraktion die Fensterverwaltung und weitere zentrale Dinge funktionieren. Leider würde die Wiedergabe den Rahmen dieses Artikels sprengen.
SymbOS auf CPC 6128 - Viele Fenster
Der Erfolg kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Auf dem CPC-6128 liefen in mehreren überlappenden Fenstern gleichzeitig gleichzeitig Pac Man, ein Spielfilmtrailers (passenderweise Matrix) mit immerhin ca. 5 Frames/s und ein Taskmanager.
Was bei einem hochoptimierten System nicht unbedingt zu erwarten war, ist die Portierbarkeit. SymbOS läuft auf Systemen mit unterschiedlichem Speicher und in verschiedenen Farbtiefen und Auflösungen.
SymbOS auf PCW Joyce
SymbOS auf MSX2
Auf die Frage nach der Motivation antwortete Mika mit “Neugier und Spass”. Als reine Entwicklungszeit gab er ‘ungefähr 3 Jahre’ an. Allerdings hat er in 20 Jahren dafür 3 Anläufe benötigt. Die Aneignung der notwendigen Grundlagen anzueignen hätte länger gedauert als die eigentliche Umsetzung.
Wie bereits in der Woche zuvor stellt sich auch hier die Frage, ob es eigentlich wirklich “Retro” ist, auf alter Hardware eine Software zu schreiben, die nach modernsten Kriterien konzipiert ist.
Abgesehen von dieser philosophischen Frage ist das Projekt technisch extrem beeindruckend.
(Alle Screenshots mit freundlicher Genehmigung von Jörn Mika)
Der Vortragende – Pater Maria/Irrlicht Project – zog es vor, sein Incognito durch ein Tuareg-ähnliches Kopftuch zu wahren, gab mir jedoch die Erlaubnis, Fotos auf meinem Blog zu veröffentlichen.
Das Thema liess sich grob mit “Klangerzeugung per Computer” umschreiben. Klar ausgenommen waren jedoch heutzutage übliche Hard- und Software. Der Schwerpunkt war, was man stilistisch mit Chiptunes, 8-Bit oder Micromusic beschreibt – also Klänge, die man mit 80er Jahre Heimcomputern in Verbindung bringt.
Da es sich um eine Veranstaltung im universitären Rahmen handelte, bekamen Begriffsbestimmung, historische Wurzeln und weitere theoretische Abhandlungen einen angemessenen Rahmen – aber auch praktische Demonstrationen auf authentischer Hardware kamen nicht zu kurz. Zur Einführung, wie man überhaupt diese Art Musik erzeugen kann, wurde das Konzept der sogenannten Tracker, anhand der aktuellen kommerziellen Software Renoise erläutert.
Soundtracker Renoise
Die Vorführung begann mit dem 16 Bit Homecomputer Atari 1040 STE, der für damalige Verhältnisse zwar sehr viel Rechenleitung und Speicher hatte, aber mit dem seinerzeit sehr verbreiteten Standardchip AY-3-8910 (YM2149) nur einen durchschnittlichen Klangerzeuger an Bord hatte.
Es folgte eine kurze Demonstration des unausweichlichen 8 Bit Homecomputers Commodore 64. Von allen präsentierten Geräten hat der er mit dem MOS SID 6581 den leistungsfähigsten Soundchip an Bord und liefert den fettesten Klang. Die Vorführung zeigte jedoch das Potential des Gerätes meiner Meinung leider nicht richtig.
Vermutlich ist der Grund, dass sich Pater Maria auf Geräte spezialisiert hat, die von Haus aus eigentlich gar keine richtige Musik erzeugen können. Rechner vom Schlage eines Apple ][, IBM PC oder Sinclair ZX Spectrum haben keinen Soundchip und können eigentlich nur einen Piepser über einen einfachen eingebauten Lautsprecher von sich geben.
