tiny little gizmos

Store and Forward, Offlinenetz… was bitte?

Berufsbedingt setze ich mich momentan verstärkt mit Netzwerkthemen auseinander – auch ausserhalb der Arbeit. In den letzten Wochen habe ich mich mit einigen Leuten getroffen, die nicht nur mit dem aktuellen Internet arbeiten, sondern sich in der Freizeit auch mit Alternativen für bestimmte Spezialanwendungen auseinandersetzen.

Nun habe ich in zwei Gesprächen – immerhin unter wirklichen Nerds – das Thema “Store-and Forward in Netzen in denen Knoten nicht ständig verbunden sind” angesprochen und ergänzt “so ähnlich, wie damals das Fido Net”. Beide Male habe ich in ratlose Gesichter geblickt. “Was war denn das Fido-Net?”

Ich hätte genausogut von Aufstieg und Fall des Osmanischen Reiches erzählen können. Kein Plan, kein Geschichtsbewusstsein. Das hatte ich nicht erwartet, weil Retrocomputing ja gerade ziemlicher Trend ist. Immerhin waren Mitte der 90er weltweit fast 40.000 Systeme mit mehreren 100.000 Nutzern vernetzt – alles von Privatpersonen betrieben.

Wer sich für die Vernetzung zwischen Ende der 70er bis Mitte der 90er Jahre, bevor es das Internet für Privatpersonen gab interessiert, dem kann ich die wirklich gute Dokumentation “BBS The Documentary” ans Herz legen. Dankenswerterweise sind die Folgen bei Youtube zu sehen, da die DVDs nur in USA erhältlich waren.

Die Folge in der das Fidonet behandelt wird, ist diese. Viel Spass!

 

Mein kleines Himbeertörtchen rennt

Seit geraumer Zeit interessiere ich mich für Mini-Computer abseites der üblichen PC Wüste. Der Vorteil von diesen Mini-Dingern ist, dass sie nicht allzuviel kosten (in der Regel zwischen 20 und 40 Euro) und sich so zum rumprobieren und basteln eignen. Mittlerweile habe ich drei von den Dingern zu Hause.

Der Nachteil ist, dass sie in der Regel leider auch nicht allzuviel Rechenpower und Speicher haben. So ähnlich, wie sich die drei Geräte in Größe und Preis auch sind – von der Charakteristik und vom potentiellen Einsatzzweck unterscheiden sie sich doch erheblich.

Level 1 – Arduino

Der Arduino ist ein kleines Board mit einem ATMEL Microcontroller, der vor allem für Steuer- und Regeltechnik taugt: Lichtspielereien mit LEDs, Heimautomatisierung mittels Licht, Temeperatur und Feuchtigkeitssensoren und kleine Roboterspielereien. Was er nicht hat: Anschlüsse für Bildschirm, Tastatur, Maus, Sound und andere Dinge, die man ein normalen Computer so erwartet. Programmiert wird er in einer einfachen, auf Processing basierenden Sprache – oder in C.

Arduino Uno

Arduino Uno

Level 2 – Duinomite

Der Duinomite kommt – obwohl ebenfalls auf einem Microcontroller basierend – der Idee eines Computers schon näher. Tastatur und Bildschirm angeschlossen und schon hat man einen Rechner auf dem technischen Niveau eines Heimcomputers aus den frühen 80er Jahren, allerdings mit interessanten Schnittstellen zum Basteln, wie einem CAN-Bus, der vor allem im Automobilbereich eingesetzt wird. Programmiert wird er in Basic, ähnlich wie es Microsoft in den 70er und 80er Jahren vertrieben hat.

Frisch ausgepackt: Duinomite

Duinomite

Level 3 – Raspberry Pi

Der letzte Neuzugang in meinem Spielzimmer Maschinenpark ist ein Raspberry Pi. Das Teil basiert auf einem ARM Prozessor mit immerhin 700MHz Takt und 512 MB Speicher und läuft bei mir zur Zeit unter Raspian – einer von Debian abstammenden Linux Variante. Nach dem Start empfiehlt sich noch etwas Feintuning, wie von Christoph beschrieben und alles funktioniert.

Dieser Rechner in Kreditkartengrösse ist der Idee eines PC sicherlich am nähesten, da er eine grafische Benutzeroberfläche hat, normal mit Tastatur und Maus bedient wird und mittels Ethernet Schnittstelle an das Internet angeschlossen werden kann. Für ernsthaften Einsatz als PC Ersatz taugt er aber dennoch nicht, da dem Prozessor doch sehr schnell die Puste ausgeht.

Programmieren kann man das Gerät in nahezu jeder beliebigen Programmiersprache, wobei von der Raspberry Pi Foundation Python empfohlen wird. Genau dafür ist er nämlich entwickelt worden: Sein eigentlicher Daseinszweck ist, ein möglichst billiger Computer zu sein, auf dem man leicht programmieren lernen kann. Ganz in der Tradition der billigen britischen Heimcomputer der 80er Jahre.

