Die Keynote von Jeff Bezos, CEO von Amazon war interessanter, als meine erste Session.
Er sprach über Amazon S3 (Speicherdienst). Seine Aussage, war, daß man als Gründer von Internetdiensten 70% der Arbeit mit Dingen verbringt, die nichts unmittelbar mit dem Geschäft zu tun haben, aber gemacht werden müssen, weil einem sonst das Geschäft auf die Füße fällt: Z.B. Server, Storage, Bandbreite etc.
Das Problem sind dabei Peaks. S3 hatteim letzten Jahr eine Peaksekunde mit über 16.600 Requests.
Technisch wird das durch “loose coupling” von Hard- und Softwaremodule erreicht. Dabei werden die Requests entgegengenommen und in Files und processing-messages aufgeteilt, die gequeuet werden. Die eigentliche Verarbeitung (z.B. von Audio und Videodateien) findet dann asynchron statt.
Als Anwendungsbeispiel brachte er ein Beispiel von einem privaten Raketenprojekt, das bei Amazon gehostet wurde. Die Grundlast des Webservers war zwar gering, aber dank S3 konnte ein enormer Peak bedient werden, als das Projekt bei boingboing und slashdot vorgestellt wurde. Der Hauptanteil des Traffics entfiel dabei auf Videostreaming. Die Kosten sind vergleichsweise minimal: etwas über $300.
Interessant auch die Veranstaltung Built to Last or Built to Sell: Is There a Difference? mit Jay Adelson, CEO, Digg/Revision3, Joe Kraus, Co-founder & CEO, JotSpot und Mena Trott, President, Six Apart.
Wichtig waren m.E. die folgenden Aussagen:
Wer ein Geschäft gründet um es zu verkaufen, sollte ein Produkt entwickeln. Dieses Produkt kann ein Teil eines Businessmodells für andere Firmen sein. Wer dagegen gründet und bleiben will, muß ein vollständiges eigenes Geschäftsmodell bedienen.
Wer verkaufen will, sollte lieber weniger Geld vom VC nehmen, weil dann die Optionen größer sind, als wenn er viel Geld nimmt (bzw. bekommt). Wichtig ist dabei, den unterschiedlichen Blick von Gründern und VCs im Blick zu behalten:
Gründer stecken zu 100% in ihrer Firma, der VC nur mit wenigen Prozent seines Portfolios.
Montag, 16.04.2007
Web 2.0 Expo, San Francisco
Moscone West, 4th St.
Erster Eindruck: Ziemlich große Konfrernz. Einige tausend Besucher. Konnte mir leider nur ein eingeschränktes Ticket leisten, deshalb besuche ich nur einige Keynotes. Erste Session für mich um 13:30 im Saal 2014 eher ein technisches Thema:
Web20-20: Architectural patterns and models for the new internet.
Duane Nickull, Sr. technical evangelist, Adobe Systems
Der Raum ist ziemlich groß (10m hoch, 20m breit, 35m lang), aber leider auch sehr voll – die Hälfte der Leute sitzt auf dem Fußboden, ich auch: Allerdings kam ich früh genug, um bequem an der Wand sitzen zu können. 80% haben einen Laptop auf dem Schoß – ich natürlich auch. Hier ist die Apple-Dichte nicht ganz so groß: geschätzt 40%.
Die Präsentation von Herrn Nickull ist nicht in Powerpoint, sondern mit Apollo erstellt. Ich frage mich allerdings: Wozu?
Die Präsentation ist langweilig gestaltet und nutzt so gut wie keine der Möglichkeiten, die Apollo so toll machen sollen. Die Aussage “Apollo is cool. It makes things simple. It’s like a kinderspiel (!!!)” wird hier erstmal nicht bestätigt.
Der Vortragsstil reißt auch nicht gerade mit. Sehr schnell, lange Sätze, halb verschluckt und ohne großartige Artikulation. Sowas erwarte ich vielleicht von Deutschen, aber nicht von einem Amerikaner – schon gar nicht von jemandem mit solch einerm Titel. Ich verstehe vielleicht 30%.