Die Erklärung, wie man auf derart reduzierter Hardware mit nur 1Bit trotzdem mehrstimmige Musik erzeugen kann, fand ich recht interessant. Insbesondere die Vorführung auf dem Sinclair ZX Spectrum, den ich seinerzeit auch besessen habe fand ich verblüffend – zumal das Tonsignal am Interface für den Kasettenrekorder abgegriffen wurde, der eigentlich nur zum Speichern von Programmen und Daten verwendet wurde. Aber es kam noch besser.
Die Überschrift dieses Artikels ist dem Song “Taschenrechner” entliehen. Auch wenn es Kraftwerk seinerzeit eher im übertragenen Sinne meinten – Pater Maria hat ihn wortwörtlich umgesetzt.
Musik auf dem TI-82
Die programmierbaren Taschenrechner der Serie TI-82 bis TI-84 Plus von Texas Instruments nutzen wie der Sinclair ZX Spectrum den Z80 Prozessor von Zilog. Anstatt mit 4MHz, wie im Sinclair, wird er in den Taschenrechner allerdings mit 6MHz, bzw. 15MHz spürbar schneller betrieben.
Der Z80 Programmcode konnte recht einfach vom Spectrum auf den Taschenrechner portiert werden. Zum Abschluss gab es daher noch kurze Musikdemos von zwei Taschenrechnern.
Alles in allem ein sehr gelungener Vortrag, der auch für Veteranen, wie mich, durchaus noch Neues zu bieten hatte.
In einem meiner letzten Artikel (Store and Forward, Offlinenetz… was bitte?) habe ich mich über die schwachen Kenntnisse heutiger Nerds über Rechentechnik der 80er und 90er beschwert. Das ist natürlich ein typisches Stossgebet alter Leute über die Jugend von heute. Denn die Herren sind ja erst später zu den Computern gekommen. Da gab es eben schon Internet. Alles davor war eben – früher. Steinzeit.
Wenn ich mal ehrlich bin geht es mir selbst ja nicht viel anders. Klar kenne ich die Heimcomputer der 80er aus. Schliesslich habe ich selber intensiv mit den Kisten rumgespielt. Aber was weiss ich denn von der Phase davor?
Als erster echter Heimcomputer gilt der Altair 8800 von 1974. Ich kannte das Gehäuse von etlichen Bildern und habe mich immer über die vielen Schalter und Lämpchen gewundert. Und wo sind Tastatur und Monitor? Wozu kann man solch eine Kiste denn überhaupt nutzen?
Eines ist klar – die Bedienung war damals vollkommen anders, als man das heute von einem Computer erwartet.
Letzte Woche war ich auf einem kleinen privaten Vortrag. In dem Raum lag eine PDP-11 von Digital Equipment herum – fein säuberlich in Einzelteile zerlegt wartet der Rechner auf die Wiederinbetriebname. Passend zu dem eigentlichen Rechner fand ich dort auch ein VT220 Videoterminal und ein Fernschreibterminal. Ersteres besteht aus Tastatur und Monitor, ähnlich wie wir Computer heute noch nutzen – natürlich ohne Maus, ohne Grafik und in schwarz-weiss, aber immerhin. Letzteres jedoch war damals Standard: Auf der Tastatur wird getippt, und die Ausgabe sofort ausgedruckt.
Das machte mich neugierig und ich habe etwas recherchiert.
In den 60er bis 80er Jahre war die Firma Digital Equipment extrem erfolgreich und zeitweilg nach IBM der zweitgrösste Hersteller von Computern. Die Firma hatte sich auf sogenannte “Minicomputer” spezialisiert. Der Begriff “Mini” ist heute etwas erklärungsbedürftig, wenn man die Rechner sieht. Im Gegensatz zu den Grossrechnern der Zeit, war das Komplettsystem nicht grösser als eine Wohnzimmerschrankwand und benötigte auch kein klimatisiertes Rechenzentrum mit Starkstromanschluss. Vor allem haben diese Maschinen nicht Millionen Dollar gekostet, sondern waren mit ca. $20.000 verhältnismässig günstig, so dass sie auch von kleineren Firmen und Forschungseinrichtungen gekauft wurden. Ausserdem mag ich das Design der PDP Rechner – sie waren so schön poppig :-).