Raspberry Pi

Raspberry Pi

Alles da, funktioniert – und jetzt?

Was macht man denn nun mit den Teilen? Nun, seien wir mal ehrlich – wenig:

Der Arduino liegt bei mir in einer Kiste. Ich habe zwar schon etwas damit rumgebastelt (“Nokia 6100 Display am Arduino“), aber solange ich nicht anfange Alarmanlagen, Bewässerungssysteme für die Topfpflanzen oder Roboter zu bauen, habe ich eigentlich keine rechte Verwendung für das Ding.

Dem Duinomite geht es ähnlich – er liegt nach einigem rumprobieren (“Retroflash III: Duinomite im Selbstversuch“) in der Kiste. Er ist zwar sehr einfach und macht Spass, aber ich habe keinen richtigen Einsatzzweck für das Ding gefunden.

Beim Raspberry Pi bin ich mir noch nicht sicher. Ich könnte mir vorstellen, ihn als kleines Helferlein in meinem Heimnetzwerk laufen zu lassen.

So habe ich neulich erfolgreich einen OwnCloud Server installiert, mit dem ich zentral meine Kontakte, Kalender und Fotos verwalten könnte. Eine schöne Anleitung dazu gibt es im Artikel “Raspberry Pi Owncloud (dropbox clone)” auf Instructables. Nach der Installation kann man das kleine Kistchen problemlos ohne Bildschirm und Tastatur hinter dem Regal verschwinden lassen.

Andererseits könnte ich mir den Winzling auch gut als Retro-Zentrale vorstellen, um alte Heimcomputer Spiele zu zocken. Einen Emulator für den guten, alten Sinclair Spectrum konnte ich vorhin ohne Probleme installieren. Dazu gibt man auf der Kommandozeile ein:

sudo apt-get install fuse-emulator-common
sudo apt-get install spectrum-roms
sudo apt-get install fuse-emulator-utils

Das erste Kommando installiert den Sinclair Emulator, das zweite die Betriebssysteme der verschiedenen Spectrum Versionen (48K, 128K, Plus2, Plus3) und das letzte noch einige sinnvolle Hilfsprogramme um Audiodateien in den Emulator einspielen zu können (die Software war damals auf Audio Kassetten gespeichert), Basic Listings erzeugen zu können und ähnliches.

Ganz nett, aber so richtigen Nährwert hat das noch nicht. Ich bin aber sicher, mir fällt da im Laufe der Zeit noch was nettes ein…

Retroflash I: Demo in ASCII

Über Demos und die Demoszene habe ich ja hin- und wieder etwas geschrieben (z.B. in “Demoscene Realtime Graphics @ c-base“). Demos leben ja traditionell von möglichst aufwändigen Grafik- und Soundeffekten. Das ist quasi ihr einziger Daseinszweck.

Aber als ob Demos an sich nicht schon nerdig genug sind, habe ich gerade ein Video entdeckt, das eine Demo zeigt, die nur Scharz/Weiss und mit Buchstaben funktioniert. Fand ich irgendwie hypnotisch…

 

Two Tribes – Studiosession 2012

Trevor Horn war mir “nur” als Produzent extrem knalliger Popsongs aus den 80ern bekannt (Art of Noise, Franke goes to Hollywood, Propaganda,…). Nach über 25 Jahren habe ich heute zwei Dinge gelernt:

  1. Der Mann ist ja tatsächlich richtiger Musiker und hat 1979 mit den Buggles (Video killed the radio star) selber auf der Bühne gestanden.
  2. Einige Songs, die man schnell als Plastikpop abtut, haben es musikalisch ganz schön in sich, wenn man mal genauer hinhört.

Der zweite Punkt wird deutlich, wenn man sich dieses wirklich schöne Video ansieht. Bei den Filmaufnahmen zu “The Producers” kam die Diskussion auf, ob der Basslauf von Frankie goes to Hollywoods Megahit “Two Tribes” damals live in einem Stück eingespielt wurde. Kurzerhand schnappte sich Trevor Horn zusammen mit Lol Créme, Stephen Lipson und Ash Soan die Instrumente und los ging es…

Olympiade irrelevant?

Die Olympiade in London ist mittlerweile fast vorbei und ich habe einen – wie ich finde – interessanten Eindruck bekommen:

Die Olympiade interessiert eigentlich so gut wie niemanden.

Mich selbst interessiert sie sowieso nicht. Ich habe das letzte mal Anfang der 90er irgendeine Winterolympiade zusammen mit meiner Oma (Gott habe sie seelig) gesehen. Ich halte Leistungssport ohnehin für eine dreckige Sache, weil ich davon ausgehe, dass prinzipiell jeder Spitzensportler auf die eine oder andere Art und Weise dopt. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Ich habe zu etlichen Sachen, die viele Menschen spannend finden eine eher ablehnende Haltung. Ich bin also kein brauchbarer Indikator.