Inhaltlich auch nichts Neues. Daß das Internet mittlerweile eine riesengroße Anzahl von Interaktionsmöglichkeiten, außer Web und Mail bietet, daß die Heterogenität der Endgeräte zunimmt und Applikationen daher am besten multikanalfähig sein sollten – klar. Was Patterns und Models sind, sollte auch jeder Softwareentwickler wissen.
Auf mein gemurmeltes “das war eher für’n Ar…” meinte mein Nachbar zur Linken nur bestätigend “That wasn’t really usefull”. Nun gut – der Tag ist noch jung und einiges kommt noch.
Eingang Moscone West
Web 2.0 Expo - Dirk vor dem Eingang des Moscone Center
Web 2.0 Expo Badge und Programm - der übliche Tand
Habe mir nach dem Frühstück erst einmal am Ocean Beach die Flausen aus dem Kopf pusten lassen. Sehr windig und frisch, aber trotzdem schön. Danach zu einen typischen Touristenpunkt gefahren: Twin Peaks. Die Aussicht war klasse. Fast kein Dunst in der Bucht. Blick über Downtown bis zum Nordende der Bay.
Blick von Twin Peaks nach Südosten
Blick von Twin Peaks nach Nordosten
Mittags zum Brunch im Mission District verabredet. Sehr bunte Gegend. Etwas angegammelt, voller schräger Vögel, Esoterik- und Health-Food-Läden und genialer alter 40er Jahre-Kinos. Das Restaurant hieß dementsprechend Foreign Cinema und gehört wider erwarten eher zur gehobenen Kategorie. Ein Rührei für $15,- hat schon was – es war zugegebenermaßen unglaublich lecker. Der Rosé, mit dem wir angestoßen haben war auch nicht verkehrt.
Anschließend noch einen abenfalls sehr guten Kaffe in einem Cafe in der Valencia St. zu uns genommen. Gefühlte 75% des Publikums saßen vor Apple-Laptops. Einem Gerücht zufolge sei das der beste Ort, um Startups zu gründen. So weit sind wir aber nicht gegangen… ;-)
Beim spätnachmittaglichen Spaziergang durch den Golden Gate Park konnte ich mich davon überzeugen, daß man auch in einem Stadtpark einen sehr kleinen aber feinen öffentlichen Golfplatz unterhalten kann. Sehr schön und zur Nachahmung empfohlen. Zum Spielen bin ich aber noch nicht gekommen.
Gänseblümchen auf dem Fairway - Kleiner Golfplatz im Golden Gate Park
- Dieser Geruch! An allen möglichen und unmögliche Stellen wehen einem Gerüche von irgendwelchen Blüten, Eukalyptusbäumen oder Gewürzpflanzen entgegen. Klasse!
- American shopping (1): Warum ein T-Shirt für $9,95 kaufen, wenn ich von derselben Sorte auch 5 für $19,95 bekommen kann?
- American shopping (2): Habe bei Trader Joe’s aus Versehen $63 anstatt $28 bezahlt. Fiel mir nicht sofort auf, da mit Karte und unter Zeitdruck bezahlt. Reklamation am nächsten Tag war problemlos – Auszahlung in Bar auch. Wieder einen Ausdruck gelernt: “We overcharged you”
- American shopping (3): Das Benzin ist hier aber nun wirklich teuer geworden! Statt €51ct pro Liter zahle ich nun €71ct.
Lecker eingekauft bei Trader Joe's
Rückfahrt aus dem Napa-Valley. Da die Verabredung erst am späten Nachmittag, also kann ich mir Zeit lassen. Zum Beispiel für einen kleinen Umweg über die Bodega Bay, wo Hitchcock “Die Vögel” gedreht hat. Die Fahrt führte durch das Sonoma Valley über Santa Rosa und Sebastopol.
Sonoma ist lieblicher und schicker als Napa. Das Tal ist enger, die Hügelketten links und rechts haben auch Baumbestand und die Häuser waren überwiegend sehr geschmackvoll. Schade, das hätte man eher wissen müssen. Habe später erfahren, daß in Napa eher der Weinanbau im sehr großen Maßstab stattfindet und in Sonoma eher kleine Kellereien zu finden sind.