DEC PDP 11-40 (Quelle: Wikimedia, Lizenz: Creative Commons)
Und sie hatten ebenfalls viele Schalter und Lämpchen. Ich habe auf Youtube ein paar Videos angesehen, wie diese Maschinen programmiert wurden. Tatsächlich wurde Binärcode per Kippschalter direkt in den Speicher eingegeben. Zumindest der Code, den nötig war, um das eigentliche Programm von einem Lochstreifen (schon wieder Fernschreiber-Technik) einzulesen. Die PDP-11 waren 16-Bit Rechner mit 32 KB Arbeitsspeicher. Der Vorgänger PDP8 hatte sogar nur 4KB, was aber eigentlich 6KB entspricht, weil es eine 12 Bit Maschine war. Aus heutiger Sicht also ziemlich exotisches Zeug, wie diese kleine “Zeitreise” in vier Teilen zeigt. Diese Folge zeigt, wie ein kleines Assemblerprogramm geschrieben wird.
Berufsbedingt setze ich mich momentan verstärkt mit Netzwerkthemen auseinander – auch ausserhalb der Arbeit. In den letzten Wochen habe ich mich mit einigen Leuten getroffen, die nicht nur mit dem aktuellen Internet arbeiten, sondern sich in der Freizeit auch mit Alternativen für bestimmte Spezialanwendungen auseinandersetzen.
Nun habe ich in zwei Gesprächen – immerhin unter wirklichen Nerds – das Thema “Store-and Forward in Netzen in denen Knoten nicht ständig verbunden sind” angesprochen und ergänzt “so ähnlich, wie damals das Fido Net”. Beide Male habe ich in ratlose Gesichter geblickt. “Was war denn das Fido-Net?”
Ich hätte genausogut von Aufstieg und Fall des Osmanischen Reiches erzählen können. Kein Plan, kein Geschichtsbewusstsein. Das hatte ich nicht erwartet, weil Retrocomputing ja gerade ziemlicher Trend ist. Immerhin waren Mitte der 90er weltweit fast 40.000 Systeme mit mehreren 100.000 Nutzern vernetzt – alles von Privatpersonen betrieben.
Wer sich für die Vernetzung zwischen Ende der 70er bis Mitte der 90er Jahre, bevor es das Internet für Privatpersonen gab interessiert, dem kann ich die wirklich gute Dokumentation “BBS The Documentary” ans Herz legen. Dankenswerterweise sind die Folgen bei Youtube zu sehen, da die DVDs nur in USA erhältlich waren.
Die Folge in der das Fidonet behandelt wird, ist diese. Viel Spass!
Dirk Ollmetzer | Wednesday, 13 March 2013 | Gizmos, Retro
Seit geraumer Zeit interessiere ich mich für Mini-Computer abseites der üblichen PC Wüste. Der Vorteil von diesen Mini-Dingern ist, dass sie nicht allzuviel kosten (in der Regel zwischen 20 und 40 Euro) und sich so zum rumprobieren und basteln eignen. Mittlerweile habe ich drei von den Dingern zu Hause.
Der Nachteil ist, dass sie in der Regel leider auch nicht allzuviel Rechenpower und Speicher haben. So ähnlich, wie sich die drei Geräte in Größe und Preis auch sind – von der Charakteristik und vom potentiellen Einsatzzweck unterscheiden sie sich doch erheblich.