Mich haben aber vor allem zwei Dinge stutzig gemacht:

Als kurz vor Beginn der Spiele bekannt wurde, dass viele Hotels halb leer sein werden und sich alle mal so richtig verrechnet hatten, habe ich laut losgelacht. Sicherlich kommen ziemlich viele Menschen wegen der Olympiade nach London. Spannend ist aber, dass offensichtlich noch mehr Menschen die sonst über den Sommer die Stadt besucht hätten genau aus demselben Grund wegblieben.

Noch auffälliger: Mir ist das extreme Missverhältnis zwischen offizieller Berichterstattung und Feedback in meinem persönlichen Umfeld aufgefallen. Wenn man den traditionellen Medien glauben will, dann ist das, was da gerade in London läuft ein ganz grosses Ding, das hunderte Millione Menschen gespannt verfolgen.

Der Haken ist – ich kenne offensichtlich keinen einzigen davon. Weder abends in der Kneipe noch auf der Arbeit hat je irgendwer etwas zu den Spielen gesagt.

Nun bin ich ja auch in den einschlägigen sozialen Netzwerken lose mit vielen Menschen verbunden, die teils ganz andere Interessenschwerpunkte haben als ich. Aber: nahezu totale Funkstille. In den anderthalb Wochen habe ich ganze 3(!) Postings zur Olympiade gelesen:

  • Einer lästerte, dass man am Medallienspiegel die schelchte Performance der Deutschen Pharmaindustrie ablesen könne.
  • Einer lobte die mediale Aufbereitung der 100m Läufe in der New York Times
  • Ein Posting bezog sich tatsächlich auf ein konkretes sportliches Ergebnis

Das grösste Sportereignis des Jahres und EIN Posting in eineinhalb Wochen?

Während der Fussball EM hatte ich teilweise 10-50 Beiträge pro Spiel in meiner Timeline!

Falls das in irgendeiner Weise zu verallgemeinern ist, kann man die Olympiade getrost als von Verbänden und traditionellen Medien unendlich aufgeblasenen Quatsch abtun.

Man überlege sich, was die Übertragunsrechte kosten; die Infrastruktur, die Organisation. Und dann das Hysteriethema Nr. 1 – Sicherheit. Im Vorfeld der Spiele wurde sowiel über den Sicherheitswahn berichtet, dass man den Eindruck bekommen konnte, die Spiele würden in einem Kriegsgebiet abgehalten. Totalüberwachung, Kommunikationskontrolle, Luftabwehrraketen auf den Dächern?

HALLO? Kommt Ihr mal irgendwann wieder klar?

Ich empfehle für die Spiele entweder Rightsizing oder komplett einstampfen. Das ist doch alles überholter Scheiss. Wenn ich echten Sport sehen will, gucke ich mir wohl besser ein Provinzfussballspiel an.

Connection Handshake Sound

Kann sich noch jemand an Modems erinnern und welchen Klang sie beim Aufbau einer Verbindung geacht haben?

Hier ist das ganze mal 700fach verlangsamt. Irgendwie sphärisch, mann…

(Danke für den Hinweis, Knut)

The evolution of 8 bit art

In meiner Jugend im letzten Jahrtausend war Digitaltechnik richtige heisses Zeug. Neu, aufregend, unfertig. Grafik mit 8 Farben und 192 x 256 wurde “hochauflösend” genannt. Nervtötendes Gefiepse der schwachbrüstigen Rechner wurde mit “Synthesizersound” schöngeredet. Trotzdem hat die minimalistische Ästhetik auch heutzutage für viele ihren Reiz. Dem versucht das folgende Video nachzugehen.

Die Pioniere treten so langsam ab

1.

Das erste Computerzeitalter datiere ich ungefähr bis 1975. Es ist geprägt vom Aufstieg der universellen Rechenmaschinen und deren Verbreitung in Forschung, Wirtschaft und Verwaltung.

Es sind bereits viele der Protagonisten dieser Zeit gestorben. Stellvertretend nenne ich die Mathematiker Allan Turing, John von Neumann und die Tüftler, Erfinder und Geschäftsleute Konrad Zuse, Dennis Ritchie, Heinz Nixdorf, Douglas C. Engelbart und Joseph Weizenbaum, ohne die Verdienste anderer schmälern zu wollen.

2.

So langsam verabschieden sich aber auch bereits die Pioniere des 2.Computerzeitalters, die zwischen 1975 und 1990 Gebrauch der Computer demokratisiert haben. Nach Apple Mitgründer Steve Jobs ist am Ostersonntag auch Jack Tramiel, der Gründer von Commodore gestorben. Der Mann, der mir mit dem VC-20 und dem C-64 in den frühen 80er Jahren neben Sir Clive Sinclair mit dem ZX-81 und dem ZX Spectrum den Einstieg in die digitale Welt ermöglicht hat.

3., ff.

Der Vollständigkeit halber: Ab 1990 beginnt für mich das 3. Computerzeitalter, in dem die einzelnen Maschinen und Nutzer zu vernetzen begannen und seit 2010 wähne ich uns im 4. Computerzeitalter, das durch den Machtkampf um die Kontrolle von Daten und Infrastruktur geprägt wird.

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