Die Bodega Bay selbst ist völlig unspektakulär und nicht besonders reizvoll, bis auf die Klippen, wohin einige Leute zum Whale Watching fahren. Sehr spektakulär und reizvoll ist dagegen die Fahrt den Highway 1 nach Süden in Richtung San Francisco vorbei an der Tomales Bay durch Eukalyptuswälder (ahhh, dieser Duft!). Weiter durch den Mt. Tamalpais State Park hinauf auf Klippen, durch unendlich viele, teilweise extrem enge Kurven, von denen auch nicht alle wirklich gut abgesichert sind. Weiter im Landesinneren sind die bewaldeten Hügel von vielen, großen, sehr geschmackvollen (und sehr teuren) Häusern gesäumt. Hier wohnen zu können ist ein ziemliches Privileg! Kurz vor Sausalito dann wieder auf die 8-spurige 101. Kurz bevor man aus den Hügeln abwärts über die Golden Gate Bridge zurück nach San Francisco fährt ($5 Brückenzoll) hat man einen absolut fantastischen Ausblick über die Bay. WOW!!!
Bodega Bay
Kliffs vor der Bodega Bay
Zurück in der Stadt erst einmal wieder im Motel eingecheckt und dann in den Mission District zum Dolores Park zur Verabredung. Viel über die Problematik Visa-/Aufenthalts-/Arbeitsgenehmigung erfahren. Ein mentales Problem kann hierin liegen: Als Europäer glaubt man leicht, daß man weiß, wie die USA funktionieren. Man versteht und spricht die Sprache, hat schon eine Million Filme gesehen und war auch schon mal im Urlaub hier.
FALSCH!
Die Sprache spricht man nicht wirklich, weil man die meisten Codes nicht versteht. Werte, Normen und Verhalten weichen im täglichen Leben doch erheblich von dem ab, was man als Deutscher gewohnt ist. In Rechtsfragen ist man völlig aufgeschmissen und von den wirtschaftlichen Zwängen (ohne “credit-history” geht nix) kann man auch leicht überrascht sein. Zudem ist das Preisgefüge hier völlig anders. Nicht einfach generell soundsoviel Prozent teurer oder billiger. Wohnen und Essen ist sehr teuer, Autos und Kleidung dagegen sehr billig. Mir war neu, daß man auch in den USA fast die Hälfte seines Bruttoeinkommens abgibt, wenn man einigermaßen versichert ist.
Worüber regen wir uns in Deutschland eigentlich auf?
Heute war ich ein freier Mann. Die nächste Verabredung ist Freitag Abend. Ich konnte also tun und lassen, was ich wollte. Und ich wollte zunächst mal ein neues Auto. Bestellt hatte ich einen ‘compact’ (Ford Focus oder etwas Ähnliches) und Dank einem ‘double upgrade’ bekam ich einen Mazda 5 – einen 7 sitzigen Van.
- Nett, weil der funkennagelneu war (6 Meilen auf dem Tacho) und sich wie ein Schlachtschiff fährt – also genau das Richtige für hier.
- Schlecht, weil er keinen Kofferraum hat und somit alles sichtbar herumliegt und zum Autoknacken einlädt.
Hertz hatte ein Einsehen und gab mir stattdessen einen Mazda 3.
Erst einmal den Pazifik am Baker Beach begrüßt -hui war das windig und kühl.
Danach durch den Presidio und ab nach Norden. Über die Golden Gate Bridge zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen wirklich fantastischen Blick über die Brücke auf Downtown SF hat. Kleiner Stop in Sausalito. Wirklich NETT. Fühlt sich total europäisch an. Kleiner Snack und etwas Ärger, daß man nicht an die Hausbootkolonie herankommt. Ist mir durchaus verständlich, wer möchte schon zuhause von Touristen überrannt werden, aber für mich als alten Stadtplaner sehr schade. Also schnell weiter nach Norden, in Richtung Napa Valley. Aus diesem Weinanbaugebiet kommt ja mittlerweile durchaus der eine oder andere gute Tropfen.