Level 1 – Arduino
Der Arduino ist ein kleines Board mit einem ATMEL Microcontroller, der vor allem für Steuer- und Regeltechnik taugt: Lichtspielereien mit LEDs, Heimautomatisierung mittels Licht, Temeperatur und Feuchtigkeitssensoren und kleine Roboterspielereien. Was er nicht hat: Anschlüsse für Bildschirm, Tastatur, Maus, Sound und andere Dinge, die man ein normalen Computer so erwartet. Programmiert wird er in einer einfachen, auf Processing basierenden Sprache – oder in C.
Arduino Uno
Level 2 – Duinomite
Der Duinomite kommt – obwohl ebenfalls auf einem Microcontroller basierend – der Idee eines Computers schon näher. Tastatur und Bildschirm angeschlossen und schon hat man einen Rechner auf dem technischen Niveau eines Heimcomputers aus den frühen 80er Jahren, allerdings mit interessanten Schnittstellen zum Basteln, wie einem CAN-Bus, der vor allem im Automobilbereich eingesetzt wird. Programmiert wird er in Basic, ähnlich wie es Microsoft in den 70er und 80er Jahren vertrieben hat.
Duinomite
Level 3 – Raspberry Pi
Der letzte Neuzugang in meinem Spielzimmer Maschinenpark ist ein Raspberry Pi. Das Teil basiert auf einem ARM Prozessor mit immerhin 700MHz Takt und 512 MB Speicher und läuft bei mir zur Zeit unter Raspian – einer von Debian abstammenden Linux Variante. Nach dem Start empfiehlt sich noch etwas Feintuning, wie von Christoph beschrieben und alles funktioniert.
Dieser Rechner in Kreditkartengrösse ist der Idee eines PC sicherlich am nähesten, da er eine grafische Benutzeroberfläche hat, normal mit Tastatur und Maus bedient wird und mittels Ethernet Schnittstelle an das Internet angeschlossen werden kann. Für ernsthaften Einsatz als PC Ersatz taugt er aber dennoch nicht, da dem Prozessor doch sehr schnell die Puste ausgeht.
Programmieren kann man das Gerät in nahezu jeder beliebigen Programmiersprache, wobei von der Raspberry Pi Foundation Python empfohlen wird. Genau dafür ist er nämlich entwickelt worden: Sein eigentlicher Daseinszweck ist, ein möglichst billiger Computer zu sein, auf dem man leicht programmieren lernen kann. Ganz in der Tradition der billigen britischen Heimcomputer der 80er Jahre.
Raspberry Pi
Alles da, funktioniert – und jetzt?
Was macht man denn nun mit den Teilen? Nun, seien wir mal ehrlich – wenig:
Der Arduino liegt bei mir in einer Kiste. Ich habe zwar schon etwas damit rumgebastelt (“Nokia 6100 Display am Arduino“), aber solange ich nicht anfange Alarmanlagen, Bewässerungssysteme für die Topfpflanzen oder Roboter zu bauen, habe ich eigentlich keine rechte Verwendung für das Ding.
Dem Duinomite geht es ähnlich – er liegt nach einigem rumprobieren (“Retroflash III: Duinomite im Selbstversuch“) in der Kiste. Er ist zwar sehr einfach und macht Spass, aber ich habe keinen richtigen Einsatzzweck für das Ding gefunden.
Beim Raspberry Pi bin ich mir noch nicht sicher. Ich könnte mir vorstellen, ihn als kleines Helferlein in meinem Heimnetzwerk laufen zu lassen.
So habe ich neulich erfolgreich einen OwnCloud Server installiert, mit dem ich zentral meine Kontakte, Kalender und Fotos verwalten könnte. Eine schöne Anleitung dazu gibt es im Artikel “Raspberry Pi Owncloud (dropbox clone)” auf Instructables. Nach der Installation kann man das kleine Kistchen problemlos ohne Bildschirm und Tastatur hinter dem Regal verschwinden lassen.