Hier war es bereits deutlich wärmer als in SF. Endlich T-Shirtwetter!!!
Das Motel Chablis Inn ist recht gut und vergleichsweise günstig. Die 29 Richtung Norden, Ausfahrt Redwood Rd. links und gleich nochmal links. Man merkt übrigens der ganzen Gegend an, daß hier mehr Wert auf Stil gelegt wird, als – nunja – anderswo in den USA. Immerhin war ich hier bereits im zweiten Supermarkt, der ein sehr ansprechendes Lebensmittelangebot hatte und nicht den üblichen US-Schrott. Das Abendessen bestand aus Baguette, Salami (italienischer Stil), Tomaten, Käse und Rotwein. So kann man leben.
Andererseits ist Napa auch wieder sehr typisch USA. Hier ist Pick-up-Land. Jedes zweite Fahrzeug hat deutlich über 5m Länge und 2 Tonnen Gewicht. Ohne Auto geht hier nix. Auch wenn das Motel nur 10 Minuten Autofahrt von Downtown entfernt ist – wie soll ich denn hier an einer Weinprobe teilnehmen? Das ist nämlich leider die einzige Attraktion der Gegend. Ab 18:00 sind alle Läden geschlossen, und viel los war da vorher auch schon nicht. Das sollte man wissen, bevor man sich hierher auf den Weg macht. Morgen geht es jedenfalls erst einmal wieder Richtung City.
Blick über Golden Gate und San Francisco
Bridgeway, Sausalito
Sausalito Blick nach San Francisco
Typische Wohnstrasse in Napa
News in brief:
- Breakfast
- Discussed first ideas
- Heard about experiences in the US
- Collected Rental Car
- Moved from Oakland to Motel in San Francisco
- Short walk down to fishermans wharft
- Updated the blog
- Still tired. Went to bed early
Dienstag Nachmittag in San Francisco angekommen. Der Flug war ruhig, bis auf das überzuckerte Kind in der Nachbarreihe. Die Horrorstories, was Fluggäste alles für Prozeduren über sich ergehen lassen müssen, kann ich nicht bestätigen. Man muß das Gepäck gemäß der neuen Vorschriften packen und den Laptop extra durchleuchten lassen, und das war es schon. Die Border Control war auch harmlos. Fingerabdruck und Foto – naja, das finde ich immer noch nicht gut, aber dafür war die Behandlung extrem freundlich.
Das Wetter zeigte sich auch von der freundlichen Seite. Bei der Ankunft Sonnenschein und 18 Grad. Claudi und Marco haben uns abgeholt und wir sind dann gleich rüber nach Oakland, Gepäck ablegen und einen kleinen Spaziergang am Lake Merrit gemacht.
Endlich etwas Bewegung!
Abends noch ein bischen wach gehalten und um halb 9 ins Bett gefallen. 13 Stunden Flug und 9 Stunden Zeitunterschied schlauchen schon ziemlich.
Warten auf den Anschlussflug in London Heathrow
British Airways 747 nach San Francisco
Übermorgen früh geht es los. Zeit, sich Gedanken über das Gepäck zu machen.
- Was nehme ich mit, außer dem Laptop und ein paar frischen Unterhosen?
- Wie wird das Wetter?
- Was MUSS ins Handgepäck?
- Was DARF überhaupt noch mitgenommen werden?
- Welche Ausweise und Papiere müssen mit?
- Hat der Mietwagen alle nötigen Versicherungen?
Die Wetterprognosen für San Francisco überzeugen mich noch nicht so richtig. Ich kann da keinen Unterschied zu Berlin erkennen. Als Urlaub wäre das eher rausgeworfenes Geld.
Immerhin konnte ich auf der Website von Britisch Airways schon mal das Filmangebot checken. Mir gruselt es schon etwas vor den 11 Stunden Non-stop (plus 2 Stunden Zubringer nach London). Hoffentlich reicht ein Tag, um wieder ‘in sync’ zu sein. Und hoffentlich sind die Kontrollen nicht ganz so nervig, wie ich befürchte.
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