Andererseits könnte ich mir den Winzling auch gut als Retro-Zentrale vorstellen, um alte Heimcomputer Spiele zu zocken. Einen Emulator für den guten, alten Sinclair Spectrum konnte ich vorhin ohne Probleme installieren. Dazu gibt man auf der Kommandozeile ein:
Das erste Kommando installiert den Sinclair Emulator, das zweite die Betriebssysteme der verschiedenen Spectrum Versionen (48K, 128K, Plus2, Plus3) und das letzte noch einige sinnvolle Hilfsprogramme um Audiodateien in den Emulator einspielen zu können (die Software war damals auf Audio Kassetten gespeichert), Basic Listings erzeugen zu können und ähnliches.
Ganz nett, aber so richtigen Nährwert hat das noch nicht. Ich bin aber sicher, mir fällt da im Laufe der Zeit noch was nettes ein…
Im Oktober hatte ich meinem Smartphone ein Betriebssystem Upgrade verpasst – das original HTC Upgrade von Android 3.6 auf 4.0.4. Mit dem Ergebnis war ich aber seinerzeit überhaupt nicht zufrieden, wie ich im Artikel “Update für HTC Desire S – leider ungeil!” beschrieben hatte.
Seitdem ärgerte ich mich über allerlei fiese Hakeleien. Insbesondere der Browser zickte ziemlich rum. Ganz schlimm war das bei Websites, die mit unnötig kompliziertem Firlefanz erstellt wurden, wie Facebook, Twitter und Handelsblatt, um mal meine Top 3 “Worst ever mobile Websites” zu nennen. Und genau das, was mich auch schon vorher an dem Telefon gestört hatte ist eher noch schimmer georden: Die Zwangsverdongelung mit Apps von Facebook, Titter und Dropbox, die einen ausspionieren und die Adressen abfragen oder sogar komplett durcheinanderwürfeln.
Beim Versuch, auf dem Telefon das Cyanogenmod Betriebssystem zu installieren, bin ich seinerzeit gnadenlos gescheitert, weil alle Anleitungen davon ausgingen, dass noch der ursprüngliche Bootloader installiert ist – was nach dem Update natürlich nicht der Fall war.
Wie es doch geht, wird in dem Blogbeitrag “Die Befreiung meines HTC Desire S” hervorragend beschrieben. Der dortigen Anleitung bin ich am Wochenende gefolgt und habe nun CM7.2 auf dem Telefon. Leider gibt es für das Gerät keine neuere Version – aber neuer bedeutet ja nicht unbedingt besser, wie ich gerade gelernt hatte.
Nach der Instalation des Betriebssystems hatte ich zunächst etwas gezögert, dann aber doch die Google Apps nachinstalliert, weil ich sonst einfach keine einigermaßen sinnvolle Möglichkeit gesehen habe, meine Kontaktdaten und Kalendereinträge zu synchronisieren.
Lockscreen
Homescreen
Bis auf einen ziemlich blöden Bug bin ich auf den ersten Blick sehr zufrieden mit dem Ergebnis meiner Bemühungen. Im Einzelnen bedeutet das:
Positiv:
Der Browser läuft wieder flüssig. Auch problematische Websites funktionieren wieder.
Keine unnötigen Schrottapps verpesten das Phone.
Das Mailprogramm ist geschmeidiger, als das von HTC ausgelieferte und lädt nicht ungefragt Bilder nach.
Die Oberfläche ist irgendwie “snappy”.
Ein Telefon, mit eingebauter Unix Shell hat auch mal was … ;-)
Negativ:
Die Kamera hat jetzt leider eine schwere Macke: Das Vorschaubild friert nach einer halben Sekunde ein. Man sieht also nicht, was man gerade fotografiert.
Der USSD-Security Bug mit den Link-Handlern ist leider wieder an Bord – lässt sich aber patchen (siehe Anleitung bei Heise).
Das ganze Prozedere ist schon recht aufwändig und sicherlich nichts für Normale Nutzer.